Bahnstrecke Mainz–Frankfurt

Mainz Hbf–Frankfurt (Main) Hbf
Streckennummer (DB):3520 (Mainz–Frankfurt Hbf)
3650 (Frankfurt Stadion–Frankfurt Süd)
3538 (drittes Gl. Gustavsburg–Bischofsheim)
Kursbuchstrecke (DB):471, 645.8, 645.9
Kursbuchstrecke:249 (1946)
317c (Rüsselsheim – Frankfurt (Main) Sportfeld 1946)
316 (Frankfurt (Main) Sportfeld –Frankfurt (Main) Hbf 1946)
Streckenlänge:37,5 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h
Zweigleisigkeit:(durchgehend)
ursprüngliche Trasse und heutige Umgehungsbahn

Die Bahnstrecke Mainz–Frankfurt, auch Mainbahn, ist eine zweigleisige, elektrifizierte Hauptbahn in Rheinland-Pfalz und Hessen. Sie verbindet entlang des Südufers des unteren Mains die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz mit Frankfurt am Main. Sie wurde 1863 eröffnet.

Geschichte

Trasse der Mainbahn im Frankfurter Stadtwald, gesehen vom Fußgängersteg Am Hinkelstein in Kelsterbach, Blick nach Osten

Unmittelbar nach der Eröffnung der Rhein-Main-Bahn von Mainz nach Aschaffenburg durch die Hessische-Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft war diese bestrebt, auch einen Anschluss nach Frankfurt zu gewinnen. Dazu entstand das Projekt einer bei Bischofsheim von der Rhein-Main-Bahn abzweigenden und dem Lauf des Mains am linken Flussufer nach Frankfurt folgenden Bahn. Sie trat damit in Konkurrenz zur Taunus-Eisenbahn, die am rechten Mainufer parallel verläuft. Die Konzession für Bau und Betrieb der Bahn wurde seitens des Großherzogtums Hessen-Darmstadt am 15. August 1861, seitens des Senats der Freien Stadt Frankfurt am 17. Januar 1862 erteilt.

Der Bau der Strecke dauerte nur anderthalb Jahre. Am 20. Dezember 1862 fand die Probefahrt statt, die Eröffnung am 3. Januar 1863. Die ursprüngliche Strecke führte in Frankfurt vom Bahnhof Goldstein (später Sportfeld, heute Frankfurt Stadion) ursprünglich weiter Richtung Osten zum ehemaligen Bahnhof Forsthaus (heute nur noch Abzweigstelle) und dann in einem Bogen nach Norden zur Bahnstrecke Frankfurt am Main–Heidelberg, über die der Main-Neckar-Bahnhof erreicht werden konnte. Am 18. September 1876 wurde die Verbindungsstrecke von Forsthaus nach Sachsenhausen (heute Frankfurt (Main) Süd) eröffnet.[4]

Diese Einfahrt wurde ab dem 16. Januar 1882 durch die Linienführung über den Bahnhof Frankfurt-Niederrad und die Niederräder Mainbrücke ersetzt. Ab 1888 übernahm dann der neue „Centralbahnhof“ die Aufgaben aller drei Frankfurter Westbahnhöfe. Der ursprüngliche Streckenabschnitt östlich von Goldstein blieb weiterhin in Betrieb und dient heute unter anderem als Umgehungsstrecke.

Mit der Hessische-Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft ging die Strecke ab dem 1. Februar 1897 auf die Preußisch-Hessische Eisenbahngemeinschaft über. Zum 1. August 1906 ging der automatische Streckenblock zwischen den Bahnhöfen Bischofsheim (Mainz-Bischofsheim) und Goldstein (Frankfurt am Main Stadion) in Betrieb.[5]

Zum 29. März 1943 wurde der Bahnhof Opelwerk in Betrieb genommen.[6]

Seit 15. Dezember 1958 wird auf der Strecke planmäßig elektrisch gefahren.[7]

In der Nähe von Rüsselsheim ereignete sich am 2. Februar 1990 einer der schwersten Eisenbahnunfälle im Rhein-Main-Gebiet, bei dem eine S-Bahn aus Frankfurt am Main mit einer aus Wiesbaden kommenden S-Bahn zusammenstieß. Dabei starben 17 Menschen, über 80 wurden zum Teil schwer verletzt.

