Bahnstrecke Wächtersbach–Bad Orb
Wächtersbach–Bad Orb | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Lokomotive Emma der Dampfkleinbahn Bad Orb | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckennummer: | 9362 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke (DB): | 618, 12618 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 6,5 km | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 600 mm, ehemals 1435 mm | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 3,1 ‰ | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 180 m | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Bahnstrecke Wächtersbach–Bad Orb ist eine 7,5 km lange, heute schmalspurige Eisenbahnstrecke (ursprünglich Normalspur), die im Bahnhof Wächtersbach beginnt und nach Bad Orb führt. Sie wurde am 23. Mai 1901 durch die Bad Orber Kleinbahn AG eröffnet, der Betrieb am 4. März 1995 eingestellt. Am 26. Mai 2001 ging ein erstes Teilstück wieder als 600-mm-Schmalspurbahn in Betrieb, seit dem 29. Oktober 2006 wird wieder die komplette Strecke befahren. Es findet allerdings nur ein eingeschränkter Betrieb an Sonntagen im Sommer statt.[1]
Geschichte
Betrieb
Bauherr und Betreiber war zunächst die Bad Orber Kleinbahn AG, welche am 20. August 1900 gegründet wurde. An ihr waren der preußische Staat und die Provinz Hessen-Nassau zu je einem Drittel sowie der Landkreis Gelnhausen und die Stadt Orb zu je einem Sechstel des Kapitals beteiligt.
Die Strecke konnte 1901 in Betrieb genommen werden.
Schon 1902 errichtete die Bad Orber Kleinbahn AG zusammen mit der Wächtersbach-Birsteiner Kleinbahn AG eine gemeinsame Verwaltung, der ab 1915 auch die Spessartbahn AG und die Freigerichter Kleinbahn AG unterstellt wurden. Die Bad Orber Kleinbahn wurde durch die Bad Orber Kleinbahn AG als Normalspurbahn errichtet und zunächst auch betrieben. Die Strecke verband die Kinzigtalbahn, Frankfurt am Main–Fulda(–Berlin), und die Bäderstadt Bad Orb im nördlichen Spessart.
Zum 1. April 1937 wurde der Landkreis Gelnhausen Eigentümer der vier gemeinsam verwalteten Kleinbahnen und bildete daraus den Eigenbetrieb „Gelnhäuser Kreisbahnen“, der später zu einem Teil der Kreiswerke Gelnhausen wurde.
Betriebseinstellung
Der Main-Kinzig-Kreis, in dem der Landkreis Gelnhausen 1974 aufgegangen war, wollte das seit den sechziger Jahren wachsende Defizit der Kleinbahn nicht mehr tragen. Die Stadt Bad Orb wollte den Bahnbetrieb hingegen aufrechterhalten und konnte 1979 gegen Zahlung von 500.000 DM und Abschluss eines Stromliefervertrags mit den Kreiswerken den Betrieb für weitere 15 Jahre sichern. Die Errichtung einer Unterführung unter die neu gebaute Bundesautobahn 66 und die Beseitigung des Bahnübergangs an der B 276 erforderte eine Einstellung des Zugbetriebs von 1981 bis 1982.
Im Mai 1991 verunglückte am damals nur mit Blinklicht gesicherten Bahnübergang an der Martinusstraße in Bad Orb eine Schülerin, die noch ihren Zug erreichen wollte, tödlich. Im Verfahren, das sich über alle Instanzen bis zum Bundesgerichtshof zog, wurde der Bahn, obwohl alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren, die alleinige Schuld am Unfall zugewiesen. Die dadurch notwendige Sicherung des betroffenen Bahnübergangs mit Halbschranken sorgte für eine insgesamt zweijährige Betriebseinstellung, erst am 31. Januar 1993 konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden. Da neben den Kosten des Unfalls auch eine Sanierung des Oberbaus notwendig gewesen wäre, um die Bahnstrecke weiter zu betreiben, stellten die Kreiswerke den Bahnbetrieb am 4. März 1995 endgültig ein. Der Vorschlag des Fahrgastverbandes Pro Bahn, die Strecke zu sanieren und in den damaligen Rhein-Main-Verkehrsverbund einzubinden[2], wurde nicht weiter verfolgt. Die Bahnstrecke wurde nach der Einstellung zum symbolischen Preis von 1 DM an die Stadt Bad Orb verkauft.
