Balthasar Friedrich von der Planitz

Wappen der Edlen von der Planitz

Balthasar Friedrich von der Planitz, seit 1522 Edler von der Planitz (* 1510; † 19. Juni 1563 in Eibenstock)[1][2][3] war als Offizier im Dienst bei den Burggrafen von Plauen und als Rat und Hauptmann viele Jahre bei den Markgrafen zu Meißen.

Leben

Türkensteuerregister für die Herrschaft Auerbach von 1542 mit von der Planitz’ Namen

Balthasar Friedrich Edler von der Planitz stammte aus dem in Rodewisch (Niederauerbach) ansässigen Zweig des Adelsgeschlechts Edle von der Planitz und lebte auf dem dortigen Rittergut (Ober-)Göltzsch. 1727 heißt es über ihn:

„so bald als ihn die Jahre geschickt gemacht die Waffen zu führen, hat er Krieges-Dienste angenommen, und Zeit seines Lebens sich iederzeit rühmlich, treu und ritterlich verhalten, dahero er sich bey hohen Potentaten sonders beliebt gemacht, wie er denn bey den Burggrafen von Plauen und Marggrafen zu Meyßen als Rath und Hauptmann zum Hof viele Jahre getreue Dienste gethan.“

Valentin König: Genealogische Adels-Historie Oder Geschlechts-Beschreibung, 1727, S. 717.[4]
Kaufbrief (Ausschnitt) von 1563

Im Jahr 1563 wollte er große Teile seiner Besitzungen an Kurfürst August von Sachsen verkaufen. Neben den Dörfern Schönheide und Stützengrün waren dies Neustädtel und große Wälder um diese Ortschaften beiderseits der Zwickauer Mulde bis an die Grenze von Böhmen. Im Kaufbrief vom 23. Dezember 1563 heißt es zu den Motiven des Verkaufs, er solle erfolgen „drangseeliger Schulden“ wegen und um sich aus der „Schuldenlast zu wircken“.[5] Zwischen dem Verkaufsangebot in Höhe von 30.000 Gulden, das er auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1563 unterbreitete, der vom Kurfürsten eingeleiteten Inspektion insbesondere der angebotenen Wälder und der Bewertung der Finanz- und Dienstleistungen der drei Ortschaften durch den Amtmann Hans Todt des Amtes Schwarzenberg und der Verständigung über den Kaufpreis starb Balthasar Friedrich von der Planitz im Juni 1563. Der Kaufvertrag wurde von seinen Erben am 23. Dezember 1563 abgeschlossen. Die finanziellen Probleme von der Planitz’ müssen so groß gewesen sein, dass er den Kurfürsten um ein – auf den Kauf hin gewährtes – Darlehen in Höhe von 5000 Gulden bat. Der Kauf kam zu einem Preis von 28.300 Gulden zu Stande. Für den Kurfürsten sei es ein sehr gutes Geschäft gewesen, weil die Wälder angesichts des Holzbedarfs für Bergwerke und Erzverarbeitung ein Vielfaches des Kaufpreises wert gewesen seien. Für nur einen Pfennig habe der Kurfürst zwölf Bäume bekommen.[6]

In der Rodewischer Turmknaufurkunde von 1645 ist von der Planitz als Stifter „verguldeter Becher“ aufgeführt.

Gründer von Schönheide

Abschrift der Gründungsurkunde von Schönheide, 18. Jh.

Nach dem Tod seines Vaters ließ Balthasar Friedrich Edler von der Planitz im höher gelegenen Bereich seines ererbten Herrschaftsgebietes nach 1535 zu, dass Siedler im Bereich der heutigen Dörfer Stützengrün und Schönheide Wald rodeten und Land urbar machten. Für letzteren Ort gilt das Jahr 1537 als Beginn der Besiedlung.[7] Am 20. März 1549 erließ der Gebietsherr von der Planitz für Schönheide einen sogenannten Befreiungsbrief, in dem er zustimmte, dass „meine lieben getreuen“ Einwohner „zur Schönheyde“ ein Dorf bauen. Gegen Geldzahlungen und Dienstleistungen – Frondienste – vergab er geografisch genau festgelegte Flächen als Lehen und bestimmte im Einzelnen Rechte und Pflichten der Einwohner. Er gewährte auch das Recht, Bier zu brauen und mit Wein zu handeln. Das Dorf durfte auch die niedere und hohe Gerichtsbarkeit ausüben.[8]

Familie

Balthasar Friedrich Edler von der Planitz war zweiter Sohn von Hans Edler von der Planitz. Kaiser Karl V. hatte im Jahr 1522 seinem Vater und dessen Bruder dieses Recht verliehen und darüber hinaus „ihren Leibes-Erben und Nachkommen, auch allen andern des Nahmens von der Planitz beyder Mann- und Frauen-Persohnen“.[9]

Balthasar Friedrich Edler von der Planitz war mit Magdalena von Bock aus Neuhof bei Amberg verheiratet und hatte eine Tochter Anna und einen Sohn Christoph Friedrich (* 10. Mai 1562; † 25. Augustjul. / 4. September 1638greg.), der den Rittersitz Göltzsch erbte.[10]

