Bahnstrecke Olten–Luzern

Olten–Luzern
RABe 521 im Bahnhof Luzern
RABe 521 im Bahnhof Luzern
Streckennummer (BAV):500
Fahrplanfeld:510
Streckenlänge:55,6 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:15 kV 16,67 Hz ~
Maximale Neigung:17 
Zweigleisigkeit:ja
von Aarau und Basel
39.29Olten
nach Solothurn –Biel
40.45zur NBS und nach Bern
Aarburg (87 m)
43.01Aarburg-Oftringen
von/nach Bern
44.00Aarburg Süd
aus Wettingen
47.46Zofingen
50.48Brittnau-Wikon
52.99Reiden
55.80Dagmersellen
58.74Nebikon
Egolzwil (17 m)
62.52Wauwil
66.80St. Erhard-Knutwil
ST aus Triengen
69.04Sursee
71.17Oberkirch LU
73.78Nottwil
78.99Sempach-Neuenkirch
84.55Rothenburg Station bis 2022: Rothenburg
87.00Emmenbrücke Kapf bis 2022: Rothenburg Dorf
aus Lenzburg (seit 1998)
88.45Hübeli
89.16Emmenbrücke Gersag
90.19Emmenbrücke
90.19nach Lenzburg (bis 1998)
90.53Reusszopf-Brücken Nord (40 m)
90.90Reusszopf-Brücken Süd (45 m)
91.82aus Zug
91.82aus Bern via Langnau
91.82Fluhmühle
aus Immensee
92.85Gütsch
Gütsch (326 m)
93.36Heimbach
Schönheim (199 m)
aus Kriens
aus Interlaken Ost
95.09Luzern

Die Bahnstrecke Olten–Luzern ist eine zweigleisige elektrifizierte Hauptstrecke in der Schweiz und vor allem im Personenverkehr Teil der Nord-Süd-Achse durch den Gotthard. Sie befindet sich in Eigentum der SBB Infrastruktur. Der operative Betrieb im Personenverkehr obliegt SBB Personenverkehr und der SOB, der lokale Güterverkehr vorwiegend SBB Cargo und Drittunternehmen.

Geschichte

Das Teilstück Olten–Emmenbrücke wurde von der Schweizerischen Centralbahn (SCB) am 9. Juni 1856 eröffnet, als diese ihre Strecke von Aarau nach Emmenbrücke in Betrieb nahm. Während die Stadt Zofingen den Knotenpunkt der Nord-Süd- und Ost-West-Achsen gerne an ihrem Bahnhof sah, entschied sich die SCB, diesen im Bahnhof Olten anzulegen. Anfänglich war die Streckenführung Basel–Luzern auch via Aarau–Lenzburg und das Seetal nach Emmenbrücke geprüft worden. Die Verlängerung nach Luzern folgte schliesslich im Jahre 1859.

Die Elektrifizierung wurde durchgehend am 23. Februar 1924 durchgeführt. Der Doppelspurausbau hingegen wurde in mehreren Etappen ausgeführt. Die SCB baute die Strecke Olten–Aarburg-Oftringen bereits 1858 auf Doppelspur aus, weil dieser Abschnitt zugleich der Bahnstrecke Olten–Bern angehört. Von 1908 bis 1939 wurde dann abschnittsweise die gesamte Strecke von Olten bis zur Dienststation Gütsch ausgebaut, die Einfahrt in den Bahnhof Luzern folgte erst 1969 – notabene heute weiterhin trotz Doppelspur ein dicht befahrenes Nadelöhr.[1]

Mit der Einführung von Bahn 2000 und der S-Bahn Luzern stieg die Bedeutung der Strecke abermals. Zur Beschleunigung und Verdichtung der bisher durchs Emmental führenden InterRegio-Züge Luzern–Bern–Genf sollten diese via Zofingen und die Neubaustrecke Mattstetten–Rothrist geführt werden. Dafür war die Reaktivierung der Kriegsschlaufe als Umfahrung von Olten und Vermeidung einer Spitzkehre im Bahnhof Olten notwendig – nach rund 15-monatiger Bauzeit konnte sie per Fahrplanwechsel im Dezember 2004 dem Verkehr übergeben werden. Auch die S-Bahn-Luzern sorgte für ein besseres Angebot im Nahverkehr.

