Balša II.

Wappen der Balšić

Balša II. (albanisch Ballsha II.; † 18. September 1385[1] in der Schlacht von Savra) war ein Fürst aus dem Adelsgeschlecht Balšić.

Herkunft

Das Königreich Dioklitien unter Konstantin Bodin
Das Königreich Dioklitien unter Konstantin Bodin

Über die Herkunft der Familie ist wenig bekannt, so dass es darüber verschiedene Ansichten gibt. Nach Aussage der Balšić selbst wäre ihre Herkunft mit der der Nemaniden verbunden.[Anm. 1][2]

Laut Giuseppe (Priestermönch aus dem Kloster Tronoša) stammten die Balšić in Frauenlinie von den Nemaniden ab und zwar von Vukan Nemanjić, dem König von Dioklitien. Diese Behauptung wird auch durch die Äußerung von Đurađ II. Balšić bestätigt, der in einer Urkunde vom 27. Januar 1386 die Erinnerung an seine verehrten Vorfahren Simeon Nemanja und Sava wachruft.[Anm. 2][3]

„[...] молитвама и мољењима светих мојих прародитеља Симеона Немање, првога мироточца српскога и светитеља Саве [...]“[Anm. 3][2]

Gemäß dem ragusanischen Geschichtsschreiber Mavro Orbini (1601) stammten die Balšić von Balsa, einem „sehr armen Herr von Zenta“ ab, der zu Lebzeiten des serbischen Kaisers Stefan Uroš IV. Dušan nur einen kleinen Weiler besaß.[Anm. 4][4]

Ungefähres Aussehen des Emblems auf dem Dinar von Đurađ I. Balšić
Ungefähres Aussehen des Emblems auf dem Dinar von Đurađ I. Balšić
Wappen der Herren von Les Baux

Laut dem französischen Historiker Charles du Fresne (1680) seien die Balšići französischer Abstammung, da sie das Wappen der aus der Provence kommenden Les Baux hätten: ein goldener Stern in einem roten Feld. Sie wären mit Karl I., König von Sizilien (1266–1282) nach Italien gekommen, wo sie den Nachnamen Del Balzo angenommen hätten. So hätten sie mit den Anjou die Adria überkehrt als diese 1272 „nach Dalmatien vordrangen und Durazzo und andere benachbarte Städte eroberten“ und Karl I. das Regnum Albaniae proklamierte.[Anm. 5][5]

Von Professor Giuseppe Gelcich aus Ragusa (1899) erfährt man, dass die „Balša, die andere auch Baoša, Balsich und Bolšié nennen, bereits 1304 zu Zeiten von Stefan Uroš II. Milutin als Magnaten des serbischen Hofes verzeichnet wurden als Matteo, Botschafter der Königin aus Bar [wahrscheinlich Simonida], sich in Ragusa aufhielt“.[Anm. 6][6]

„Als Ahnherr der Balša erscheint Balša I., wohl ein Feldherr von Dusan's und der identisch mit jenem Balsa Barinič Bivolitschič den Stefan Uroš V. 1357 neben Triphon Bua zum Herrn von Meleda ernannte.“ (1868)[Anm. 7][7]

Während der deutsche Historiker Edgar Hösch die Balšići als einheimische albanische Familie erwähnt, die nach 1355 politische Macht erlangten,[8] war diese Familie laut dem deutschen Historiker Peter Bartl „wahrscheinlich serbischer Herkunft“.[9] Der englische Historiker und Akademiker Noel Malcolm betrachtet die Balšići albanischer Abstammung, kulturell aber stark „serbisiert“.[Anm. 8][10]

Der deutsche Linguist Gustav Weigand geht von einer Mischung albanisch-aromunischer Herkunft aus, nachdem er den Nachnamen auf einer Liste alter albanischer Namen in Rumänien gefunden hatte, während Noel Malcolm eine albanisch-slawischen Vermischung der Familie erwähnt.[11] Dies entspricht der Darstellung bei Oliver Jens Schmitt:

„Bald aber kristallisierte sich die überragende Stellung der Balsha heraus, die aus dunklen Anfängen die Kontrolle über die konfessionelle und ethnische Symbiosezone der Zeta errangen. Sie selbst waren ein Produkt dieses Verschmelzens von albanischen mit slawischen und romanischen Elementen, und eben deshalb lässt sich ihre ethnische Herkunft von der modernen Wissenschaft kaum bestimmen. Es ist müssig über eine ethnische albanische, serbische oder wlachische Herkunft zu spekulieren, wenn das Ergebnis mehr heutigen Interessen als dem Verständnis des nordalbanischen Kulturraums dient.“[12]

