Bahnstrecke München Ost–München Flughafen

München Ost–München Flughafen
Streckennummer (DB):5554 (München Ost–Daglfing)
5560 (Daglfing–Johanneskirchen)
5556 (Johanneskirchen–Flughafen)
Kursbuchstrecke (DB):999.8
Kursbuchstrecke:427r (München Ost – Unterföhring 1946)
Streckenlänge:33,121 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Zugbeeinflussung:PZB
Zweigleisigkeit:durchgehend
von München Hbf tief (S-Bahn-Stammstrecke)
von Deisenhofen
0,000München Ost Pbf 531 m
nach München-Steinhausen
1,140München Leuchtenbergring (seit 1972)
nach München-Riem West
von München Ost Freiladehof
1,671München Ost Abzw Freiladehof (Bft)
von München Ost Pbf
1,813München Ost Riedenburger Straße (Bft)
2,466München Ost Hultschinerstraße (Bft)
nach München-Steinhausen
2,570München Ost Rbf Hp (1948–1971)
nach München Ost Rbf (bis 1992)
3,400von München Ost Rbf (bis 1992)
4,190München-Zamdorf (bis 1959)
von München-Trudering (Nordring)
5,265München-Daglfing 516 m
6,060München-Englschalking (seit 1910)
7,280München-Johanneskirchen 516 m
8,035nach Steinwerk (Nordring, seit 1991)
8,510Abzw Nordost
nach Steinwerk (Nordring, bis 1991)
Feldkirchner Tangente (1941–1949)
9,518Tunnel Unterföhring (1427 m)
9,795Unterföhring (seit 2005)
9,830Unterföhring
10,945
11,215Mittlere-Isar-Kanal (49 m)
11,413Föhringer Kanal (1928–1972)503 m
12,800Ismaning Taxetstraße (1989–1992)
13,372Tunnel Ismaning (1669 m)
14,470Ismaning (bis 1989)492 m
14,572Ismaning (seit 1992)
15,041
24,458Hallbergmoos (Hp und Üst)
von Neufahrn (b Freising)
30,049München Flughafen West
nach München Flughafen Tanklager
31,486München Flughafen Besucherpark
32,360Tunnel München Flughafen (1293 m)
33,121München Flughafen Terminal
nach Markt Schwaben (geplant)

Quellen: [1][2][3][4][5]

Die Bahnstrecke München Ost–München Flughafen ist eine zweigleisige und elektrifizierte Hauptbahn in Bayern, die den 30 Kilometer nordöstlich von München gelegenen Flughafen München an die Stadt anbindet.

Streckenverlauf

Strecke bei Hallbergmoos mit Blick Richtung Flughafen

Die Strecke beginnt am Bahnhof München Ost und führt von dort nach Osten. In Höhe des S-Bahn-Betriebswerkes Steinhausen wendet sich die Strecke nach Norden und trifft auf die Verbindungskurve vom Bahnhof München-Trudering. Ab hier teilt sich die Strecke die Gleise mit dem Münchner Nordring. In diesem Abschnitt liegen die Stationen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen. In Höhe des Heizkraftwerks Nord zweigt der Nordring höhenfrei nach Westen ab und die Strecke erreicht den Haltepunkt Unterföhring, der in einem Tunnel liegt. Nach der Überquerung des Mittlere-Isar-Kanals und der Unterquerung des Münchner Autobahnringes verläuft die Strecke über Felder, um vor Ismaning wieder in einem Tunnel zu verschwinden. Nach dem Bahnhof Ismaning kommt die Strecke wieder an die Oberfläche. Nach der Unterquerung der Bundesstraße 471 verläuft sie parallel zur Bundesstraße 388 bis Fischerhäuser. An Erching und dem früheren Gelände des gleichnamigen Senders vorbei erreicht die Strecke den Haltepunkt Hallbergmoos. Dieser liegt außerhalb der geschlossenen Bebauung und wird mit einer Ringbuslinie bedient. Kurz vor dem Flughafen trifft die Strecke an der Abzweigstelle München Flughafen West auf die Verbindungsstrecke von Neufahrn bei Freising. Beide führen über den Haltepunkt Flughafen Besucherpark und danach in den Tunnel unter dem Vorfeld West und dem Terminal 1 hindurch zum Endpunkt der Strecke, dem Bahnhof München Flughafen Terminal, der unter dem Zentralbereich des Flughafens liegt.