Seit 1999 ermöglicht die Verbindungsstrecke Raunheim Mönchwald–Raunheim Mönchhof den Anschluss an die Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main.

Nachdem ein Lkw Ende Juli 2023 einen Brückenanfahrschaden an einer Brücke über die Mörfelder Landstraße verursacht hatte, wurde die Strecke zwischen Frankfurt Stadion und Frankfurt Süd gesperrt. Die Instandsetzung soll voraussichtlich zwei Monate in Anspruch nehmen.[8]

Planungen

Der Streckenabschnitt Frankfurt Stadion–Frankfurt Hbf dient als Zulaufstrecke für die geplante Neubaustrecke Rhein/Main–Rhein/Neckar. Um Regional- und Fernverkehr voneinander zu trennen, soll östlich der Bestandsstrecke eine neue parallele zweigleisige Strecke gebaut werden, die nördlich der Niederräder Brücken in die bestehenden Strecken einmündet.[9] Der Baubeginn ist für 2021 geplant, die Fertigstellung für 2029.[10]

Im dritten Gutachterentwurf des Deutschlandtakts ist ein drittes Gleis zwischen Mainz-Bischofsheim und dem Abzweig Mönchwald unterstellt. Dafür sind, zum Preisstand von 2015, Investitionen von 361 Millionen Euro vorgesehen.[11][12]

Bauwerke

Folgende Bauwerke sind erhalten und einige Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz:

OrtBauwerkBaujahrkmDenkmal
Mainz-Bischofsheim BfEmpfangsgebäude195808,25*
RüsselsheimStreckenwärterhaus186312,80*
Raunheim BfEmpfangsgebäude186315,87*
RaunheimStreckenwärterhaus186317,39*
KelsterbachEisenbahnbrücke186321,75
KelsterbachStreckenwärterhaus186323,60*
Kelsterbach BfEmpfangsgebäude186323,81*
Frankfurt (Main) Stadion BfEmpfangsgebäude187931,37*
Frankfurt-Niederrad BfEmpfangsgebäude188233,19*
Frankfurt-SachsenhausenEisenbahnbrücke186434,47

Bedienung

Auf der Mainbahn verkehren Züge des Schienenpersonenfern- und -nahverkehrs sowie des Güterverkehrs.

Fernverkehr

ICE 1 auf der Verbindungskurve der Mainbahn im Bahnhof Frankfurt-Louisa

Die Strecke wird von einzelnen Züge der ICE-Linien 20, 31, 50 und 91 sowie der IC-Linie 31 befahren.

Die Züge des Fernverkehrs fahren von Mainz Hauptbahnhof kommend ab der Abzweigstelle Raunheim Mönchwald über die Verbindungsstrecke auf die Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main zum Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens.

Von dort fahren die Züge weiter ohne Halt über den Bahnhof Frankfurt am Main Stadion und entweder über die ursprüngliche Strecke zum Bahnhof Frankfurt (Main) Süd oder über die heutige Strecke nach Frankfurt (Main) Hauptbahnhof. Wenige Züge fahren auch über die Riedbahn weiter nach Mannheim Hauptbahnhof.

Nahverkehr

S8 im Mainz-Bischofsheimer Bahnhof auf dem Weg nach Hanau Hbf

Die Züge des Regionalverkehrs und der S-Bahn Rhein-Main fahren überwiegend zwischen den Bahnhöfen Kelsterbach und Frankfurt Stadion über die Flughafenschleife. Einige Züge der Relation Rüsselsheim – Maintal – Hanau fahren auch über den Flughafen Fernbahnhof.

LinieLinienverlaufTakt
RE 59Frankfurt Flughafen Frankfurt Süd Frankfurt Ost Maintal Ost Hanau120 min
RB 58Frankfurt Flughafen Frankfurt Süd Frankfurt Ost Maintal Ost Hanau – Aschaffenburg120 min
RB 75Wiesbaden – Mainz – Mainz-Bischofsheim – Darmstadt60 min
RE 2 (ab Koblenz) und
RE 3 (ab Saarbrücken)
Koblenz oder Saarbrücken – Mainz – Mainz-Bischofsheim – Frankfurt Flughafen Frankfurt60 min
S8Wiesbaden – Mainz – Mainz-Bischofsheim – Kelsterbach – Frankfurt Flughafen Frankfurt (tief) City-Tunnel Frankfurt – City-Tunnel Offenbach – Hanau30 min
S9Wiesbaden – Mainz-Kastel – Mainz-Bischofsheim – Kelsterbach – Frankfurt Flughafen Frankfurt (tief) City-Tunnel Frankfurt – City-Tunnel Offenbach – Hanau30 min

