Bahnstrecke Nürtingen–Neuffen

Nürtingen–Neuffen
Endbahnhof Neuffen
Endbahnhof Neuffen
Streckennummer:9465
Kursbuchstrecke (DB):762
Streckenlänge:8,9 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D2
Maximale Neigung:22 
Minimaler Radius:190 m
Höchstgeschwindigkeit:80 km/h
von Plochingen
−0,6Nürtingen
Steinengrabenstraße (Bundesstraße 297)
Steinach
Gerberstraße
nach Immendingen
0,0DB Netz / WEG
Dammstraße
Am Lerchenberg
Gebr. Heller Maschinenfabrik
0,3Nürtingen Vorstadt
1,8Nürtingen Roßdorf
1,9Awanst Gnida 1
2,1Awanst Gnida 2
Steinach
ehemaliger Anschluss
3,7Frickenhausen
Ziegelei Th. Mayer (bis 1972)
4,4Frickenhausen Kelterstraße
5,9Linsenhofen (ehemals Bahnhof)
8,3Neuffen

Die Bahnstrecke Nürtingen–Neuffen, nach dem Neuffener Tal auch Tälesbahn genannt, ist eine Nebenbahn in Baden-Württemberg. Die Stichbahn zweigt in Nürtingen von der Bahnstrecke Plochingen–Immendingen ab und führt von dort aus nach Neuffen. Die 8,9 Kilometer lange Normalspurstrecke wurde am 1. Juni 1900 im Personenverkehr und am 21. Juni 1900 auch im Güterverkehr eröffnet, sie überwindet eine Höhendifferenz von 111 Metern. Eigentümerin ist seit Beginn an die Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft (WEG), diese gehört heute zur Transdev GmbH. Die Züge auf der Strecke fahren seit Dezember 2019 als Regionalbahn-Linie RB 65, zuvor führte der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) sie als Linie R 82.

Die Strecke wird von etwa 3.500 Fahrgästen pro Tag genutzt.[1]

Betrieb

Tälesbahn unterhalb der Burg Hohenneuffen (Bahnhof Linsenhofen)

In Nürtingen besteht regelmäßiger Anschluss an die Züge Richtung Stuttgart und Tübingen. Es besteht ein starrer Taktfahrplan, werktags wird dabei alle 60 Minuten, in der Hauptverkehrszeit alle 30 Minuten gefahren. Die Reisezeit von zwölf Minuten ermöglicht es auch beim 30-Minuten-Takt mit nur einem Fahrzeugumlauf auszukommen, Zugkreuzungen finden im planmäßigen Betrieb heute nicht mehr statt. Sonntags findet gelegentlich Schienenverkehr der Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen (GES), die unter der Bezeichnung Sofazügle vermarktet werden, statt. Seit dem 24. März 2013 findet auch sonntags von 10:00 bis 20:00 Uhr Regelbetrieb im Stundentakt statt.

In Neuffen befindet sich die Hauptwerkstätte der WEG. Dort werden auch Fahrzeuge anderer Strecken gewartet.

Ende 2012 begannen ETCS-Testfahrten in den späten Abendstunden und am Wochenende. Erprobt wird ein Fahrzeuggerät des Herstellers Thales. Dazu wurden auf einem 8,3 km langen Streckenabschnitt Eurobalisen verlegt.[2]

Fahrzeuge

Tälesbahn-Regio-Shuttle

Heutige

Seit dem Jahr 2000 kommen auf der Strecke ausschließlich Fahrzeuge des Typs Stadler Regio-Shuttle RS1 zum Einsatz. Nur mit diesen spurtstarken Triebwagen mit einer Motorleistung von 2 × 257 kW ist es möglich, die Fahrzeit von zwölf Minuten einzuhalten. Mit den früheren Fahrzeugen der WEG war dies nicht möglich.

Es stehen insgesamt vier Triebwagen zur Verfügung: VT 442 („Katja“) VT 445 („Alice“), VT 446 („Agnes“) und VT 447 („Mara“). Alle vier sind in Neuffen stationiert.