Geschichte

Altes Bahnhofsgebäude von Ismaning bis 1989

Die Strecke zwischen München-Ost und Ismaning wurde am 5. Juni 1909 eröffnet. Gleichzeitig ging der Nordring in Betrieb, der auf einem Teil der Strecke die gleichen Gleise nutzt. Die Stadt Erding und die Gemeinde Oberföhring ersuchten eine Verlängerung der Bahn über Ismaning hinaus nach Erding. Diese Strecke wurde nicht realisiert.

Seit dem 21. Oktober 1927 ist die Strecke elektrifiziert. 1959 wurde der Haltepunkt Zamdorf geschlossen. Ende der 1960er Jahre war die Strecke von der Einstellung bedroht, wurde aber dann in das Netz der S-Bahn München integriert. Nach der Eröffnung der S-Bahn am 28. Mai 1972 wurde die Strecke nach Ismaning zuerst auf Busbetrieb umgestellt. Die Strecke wurde aber von den Sonderlinien zum Bahnhof München Olympiastadion befahren, die über den Nordring verkehrten. Erst ab dem 30. September 1973 fuhren S-Bahn-Züge der Linie S3 nach Ismaning. Mit Einführung des S-Bahn-Verkehrs wurden zwei Haltepunkte stillgelegt, dies waren München Ost Rangierbahnhof und Föhringer Kanal. Neu hinzu kam der Haltepunkt Leuchtenbergring.

Um den neuen Flughafen Münchens im Erdinger Moos an das Schienennetz anzubinden, wurde beschlossen, die Strecke von Ismaning dorthin zu verlängern. Die ursprünglichen Planungen gingen von einer oberirdischen Strecke durch Ismaning aus. Die Gemeinde Ismaning forderte dagegen einen Tunnel im Bereich ihrer Wohngebiete. Während die Bauarbeiten zwischen Ismaning und dem Flughafen 1985 begannen, dauerte der Streit um die Gleislage im Ort an. 1988 wurde schließlich entschieden, einen unterirdischen Bahnhof zu bauen. Am 26. November 1990 nahm die Deutsche Bundesbahn im Zuge des Streckenausbaus in Unterföhring ein neues Spurplanstellwerk der Bauart Sp Dr S600 von Siemens in Betrieb, von dem der Bahnhof Johanneskirchen ferngestellt wurde. Ab 1992 war das Stellwerk auch für die Fernsteuerung des neuen Abschnitts zum Flughafen und ab 1997 für die Fernstellung des Bahnhofs Daglfing zuständig.[6]

Am 7. März 1992 wurde die Streckenverlängerung mit dem Tunnelbahnhof Ismaning eröffnet. Zunächst führte die Deutsche Bundesbahn auf dem Neubauabschnitt nur einen beschränkt öffentlichen Pendelverkehr für Beschäftigte des Flughafens durch; am 17. Mai 1992 nahm sie schließlich den regulären Betrieb mit der Linie S8 von Pasing zum Flughafen auf.[7] Ein Abschnitt bei Unterföhring blieb dabei zunächst eingleisig. 2005 wurde dieser Streckenabschnitt ausgebaut. Wie in Ismaning wurden hier Strecke und Bahnhof unterirdisch gelegt und zum 21. November 2005 in Betrieb genommen. Einen großen Teil der Mehrkosten gegenüber einer oberirdischen Strecke übernahm die Gemeinde Unterföhring.[8][9][10]

Die Bauarbeiten für die Verlängerung bis zum Flughafen nahmen drei Jahre in Anspruch. Insgesamt wurden 42 Kilometer neues Gleis verlegt, daneben entstand eine neue, rund sieben Kilometer lange Bahnstromleitung. Auf Druck der Anwohner in Ismaning entstand ein 2,3 Kilometer langer Tunnel. Die Baukosten der S-Bahn-Verlängerung zum Flughafen betrugen 620 Millionen Euro. Eine Verlängerung nach Erding wurde in der Planung bereits berücksichtigt.[11] Für die Flughafenverlängerung bestellte die Bundesbahn 1990 sechs dreiteilige Triebzüge der Baureihe 420. Dabei war eine veränderte Innenraumgestaltung mit mehr Platz für Gepäck vorgesehen.[12]