Tod

Im Juni 1563 besuchte Kurfürst August von Sachsen die Bergstadt Eibenstock. Ein Teil des kurfürstlichen Gefolges, unter dem sich auch Balthasar Friedrich von der Planitz befand, nahm Quartier im Haus des Eibenstocker Bergbauunternehmers Oswald Siegel (um 1508 – nach 1577). Nach dem zuvor im Haus des Zehntners Melchior Siegel – einem Bruder des Oswald Siegel – stattgefundenen nächtlichen Trinkgelage, das bis um zwei Uhr in der Früh andauerte, starb Balthasar Friedrich Edler von der Planitz in Oswald Siegels Haus „Sonnabend nach Viti“ (19. Juni 1563) um drei Uhr „durch die Gewalt Gottes“. Am Folgetag, Sonntag, den 20. Juni 1563, wurde sein Leichnam auf den Rittersitz Göltzsch überführt.[3]

Literatur

  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A, Band VII, 1965, Gesamtreihe Band 34. C.A. Starke Verlag.
  • Planitz, Edle von der. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 28, Leipzig 1741, Sp. 648–650.
  • Valentin König: Genealogische Adels-Historie Oder Geschlechts-Beschreibung Derer im Chur-Sächsischen und angräntzenden Landen … ältesten und ansehnlichsten Adelichen Geschlechter und … Hoch-Gräflichen Häuser, Teil 1, Seite 710 ff.: Genealogisch-Historische Beschreibung, Nebst denen Stamm- und Ahnen-Teffeln des Alt-Adlichen Geschlechts derer Edlen von der Planitz.Verlag Deer. Leipzig 1727, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10328201-9
  • Gottfried August Arndt: Archiv der Sächsischen Geschichte, 2. Teil, Leipzig 1785, S. 367–388 – Wortlaut des Vertrages vom 23. Dezember 1563 über den Verkauf der Besitzungen des Balthasar Friedrich Edler von der Planitz sowie Bericht des Amtmanns Hans Todt über die Besichtigung der Besitzungen, Digitalisat
  • Uwe Bauer: Die Siegels – Geschichte einer Eibenstocker Familie im 16. und 17. Jahrhundert, Eibenstock 2020, S. 71 und 72.

Trivia

Die Ehefrau Balthasar Friedrich von der Planitz’, Magdalena von Bock, war nach dem Tod ihres Mannes auch Vertragspartnerin des Vertrages vom 23. Dezember 1563 mit dem Kurfürsten. Ihre Unterschrift fehlt indes unter dem Vertrag. Im Vertragstext heißt es dazu: „Vnd weil ich bemelte Wittbe, nicht schreiben können, meinen freundlichen lieben Schwager, Rudolph, Edlen von der Planiz, vermocht, daß er sich an meiner stadt, zu bekräfftigung dieses Kauffs mit eigener Hand vnterschrieben.“[11]

Commons: Balthasar Friedrich von der Planitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gottfried August Arndt: Archiv der Sächsischen Geschichte, 2. Teil, Leipzig 1785, S. 370 Digitalisat
  2. Genealogische Adels-Historie Oder Geschlechts-Beschreibung Derer Im Chur-Sächsischen und angräntzenden Landen zum Theil ehemahls, allermeist aber noch ietzo in guten Flor stehenden ältesten und ansehnlichsten Adelichen Geschlechter, Leipzig 1727, S. 711 bis 713, Digitalisat in der Bayerischen Staatsbibliothek München, abgerufen am 9. Dezember 2013
  3. a b Uwe Bauer: Die Siegels – Geschichte einer Eibenstocker Familie im 16. und 17. Jahrhundert, Eibenstock 2020, S. 71 und 72
  4. Valentin König: Genealogische Adels-Historie Oder Geschlechts-Beschreibung […], Teil 1. Leipzig, 1727, S. 717 (Link zum Digitalisat)
  5. Gottfried August Arndt: Archiv der Sächsischen Geschichte, 2. Teil, Leipzig 1785, S. 371, Digitalisat
  6. Ernst Flath: Heimatkunde und Geschichte von Schönheide, Schönheiderhammer und Neuheide. Schönheide o. J. (1909), Reprint 1992, S. 193 (Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
  7. Karl Gottlob Dietmann: Die gesamte … Priesterschaft in dem Churfürstenthum Sachsen …, Band I.3: Konsistorium Wittenberg. Dresden und Leipzig 1755. Teil I Band 3, S. 609 Digitalisat in der Universitätsbibliothek Halle, abgerufen am 3. Januar 2014
  8. Ernst Flath: Heimatkunde und Geschichte von Schönheide, Schönheiderhammer und Neuheide. Schönheide o. J. (1909), Abdruck des Befreiungsbriefs S. 177–179
  9. Genealogische Adels-Historie Oder Geschlechts-Beschreibung Derer Im Chur-Sächsischen und angräntzenden Landen zum Theil ehemahls, allermeist aber noch ietzo in guten Flor stehenden ältesten und ansehnlichsten Adelichen Geschlechter, Leipzig 1727, Seite 711 bis 713: Abdruck des Erlasses Kaiser Karls V. über das Führen der Prädikats Edler und die Rotwachsfreiheit, Digitalisat in der Bayerischen Staatsbibliothek München, abgerufen am 7. August 2014
  10. Valentin König, Genealogische Adels-Historie Oder Geschlechts-Beschreibung Derer im Chur-Sächsischen und angräntzenden Landen … ältesten und ansehnlichsten Adelichen Geschlechter und … Hoch-Gräflichen Häuser, Teil 1, Seite 717: Genealogisch-Historische Beschreibung, Nebst denen Stamm- und Ahnen-Teffeln des Alt-Adlichen Geschlechts derer Edlen von der Planitz. Verlag Deer. Leipzig 1727, Digitalisat in der Bayerischen Staatsbibliothek München, Abruf am 13. Oktober 2019
  11. Gottfried August Arndt: Archiv der Sächsischen Geschichte, 2. Teil. Leipzig 1785, S. 382 Digitalisat