Verkehr
Hauptzielgruppe waren zunächst die Kurgäste, für die einige D-Zugpaare in Wächtersbach hielten. Schüler-, Berufs- und touristischer Verkehr traten hinzu.
Güterverkehr fand vor allem zum Truppenübungsplatz Lettgenbrunn auf der Wegscheide ab 1911 und bis 1921 statt. Dazu wurde die Bahn verlängert. Sie fuhr nun durch die Haselstraße bis zum Anschluss einer Standseilbahn am Wintersberg, die Güter auf die höher gelegene Wegscheide transportierte. An die Bergstation der Standseilbahn schloss sich ein umfangreiches militärisches Feldbahnnetz an.
Nach dem Ende des Truppenübungsplatzes wurde dort ein Ferienlager für Frankfurter Schulkinder eingerichtet, die mit der Bahn an- und abreisten, ebenso wie ihre Eltern, für die an Wochenenden durchgehende Züge von Frankfurt bis Bad Orb eingesetzt wurden.
Trotz wiederholter Rückschläge entwickelte sich der Personenverkehr bis in die fünfziger Jahre hinein stetig aufwärts. Um 1960 wurden jährlich 400 000 Reisende im Jahr befördert. Bis zu 15 Zugpaare verkehrten täglich. 1974 wurde eine Jahresleistung von über 500.000 Fahrgästen erreicht. Nahezu zwanzig Zugpaare täglich pendelten in den besten Jahren zwischen Wächtersbach und Bad Orb.
Bauwerke
Das Empfangsgebäude in Bad Orb von 1925/26 ist ein Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz.
Fahrzeuge
Um 1903 ließ die Bahn einen Salonwagen bei Henschel & Sohn in Kassel bauen. Weil er kaum genutzt wurde, verkaufte ihn die Bahn schon 1906 an die Krefelder Eisenbahn-Gesellschaft.[3]
Seit 1959 wurde die Strecke mit einer Wendezug-Garnitur mit zwei Personenwagen und einer Diesellokomotive betrieben – ein damals recht moderner Ansatz. Bei dieser Fahrzeugkombination blieb es allerdings auch bis zur Betriebseinstellung 36 Jahre später. Die dreiachsigen Diesellokomotiven vom Typ MaK 240 C kamen von der Maschinenbau Kiel, die beiden vierachsigen Wagen von der Waggonfabrik Gebrüder Credé. Der Steuerwagen hatte zwei Großraum-Abteile 2. Klasse und ein Steuerabteil, der andere Wagen zwei Abteile 1. Klasse, ein Abteil 2. Klasse und einen Gepäckraum. Die Zuggarnitur ist im Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein erhalten, eine Diesellokomotive vom Typ MaK 240 C der Gelnhäuser Kreisbahnen befindet sich in Birstein als Denkmallok am Vogelsberger Südbahnradweg.
Reaktivierung als Schmalspurbahn
Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, wieder eine Normalspurbahn fahren zu lassen, wurde ein Betreiber gefunden, allerdings für eine Schmalspurbahn: Dampfkleinbahn Bad Orb Rolf Jirowetz & Siegfried Theimer GbR.
Im Jahr 2000 begann die hinter dieser Gesellschaft stehende Gruppe von Kleinbahnfreunden mit der Reaktivierung der Strecke – ein rein ehrenamtliches Engagement. Dazu wurde die Strecke von Normalspur (1435 mm) auf Schmalspur (600 mm) umgespurt. Auf dieser Basis wird seit dem 26. Mai 2001 mit Fahrzeugen, die von der König-Ludwig-Dampfbahn Bad Brückenau kamen, von Bad Orb bis zum Haltepunkt Aumühle, seit August 2002 bis zum Haltepunkt Aufenauer Berg und seit 29. Oktober 2006 wieder bis Wächtersbach gefahren.