Im Zuge einer Erweiterung des S-Bahn-Betriebswerks München-Steinhausen soll die Strecke im Bereich von Berg am Laim um 25 Meter nach Süden auf das Gelände des stillgelegten Rangierbahnhofs München Ost verlegt werden. Die Bauarbeiten begannen mit dem ersten Spatenstich am 12. Juli 2017.[13]

Verkehr

Der einzige Personenverkehr auf der Strecke wird heute durch die S-Bahn München durchgeführt. Hier verkehrt die Linie S8, die den Flughafen an die Innenstadt anbindet.

In der Vergangenheit fand auch Güterverkehr zu den Unterwegshalten statt. Transportiert wurden vor allem Torf, Ziegel, Kohlköpfe und Sauerkraut. Letzteres führte zum Namen Krautexpress, unter dem die Strecke bekannt war.[14]

Zukunft

Es war 2011 geplant, den Flughafen noch besser mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an die Innenstadt anzubinden. Um die Fahrzeit zu verkürzen, wird hier ein Flughafenexpress erwogen, der nicht an allen (oder an gar keinen) Unterwegshalten hält. Problematisch ist hier der Streckenteil, den sich die Strecke mit dem Nordring teilt. Hier befinden sich bei den Stationen Englschalking und Daglfing Bahnübergänge. Diese wären bei einem Ausbau der Strecke auf vier Gleise und dem Mehrverkehr über noch längere Zeit geschlossen als bis dahin. Das Gebiet östlich der Strecke ist zudem für ein großes Wohngebiet vorgesehen, dessen Anbindung dann ebenfalls über die Bahnübergänge erfolgen müsste. Als Lösungsmöglichkeit stehen eine Verlegung der Strecke in einen Tunnel oder der Bau von Straßenbrücken und Unterführungen im Raum. Ein weiterer Aspekt ist der Lärmschutz der Anwohner, die aus diesem Grund einen Tunnel fordern.[15] Diese Probleme konnten teilweise durch die unten genannten Maßnahmen behoben werden.

Geplante Maßnahmen

Überwerfungsbauwerk München-Flughafen

Um im Rahmen des Erdinger Ringschlusses eine benötigte höhenfreie Einfädelung der Neufahrner Spange zu ermöglichen, wird ein Überwerfungsbauwerk im Bahnhofteil Flughafen West geplant. Diese Maßnahme beinhaltet neben dem eigentlichen Bauwerk noch ein elektronisches Stellwerk für den Flughafen.[16] Die Bayerische Staatsregierung kündigte 2023 die Inbetriebnahmen des Stellwerkes bis Ende 2025 und des Überwerfungsbauwerks bis Ende 2028 an.[17]

Erhöhung der Streckengeschwindigkeit

Im Rahmen einer Netzergänzenden Maßnahme und des Linienkonzepts der 2. Stammstrecke, ist eine Erhöhung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit zwischen München-Johanneskirchen (MJK) und München Flughafen Besucherpark (MFHB) vorgesehen. Zwischen Unterföhring und Ismaning soll die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h auf 140 km/h angehoben, zwischen Ismaning und Flughafen Besucherpark von 120 km/h auf 160 km/h.

Zudem sollen hier auch weitere Anpassungen geschehen, wie u. a. einer Erneuerung des Oberbaus oder der Installation von Schallschutzwänden in München-Johanneskirchen.[18]

Viergleisiger Ausbau

Durch den bereits jetzt stark-frequentierten Streckenabschnitt entsteht ein Kapazitätsengpass von Zügen auf dem Weg nach München Nord Rbf. Um diesen Engpass zu beheben, wird von der Deutschen Bahn und dem Freistaat Bayern ein Viergleisiger Ausbau zwischen München Daglfing und München-Johanneskirchen, wobei die S-Bahn Züge auf einer separaten Trasse verkehren. Hierbei würden die Bahnsteige in Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen barrierefrei ausgebaut und die Bahnübergänge an der Brodersenstraße und an der Daglfinger Straße durch höhenfreie Kreuzungen ersetzt.[19]

