Bahnstrecke Wurzen–Eilenburg

Wurzen–Eilenburg
Übersichtskarte der Strecke
Streckennummer:6825; sä. WE
Kursbuchstrecke:164a (1944)
503 (1978)
Streckenlänge:21,58 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung:10 
Minimaler Radius:300 m
von Leipzig Hbf
0,000Wurzen 124 m
nach Dresden-Neustadt
Straße Wurzen–Nemt
Dresden-Neustadt–Leipzig Hbf
Bundesstraße 6
Verbindungskurve von Kornhain Abzw D
3,530Wurzen Ost früher Roitzsch (b Wurzen)
Staatsstraße 23
Anst Steinbruch Lüptitz
Straße Lüptitz–Gewerbegebiet Lüptitz
6,130Lüptitz 145 m
Straße Lüptitz–Zschorna
Straße Lüptitz–Hohburg
Anst Kaolinwerk Hohburg
8,267Zschepa-Hohburg 130 m
Straße Großzschepa–Kleinzschepa
8,628Brücke Lossatal (40 m)
Straße zum Klärwerk Kleinzschepa
Anst Sächsische Quarzporphyr-Werke
Straße Röcknitz–Großzschepa
Anst Steinbruch
12,559Collmen-Böhlitz 130 m
Straße Böhlitz–Lossa
Straße Böhlitz–Thallwitz
Verbindungsstraße S19–Thallwitzer Straße
15,780EÜ Wirtschaftsweg
16,280Thallwitz (ehem. Bf)120 m
landwirtschaftlicher Weg
Staatsstraße 11
ehemalige Landesgrenze Sachsen/Preußen
Bartholomäusaue
19,510Eilenburg Süd 105 m
Bundesstraße 87
von Cottbus und von Pretzsch
21,580Eilenburg 103 m
nach Halle (Saale)
nach Leipzig Hbf

Die Bahnstrecke Wurzen–Eilenburg ist eine Nebenbahn in Sachsen. Sie verlief von Wurzen nach Eilenburg und verband die Bahnstrecken Leipzig–Dresden und Leipzig–Cottbus miteinander. Die heute noch teilweise von Güterzügen befahrene Strecke wurde vor allem als Anschlussbahn zu den Steinbrüchen in den Hohburger Bergen erbaut.

Geschichte

Endpunkt der Strecke war der Bahnhof Eilenburg

Bereits im Jahre 1863 regte der damalige Eilenburger Bürgermeister Schrecker an, die geplante Muldentalbahn von Glauchau nach Wurzen über Grimma weiter bis nach Eilenburg, das damals noch nicht über einen Eisenbahnanschluss verfügte, zu erweitern und von dort eventuell noch weiter Richtung Bad Düben, Bad Schmiedeberg und Pretzsch bis nach Wittenberg zu verlängern. Die an der gedachten Strecke liegenden Gemeinden bekundeten zwar Interesse, jedoch lehnte die Merseburger Regierung diese Bestrebungen ab, da es auf dieser Verbindung „kein allgemeines Verkehrsbedürfnis“ gäbe.[1]

Das Projekt wurde über die kommenden Jahre zwar weiter verfolgt, erhielt jedoch durch die deutschen Reichseinigungskriege und den Ersten Weltkrieg weitere Dämpfer. Die Realisierung der Verbindungsbahn zwischen der Halle-Sorauer und der Leipzig-Dresdener Eisenbahn ist wohl vor allem auf das Wirken des Eilenburger Bürgermeisters Alfred Belian zurückzuführen. Die Bauarbeiten begannen am 9. Dezember 1919 und dauerten bis März 1927. Die Kosten beliefen sich auf rund 4,5 Millionen Reichsmark. Der Personenverkehr wurde am 1. April 1927 aufgenommen, der Anschlussbetrieb lief teilweise schon seit 1926. Der Personenverkehr auf der Strecke eröffnete somit etwa zeitgleich mit dem Kraftomnibusverkehr zwischen Eilenburg und Wurzen. Es stellt bis heute die letzteröffnete Verbindung für Eilenburg dar, das damit über immerhin fünf Richtungsanschlüsse verfügte.

