Bankilaré

Landgemeinde Bankilaré
Landgemeinde Bankilaré (Niger)
Landgemeinde Bankilaré (Niger)
Landgemeinde Bankilaré
Koordinaten14° 35′ N, 0° 43′ O
Basisdaten
StaatNiger

Region

Tillabéri
DepartementBankilaré
Einwohner84.893 (2012)

Bankilaré ist eine Landgemeinde und der Hauptort des gleichnamigen Departements Bankilaré in Niger.

Geographie

Bankilaré liegt zwischen dem Fluss Niger im Osten und der Staatsgrenze zu Burkina Faso im Westen. Die Nachbargemeinden in Niger sind Gorouol im Norden, Ayérou und Dessa im Osten sowie Kokorou und Téra im Süden. Die Gemeinde wird überwiegend zum Sahel gerechnet, nur ein kleiner Abschnitt im Norden ist Teil der Übergangszone zwischen Sahel und Sahara.[1]

Bankilaré besteht aus einem urbanen und einem ländlichen Gemeindegebiet. Das urbane Gemeindegebiet ist in sechs Stadtviertel gegliedert: Assilim, Honbéri, Résidentiel, Tazizguirt, Técheft und Zongo. Bei den Siedlungen im ländlichen Gemeindegebiet handelt es sich um 67 Dörfer, 32 Weiler und 71 Lager.[2]

Geschichte

Das Gebiet von Bankilaré gelangte 1899 unter französische Verwaltung, zunächst als Teil des Kreises Sinder und später als Teil des Kantons Gorouol.[3] Um die nomadisch lebenden Tuareg und Fulbe in diesem Gebiet verwalten zu können, wurde 1959 in Bankilaré ein Verwaltungsposten eingerichtet. Bankilaré wurde damit neben Kolmane und Yatakala das dritte Dorf im Kanton Gorouol, das zu Zwecken politischer Verwaltung von Bedeutung war. Im Zuge dessen erhielt der Ort mehrere infrastrukturelle Einrichtungen wie einen Gendarmerieposten und ein Gesundheitszentrum. Bereits 1956 war eine Grundschule eröffnet worden. Im Gebiet von Bankilaré befanden sich noch in den 1960er Jahren bedeutende Anbauflächen für Hirse. Danach sorgten schlechte klimatische Verhältnisse und unfruchtbare Böden für einen starken Rückgang des Ackerbaus.

Im unabhängigen Niger (ab 1960) behielt Bankilaré den Status eines Verwaltungsposten. Insbesondere im Zuge der lange Zeit ergebnislosen Bemühungen um eine Dezentralisierung des Landes ab den 1990er Jahren setzten sich lokale Tuareg-Anführer für eine Loslösung Bankilarés von Gorouol ein. Erst im Zuge der landesweiten Verwaltungsreform von 2002 wurde Bankilaré eine von Gorouol unabhängige Landgemeinde. Bei der Hungerkrise in Niger 2005 gehörte Bankilaré wie Gorouol zu den am stärksten betroffenen Orten. Hier hatte die Bevölkerung weniger als eine Mahlzeit am Tag zur Verfügung.[4] Der Verwaltungsposten von Bankilaré wurde 2011 aus dem Departement Téra herausgelöst und zum Departement Bankilaré erhoben.[5]

Bevölkerung

Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 84.893 Einwohner, die in 9909 Haushalten lebten.[2] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 24.328 in 2966 Haushalten.[6]

Das urbane Gemeindegebiet hatte bei der Volkszählung 2012 3951 Einwohner in 527 Haushalten,[2] bei der Volkszählung 2001 2642 in 327 Haushalten[6] und bei der Volkszählung 1988 13.804 in 2043 Haushalten.[7]

In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Songhai, Fulbe und Tuareg.[8]

Politik

Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 21 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 8 MODEN-FA Lumana Africa, 5 PNDS-Tarayya, 3 MNSD-Nassara, 2 PJP-Génération Doubara, 2 UPRD-Kandé Gomni und 1 MPR-Jamhuriya.[9]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 31 Dörfern im ländlichen Gemeindegebiet.[2]

Wirtschaft und Infrastruktur

Am Fluss Niger wird Nassreisanbau praktiziert. Das übrige Gemeindegebiet gehört zu einer Zone, in der zum Teil noch Agropastoralismus betrieben wird.[10] Es gibt einen Markt im Stadtzentrum.[11]