Während Ivan Stepanovich Yastrebov (1839–1894), russischer Konsul in Shkodra und Prizren, den Namen mit der antiken römischen Stadt Balec verband, das nahe dem heutigen Shkodra lag[13], spricht Robert Elsie von einer „vermutlich slawischen Abstammung“.[14]

Leben

Zeta von 1372–1378

Nach dem Tod seines Vaters Balša I., dem Herrn von Zeta, im Jahr 1362[15] herrschte er gemeinsam mit seinen Brüdern Stracimir und Đurađ I. (zu dt. Georg) über Shkodra (im heutigen Nordalbanien), Bar, Kotor und Ulcinj (im heutigen Montenegro), Trau und Šibenik (im heutigen Kroatien).[15]

Nach dem Tod seines Bruders Đurađ im Jahr 1378[16] wurde er Alleinherrscher über den Familienbesitz, indem er seinen Neffen Đurađ II. Balšić, der eigentlich Miterbe war, einkerkern ließ. In der Zeta schlug Balša II. einen Aufstand verschiedener Adliger nieder. Die Adelsfamilien Muzaka und Dukagjin in Albanien machte er zu seinen Vasallen.

Seit 1382 führte Balša II. Krieg gegen seinen Schwager Karl Thopia, dem er 1385 (in anderen Quellen: 1383)[17] die wichtige Hafenstadt Durrës entreißen konnte, was den Höhepunkt der Balšić darstellte. Balša schmückte sich mit dem Titel Dux Dyrrachii.[Anm. 9][18] Es schien, als könnte er sich zum alleinigen Herren eines Fürstentums aufschwingen, das von Montenegro bis nach Himara im Süden des heutigen Albaniens reichte. Der aus seinem Besitz vertriebene Karl Thopia rief im Verein mit einigen anderen kleineren Herren, die sich durch die Expansion der Balšić bedroht fühlten, die Osmanen zu Hilfe, die in Schlacht von Savra in der Myzeqe an der Vjosa am 18. September 1385 Balša II. schlugen, der in der Schlacht den Tod fand.[19] Nach Mavro Orbini schlugen die Osmanen dem Balša II. den Kopf ab und brachten ihn zu Chaireddin.[Anm. 10][20]

Das Fürstentum Zeta wurde unter der Witwe Comita Muzaka (Schwester von Theodor II. Muzaka) und dem aus der Gefangenschaft entflohenen Đurađ II. aufgeteilt. Comita regierte über Vlora, Kanina, Himara und Berat im Süden, während die Zeta und die Region um Skadar an Đurađ II. fielen (1385–1403). Comita Muzaka regierte von Berat aus bis zu ihrem Tod im Jahr 1396. Ihre Tochter Ruđina Balšić, Herzogin von Vlora, Kanina, Himara und Berat konnte das Gebiet bis 1417 halten, als es von den Osmanen erobert wurde und sie nach Korfu flüchten musste.[21]

Nachkommen

Balša II. hatte mit Comita Muzaka († 1396[22]) eine Tochter Ruđina († nach 1421), die 1391 Mrkša Žarković († 1414[23]) heiratete.[24]