Das längste Brückenbauwerk ist die 40 Meter lange Lossabrücke bei Kleinzschepa

Im Juli 1968 wurde der Bahnhof Thallwitz zum Haltepunkt zurückgebaut und war seither unbesetzt. Als eingleisige Nebenstrecke und Verbindung zweier kleiner Industriestädte sowie aufgrund der Nähe zu Leipzig war der Personenverkehr auf der Strecke nie von großer Bedeutung. 1978, nach 51 Betriebsjahren, stellte die Deutsche Reichsbahn den Personenverkehr ein. Einen regen Güterverkehr gab es aber weiterhin.

Am 31. Mai 1999 wurde der Abschnitt von Wurzen bis kurz vor dem Abzweig Steinbruch Lüptitz stillgelegt. Anschließend gab es für den Bau der Bundesstraße 6 und der ICE-Strecke Leipzig–Dresden, für die der Bahnhof Wurzen komplett umgestaltet wurde, bereits Gleisdemontagen, so dass ein durchgehender Betrieb nicht mehr möglich ist.

Im August 2002 wurde durch das Muldehochwasser der Bahndamm zwischen dem Abzweig von der Hauptbahn Halle–Cottbus und dem ehemaligen Haltepunkt Eilenburg Süd weggespült. Er wurde in der Folge neu aufgebaut und auch beim Bau der neuen Bundesstraße 87 mit einem Brückenbauwerk berücksichtigt.

Streckenbeschreibung

Eines der charakteristischen kleinen Brückenbauwerke entlang der Strecke in Kleinzschepa

Die Strecke beginnt im Bahnhof Wurzen und wurde dort – bis zum Rückbau der Anlagen – mit einer Unterführung gen Norden aus der Hauptbahn Leipzig–Dresden ausgefädelt. Sie verläuft in einem Bogen vorbei an Hohburg und Böhlitz, bis sie bei Kilometer 21,5 den Bahnhof Eilenburg erreicht. Die Strecke ist zwischen Wurzen und Lüptitz gesperrt und teilweise bereits demontiert. Sie beginnt heute am Abzweig vom Schotterwerk Lüptitz. Charakteristisch für die Strecke sind die vielen kleinen Brückenbauwerke über die verschiedenen Ortsverbindungsstraßen, wodurch die Strecke zum größten Teil niveaufrei ausgeführt ist. Die größte Brücke liegt nahe Kleinzschepa und überspannt auf einer Länge von 40 Metern das Lossatal. Die Personenbahnhöfe entlang der Strecke waren einfach ausgeführt und bestanden meist nur aus einem Seitenbahnsteig am Streckengleis. Bis auf Collmen-Böhlitz, Zschepa-Hohburg und Lüptitz waren die Stationen unbesetzt. Die Bahnhofsgebäude waren auf den Unterwegsbahnhöfen in Holzbauweise errichtet oder es gab nur ein hölzernes Wartehaus. In Zschepa-Hohburg und Collmen-Böhlitz sind sie noch erhalten, verfallen jedoch zusehends. Die Zugangsstellen sind bis heute ausfindig zu machen. Die alten Anschlussgleise sind entweder noch vorhanden oder aber deren Verlauf noch erkennbar.

Betrieb

Personenverkehr

Das alte Bahnhofgebäude von Collmen-Böhlitz

Wie oben bereits beschrieben, gab es auf der Strecke von 1927 bis 1978 Personenverkehr, dessen Bedeutung eher gering war und sich wohl zum großen Teil aus der damaligen touristischen Vermarktung der Hohburger Berge („Hohburger Schweiz“) ergab. Entlang der Strecke gab es acht Zugangsstellen. Für den Personenverkehr kamen wohl zu Beginn Preußische P 8 zum Einsatz. Im Kursbuch von 1944 waren fünf Zugpaare täglich verzeichnet. Damals benötigte man für die 21,6 Kilometer lange Strecke eine Reisezeit von 39 bis 42 Minuten.

Seit spätestens 1971 kamen die DR-Triebwagen der Baureihe 171/172 zum Einsatz. 1971 dauerte eine Fahrt auf der Strecke 38 Minuten, dabei wurde der Haltepunkt Wurzen Ost bereits nicht mehr bedient. Das Angebot blieb gering, so gab es montags bis freitags vier Zugpaare täglich. Die niedrigen Fahrgastzahlen begründeten auch die Einstellung des Reiseverkehrs noch zu Reichsbahn-Zeiten. Am 26. Mai 1978 verkehrte der letzte Personentriebwagen.