Ehemalige

Davor wurden zumeist gebrauchte Triebwagen verschiedener Typen eingesetzt. So waren Esslinger Triebwagen der ersten Serie wie der T 20 (seit 1984: VT 403) oder der T 10 (seit 1984: VT 402) im täglichen Einsatz. Der T 20 kam 1953 fabrikneu nach Neuffen, der T 10 etwa 1982 von der Strohgäubahn, damals von den Württembergischen Nebenbahnen betrieben, heute ebenfalls WEG. Aus der zweiten Serie Esslinger Triebwagen fuhr der T 19, seit 1984 VT 405, auf der Strecke.

Für den morgendlichen Schülerverkehr wurde hauptsächlich der mit 4 × 210 PS starken Büssing-Motoren versehene T 11, seit 1984 VT 401, verwendet. Dieser wurde bis 1972 auch für die Kalksteintransporte von Neuffen nach Nürtingen eingesetzt. Er war ein von der Deutschen Bundesbahn 1954 gebraucht erworbener und umgebauter „Dessauer“ von 1928, der bis 2000 auf der Strecke fuhr.

Ferner wurden auch die beiden Triebwagen T 23 und 24, zumeist in Doppeltraktion, für die Kalksteinzüge eingesetzt. Sie verließen die Strecke jedoch bereits 1979 nach dem Ende der Steintransporte und kamen zur Unteren Kochertalbahn von Jagstfeld nach Ohrnberg. Diese gehörte ebenfalls der WEG. T 23 und 24 waren mit automatischen Scharfenbergkupplungen ausgestattet.

Der Fuchs-Triebwagen VT 06 kam 1979 von der Unteren Kochertalbahn nach Neuffen und war nur sporadisch an Samstagen im Einsatz, da der kleine Zweiachser den Verkehr kaum bewältigen konnte. Heute gehört er den Ulmer Eisenbahnfreunden und ist betriebsfähig.

FahrzeugHerstellerBaujahrMotorenZugangAbgangSonstigesVerbleib
Triebwagen
T20Maschinenfabrik Esslingen / 23493

„Esslinger 1. Gen.“

19521952: 2× 150 PS

ca. 1974: 2× 180 PS ca. 1989: 2× 210 PS

19531996 abgestellt

1999 verkauft

1996 abgestellt

1999 an Brücke e.V.

1996 abgestellt

1999 an Brücke e.V.
Fahrzeug hatte 1996 Rangierunfall mit VS 230, danach keine Instandsetzung
ca. 2002 verschrottet

T11

1984: VT 401

Waggonfabrik Dessau / 1062919281958: 4× 210 PS1954/1958ca. 2000/2001

an WEG-Strecke

Gaildorf-Untergröningen

ex. DRG VT 863 bzw. VT 764

bzw. VT 66 906

ursprünglich Benzol-Triebwagen

1958 großer Umbau in Weissach

Fuhr die Kalksteinzüge

2002: UEF

2009: Freunde der Halle-Hettstedter-Eisenbahn e. V.

T10

1984: VT 402

Maschinenfabrik Esslingen / 23343

„Esslinger 1. Gen.“

19511951: 2× 150 PS

ca. 1968: 2× 210 PS

ca. 1982

ca. 1990

2000 abgestellt

2000 an ESG

Ursprünglich von der Strohgäubahn
T19

1984: VT 405

Maschinenfabrik Esslingen /24999

"Esslinger 2. Gen."

19571957: 2× 275 PS

1980: 2× 227 PS

ca. 1980 / 19821998 abgestellt

2000 an KML

Fahrzeug 1998 nach Getriebeschaden abgestellt

Stand vor 1980 lange in Neuffen abgestellt

2000: KML
T06Waggonfabrik Fuchs / 905619572× 210 PS19792000Fahrzeug war innerhalb der WEG Ersatz-Fahrzeug, daher nur selten auf der Tälesbahn im Einsatz2002: UEF-Museumsfahrzeug, betriebsfähig (Stand 2019)
T08Waggonfabrik Fuchs / 905719572× 190 PS19631968 an WN (später WEG)

