Bahnstrecke Derneburg–Seesen

Derneburg–Seesen
Streckennummer (DB):1823
Kursbuchstrecke (DB):ex 241, ex 206e
Streckenlänge:31 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung:16,7 
Minimaler Radius:240 m
von Hildesheim
0,0Derneburg (Han)
nach Goslar, ehem. nach Salzgitter-Drütte
3,4Wohldenberg
6,7Nienhagen (Nette)
7,8Schlewecke (Nette)
11,0Bockenem
14,3Königsdahlum
15,7Bornum am Harz
Schacht Hermann II
18,2Rothenberg 125 m
Schacht Carlsfund II
19,2Großrhüden 129 m
23,4Bornhausen 161 m
BSicon exdBS2c2.svgBSicon eBS2rxl.svgBSicon dSTR3h+l.svg
von Börßum (Braunschweigische Südbahn)
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Seesen Landesbahnhof 214 m
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Seesen (Bahnhof )
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nach Kreiensen (Braunschweigische Südbahn)
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nach Herzberg

Die Bahnstrecke Derneburg–Seesen ist eine ehemals 31 Kilometer lange Nebenbahn im westlichen Vorland des Harzes. Sie diente und dient hauptsächlich der regionalen Erschließung. Wichtigste Zwischenhalte waren Bockenem und Bornum, der heutige Endpunkt. Zwischen Derneburg und Bornum wird die Strecke noch immer von Güterzügen befahren.

Die Strecke verläuft von Derneburg an der Bahnstrecke Hildesheim–Goslar entlang dem Flüsschen Nette nach Süden, daher auch die alternative Bezeichnung Nettetalbahn. In einer großen Schleife wurden Seesen und die Bahnstrecke Börßum–Kreiensen erreicht.

Geschichte

ehemaliger Bahnhof Bockenem
ehemaliger Haltepunkt Wohldenberg

Diese Strecke ist der südwestlichste Teil des Netzes, mit dem die Braunschweigische Landes-Eisenbahn-Gesellschaft die ländlicheren Regionen des Herzogtums erschließen wollte. Diese hatte 1886 die Bahnstrecke Braunschweig Nord–Lichtenberg–Derneburg errichtet. Von dort aus wurde etappenweise nach Süden weiter gebaut. Am 27. Mai 1887 wurde Derneburg–Bockenem in Betrieb genommen; am 1. Oktober ging es bis Großrhüden weiter. Über eineinhalb Jahre später, am 1. Mai 1889, wurde Seesen erreicht. Die Landeseisenbahn, die formell privat war, aber vom Herzogtum finanziell unterstützt wurde, hatte einen eigenen Bahnhof in Seesen, etwa 400 Meter nach Nordosten vom Bahnhof der Preußischen Staatsbahn entfernt. Die heutige Straße „An der Landesbahn“ erinnert daran. Nur für den Güterverkehr wurde eine Verbindung zwischen den Bahngesellschaften eingerichtet.

Vom Rangierbahnhof Rothenberg aus führte von 1898 bis zur Stilllegung 1928 eine Anschlussbahn zu den Kaliwerken Carlsfund und Hermann II.[1] Die Kaliwerke waren die bedeutendsten Güterkunden an der Strecke.

1938 wurde die Landesbahn verstaatlicht und ihr Netz in die Reichsbahn eingegliedert. Seitdem fuhren die Personenzüge bis in den Seesener Staatsbahnhof. Einige Züge wechselten dort auf die Bahnstrecke Herzberg–Seesen; zeitweilig wurden Zugverbindungen von Hildesheim über Bockenem, Seesen und Osterode am Harz nach Herzberg angeboten.

Besondere oder überregionale Bedeutung erreichte diese Strecke nur wenige Tage als Umleitung für die Hannöversche Südbahn. Zusätzlich zu den bei ländlichen Nebenbahnen üblichen Problemen wurde diese Strecke dadurch entwertet, dass sie direkt parallel zur Bundesautobahn 7 verlief.

Bereits in den 1970er-Jahren wurde der Personenverkehr auf fünf Züge pro Tag und Richtung zurückgenommen; ab 1982 fuhren sie nur noch werktags. 1984 wurde die angrenzende Stammstrecke der Landesbahn von Salzgitter-Lebenstedt nach Derneburg aufgegeben.

In den 1980er-Jahren wurde die Strecke mit Akkutriebwagen (Baureihe 515), Wendezügen mit Diesellokomotiven der Baureihe 212 und Dieseltriebwagen der Baureihe 614 bedient. Am 25. Mai 1990 fuhr der letzte planmäßige Personenzug.

Zum 31. Dezember 1995 wurde der Güterverkehr eingestellt; die Strecke wurde zum 1. Januar 1996 stillgelegt. Der Abschnitt Seesen–Bornhausen ist heute unbefahrbar und stillgelegt, aber noch nicht vollständig abgebaut. Im Abschnitt Rhüden–Bornhausen befindet sich aber schon ein Radwanderweg auf der alten Bahntrasse.

Bahnstrecke Derneburg–Bornum

In Bornum produziert die auf industriellen Korrosionsschutz spezialisierte HAW Linings GmbH unter anderem Innenbeschichtungen für Kesselwagen. 1996 hat das Unternehmen den Streckenabschnitt Derneburg–Bornum gepachtet und betreibt diesen seitdem (Stand 2009) als Werksanschluss.

