Bahnstrecke Bonn-Beuel–Großenbusch

Bonn-Beuel–Großenbusch
Streckennummer (DB):9613
Streckenlänge:4,625 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
0,00Bonn-Beuel Industriebahn
Übergang zur Rechten Rheinstrecke
Lampenfabrik Kalthoff (Awanst)
Rhenag-Gaswerk Beuel (Awanst)
0,64A. W. Andernach (Anst)
1,1ehem. Zweigstrecke nach Limperich
Deutsche Vialit (Awanst)
Bundesautobahn 59
2,10Pützchen
2,74Pützchens Markt
2,80Bechlinghoven
3,60Kohlkaul Kautex-Werke (Awanst)
3,92Lafarge (Anst)
4,53Hangelar ehem. Übergang zur Bröltalbahn
Tongrube Commans, Feuerfest Contzen (Awanst)
6,20Großenbusch

Quellen: [1]

Die Bahnstrecke Bonn-Beuel–Großenbusch ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte Bahnstrecke von Bonn-Beuel nach Großenbusch. Der Streckenabschnitt Hangelar–Großenbusch ist mittlerweile abgebaut, auf der 4,625 Kilometer langen Reststrecke Beuel – Pützchen – Hangelar findet heute kein Verkehr mehr statt. Eigentümer der auch „Beueler Industriebahn“ genannten Strecke ist die Stadt Bonn. Diese hat die Strecke an die Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) verpachtet.

Streckenverlauf

Die ursprünglich von Beuel über Pützchen, Bechlinghoven und Hangelar nach Großenbusch mit Endstation auf der jetzigen Waldstraße führende Privatbahn ist heute auf den Streckenabschnitt bis Hangelar reduziert. Auch die frühere Zweigstrecke nach Limperich besteht nicht mehr.

In Hangelar existierte von 1955 bis 1967 eine Übergabemöglichkeit zur Bröltalbahn über eine zuletzt kaum noch genutzte[2] Rollwagengrube.

Einer der Gleisanschlüsse an der stillgelegten Zweigstrecke nach Limperich wies eine Auflaufkurve auf.

Technisch ist die Strecke relativ anspruchsvoll. Sie weist zwar wenige topografische Besonderheiten auf. Außer der „Tunneldurchfahrt“ durch das ehemalige Werk „A.W. Andernach“ in Beuel sowie der Unterführung unter der Bundesautobahn 59 bei Pützchen existiert auf der Gesamtstrecke keine Brücke, jedoch sind auf den gut vier Kilometern Strecke acht technisch gesicherte Bahnübergänge in Betrieb.

Geschichte

Die Strecke wurde am 28. Dezember 1900 zum Transport von Kohle zu den Hangelarer Tonwerken und von Tonerzeugnissen zur Weiterverladung auf die Staatsbahn von der Industriebahn AG eröffnet. Im Zweiten Weltkrieg fanden vermehrt Treibstofftransporte zum Hangelarer Flughafen statt. In den 1950er-Jahren befuhren täglich zwei Güterzüge die Strecke, zum 1. Dezember 1965 wurde der Abschnitt Hangelar–Großenbusch stillgelegt und in den Jahren 1971/72 abgebaut. Bereits in den 1960er Jahren war der Bahnbetrieb kaum noch wirtschaftlich: so sind im Jahr 1965 nur noch 25.000 Tonnen Güter transportiert worden[3]. 1964 wurde die Zugförderung mit eigenen Lokomotiven aufgegeben. Die Kleinbahn stellte zwar weiterhin das Zugpersonal, als Triebfahrzeug wurde aber stundenweise eine in Beuel stationierte Kleinlok der Deutschen Bundesbahn angemietet.[4]

Der Restgüterverkehr nach Hangelar wurde 1994 eingestellt. Daraufhin kaufte die Stadt Bonn die 4,6 Kilometer lange Reststrecke und verpachtete sie an die Rhein-Sieg-Eisenbahn.

Im Güterverkehr wurde durch die Rhein-Sieg-Eisenbahn noch bis 2009 regelmäßig die Firma Calderys in Hangelar angefahren. Die Güterwagen wurden dabei von der Rhein-Sieg-Eisenbahn mit eigener Lok im Güterbahnhof Troisdorf abgeholt und gingen im Bahnhof Bonn-Beuel auf die Kleinbahn über. Nachdem das Werk in Hangelar aufgegeben und abgerissen wurde, ruht der Güterverkehr auf der Gesamtstrecke faktisch.