Der Betrieb ist ein Saisonbetrieb, der sonn- und feiertags von Ostern bis Ende Oktober stattfindet. Er wird ausschließlich von ehrenamtlichen Eisenbahnfreunden durchgeführt. Gefahren wird mit der Dampflokomotive „Emma“. Da die Dampflok „Emma“ am zeitweiligen Endbahnhof Aufenauer Berg (aufgrund fehlenden Umfahrgleises) nicht umsetzen konnte, wurde an Betriebstagen dort auf dem einzigen Abstellgleis (Stumpfgleis) eine Diesellok abgestellt. So konnte die Dampflok über das Abstellgleis an das andere Zugende rangiert werden.
Lokomotiven der Schmalspurbahn
Betriebs- nr. | Baujahr | Hersteller | Fabrik- nr. | Antrieb | Strecke | Standort | Bemerkungen | betriebs- fähig |
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Emma | 1923 | Hohenzollern | 4382 | Dampf | Wächtersbach–Bad Orb | Bahnhof Bad Orb | Leistung: 55 PS; Höchstgeschwindigkeit: 25 km/h | Ja |
1955 | Lokomotivbau Babelsberg | 248638 | Diesel Type Ns 2 f | Wächtersbach–Bad Orb | Bahnhof Bad Orb | Leistung: 30 PS; Höchstgeschwindigkeit: 14 km/h | Ja | |
1958 | Lokomotivbau Babelsberg | 262049 | Diesel Type Ns 2 f | Wächtersbach–Bad Orb | Bahnhof Bad Orb | Leistung: 30 PS; Höchstgeschwindigkeit: 14 km/h | Ja |
Literatur
- Heinz Schomann: Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6, Bd. 2.2, S. 845ff (Strecke 080).
- Gerd Wolff, Andreas Christopher: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 8: Hessen. Eisenbahn-Kurier, Freiburg 2004, ISBN 3-88255-667-6, S. 111–114; 138–147.
- Eisenbahnatlas Deutschland – Ausgabe 2005/2006. Schweers + Wall, o. O. 2005, ISBN 3-89494-134-0
- Reinhold Winter, Joachim Volz: Bad Orber Kleinbahn. 100 Jahre Geschichte der Bad Orber Kleinbahn. Illustrierte Entwicklungsgeschichte der Bahn und ihre Bedeutung für die Stadt Bad Orb. Geschichtsverein Birstein e.V., 2001, ISBN 3-980-40781-0
- Martin Weltner: Kleinbahn mit ganz speziellem Wendezug. In: eisenbahn-magazin. Nr. 3, 2017, ISSN 0342-1902, S. 48 f.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Dirk Thom: Dampfkleinbahn "Emma" wieder auf großer Fahrt. Bad Orb Touristik, 12. Juni 2011, abgerufen am 22. August 2020.
- ↑ Christian Behrendt / PRO BAHN-Hessen: Schienen nach Bad Orb. Neue Wege im Verbund. Lauterbach. 2. Auflage 1995.
- ↑ Paul Dost: Der rote Teppich. Geschichte der Staatszüge und Salonwagen. Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart 1965, S. 287.
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Autor/Urheber: NearEMPTiness, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Bahnstrecke Wächtersbach–Bad Orb ist eine 6,5 km lange, heute schmalspurige Eisenbahnstrecke mit 600mm Spurweite (ursprünglich Normalspur), die im Bahnhof Wächtersbach beginnt und nach Bad Orb führt.
Autor/Urheber: NearEMPTiness, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Bahnstrecke Wächtersbach–Bad Orb ist eine 6,5 km lange, heute schmalspurige Eisenbahnstrecke mit 600mm Spurweite (ursprünglich Normalspur), die im Bahnhof Wächtersbach beginnt und nach Bad Orb führt. Die hier gezeigte Lok Emma fuhr von 1996- 2000 auf der König-Ludwig-Dampfbahn in Bad Brückenau