Unfälle

Am Pfingstmontag, 30. Mai 1898, wurde eine Gruppe von mit Gleisarbeiten beschäftigten Bahnangestellten der Centralbahn (SCB) am südlichen Ausgang des Gütschtunnels bei Luzern von einem Personenzug der Nordostbahn (NOB) überfahren. Sieben Bahnarbeiter wurden sofort getötet, vier schwer verletzt.[2]

Am 13. Dezember 1932 stiess der Regionalzug Luzern–Arth-Goldau mit dem internationalen Schnellzug StuttgartZürich–Luzern im Gütschtunnel zusammen. Dabei wurden sechs Menschen getötet und über zehn verletzt. Rauch einer Dampflokomotive, die mit einem Güterzug Richtung Olten fuhr, schränkte die Sicht auf ein Halt zeigendes Signal ein. Der Schnellzug aus Zürich hatte dieses Signal überfahren und damit den Unfall verursacht.[3]

Streckenverlauf

Der Bahnhof Olten wird südwärts am rechten Ufer der Aare verlassen und ab Aarburg dem breiten Wiggertal bis etwa Nebikon gefolgt, von wo aus die flache Talwasserscheide zur Suhre und zum Sempachersee westlich von Sursee überschritten wird. Am Westufer des Sempachersees entlang geht es dann bis zu dessen Südende und ab Sempach die Furche des Waldbachs entlang über den flachen Höhenrücken zum Tal des tief eingegrabenen Rotbachs weiter. Nach dessen Überbrückung wurde eine nach Osten gerichtete Kehrschleife südlich von Rothenburg zum Abstieg ins Reusstal angelegt. Die Kleine Emme wird, unmittelbar vor ihrer Mündung in die Reuss, südwärts bei Emmen passiert und die Reuss noch ein kurzes Stück an ihrer linken (westlichen) Uferseite bis zum Kopfbahnhof Luzern begleitet.

Betrieb

Im Güterverkehr hat die Strecke vor allem wegen der zahlreichen Anschlussgleise von Industriebetrieben und Logistikunternehmen, vorwiegend in Dagmersellen und Rothenburg Station, eine Bedeutung, Transitgüterzüge der Nord-Süd-Achse mit Ziel Basel umfahren die Bahnhöfe Luzern und Olten via Aargauische Südbahn und Bözbergstrecke. Im Personenverkehr wird ein sehr dichtes Angebot geführt. Im Fernverkehr verkehren jeweils zweistündlich 21 Basel SBB–Luzern–Gotthard–Lugano (einmal täglich als bis/ab Mailand) und 26 Basel SBB–Luzern–Gotthard–Locarno (seit Dezember 2020 als Treno Gottardo mit Traverso der SOB betrieben) und überlagern sich so zu einem Stundentakt. Sie verkehren zwischen Olten und Luzern seit 2008 ohne Halt, zwischen 2005 und 2008 hielten die Gotthard-Schnellzüge auch integral in Zofingen und Sursee.

Dazu verkehren stündlich Züge als 27 zwischen Basel SBB und Luzern, sie halten in Olten, Zofingen und Sursee. Ebenfalls im Stundentakt werden die 15 auf der Achse Genf Flughafen–Bern–Luzern mit Halt in Zofingen und Sursee geführt. Zwischen Zofingen und Luzern bilden beide Interregiolinien einen exakten Halbstundentakt. Da diese beiden Fernverkehrszüge in ihrem Umlauf verknüpft sind, um in Luzern die Standzeit von 60 auf 30 Minuten zu reduzieren (Umläufe Genf–Luzern–Basel–Luzern–Genf) kommt das gleiche Rollmaterial zum Einsatz. Aktuell (Stand: Dezember 2023) sind dies fast ausschliesslich Doppelstockzüge der Typen SBB RABe 502 und IC2000.

Im Regionalverkehr verkehrt durchgehend stündlich unter der Bezeichnung 24 ein RegioExpress-Zugspaar, um vor allem die Orte nördlich von Sursee besser an die Stadt Luzern anzubinden. Die RegioExpress-Züge halten in Zofingen, Reiden, Dagmersellen, Nebikon, Wauwil, Sursee, Sempach-Neuenkirch, Rothenburg Station und Emmenbrücke. Seit Fahrplanwechsel 2023 werden für diese RE-Linie Doppelstockzüge des Typs Stadler KISS eingesetzt, davor waren es Stadler FLIRT oder bis 2011 Wendezüge mit Einheitswagen I und Re 4/4 II.