Die HAW Linings GmbH kaufte 1996 die Diesellokomotive HAW 9 mit Gelenkwellenantrieb für ihre Werksbahn. Die Diesellokomotive wurde im Jahr 1966 von der Maschinenbau Kiel unter der Serienbezeichnung MaK G 320 B ex und der Fabriknummer 220083[2] gebaut.

Auf dem Streckenabschnitt Derneburg–Bornum verkehrt mehrmals im Jahr eine Museumseisenbahn mit einem Reichsbahnzug von 1928, der in Bockenem sowie bei Bedarf in Königsdahlum, Schlewecke, Nienhagen und Wohldenberg hält. Der Reichsbahnzug von 1928 wird abwechselnd von der Dampflokomotive mit der Nummer 89 7513 und von der Diesellokomotive HAW 9 gezogen. Der Fahrplan ist so gestaltet, dass man nach einem kürzeren Aufenthalt in Bornum wieder zu dem Bahnhof bzw. Haltepunkt zurückfahren kann, an dem man eingestiegen ist.

Seit 1989 gehört die im Jahr 1912 gebaute Dreikuppler-Tenderlokomotive mit der Nummer 89 7513 der Dampfzug Betriebs-Gemeinschaft Hildesheim e. V.[3] Nach der Restaurierung durch deren Arbeitskreis Loburg ist sie in Loburg stationiert und befährt als Museumsbahn auch die Bahnstrecke Derneburg-Bornum.

Die HAW Linings GmbH stellt ihre Diesellok HAW 9 der Dampfzug Betriebs-Gemeinschaft Hildesheim e. V. für deren Fahrten mit historischen Eisenbahnwagen auf der Bahnstrecke von Derneburg nach Bornum zur Verfügung.

Literatur

  • Andreas Froböse: Die Nebenbahn Derneburg–Seesen. Hrsg.: Seesener Eisenbahnfreunde, Göttingen 1990
  • Ekkehard Eder: 125 Jahre Eisenbahnstrecke Seesen–Osterode–Herzberg. 8. Sonderheft der „Heimatblätter“ des Heimat- und Geschichtsvereins Osterode am Harz und Umgebung e. V., Osterode 1996, S. 103 ff.
  • Fiegenbaum/Klee: Abschied von der Schiene, Stillgelegte Bahnstrecken im Personenverkehr Deutschlands 1986–1990. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1991, ISBN 3-613-01417-3, S. 28 ff.
  • Christopher Wulfgramm: Die Braunschweigische Landes-Eisenbahn. EK-Verlag, Freiburg 2017, ISBN 978-3-8446-6409-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichtstafeln zu Rhüden und näherer Umgebung. Verein der Natur- und Heimatfreunde Rhüden am Harz e. V., S. 50–51, abgerufen am 18. Oktober 2015.
  2. http://www.loks-aus-kiel.de/index.php?nav=1406157&id=10160&action=portrait
  3. http://dbg-hildesheim.de/

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HAW 9 der HAW Linings GmbH beim Rangieren mit Kesselwagen für das Werk in Bornum im Bahnhof Derneburg
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DB 1823, Derneburg - Seesen
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Werk der HAW Linings GmbH in Bornum (Harz) bei Bockenem
Dampflokomotive 897513.jpg
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Die Arnold Jung Lokomotivfabrik baute im Jahr 1912 unter der Bezeichnung Pudel und der Fabriknummer 1720 diese Dreikuppler-Tenderlokomotive mit der Achsformel Cn2t für die Bremische Hafeneisenbahn. Sie kam 1930 mit der Nummer 89 7513 zur Deutschen Reichsbahn und 1949 zur Deutschen Bundesbahn. Von 1964 bis 1978 stand sie auf dem Spielplatz im Böcklerpark von Berlin-Kreuzberg. Seit 1989 gehört sie der Dampfzug Betriebs-Gemeinschaft Hildesheim e.V.. Nach der Restaurierung durch deren Arbeitskreis Loburg ist sie in Loburg stationiert und befährt als Museumsbahn verschiedene Streckenabschnitte. Die Aufnahme entstand am Bahnhof Bockenem während einer Fahrt auf der Bahnstrecke Derneburg nach Bornum.
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ex dünn BS2 Ecke 2. Quadrant
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Former railway stopping place at Wohldenberg, village of Holle, Lower Saxony, Germany.
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Former railway station of Bockenem, Lower Saxony, Germany.
Diesellokomotive MaK G 320 B ex mit Museumszug.jpg
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Die Maschinenbau Kiel baute im Jahr 1966 unter der Bezeichnung MaK G 320 B ex und der Fabriknummer 220083 diese Diesellokomotive mit Gelenkwellenantrieb für die Shell AG, Hamburg. Sie kam 1960 als Werksbahn zur Wolff Walsrode AG. 1996 kam sie als Werksbahn mit der Firmenbezeichnung HAW 9 zur HAW Linings GmbH in Bornum. Die HAW Linings GmbH hat die Bahnstrecke von Derneburg nach Bornum gepachtet, um Kesselwagen, die eine neue Innenbeschichtung erhalten sollen, zu ihrem Werk in Bornum zu bringen. Die Diesellokomotive zieht im Auftrag der Dampfzug Betriebs-Gemeinschaft Hildesheim e.V. deren Museumswagen auf dieser Bahnstrecke. Die Aufnahme entstand bei einer Fahrt der Diesellokomotive mit dem Museumszug.
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Strecke zum 3. Quadranten von links
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ex BS2-Abzweigstelle rechts ex links