Haltepunkt Pützchens Markt mit MAN-Schienenbus

Zu Pützchens Markt und an Nikolaus fand Personenverkehr auf der Reststrecke Hangelar–Pützchen–Beuel statt. Während zu Pützchens Markt seit den 1990er-Jahren durchgehend ein dichter Taktfahrplan angeboten wurde (zumeist alle 30 Minuten), fanden die Nikolausfahrten nur nach Bedarf statt. Als nach dem pandemiebedingten Ausfall von Pützchens Markt im Jahr 2022 der Jahrmarkt erstmalig wieder stattfand, wurde der Personenverkehr jedoch nicht wieder aufgenommen. Offizielle Gründe dafür wurden nicht bekannt, jedoch ist durch den radikalen Umbau des Beueler Bahnhofs im Rahmen der Verlängerung der S-Bahnlinie 13 jetzt der Zugang zum Personenbahnsteig der Strecke in Beuel offiziell verboten, auch existieren die entsprechenden Parkplätze nicht mehr. Ein Betrieb des Personenverkehrs auf dem Streckenabschnitt Pützchens Markt - Beuel ist unter diesen Umständen kaum mehr möglich.

Gegenwart

Seit dem Jahr 2019 ruht faktisch der Gesamtverkehr auf der Strecke.

Zukunft

Es gab Bestrebungen, im Falle einer Verlängerung der Stadtbahn Bonn bis Holzlar, einen Teil der Trasse zu nutzen. Die dazu nötige Kreuzung der DB-Trasse (rechte Rheinstrecke) mittels Tunnel oder Brückenbauwerk am Bahnhof Bonn-Beuel stellte hier jedoch ein technisch und finanziell fast unüberwindbares Hindernis dar. In den Plänen zum massiven Umbau des Bahnhofs Beuel im Zuge des Baus der S-Bahnlinie 13 wurde eine Integration der Strecke in das Bonner Stadtbahnnetz daher nicht berücksichtigt. Damit ist die Idee einer Stadtbahn über die Strecke faktisch obsolet.

Eine theoretische Wiederaufnahme des Güterverkehrs könnte wegen des zwischenzeitlichen Ausbaus sämtlicher Anschlußweichen nur unter Überwindung immenser finanzieller wie bürokratischer Hürden erfolgen und muss daher als unrealistisch angesehen werden. Auch ist der Anschluss der Strecke an das DB-Netz nach dem Umbau des Bahnhofs Beuel (Baumaßnahmen S-Bahnlinie 13, siehe oben) erheblich eingeschränkt und ein regelmäßiger Übergang an der neuen Anschlussstelle faktisch kaum möglich, größere Züge können wegen des stark verkürzten Ausziehgleises gar nicht mehr übergeleitet werden.

Die Strecke kann daher wegen des Verlustes wesentlicher Teile ihrer Infrastruktur nicht mehr realistisch genutzt werden.

Literatur

  • Gerd Wolff: Kleinbahn Beuel–Großenbusch (Klb BG). In: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 4: Nordrhein-Westfalen, südlicher Teil. EK-Verlag GmbH, Freiburg, 1997, ISBN 3-88255-660-9, S. 209–216.
  • Horst Dietel: Kleinbahn Beuel–Großenbusch. In: Stadtarchiv Sankt Augustin (Hrsg.): Beiträge zur Stadtgeschichte. Heft 47, 2008, ISBN 978-3-938535-45-5, ISSN 0936-3483.

Weblinks

Commons: Kleinbahn Beuel–Großenbusch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  2. Löttgers, Rolf: Privatbahnen in Deutschland: Die Deutsche Eisenbahn-Gesellschaft 1960–1969, Stuttgart 1983, S. 94
  3. Löttgers, Rolf: Privatbahnen in Deutschland: Die Deutsche Eisenbahn-Gesellschaft 1960–1969, Stuttgart 1983, S. 96
  4. Horst Dietel: Kleinbahn Beuel–Großenbusch. In: Stadtarchiv Sankt Augustin (Hrsg.): Beiträge zur Stadtgeschichte. Heft 47, 2008, ISBN 978-3-938535-45-5, ISSN 0936-3483, S. 76.

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Haltepunkt Puetzchens Markt P9100694.JPG
Schienenbus im Haltepunkt Pützchens Markt der Kleinbahn Beuel–Großenbusch.