Bahnstrecke Liberec–Zawidów

Liberec–Zawidów
Strecke der Bahnstrecke Liberec–Zawidów
Kursbuchstrecke (SŽDC):037
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:C3 (2006)
Höchstgeschwindigkeit:80 km/h
Strecke – geradeaus
von Pardubice (vorm. SNDVB) – km 0
   
von Tanvald (vorm. RGTE)
   
von Česká Lípa (vorm. ATE)
Bahnhof, Station
160,359Liberec früher Reichenberg375 m
   
nach Zittau (vorm. ZRE)
Brücke über Wasserlauf (klein)
Lausitzer Neiße
Haltepunkt, Haltestelle
164,082Stráž nad Nisou früher Alt Habendorf350 m
Haltepunkt, Haltestelle
166,447Krásná Studánka früher Schönborn-Ratschendorf380 m
Bahnhof, Station
171,060Mníšek u Liberce früher Einsiedel400 m
Haltepunkt, Haltestelle
174,396Oldřichov v Hájích früher Buschullersdorf415 m
Tunnel
Tunnel Mníšecký (529,40 m)
   
von Bílý Potok pod Smrkem (vorm. FBB)
Bahnhof, Station
181,334Raspenava früher Raspenau355 m
Bahnhof, Station
186,694Frýdlant v Čechách früher Friedland in Böhmen300 m
   
Schmalspurbahn nach Heřmanice (vorm. FBB)
   
nach Jindřichovice pod Smrkem (vorm. FBB)
Brücke über Wasserlauf (klein)
Wittig
Tunnel – bei mehreren Tunneln in Folge
Tunnel Rigelský (137,62 m)
Brücke über Wasserlauf (klein)
Wittig
Haltepunkt, Haltestelle
192,676Minkovice früher Minkwitz240 m
Bahnhof, Station
195,291Višňová früher Weigsdorf235 m
Haltepunkt, Haltestelle
197,259Filipovka 230 m
Brücke über Wasserlauf (klein)
Wittig
Haltepunkt, Haltestelle
199,620Černousy früher Tschernhausen220 m
Grenze
200,107Staatsgrenze Tschechien–Polen
Bahnhof ohne Personenverkehr
Zawidów früher Seidenberg
Gleisdreieck – geradeaus, nach rechts, von rechts
von Mikułowa
   
nach Bogatynia
   
nach Görlitz (vorm. BGE)

Die Bahnstrecke Liberec–Zawidów ist eine eingleisige Hauptbahn in Tschechien, welche ursprünglich durch die Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn als Teilstück einer direkten Verbindung von Wien nach Berlin erbaut und betrieben wurde. Sie beginnt in Liberec (Reichenberg), überquert das Isergebirge und führt über Frýdlant v Čechách (Friedland in Böhmen) nach Zawidów (Seidenberg) in Polen.

Geschichte

Vorgeschichte und Bau

(c) Extrawurst in der Wikipedia auf Deutsch (Later version(s) were uploaded by Rolf-Dresden at de.wikipedia.), CC BY-SA 2.0 de
Streckennetz von ÖNWB (schwarz) und SNDVB (rot)

Bereits beim Bau der Strecke Pardubitz–Reichenberg war deren Fortsetzung nach Norden in Richtung Preußen vorgesehen gewesen. Stattdessen war mit der Zittau-Reichenberger Bahn nur eine Anbindung an das befreundete Sachsen zustande gekommen. Erst nach dem Deutschen Krieg 1866 konnte Preußen sein Interesse an einer direkten Verbindung mit Österreich an Sachsen vorbei durchsetzen. Am 21. Mai 1872 vereinbarten Österreich und Preußen in einem Staatsvertrag die Einrichtung der Strecke Reichenberg–Görlitz.[1]

Bereits am 31. März 1872 wurde der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn „zum Behufe der Fortsetzung ihrer Hauptlinie das Recht zum Baue und Betriebe einer Locomotiv-Eisenbahn von Reichenberg über Friedland bis zur Landesgränze bei Seidenberg“ erteilt.[2] Auf preußischem Gebiet erhielt die Berlin-Görlitzer Eisenbahngesellschaft die Konzession zum Bau und Betrieb der Strecke. Als Standort des Grenzbahnhofes wurde Seidenberg bestimmt.