Siehe auch

  • Fürstentum Albanien

Literatur

  • Biografisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. 75, Theil 86, Auflage IV. Oldenbourg, München 1933.
  • Robert Elsie: A Biographical Dictionary of Albanian History. I.B. Tauris, London 2012, ISBN 978-1-78076-431-3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Mavro Orbini: Il regno degli Slavi hoggi corrottamente detti Schiavoni Historia. Girolamo Concordia, Pesaro 1601 (nsk.hr).
  • Peter Bartl: Balšići, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. München 1974, S. 130–132.
  • Friedrich Schweitzer: Notizie Peregrine Numismatica e D'Archeologia. Decade Quinta. G. Stallecker, Triest 1860 (socnumit.org [PDF]).
  • Oliver Jens Schmitt: Das venezianische Albanien (1392–1479) (= Südosteuropäische Arbeiten. Band 110). Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56569-9.
  • Edgar Hösch: The Balkans;: A short history from Greek times to the present day. Faber & Faber Limited, London 1972, ISBN 978-0-8448-0072-1.
  • Janko Šafarik: Glasnik Ućenog Srpskog Družstv (Amtsblatt der Serbischen Gelehrtengesellschaft). Rodoslovie serbsko (Serbische Genealogie). Belgrad 1853.
  • Johann Gottfried Gruber, Johann Samuel Ersch: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge. Band 86. F. A. Brockhaus, Leipzig 1868 (uni-goettingen.de).
  • Charles du Fresne: Historia Byzantina duplici commentario illustrata … Ludovicum Billaine, Paris 1680 (archive.org).
  • Alexander Andrić: Geschichte des Fürstenthums Montenegro. Von der ältesten Zeit bis zum Jahre 1852. Wallishauser, Wien 1853 (archive.org).
  • Noel Malcolm: Kosovo: A Short History. Macmillan, London 1998.
  • Franz von Miklosich: Monumenta serbica spectantia historiam Serbiae, Bosnae, Ragusii. Braumüller, Wien 1858 (archive.org).
  • Giuseppe Gelcich: La Zedda e la dinastia dei Balšidi. Tipografia Sociale, Spalato 1899 (archive.org).

Anmerkungen

  1. [...] молитвама и мољењима светих мојих прародитеља Симеона Немање, првога мироточца српскога и светитеља Саве [...] ([...] mit den Gebeten und Flehen meiner heiligen Vorväter Simeon Nemanja [Stefan Nemanja], des ersten serbischen Myrrhenpriesters und Heiligen von Sava [von Serbien] [...], 27. Januar 1386; Franz von Miklosich, Monumenta serbica spectantia historiam Serbiae, Bosnae, Ragusii, 1858, S. 203.)
  2. "[…] il Casato Balsa disceso, ma per via di donne dal Casato imperiale de' Nemanidi, e precisamente da quel Vlk che ne sarebbe stato, […] il primo rappresentante nella Zedda. Il quale asserto è confermato da quanto ne disse anche Giorgio II Balsa che, in un suo atto del 27 Gennaio 1386 evoca la memoria de' venerati suoi progenitori Simeone Nemanja e Sava." (Giuseppe Gelcic, La Zedda e la dinastia dei Balšidi, 1899, S. 29.)
  3. ([...] mit den Gebeten und Flehen meiner heiligen Vorväter Simeon Nemanja [Stefan Nemanja], des ersten serbischen Myrrhenpriesters und Heiligen von Sava [von Serbien] [...].
  4. "Balsa […] fu un gentilhuomo di Zenta assai pouero; e in vita dell'imperadoroe Stefan Dušan teneva solo una villa [kleiner Weiler]." (Mavro Orbini, Il regno degli Slavi hoggi corrottamente detti Schiavoni Historia, 1601, S. 286.)
  5. "[…] verum Balsae cognomen, & quae isti familiae adscribuntur insignia, stella nempe aurea in campo rubeo, fatis declarant, ex Italia, ubi sub Andegavensibus regni Neapolitani Regibus summa apud principes auctoritate ac dignitatibus fulsit, in hasce oras pervenisse, cùm Reges iidem in Dalmatiam escenderunt, ac Dyrrachium […]." (Charles du Fresne, Historia Byzantina …, 1680, S. 344.)
    "Il Du Cange, e con esso il Farlato, il Lenoimant ed il [Pavel] Rovinsky, forse confondendolo con qualche altro rampollo dei diversi casati occidentali emersi in quel tempo nella storia dei Balcani, scrissero essere quello del Balsa discendente dai provenzali "de Baux", dai lombi de' quali fu eziandio l'ultimo imperatore titolare di Costantinopoli. Lo [Friedrich] Schweizer forse per semplice malinteso, lo dice "dei Bolza". (Giuseppe Gelcic, La Zedda e la dinastia dei Balšidi, 1899, S. 28 f.)
    "[… ] i Bolza (Balsi) Signori di Zenta [… ]" (Friedrich Schweitzer, Notizie Peregrine Numismatica e D'Archeologia, Decade Quinta, 1860, S. 20.)
  6. "I Balša, che altri chiama anche Baoša, Balsich e Bolšié, si trovano ricordati quali magnati della corte serbiana già nel 1304, e precisamente nella persona di quel Matteo che, ai 18 Maggio dell'anno stesso, trovavasi a Ragusa, giuntovi da Antivari, quale ambasciatore della regina." (Giuseppe Gelcic, La Zedda e la dinastia dei Balšidi, 1899, S. 28.)
  7. "[…] ebenso auch Michael de Buchia, serbischer Gesandter 1350, dessen Sohn Tripa (Tryphon) am 10. April 1357 nebst Balsa Barinič Bivolitschič von Stefan Uroš mit der Insel Meleda belehnt wurde." (Johann Gottfried Gruber, Johann Samuel Ersch, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, Erste Section A–G, Theil 86, 1868, S. 37.)
  8. "The Balshas were probably of Albanian stock, but culturally Serbianized to a large degree: they had been Orthodox for a long time, and only converted to Catholicism once or twice for political reasons." (Noel Malcolm, Kosovo: a short history, 1998, S. 370.)
  9. Am 24. April 1386 bestätigte Balša II. „Von Gottes Gnaden Herzog von Durazzo“ den Ragusern die von seinem Bruder Đurađ I. verliehenen Privilegien. (Alexander Andrić, Geschichte des Fürstenthums Montenegro..., 1853, S. 4.)
  10. "A Balsa i Turchi tagliarono il capo, e lo portarono a Chariatino Turco, che teneva quelle parti di Macedonia, & di Romani per conto ri Amurate Principe de’ Turchi." (Mavro Orbini, Il Regno de gli Slavi hoggi corrottamente detti Schiavoni, 1601 S. 292 f.)