Auf dieser Seite verwendete Medien

Schönheide im Erzgebirge Gründung 1549.jpg
Schönheide im Erzgebirge: Gründungsurkunde - Ausschnitt (Eingangstext) aus einer Abschrift von 1710. Mit dem sog. Befreiungsbrief gründete der Gebietsherr im westlichen Erzgebirge, Balthasar Friedrich Edler von der Planitz, am 20. März 1549 (nach damaligem Kalender, heute 30. März 1549) das Dorf Schönheide als Gemeinde. Dies ist also die Gründungsurkunde für das Dorf Schönheide. Der Textausschnitt hat diesen Wortlaut:

Ich Balthasar Friedrich Edler von der Planitz, zur Golzsch, vor mich, meine Erben und Erbnehmern und Nachkommlingen, hiermit und in krafft diß Brieffs offentlich bekenne, Wie daß ich meine lieben getreuen zur Schönheyde, das dorff zubauen vergünstiget …

Die Schönheider hatten Ende des 17. Jahrhunderts versucht, ihre ihnen von von der Planitz eingeräumten Rechte sich vom Kurfürsten bestätigen zu lassen. Als Beweis schickten sie im Zuge des sich über mehr als zehn Jahre hinziehenden Schriftwechsels dem Kurfürsten eine Abschrift der Gründungsurkunde.
Edle von der Planitz Wappen.jpg
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Das Wappen der früheren Adelsfamilie Edle von der Planitz, abgebildet in Valentin König: Genealogische Adels-Historie Oder Geschlechts-Beschreibung Derer im Chur-Sächsischen und angräntzenden Landen ... ältesten und ansehnlichsten Adelichen Geschlechter und ... Hoch-Gräflichen Häuser, Teil 1, Seite 710: Genealogisch-Historische Beschreibung, Nebst denen Stamm- und Ahnen-Teffeln des Alt-Adlichen Geschlechts derer Edlen von der Planitz. Verlag Deer. Leipzig 1727 Digitalisat in der Bayerischen Staatsbibliothek München [1], abgerufen am 7. August 2014
Balthasar Friedrich Edler von der Planitz Verkauf 1563.jpg
Verkauf der Orte Schönheide, Stützengrün und Neustädtel sowie großer Wälder aus dem Besitz von Balthasar Friedrich Edler von der Planitz an den Kurfürsten August von Sachsen im Jahr 1563. Ausschnitt aus der ersten Seite des Kaufbriefs vom 23. Dezember 1563 in einer Abschrift aus dem 17. Jahrhundert (Archivalie). Der Vertragstext ist auch abgedruckt in Gottfried August Arndt: Archiv der Sächsischen Geschichte, 2. Teil, Leipzig 1785, S. 367-388 - Wortlaut des Vertrages vom 23. Dezember 1563 über den Verkauf der Besitzungen des Balthasar Friedrich Edler von der Planitz sowie Bericht des Amtmanns Hans Todt vom Amt Schwarzenberg über die Besichtigung der Besitzungen Digitalisat von Vertrag und Besichtigungsprotokoll.
Balthasar Friedrich Edler von der Planitz 1542.tif
Türkensteuerverzeichnis für die Herrschaft Auerbach aus dem Jahr 1542. Hier das Titelblatt für die dann folgende Aufstellung der Steuern der einzelnen Ortschaften. Wortlaut:

„Balthasar Friedrich Edler von der Plawnitz, auff der Göltzsch./ Zur dritten Frist, /nemlich/ Martini, Anno Domini/ 1542.“

Dies ist mit großer Sicherheit nicht eine Unterschrift von der Planitz‘, sondern der Text wurde sicher von einem der Schreiber in der Herrschaftsverwaltung geschrieben. In dem Verzeichnis heißt es u. a.: "Anlag Registere / Der Dorffschafften Inn der Herrschaft Awerbach, so uff Gemeiner Landschafften vorwilligunge zw stewer widder den grausamen Tyrannen unnd Blutdürstigen Erbfeindt Christliches Nahmens, den Türcken, Je uff tausend gulden 15 und uffs hundert 1 ½ guldennn, vermöge Churfürstlicher gnaden offenen Ausschreibens angelegett".