Güterverkehr

Anlagen der Anschlussbahn im Werk Frauenberg der Sächsischen Quarzporphyrwerke

Größere Bedeutung besaß der Anschlussverkehr in die an der Strecke gelegenen Steinbrüche. Vom Bahnhof Collmen-Böhlitz zweigte in östlicher Richtung das Anschlussgleis in das Werk Böhlitz der Quarzporphyrwerke ab, welches aber schon länger nicht mehr genutzt und mittlerweile abgebaut wurde.[2]

Wenige hundert Meter weiter Richtung Wurzen zweigt eine weitere Anschlussbahn der Quarzporphyrwerke ins Werk Frauenberg ab, die sich dort mit einer Anschlussbahn von der Strecke Halle–Cottbus traf, die heute jedoch abgebaut ist. Hier sind noch umfangreiche Güteranlagen vorhanden. So gibt es noch ein Zufuhr- und zwei Abholgleise sowie einen Portalkran. Die Anlagen wurden bis mindestens 1999 genutzt, sind heute jedoch verwaist. Die Bedienung erfolgte zuletzt durch die DB von Eilenburg aus. Für Rangierarbeiten stand eine V 22 zur Verfügung.[3]

Der Abzweig ins Schotterwerk Lüptitz ist der einzige noch bediente Anschluss an der Strecke

Vom Bahnhof Zschepa-Hohburg zweigte eine Anschlussbahn in das Hohburger Kaolinwerk ab, welche nach der Betriebseinstellung seit 1964 nicht mehr gebraucht wurde. Bis 1992 diente das Gleis noch als Anschluss für den VEB Mineralstoffgemische Hohburg. Als Nebenanschließer gab es noch das Agrochemische Zentrum Kleinzschepa. Für den Rangierdienst standen eine V 10 B und eine TGK 2-E 1 zur Verfügung.[4]

Weiter Richtung Wurzen zweigt nach dem Bahnhof Lüptitz eine Anschlussbahn in das Werk Lüptitz der Sächsischen Quarzporphyrwerke ab. Es gibt dort ein Zufuhr- und drei Abholgleise sowie ein Ladegleis. Das Streckengleis Richtung Wurzen wird noch einige hundert Meter zum Abstellen von Güterwagen genutzt. Für Rangierarbeiten kommen hier zwei Lokomotiven vom Typ V 22 zum Einsatz. Es ist der einzige Anschluss an der Strecke, der noch genutzt wird. Die Bedienung erfolgt durch die DB von Eilenburg aus mit Lokomotiven der Baureihe 232.[5]

Weblinks

Commons: Bahnstrecke Wurzen–Eilenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Otto Künnemann: Eisenbahnknotenpunkt Eilenburg. In: Jahrbuch für Eilenburg und Umgebung 2006.
  2. Bahn-Express: Sächsische Quarzporphyr-Werke GmbH, Werk Böhlitz, 04808 Böhlitz (abgerufen am 4. August 2011)
  3. Bahn-Express: Sächsische Quarzporphyr – Werke GmbH, Werk Frauenberg, 04808 Thallwitz-Röcknitz (abgerufen am 4. August 2011)
  4. Bahn-Express: Hohburg Mineralfutter GmbH, Am Lossatal 53, 04808 Hohburg (abgerufen am 4. August 2011)
  5. Bahn-Express: Sächsische Quarzporphyr–Werke GmbH, Werk Lüptitz, 04808 Lüptitz (abgerufen am 4. August 2011)

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Brücke der Bahnstrecke Eilenburg–Wurzen über die Straße Am Bahnhof in Kleinzschepa (Landkreis Leipzig)
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Abzweig zum Schotterwerk Lüptitz aus dem Bahnhof Lüptitz. Auf dem alten Streckengleis Richtung Wurzen sind Güterwagen abgestellt, wenige hundert Meter weiter ist die Strecke gesperrt und kurz vor Wurzen bereits demontiert.
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Eisenbahnbrücke der Strecke Eilenburg-Wurzen bei Hohburg (Landkreis Leipzig)
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Anlagen der Anschlussbahn der Sächsischen Quarzporphyrwerke - Werke Frauenberg.
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Eilenburg (Bahnhof Mitte)
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Altes Bahnhofsgebäude des Bahnhofes Collmen-Böhlitz an der Strecke Eilenburg–Wurzen