Ballochorie

Lupinen gehören zu den Austrocknungsstreuern
Springkräuter wie Impatiens glandulifera gehören zu den Saftdruckstreuern.

Als Ballochorie, Ballistochorie (griechisch βάλλεινballein, deutsch ‚werfen‘ und χώραchora, deutsch ‚Stelle, Gebiet‘) oder auch Ballautochorie sowie Bolochorie[1][2], bezeichnet man die meistens selbstständige, autochore aber auch allochore, durch Einwirkung äußerer Kräfte, Ausbreitung von Pflanzensamen durch Wegschleudern. Dazu zählen Schleuder-, Spritz-, Katapult-, Torsions- und Explosionsfrüchte (ballistische Früchte).

Eine Reihe von Pflanzen vermag selbständig ihre Diasporen an einen anderen Ort zu bewegen (Streufrucht, Selbststreuer). Manche Pflanzen nutzen dazu Mechanismen, die den Samen fortschleudern. Dies geschieht durch selbsttätige, plötzliche und explosionsartige Schleuderbewegungen (Autoballochorie). Diese ballautochoren Pflanzen unterteilt man dabei wiederum in zwei unterschiedliche Typen:

  • bei Austrocknungsstreuern (Xeroballochoren) reißt das nach der Reife austrocknende Gewebe (Spannungen im Perikarp; Quellung und Entquellung) der Früchte explosionsartig auf, so dass dadurch die Samen herausgeschleudert werden. Ginster und die Gemeine Akelei sowie die Platterbsen sind beispielsweise Pflanzen, die diesen Mechanismus nutzen. Es werden hier Torsions-, Katapult-, Schleuder- oder Explosionsmechanismen benutzt. Sie können auch noch weiter unterteilt werden.
    • Euxeroballochoren; sphäroide, schwere Samen, hoher Druck.[3]
    • Hemixeroballochoren; flache, leichte Samen, leichter Druck, nur teilweise Ausbreitung.[3]
  • bei Saftdruckstreuern (Hygroballochoren) kommt es mit der Fruchtreife zu einem Anstieg des Zellsaftdrucks (Turgorballisten). Dadurch schwellen die Wände der Frucht an, die explosionsartig aufreißen, wenn ein bestimmter Druck überschritten wird. Dabei wird der Samen z. T. mehrere Meter herausgeschleudert. Die Spritzgurke und das Springkraut zählen zu den bekanntesten Pflanzen, die sich eines solchen Mechanismus bedienen. Genutzt werden hier Spritz- (Rückstoßschleudern), Explosions- oder Schleudermechanismen (Hebel- oder Quetschschleuder; beim ersten Typus wirken Teile der saftigen Frucht als Hebel, durch welche die Samen fortgeschleudert werden, während beim zweiten Typus durch Quetschung geschwellter Fruchtteile die Ausschleuderung erfolgt).

Wobei, wie z. B. bei den Oxalis-Arten, auch die sich explosionsartig bewegende Samenschale (Endotesta, Arillus) für das Herausschleudern der Samen verantwortlich sein kann.

Es gibt aber auch Pflanzen, die mit Hilfe äußerer Einflüsse oder von Tieren ihre Samen durch Wegschleudern verbreiten, wobei diese Typen auch zu anderen Ausbreitungsmechanismen gerechnet werden:

Siehe auch

Literatur

  • F. G. Schroeder: Lehrbuch der Pflanzengeographie. Quelle & Meyer, 1998, ISBN 3-494-02235-6, S. 34 ff, online auf yumpu.com, abgerufen am 2. September 2017.
  • E. Ulbrich: Biologie der Früchte und Samen ‹Karpobiologie›. Springer, 1928, ISBN 978-3-642-51789-1 (Reprint), S. 40–50.
  • W. Ruhland: Handbuch der Pflanzenphysiologie. Band XVII: Physiologie der Bewegungen, Teil 2, Springer, 1962, ISBN 978-3-642-94853-4 (Reprint), S. 716–829.
  • Ballochorie im Lexikon der Biologie.

Einzelnachweise

  1. Verbreitungstyp nach Düll und Kutzelnigg, 1986, und Müller-Schneider 1983, In: Veröffentlichungen des Geobotanischen Institutes der Eidg. Tech. Hochschule, Stiftung Rübel, in Zürich, Band (Jahr): 125 (1995), online
  2. Ecology. Vol. XIV, Brooklyn Botanic Garden, 1933, S. 226, archive.org.
  3. a b Marie Lhotská: Beitrag zur Termiologie der Diasporologie. In: Folia Geobotanica et Phytotaxonomica. Volume 10, Issue 1, 1975, S. 105–108, doi:10.1007/BF02855106.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Lupine rot.jpg
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Springkapselkraut IMG 9452.jpg
Autor/Urheber: Losch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)