Balsamierungshalle

Balsamierungshalle in Hieroglyphen



weryt
wryt
Balsamierungshalle / heilige Stätte

Die Balsamierungshalle (auch Balsamierungswerkstatt; altägyptisch weryt) ist eine altägyptische Einrichtung zur Mumifizierung von Leichen. Der gesamte Vorgang in der Balsamierungshalle symbolisiert die Wandlung vom irdisch Verstorbenen zu einer göttlichen Mumienstatue, verbunden mit den zugehörigen Bestattungsriten der Lösung.

Nach Darstellungen von Privatgräbern aus dem Alten Reich stand die Balsamierungshalle zusammen mit dem Reinigungszelt (jbw) am Westufer des Nils. Es handelte sich um eine Konstruktion mit einer Säulenhalle und einem wegen der geheimen Riten geschützten Zugang. Für Könige gab es möglicherweise eine eigene Anlage, die ursprünglich eine Schilfhütte war (seh-netjer)[1]. Bisher wurde nur die Balsamierungshalle der Apis-Stiere in Memphis gefunden. Dabei handelte es sich um einen Ziegelbau mit schmalen, parallelen Räumen und acht bis zu vier Meter langen Steintischen mit Löwenprotomen.

Die Bezeichnung Balsamierungswerkstatt bezieht sich auf den Oberbegriff Lösung und meint die vergöttlichende Herstellung vom Körper des Verstorbenen. Jedem Körperteil wurde dabei eine Gottheit zugeordnet. Der Kopf besaß hierbei die größte Bedeutung (Totenmaske). Nach dem Vollzug der Vergöttlichung von Körperteilen setzte sich der Trauerzug in Bewegung, um an der Begräbnisstätte das abschließende Ritual der Mundöffnung vorzunehmen. Die vergöttlichte Mumienstatue wird während der Mundöffnungszeremonie in aufrechter Haltung mittags im Vorhof der Begräbnisstätte positioniert, um nach Sonnenuntergang in den Sarkophag eingebettet zu werden, wobei der Sarkophag als „Mutterschoß“ den Ort der nachfolgenden Wiedergeburt markierte.

Literatur

  • Michael Jones, Angela Milward Jones: The Apis House Project at Mit Rahinah. In: Journal of the American Research Center in Egypt (JARCE). Band 19, 1982, S. 51–58, JSTOR 40000433; JARCE. Band 20, 1983, S. 33–45, JSTOR 40000900; JARCE. Band 22, 1985, S. 17–28, JSTOR 40000388; JARCE. Band 24, 1987, S. 35–46, JSTOR 40000258.
  • Edward Brovarski: The Doors of Heaven. In: Orientalia. Nova Series, Band 46, Nr. 1, 1977, S. 110–115, JSTOR 43074745.
  • Herbert Ricke: Bemerkungen zur ägyptischen Baukunst des Alten Reiches II. In: Beiträge ägyptischen Bauforschung und Altertumskunde. Heft 5, 1950, S. 96–98.
  • James K. Hoffmeier: The Possible Origins of the Tent of Purification in the Egyptian Funary Cult. In: Studien zur Altägyptischen Kultur. (SAK) Band 9, 1981, S. 167–177, JSTOR 44323240.
  • Dieter Arnold: Balsamierungshalle. In: Wolfgang Helck, Eberhard Otto (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie. Band 1: A – Ernte. Harrassowitz, Wiesbaden 1975, ISBN 3-447-01670-1, S. 614–615.
  • Bernhard Grdseloff: Das ägyptische Reinigungszelt. Archäologische Untersuchung (= Etudes égyptiennes. Band 1, ZDB-ID 275507-5). Imprimerie de l’Institut Français d’Archéologie Orientale, Kairo, 1941, (Besprechung von Étienne Drioton, in: Annales du service des antiquités de l’Égypte (ASAE). Band 40, 1940, S. 1007–1014).
  • Selim Hassan: Excavations at Gîza. Band 4: 1932–1933. Government Press – Bulâq, Kairo 1943, S. 69–102, (Digitalisat).
  • Dieter Arnold: Lexikon der ägyptischen Baukunst. Albatros, Düsseldorf 2000, ISBN 3-491-96001-0, S. 34, → Balsamierungshalle (Reinigungszelt).
  • John Dimick: The Embalming House of the Apis Bulls. In: Rudolf Anthes: Mit Rahineh 1955. University of Pennsylvania – University Museum, Philadelphia (PA) 1959, S. 75–79, doi:10.9783/9781512813982-009.
  • Dieter Kurth: Reinigungszelt. In: Wolfgang Helck (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie. Band 5: Pyramidenbau – Steingefäße. Harrassowitz, Wiesbaden 1984, ISBN 3-447-02489-5, S. 220–222.

Einzelnachweise

  1. Dieter Arnold: Lexikon der ägyptischen Baukunst. Düsseldorf 2000, S. 34, → Balsamierungshalle (Reinigungszelt).