Eröffnet wurde die Strecke Reichenberg–Seidenberg am 1. Juli 1875. Der kurze auf preußischem Staatsgebiet gelegene Streckenabschnitt Landesgrenze–Seidenberg wurde – wie auch bei anderen grenzüberschreitenden Strecken ähnlich üblich – von der Berlin-Görlitzer Eisenbahngesellschaft gebaut und an die Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn verpachtet.

Bereits am 1. Juni 1875 war die preußische Verbindung Görlitz–Seidenberg in Betrieb gegangen. Damit bestand nun eine durchgehende Bahnverbindung zwischen Wien und Berlin unter Umgehung Sachsens.

Nach der Verstaatlichung

Nach der Verstaatlichung der SNDVB ging die Strecke am 1. Januar 1908 an die k.k. österreichischen Staatsbahnen kkStB über. Nach dem Ersten Weltkrieg traten an deren Stelle die neugegründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen ČSD.

Im Zweiten Weltkrieg

Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland im Herbst 1938 kam die Strecke zur Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Dresden. Im Reichskursbuch war die Verbindung nun als KBS 160e Görlitz–Zittau / Seidenberg–Reichenberg enthalten.[3]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Haltestelle Černousy
Staatsgrenze bei Černousy. Wegen Oberbauschäden ist die zulässige Geschwindigkeit auf polnischem Gebiet auf lediglich 30 km/h begrenzt. (2016)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam die Strecke bis zur Staatsgrenze wieder zu den ČSD. Das preußische Streckenstück befand sich nun im Eigentum der Polnischen Staatsbahn PKP. Der durchgehende Bahnverkehr nach Görlitz wurde eingestellt. Der Bahnhof Seidenberg war deshalb vorerst nur über tschechoslowakisches Territorium mit PKP-Zügen zu erreichen.

Deshalb errichtete die PKP bis 1948 eine direkte Verbindung zur Schlesischen Gebirgsbahn (Görlitz–Wałbrzych), wobei die Strecke der ehemaligen Kleinbahn-AG Schönberg–Nikolausdorf mit einbezogen wurde. Am 3. Oktober 1948 wurde der grenzüberschreitende Güterverkehr wieder aufgenommen. Um 1950 erreichte die Verbindung ihre größte Bedeutung, als alle zwei Stunden Güterzüge über die Staatsgrenze verkehrten.

Während einer Vollsperrung von 28. Juli bis 23. August 2020 wurde der Oberbau zwischen Liberec und Mníšek u Liberce umfassend erneuert. Auf einem sechs Kilometer langen Abschnitt wurden über 7000 Betonschwellen ausgetauscht, die dort 1974 eingebaut wurden. Die Haltestellen Stráž nad Nisou und Krásná Studánka erhielten neue 90 Meter lange Bahnsteige. Darüber hinaus wurden sechs Wegübergänge modernisiert.[4]

Im Jänner 2021 gab der Liberecky kraj bekannt, die derzeit in Černousy endenden Personenzüge zukünftig über Zawidów nach Görlitz durchbinden zu wollen. Diesbezügliche Verhandlungen mit den polnischen und deutschen Partnern laufen bereits.[5]

Zugverkehr

Personenzüge verkehren heute in der Relation Liberec–Černousy (L6), wobei wochentags ein fast durchgängiger Stundentakt, am Wochenende ein Zweistundentakt angeboten wird. Grenzüberschreitender Reisezugverkehr nach Polen über die Grenze Černousy–Zawidów findet nicht statt.

Siehe auch

Literatur

  • Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah České republiky 2006–2007, 2. Auflage; Verlag Pavel Malkus, Praha, 2006, ISBN 80-87047-00-1

Weblinks

Commons: Railway line 037 (Czech Republic) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und Oesterreich-Ungarn wegen Herstellung einer Eisenbahn zwischen Görlitz und Reichenberg. (Wikisource)
  2. Concessionsurkunde vom 31. März 1872
  3. Deutsches Kursbuch – Jahresfahrplan 1944/45
  4. „Správa železnic opraví za 100 milionů trať z Liberce do Mníšku u Liberce“ auf zdopravy.cz
  5. „Liberecký kraj plánuje odkup motorových vozů od Českých drah, počítá s tím smlouva“ auf zdopravy.cz

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Streckennetz von ÖNWB und SNDVB
Cernousy Bahnhof.JPG
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Bahnhof Černousy
Railway border crossing near Černousy.jpg
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Border crossing of railway line Liberec – Zawidów
Bahnstrecke Liberec–Zawidow.png
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Karte der Bahnstrecke Liberec–Zawidów basierend auf OpenStreetMap