-Strecke Korntal-Weissach

Reserve-Fahrzeug, seltener Einsatz

1984 ausgemustert

verschrottet
T23Gmeinder / Auwärter 544219682× 210 PS19681980 an WEG-Strecke

Jagstfeld-Ohrberg

Stets mit T24 zusammen im Einsatz, untereinander

wendezugfähig

Fuhr zusammen mit T24 die Kalksteinzüge

1996: WeBa
T24Gmeinder / Auwärter 544319682× 210 PS19681980 an WEG-Strecke

Jagstfeld-Ohrberg

Stets mit T23 zusammen im Einsatz, untereinander

Wendezugfähig

Fuhr zusammen mit T24 die Kalksteinzüge

1996: WeBa
VT 406Maschinenfabrik Esslingen / 25000

„Esslinger 2. Gen.“

19572× 275 PSca. 19891993 an ErmstalbahnReserve-Fahrzeug, seltener Einsatz1993: ENAG

1997: KML

VT 411Waggon-Union 822006/8

NE 81

19812× 270 PS19992000Leihfahrzeug wegen Fahrzeugmangel von

WEG-Strecke Korntal – Weissach

2003: NOB

2011: WEG (Korntal – Weissach)

2013: SAB

T 12MAN / 142776

MAN-Schienenbus

19562× 200 PS19982000Leihfahrzeug wegen Fahrzeugmangel von

WEG-Strecke Korntal – Weissach

2000: KEG

inzwischen verschrottet

T 01Waggonfabrik Dessau 310119352× 150 PS19461948 an WN (später WEG)

-Strecke Korntal – Weissach

Einsatz Neuffen – Nürtingen – Wendlingen – Kirchheim1961 verschrottet
VT 440Adtranz 36846

RegioShuttle RS 1

19992× 350 PS20002001 an WEG-Strecke Schorndorf-RudersbergFahrzeug wurde im WEG-Ringtausch an Strecke

Schorndorf-Rudersberg abgegeben

2001: WEG (Schorndorf-Rudersberg)
VT 441Adtranz 36847

RegioShuttle RS 1

19992× 350 PS20002001 an WEG-Strecke Schorndorf-RudersbergFahrzeug wurde im WEG-Ringtausch an Strecke

Schorndorf-Rudersberg abgegeben

2001: WEG (Schorndorf-Rudersberg)
Steuerwagen
VS 230Maschinenfabrik Esslingen / 23504

„Esslinger 1. Gen.“

19521952: 2× 145 PS

1989: -

19891996 abgestellt

1999 an Brücke e.V:

Fahrzeug wurde in Neuffen -1989 aus ehemaligen Triebwagen in Steuerwagen umgebaut1999: Brücke e.V.

???: VBV

Rückbau bei Brücke e.V. in VT

Betriebsfähig (Stand 2019)

VS 240Maschinenfabrik Esslingen / 23779

„Esslinger 1. Gen.“

1955-19932001 an WEG-Strecke Gaildorf-UntergröningenBis 1993 Aufarbeitung in Neuffen

Fahrzeug 2018 auf Gäubahn b. Stuttgart gesichtet im Neulack

ca. 2004 an ESG
VS 113MAN 143547

„MAN-Schienenbus“

1958-19982000Leihfahrzeug wegen Fahrzeugmangel von

WEG-Strecke Korntal-Weissach

2000: KEG

inzwischen verschrottet

Beiwagen
VB 101Auwärter-Aufbau auf MAN-Fahrgestell („Aufbauwagen“)19601960ca. 2000Gummiwulst-Übergänge

Zeitweise Werbung „K.Dorfschmid“

ca. 2000 an HWB
VB 102Auwärter-Aufbau auf MAN-Fahrgestell

„Aufbauwagen“

19601960ca. 2000Gummiwulst-Übergänge

Zeitweise Werbung „Stradinger“

ca. 2000 an HWB

inzwischen verschrottet

VB 103Auwärter-Aufbau auf MAN-Fahrgestell

„Aufbauwagen“

19601960ca. 1998Gummiwulst-Übergänge

Zeitweise Werbung „WEG“ (Eigenwerbung)