Commons: Bahnstrecke München Ost–München Flughafen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Infrastrukturregister. In: geovdbn.deutschebahn.com. DB Netz AG, abgerufen am 12. Februar 2023.
  2. Trassenportal – Stammdaten (XLSX). In: dbinfrago.com. DB Netz AG, 11. Dezember 2022, abgerufen am 12. Februar 2023.
  3. Armin Franzke: Ringbahn München. München-Moosach – München-Schwabing – München-Johanneskirchen und München Ostbahnhof – Ismaning – Flughafen München. In: Wolf-Dietger Machel (Hrsg.): Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland einst & jetzt. Loseblattsammlung. GeraNova Zeitschriftenverlag, München, S. 10–11, 77–78.
  4. Karte der Bundesbahndirektion München 1958. In: Konrad Koschinski: Eisenbahn in München. Drehkreuz des Südens – gestern und heute (= Eisenbahn Journal. Sonder-Ausgabe 2/2013). Verlagsgruppe Bahn, ISBN 978-3-89610-377-2, S. 26.
  5. Bundesbahndirektion München. Karte im Maßstab 1:400000. Ausgabe B. Zentrale Transportleitung Kartenstelle der Deutschen Bundesbahn, September 1984 (blocksignal.de [abgerufen am 10. Oktober 2021]).
  6. Liste Deutscher Stellwerke auf stellwerke.de, vom 26. Oktober 2015, abgerufen am 8. Mai 2017.
  7. Reinhard Pospischil, Ernst Rudolph: S-Bahn München. Von den Anfängen des Vorortverkehrs zum modernen Hochleistungssystem. Ein Jahrhundert Planungsgeschichte – 25 Jahre im Dienst der Fahrgäste. Alba, Düsseldorf 1997, ISBN 3-87094-358-0, S. 212, 216.
  8. Daniel Schuhmann: 420-Sonderfahrt 100 Jahre Bahn in Ismaning. In: Tramgeschichten.de. 3. Juni 2009, archiviert vom Original am 1. November 2014; abgerufen am 23. November 2022.
  9. www.nordostkultur-muenchen.de
  10. doku-des-alltags.de
  11. Lückenschluß auf Münchner Flughafenbahn. In: Die Bundesbahn. Band 66, Nr. 11, 1991, ISSN 0007-5876, S. 1180.
  12. Sechs S-Bahn-Züge für Flughafenbahn München. In: Die Bundesbahn. Band 65, Nr. 9, 1991, ISSN 0007-5876, S. 913.
  13. Süddeutsche Zeitung: Mit der zweiten Stammstrecke kommt mehr Wartungsaufwand auf sueddeutsche.de, vom 13. Juli 2017, abgerufen am 15. Juli 2017.
  14. http://www.nordostkultur-muenchen.de
  15. Süddeutsche Zeitung 6. Dezember 2011: Tunnelblick
  16. Erdinger Ringschluss: Überwerfungsbauwerk und neues Stellwerk. In: Bahnausbau Region München. DB Netz, abgerufen am 9. Dezember 2023.
  17. Grünes Licht für S-Bahn-Bauwerk Richtung Flughafen. Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, 21. September 2023, abgerufen am 9. Dezember 2023.
  18. Projektinformationsdialog - Bahnausbau München - Infos zu Baumaßnahmen in der Region München. Abgerufen am 16. Mai 2023.
  19. Projektinformationsdialog - Bahnausbau München - Infos zu Baumaßnahmen in der Region München. Abgerufen am 16. Mai 2023.

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Tunnel Haltstelle gerade
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Ehemaliges Bahnhofsgebäude von Ismaning, Landkreis München, Regierungsbezirk Oberbayern, Bayern. Zustand vor dem Abbruch ca. 1989.
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Autor/Urheber: Vuxi, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Bahnstrecke bei Hallbergmoos
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Tunnel Kopfbahnhof, ex Streckenende