Bahnhof Berlin Wollankstraße

Berlin Wollankstraße
Empfangsgebäude am nordwestlichen Ausgang
Empfangsgebäude am nordwestlichen Ausgang
Daten
BetriebsstellenartHaltepunkt
Bahnsteiggleise2
AbkürzungBWOK
IBNR8089048
Preisklasse4[1]
Eröffnung10. Juli 1877
01. Oktober 1984
Auflassung09. Januar 1984
Webadressesbahn.berlin
Profil auf Bahnhof.deWollankstraße-1031776
Architektonische Daten
ArchitektKarl Cornelius, Ernst Schwartz
Lage
Stadt/GemeindeBerlin
Ort/OrtsteilPankow
LandBerlin
StaatDeutschland
Koordinaten52° 33′ 55″ N, 13° 23′ 32″ O
Eisenbahnstrecken
Bahnhöfe in Berlin
i16i16i18

Der Bahnhof Wollankstraße befindet sich an der 1877 eröffneten Berliner Nordbahn. Er liegt im Berliner Ortsteil Pankow des gleichnamigen Bezirks und bildete während des Bestehens der Berliner Mauer eine Ausnahme: Hier verlief unmittelbar die Sektorengrenze, die Station lag auf Ost-Berliner Gebiet, hatte jedoch nur einen Zugang von West-Berlin aus.

Geschichte

Bahnsteig in Blickrichtung Süd, 2007
Bahnsteig in Blickrichtung Nord, 1986
Blick auf die Berliner Mauer vom Bahnsteig aus, dahinter die Schulzestraße, 1988
(c) Bundesarchiv, Bild 183-90187-0012 / Junge, Peter Heinz / CC-BY-SA 3.0
Blick in den Stollen des Fluchttunnels, 1962

Bei seiner Eröffnung hieß der Bahnhof noch Prinzenallee und war bis 1891 nur ein Bedarfshalt. Aufgrund seiner Lage im Berliner Bezirk Pankow wurde er 1879 in Pankow (Prinzenallee) und 1893 in Pankow (Nordbahn) umbenannt. Am 1. Mai 1911 wurde der Namenszusatz entfernt.

Nach der Hochlegung der Strecke im Jahr 1903 wurde der Haupteingang von der Sternstraße zur Wollankstraße verlegt, der Zugang von der Sternstraße blieb aber erhalten. Als eine der ersten Strecken wurde die Nordbahn elektrifiziert, sodass der elektrische S-Bahn-Betrieb hier ab dem 5. Juni 1925 Einzug hielt. Am 3. Oktober 1937 bekam der Bahnhof seine heutige Bezeichnung Wollankstraße.

Aufgrund von Bombenschäden blieb der Bahnhof von April bis Juni 1945 geschlossen, der elektrische Betrieb wurde am 19. Juli 1945 wieder aufgenommen.

Aufgrund seiner Lage stellte der Bahnhof nach dem Mauerbau eine Besonderheit dar: Er gehörte zum westlichen Teilnetz der S-Bahn, lag aber im damaligen Ost-Berliner Stadtbezirk Pankow. Er war in Betrieb, hatte einen geöffneten Ausgang zum Westsektor direkt auf der Grenzlinie und konnte daher vom Westteil aus ohne Kontrolle benutzt werden. Ein Schild neben dem Eingang wies Passanten auf diese Situation hin. Die Mauer verlief unmittelbar östlich des Bahnhofs, seine Zugänge Richtung Ost-Berlin waren versperrt. Der Bahnhof bot zu Anfang einen Ausblick in Ost-Berliner Wohnungen, später auf den sogenannten Todesstreifen. Aufsehen erregte er im Jahr 1962, als nach einer Senkung der Bahnsteigoberfläche ein Fluchttunnel entdeckt wurde, der durch das S-Bahn-Viadukt vom Westen aus gegraben worden war.

Nach Übernahme der S-Bahn in West-Berlin am 9. Januar 1984 durch die westlichen Gremien wurde von der BVG nur noch ein „Rumpfbetrieb“ bei der West-S-Bahn durchgeführt, der Bahnhof Wollankstraße gehörte nicht dazu. Aufgrund von Protesten u. a. der Frohnauer Bürger wurde die S-Bahn-Strecke in Richtung Frohnau (an der sich auch der Bahnhof Wollankstraße befindet) am 1. Oktober 1984 wieder in Betrieb genommen. Durch seine besondere Lage unterstand der Bahnhof jedoch der Verwaltung der Reichsbahndirektion Berlin. Das Personal für den Bahnhof kam bis zur deutschen Wiedervereinigung aus Ost-Berlin und trug die Uniformen der Deutschen Reichsbahn. Die Bahnhofsausstattung entsprach dem DR-Standard.

Unmittelbar südöstlich an den Bahnhof schließt sich die Brücke über die Wollankstraße an. Deren Überbauten mussten aufgrund ihres schlechten Zustands teilweise durch Hilfsbrücken ausgetauscht werden. Für die noch genutzte Gleisachse der Fernbahn erfolgte dies im Jahr 2015, für die beiden Gleise der S-Bahn im Frühjahr 2017.[2] Ab 2023 ist ein Neubau der Brücke geplant, die Kosten werden mit rund 20 Millionen Euro veranschlagt. Ergänzend soll ein von der Senatsverkehrsverwaltung im September 2019 bestellter Ostzugang errichtet werden, um die Erreichbarkeit des Bahnhofs von Pankow aus zu verbessern.[3]

Sowohl der Bahnhof als auch die Eisenbahnbrücke über die Wollankstraße stehen heute unter Denkmalschutz.