Einzelnachweise

  1. Edwin E. Jacques: The Albanians. An ethnic history from prehistoric times to the present. Hrsg.: MacFarland. Jefferson, 1995, ISBN 0-89950-932-0, S. 167 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b Franz von Miklosich, Monumenta serbica spectantia historiam Serbiae, Bosnae, Ragusii, 1858, S. 203.
  3. Giuseppe Gelcic, La Zedda e la dinastia dei Balšidi, 1899, S. 29.
  4. Mavro Orbini, Il regno degli Slavi hoggi corrottamente detti Schiavoni Historia, 1601, S. 286.
  5. Charles du Fresne, Historia Byzantina …, 1680, S. 344.
  6. Giuseppe Gelcic, La Zedda e la dinastia dei Balšidi, 1899, S. 28.
  7. Johann Gottfried Gruber, Johann Samuel Ersch, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, Erste Section A–G, Theil 86, 1868, S. 37.
  8. Edgar Hösch, The Balkans, A short history from Greek times to the present day, 1972, S. 86.
  9. Peter Bartl, Balšići, 1974, S. 130.
  10. Noel Malcolm, Kosovo: a short history, 1998, S. 370.
  11. Noel Malcolm: Kosovo: a short history. Macmillan, 1998, ISBN 978-0-333-66612-8, S. 62, 368 (google.com [abgerufen am 7. Juni 2016]).
  12. Das venezianische Albanien (1392–1479), 2001, S. 189.
  13. Albanische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): The Albanians and Their Territories. 8 Nëntori, Tirana 1985: „Whereas JS Jastrebov, when speaking of the Balshaj of Shkodra calls then Balesium, Balezza, Balezum, Balezo and adds that the Greeks in Dukel called them Barizi.“
  14. Robert Elsie, A Biographical Dictionary of Albanian History, 2012, S. 27.
  15. a b Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, S. 42
  16. William Miller: Essays on the Latin Orient. University Press, Cambridge 2015, ISBN 978-1-107-45553-5, S. 435 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Balšić in: Treccani, Enciclopedia Italiana online, abgerufen am 8. November 2016
  18. Revista bimestrale di Scienze, Lettere ed Arti. Ateneo Veneto, Venedig 1908, S. 17 (italienisch, archive.org [abgerufen am 8. November 2016]).
  19. Biografisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas (Südosteuropäische Arbeiten 75/IV), 1933, S. 312.
  20. Mavro Orbini, Il Regno de gli Slavi hoggi corrottamente detti Schiavoni, 1601 S. 292 f.
  21. Edwin E. Jacques, The Albanians. An ethnic history from prehistoric times to the present, 1995, S. 169.
  22. Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, Erste Section A–G, Theil 86. 1868, S. 94.
  23. Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, Erste Section A–G, Theil 86. 1868, S. 95.
  24. Balšići. Abgerufen am 18. März 2023 (englisch).

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