1998

vermutlich verschrottet

VB 104Auwärter-Aufbau auf

MAN-Fahrgestell

„Aufbauwagen“

19601960ca. 2000Gummiwulst-Übergänge

Werbung „Teppich-Center Kuzmic“

ca. 2000 an HWB
VB 105Auwärter-Aufbau auf

MAN-Fahrgestell

„Aufbauwagen“

19611961ca. 1991Gummiwulst-Übergänge

Werbung „Nürtinger Zeitung“

1991 an Hunsrück

ca. 2000 an HWB

VB 106Auwärter-Aufbau auf

MAN-Fahrgestell

„Aufbauwagen“

196119611990Gummiwulst-Übergang einseitig

Panoramafenster einseitig

zeitweise Werbung „Schöll“

Aufbau verschrottet
VB 107Auwärter-Aufbau auf

MAN-Fahrgestell

„Aufbauwagen“

196119611990Gummiwulst-Übergang einseitig

Panoramafenster einseitig

Zeitweise Werbung „EBW“

Aufbau verschrottet
VB 202Auwärter-Aufbau auf Herbrand-Fahrgestell

„Aufbauwagen“

1958ca. 1988ca. 2000Gummiwulst-Übergänge

Werbung „WEG“ (Eigenwerbung)

ca. 2000 an HWB
VB 122Auwärter-Aufbau

„Aufbauwagen“

19564-Achser, ehem. Packwagen,

Einsatz auf Tälesbahn nicht bestätigt

abgestellt in Neuffen (bis ca. 1998)

1990er Jahre an GES
VM 110MAN 142780

„MAN-Schienenbus“

19561956: 1× 150 PS

1977: -

1996: 1× 210 PS

19982000Leihfahrzeug wegen Fahrzeugmangel von

WEG-Strecke Korntal – Weissach

Ehem. Triebwagen, ca. 1978: Beiwagen, 1996: motorisierter Beiwagen

2000: KEG

inzwischen verschrottet

Literatur

  • Peter Sindlinger: Geschick, Sparsamkeit und Improvisation. 100 Jahre Tälesbahn Nürtingen-Neuffen. In: Schwäbische Heimat. Bd. 51 (2000), Nr. 4, S. 414–421 (https://doi.org/10.53458/sh.v51i4.7014).
  • Stadtarchiv Nürtingen Red. Reinhard Tietzen: Nach Neuffen alles einsteigen – 100 Jahre Tälesbahngeschichte(n), Sindlinger-Burchartz, Frickenhausen 2000, ISBN 3-928812-21-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Regionalverkehrsplan. (PDF, 70,1 MB) Verband Region Stuttgart, Juli 2018, S. 57 f., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Februar 2021; abgerufen am 7. Februar 2020 (S. 59 f. im PDF).
  2. ETCS-Testfahrten auf der Tälesbahn. WEG Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft mbH und Thales Deutschland testen hochmodernes, europäisches Zugsicherungssystem. Thales Deutschland, 28. August 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. August 2017; abgerufen am 28. August 2017.

Koordinaten: 48° 33′ 31,6″ N, 9° 22′ 27,6″ O

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Tälesbahn unterhalb der Burg Hohenneuffen.jpg
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Ein RS1-Triebwagen (rechts unten) der Tälesbahn, bei seiner Ausfahrt aus Linsenhofen, unterhalb der Burg Hohenneuffen (links oben).
Bahnhof Neuffen.jpg
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Der Bahnhof in Neuffen. Endpunkt der Tälesbahn.
Frickenhausen Bahnhof.jpg
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Der Haltepunkt Frickenhausen an der Tälesbahn.
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Bahnsteige am Bahnhof Nürtingen. Neben den Zügen der Relation Stuttgart - Tübingen, verkehrt hier auch die Tälesbahn.
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Der Haltepunkt Nürtingen-Vorstadt an der Tälesbahn.
Tälesbahn-Regio-Shuttle-VT447-2023.png
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The train called "Tälesbahn" on its tracks driving to Nürtingen just after leaving Neuffen. It represents the current look of all four wagons.
Frickenhausen-Kelterstraße.jpg
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Der Haltepunkt (Frickenhausen-)Kelterstraße an der Tälesbahn.
Nürtingen-Roßdorf.jpg
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Der Haltepunkt Nürtingen-Roßdorf an der Tälesbahn.
Linsenhofen Bahnhof.jpg
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Der Haltepunkt Linsenhofen an der Tälesbahn. Links oben grüßt die Burg Hohenneuffen.