Anbindung

Der S-Bahnhof wird von den Linien S1, S25 und S26 der Berliner S-Bahn bedient. Es bestehen Umsteigemöglichkeiten zu den Omnibuslinien M27, 250 und 255 der Berliner Verkehrsbetriebe.

LinieVerlauf
Berlin S1.svgOranienburg – Lehnitz – Borgsdorf – Birkenwerder – Hohen Neuendorf – Frohnau – Hermsdorf – Waidmannslust – Wittenau (Wilhelmsruher Damm) – Wilhelmsruh – Schönholz – Wollankstraße – Bornholmer Straße – Gesundbrunnen – Humboldthain – Nordbahnhof – Oranienburger Straße – Friedrichstraße – Brandenburger Tor – Potsdamer Platz – Anhalter Bahnhof – Yorckstraße (Großgörschenstraße) – Julius-Leber-Brücke – Schöneberg – Friedenau – Feuerbachstraße – Rathaus Steglitz – Botanischer Garten – Lichterfelde West – Sundgauer Straße – Zehlendorf – Mexikoplatz – Schlachtensee – Nikolassee – Wannsee
Berlin S25.svgHennigsdorf – Heiligensee – Schulzendorf – Tegel – Eichborndamm – Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik – Alt-Reinickendorf – Schönholz – Wollankstraße – Bornholmer Straße – Gesundbrunnen – Humboldthain – Nordbahnhof – Oranienburger Straße – Friedrichstraße – Brandenburger Tor – Potsdamer Platz – Anhalter Bahnhof – Yorckstraße – Südkreuz – Priesterweg – Südende – Lankwitz – Lichterfelde Ost – Osdorfer Straße – Lichterfelde Süd – Teltow Stadt
Berlin S26.svgWaidmannslust – Wittenau (Wilhelmsruher Damm) – Wilhelmsruh – Schönholz – Wollankstraße – Bornholmer Straße – Gesundbrunnen – Humboldthain – Nordbahnhof – Oranienburger Straße – Friedrichstraße – Brandenburger Tor – Potsdamer Platz – Anhalter Bahnhof – Yorckstraße – Südkreuz – Priesterweg – Südende – Lankwitz – Lichterfelde Ost – Osdorfer Straße – Lichterfelde Süd – Teltow Stadt

Weblinks

Commons: Bahnhof Berlin Wollankstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stationspreisliste 2020. (PDF) In: Deutsche Bahn. Deutsche Bahn, 1. Januar 2020, abgerufen am 11. Juli 2020.
  2. Neue Brücke für die S-Bahn an der Wollankstraße. In: punkt 3. Nr. 9, 2017, S. 11 (online [abgerufen am 11. Mai 2017]).
  3. Drucksache 18/26508. (PDF) Abgeordnetenhaus Berlin, 15. Februar 2021, abgerufen am 26. Februar 2021.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Berlin S26.svg
Liniennummer der Berliner S26
Berlin S1.svg
Liniennummer der Berliner S1
Berlin S25.svg
Liniennummer der Berliner S25
Pankow Wollankstr S-Bahnhof.jpg
Autor/Urheber: A.Savin, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Bahnhofsgebäude Wollankstraße (S-Bahn), Berlin-Pankow, Blickrichtung aus Berlin-Gesundbrunnen
Bundesarchiv Bild 183-90187-0012, Berlin, S-Bahnhof Wollankstraße, Fluchttunnel (cropped).jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-90187-0012 / Junge, Peter Heinz / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
Zentralbild-Junge-1.2.1962 Gefährliche Provokation an der Staatsgrenze der DDR-Durch Agentenschleuse Eisenbahnverkehr aufs äusserste gefährdet. Ein neues eklatantes Beispiel für die friedensgefährdende Rolle der Westberliner Frontstadt-Politik ist am 1.2.1962 auf einer internationalen Pressekonferenz in Berlin enthüllt worden. Vor in- und ausländischen Journalisten, darunter Vertretern westdeutscher Zeitungen informierte der Minister für Verkehrswesen der DDR, Erwin Kramer, auf dem Gelände des S-Bahnhofes Wollankestrasse über die ungeheuerliche Tatsache, dass Westberliner Banditen unter gröbster Verletzung der Staatsgrenze der DDR durch die Gewölbe dieses Bahnhofes ein Stollensystem vorgetrieben haben. Durch die Anlage dieses Stollensystems sollten Agenten und Diversanten von Westberlin in das Gebiet der DDR eingeschleust werden. UBz: Blick in den Stollen.
Mauerabschnitt Nähe S-Bahnstation Wollankstraße, Berlin 1988.JPG
Autor/Urheber: Roland Arhelger, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Mauerabschnitt Nähe S-Bahnstation Wollankstraße, Berlin 1988
19861114a Berlin Wollankstr.jpg
Autor/Urheber: Roehrensee, Lizenz: CC BY-SA 3.0
S-Bhf. Wollankstraße Berlin