Literatur

  • Heinz Schomann: Eisenbahn in Hessen. Eisenbahnbauten und -strecken 1839–1939. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Drei Bände im Schuber. Band 2.1. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6, S. 302 ff. (Strecke 018).
Commons: Mainbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Streckenverlauf, Betriebsstellen sowie einige Signale und zulässige Geschwindigkeiten auf der OpenRailwayMap

Einzelnachweise

  1. Die Haltestelle Schwanheim wurde bereits ab dem 15. November 1901 aufgegeben (Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Sammlung der herausgegebenen Amtsblätter vom 9. November 1901. 5. Jahrgang, Nr. 53, Bekanntmachung Nr. 508, S. 372), später jedoch wieder in Betrieb genommen, denn 1904 erhielt sie Ausfahrsignale (Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 5. März 1904, Nr. 11. Bekanntmachung Nr. 113, S. 138). Zum 7. Oktober 1928 wurde sie in Frankfurt-Schwanheim umbenannt (Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion in Mainz vom 6. Oktober 1928, Nr. 44. Bekanntmachung Nr. 547, S. 276).
  2. DB Netze - Infrastrukturregister
  3. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  4. Architekten- und Ingenieur-Verein (Hrsg.): Frankfurt am Main und seine Bauten. 1886, S. 453 (google.de).
  5. Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 4. August 1906, Nr. 41. Bekanntmachung Nr. 458, S. 392.
  6. Deutsche Reichsbahn (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 20. März 1943, Nr. 18. Bekanntmachung Nr. 233, S. 143f.
  7. Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 5. Dezember 1958, Nr. 57. Bekanntmachung Nr. 635, S. 306.
  8. Nach Lkw-Anfahrschaden an Bahnbrücke Mörfelder Landstraße: Gutachten zeigt massive Bauwerksschäden auf. In: deutschebahn.com. Deutsche Bahn, 1. August 2023, abgerufen am 4. August 2023.
  9. Projektübersicht. Bahnprojekt Knoten Frankfurt Stadion. Abgerufen am 16. Dezember 2020.
  10. Zeitplan. Bahnprojekt Knoten Frankfurt-Stadion. Abgerufen am 16. Dezember 2020.
  11. Marten Maier: Infrastrukturliste Bewertung: Maßnahmen des Planfalls „Deutschlandtakt“, laufende Nummer 44 des Unterabschnitts 2, Vorhaben des Potentiellen Bedarfs des Bedarfsplans der Bundesschienenwege. (PDF) In: bmvi.de. SMA und Partner, 17. August 2021, S. 3, abgerufen am 19. August 2021 („2-00“, „Entwurf“).
  12. Deutschlandtakt: Bewertung Infrastrukturmaßnahmen für den 3. Gutachterentwurf. (PDF) In: downloads.ctfassets.net. Intraplan Consult, TTS TRIMODE Transport Solutions, 17. August 2021, S. 2, abgerufen am 18. August 2021 („Entwurf, Stand: 17.08.2021“).

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Kopfbahnhof mit(+) S-Bahnhalt, Streckenende
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ÜberWerfungsbauwerk Ecke 4. Quadrant
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Liniennummer S9 der S-Bahn Rhein-Main
Bischofsheimer (Mainspitze) Bahnhof- auf Bahnsteig zu Gleis 2- Richtung Frankfurt am Main (S-Bahn Rhein-Main 423 304-5) 29.3.2009.JPG
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S8 der S-Bahn Rhein-Main der Baureihe 423 im Mainz-Bischofsheimer Bahnhof auf dem Weg nach Hanau
Schwanheimer Wald 2020-03-27 10.jpg
Autor/Urheber: Leonhard Lenz, Lizenz: CC0
Trasse der Bahnstrecke Mainz–Frankfurt (auch Mainbahn genannt) der Deutschen Bahn im Frankfurter Stadtwald, Unterwald (nicht Schwanheimer Wald. Der Dateiname ist leider fehlerhaft). Gesehen vom Fußgängersteg Am Hinkelstein in Kelsterbach, Blick nach Osten, aufgenommen im März 2020.
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