Für den Nahverkehr mit Halt an allen Stationen ist das Angebot der S-Bahn Luzern zuständig. Vor deren Einführung 2004 bis 2008 verkehrte durchgehend die S-Bahnlinie S8, die teilweise mit der S1 zu einem durchgehenden Zuglauf Olten–Baar durchgebunden wurde. Mit der Einführung des Neigezugskonzepts auf der Gotthardbahn und der Einführung des Fernverkehrshalbstundentaktes Zofingen–Luzern veränderten sich jedoch die Fahrplantrassen auf der Strecke Olten–Luzern, so dass die S-Bahn neu in Sursee gebrochen wird. Die S8 verkehrte nunmehr im Stundentakt zwischen Olten und Sursee; zwischen Sursee und Luzern verkehrt die S1 halbstündlich, die über Luzern hinaus bis Baar ebenfalls im Halbstundentakt verkehrt. Per Fahrplanwechsel im Dezember 2019 und der Eröffnung des Eppenbergtunnels auf der Strecke Olten–Aarau wurde die S8 in die neue S-Bahnlinie S29 Turgi–Brugg–Aarau–Olten–Zofingen(–Sursee) integriert, wobei zwischen Turgi und Zofingen die Linie halbstündlich verkehrt und auf dem Abschnitt Zofingen–Sursee stündlich. Auf dieser Linie werden Triebzüge des Typs NPZ Domino in unterschiedlichen Konfigurationen eingesetzt, davor waren es umgebaute NPZ Kolibri. Die S1 wiederum wird mit Stadler FLIRT-Zügen gefahren.

Bahnhöfe

Olten

Zofingen

Sursee

Emmenbrücke Gersag

Die Haltestelle Emmenbrücke Gersag wurde am 14. Dezember 2002 offiziell eingeweiht. Die fahrplanmässige Inbetriebnahme erfolgte am 15. Dezember 2002. Sie besteht aus zwei aussen liegenden 35 cm hohen Perrons, in der 16-Promille-Steigung zwischen den Bahnhöfen Emmenbrücke und Rothenburg Dorf.[4]

Emmenbrücke

Luzern

Wissenswertes

  • Die Strecke Olten–Luzern diente als Pilotstrecke für das Zugsicherungssystem ERTMS/ETCS Level 2. Für die Ausrüstung zuständig war der kanadische Technologiekonzern Bombardier.[5]
  • Die maximale Fahrgeschwindigkeit beträgt 160 km/h, jeweils zwischen Zofingen und Nebikon bzw. Sursee und Sempach-Neuenkirch.
  • Das Bundesamt für Umwelt und die SBB betreiben mit weiteren Partnern zwischen Sempach-Neuenkirch und Rothenburg Messtechnik zur Erhebung von Lärm- und Erschütterungsdaten.[6]

Spange Emmenbrücke

Aufgrund der Kapazitätsengpässe der nur doppelspurigen Zufahrtsstrecke zum Bahnhof Luzern, welche vor allem Ausbauten im Regionalverkehr verunmöglicht, gibt es nebst dem Tiefbahnhof Luzern auch andere Varianten, so eine Verbindungsspange von Emmenbrücke zur Bahnstrecke Zug–Luzern, um vor allem den Gotthardzügen das Kopfmachen in Luzern zu ersparen. Als Ersatz für den entfallenden Halt in Luzern soll der Bahnhof Emmenbrücke zu einem Fernverkehrsbahnhof ausgebaut werden.[7]

Einzelnachweise

  1. Olivier Tanner: Bahnstrecke Olten – Luzern. In: www.schienenverkehr-schweiz.ch. Abgerufen am 2. Mai 2022.
  2. Bericht des Bundesrates an die Bundesversammlung über seine Geschäftsführung im Jahre 1889. (PDF; 4,2 MB) Justiz- und Polizeidepartement. In: Schweizerisches Bundesblatt. 1. März 1899, S. 411, abgerufen am 20. November 2013.
  3. Schwere Eisenbahnkatastrophe bei Luzern. (PDF; 301 kB) In: Liechtensteiner Volksblatt. 7. Januar 1933, S. 3, abgerufen am 20. November 2013.
  4. Schweizer Eisenbahn-Revue 2/2003, Seiten 52&53.
  5. Bahntechnologie für die Schweiz von Bombardier Transportation (Memento vom 5. Februar 2015 im Internet Archive)
  6. Laborstrecke. In: Lärmforschung Eisenbahn. Bundesamt für Umwelt, abgerufen am 7. Februar 2023.
  7. Metron AG: Masterplan Stadtzentrum Luzern Nord. 2010 (luzernnord.ch [PDF; 12,5 MB; abgerufen am 2. Mai 2022]).

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SBB: Der Triebzug 521 017 als RE nach Olten fährt am Nachmittag des 4. Juli 2015 vom Bahnhof Luzern ab.
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