Gesundheitszentren des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) sind im Stadtzentrum sowie in den ländlichen Siedlungen Amarsingué, Chatoumane, Lemdou und Pétèlkolé vorhanden. Das Gesundheitszentrum im Zentrum verfügt über ein eigenes Labor und eine Entbindungsstation.[12] Der CEG Bankilaré ist eine allgemein bildende Schule der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG).[13] Beim Collège d’Enseignement Technique de Bankilaré (CET Bankilaré) handelt es sich um eine technische Fachschule.[14] Das Berufsausbildungszentrum Centre de Formation aux Métiers de Bankilaré (CFM Bankilaré) bietet Lehrgänge in Landwirtschaftsmechanik, familiärer Wirtschaft und Tischlerei an.[15] Im Stadtzentrum nahm im Dezember 1999 der landesweit erste lokale Bürgerhörfunk (radio communautaire) seinen Betrieb auf.[16]

Bankilaré liegt an der Nationalstraße 5, die den Ort mit den Nachbargemeinden Gorouol und Téra verbindet. In der Regenzeit ist das Stadtzentrum wegen des schlechten Straßenzustands oft für mehrere Tage von der Außenwelt abgeschnitten.[17] Im Zentrum wir eine Niederschlagsmessstation betrieben.[18]

Literatur

  • Ilias Abou-Saghid: Les interactions agriculture-élevage dans les systèmes de production d’agropasteurs tamacheq de la zone de Bankilaré. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni, Niamey 1995.
  • Eric Komlavi Hahonou: Les premiers pas de la commune de Bankilaré (an 4) (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 77). LASDEL, Niamey/Parakou Juni 2009 (lasdel.net [PDF]).
  • Eric Komlavi Hahonou: La chefferie coutumière face au projet de décentralisation dans une localité de l'Ouest nigérien. In: Bulletin de l'APAD, 23–24/2002 (Online-Version).
  • Eric Komlavi Hahonou: Partis et dynamiques politiques locales dans les futures communes rurales de Bankilaré et du Gorouol (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 28). LASDEL, Niamey/Parakou April 2004 (lasdel.net [PDF]).
  • Kaman K. Awalle: Contribution à l’étude de l’évolution des genres de vie chez les pasteurs du Niger : exemple des tamasheq de la région de Bankilaré. Mémoire de Maîtrise. Université de Niamey, Niamey 1988.
  • Saley Batouré: Diagnostic environnemental et proposition d’aménagement de la mare de Lemdou (Arrondissement de Téra). Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2000.
  • Aichatou Ali Soumaila: Médias et attitudes actives du paysan : cas de la radio communautaire de Bankilaré. Mémoire. Département de Sociologie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2006.
  • Tilman Musch: Discourses about the "landlessness" of former nomads. Two conflict cases in Sadina (Western Niger). In: Recht in Afrika. Vol. 14, Nr. 1, 2011, ISSN 1435-0963, S. 85–100.

Einzelnachweise

  1. Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom Original am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
  2. a b c d Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 423–426, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  3. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 234.
  4. Niger Food Crisis 2005: Humanitarian Situation Report No. 1. UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, 26. Juli 2005, abgerufen am 27. Oktober 2018 (englisch).
  5. Une nouvelle loi sur le redécoupage administratif. In: L’Arbre à Palabres. Nr. 13, 11. August 2011, S. 2 (nigerdiaspora.net [PDF; abgerufen am 28. Januar 2014]).
  6. a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
  7. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 265 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  8. Yveline Poncet: Cartes ethno-démographiques du Niger au 1/1 000 000. Notice des cartes (= Etudes nigériennes. Nr. 32). Centre Nigérien de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1973, Annex: République du Niger: Carte ethno-démographique au 1:1 000 000 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 31. Januar 2021]).
  9. Résultats élections – Communales. (Nicht mehr online verfügbar.) Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  10. Comprendre l’économie des ménages ruraux au Niger. (PDF) Save the Children UK, 2009, S. 8, abgerufen am 2. September 2020 (französisch).
  11. Bulletin mensuel des produits agricoles n°271 du mois de juin 2019. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Système d’Information sur les Marchés Agricoles, Ministère du Commerce et de la Promotion du secteur privé, République du Niger, Juni 2019, S. 10, archiviert vom Original am 19. April 2021; abgerufen am 23. März 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/simaniger.cilss.int
  12. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
  13. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. (Nicht mehr online verfügbar.) Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original; abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)
  14. CET Tillabéri. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).
  15. CFM (Centre de Formation aux Métiers) de Bankilaré. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).
  16. La situation de la communication pour le développement au Niger (Etat des lieux). Tome 1. (PDF; 461 kB) Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, 2003, S. 23, abgerufen am 1. November 2019 (französisch).
  17. Cartographie des Risques de Protection – Région de Tillabéri. (PDF) Danish Refugee Council, Dezember 2018, S. 20, abgerufen am 23. März 2021 (französisch).
  18. Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 6 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 16. März 2022]).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Niger relief location map.jpg
Autor/Urheber: Carport, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Physische Positionskarte von Niger