Bahnhof Berlin-Lichterfelde Ost
Berlin-Lichterfelde Ost | |
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Südostportal am Kranoldplatz, 2012 | |
Daten | |
Betriebsstellenart | Haltepunkt (Fernbahn) |
Lage im Netz | Zwischenbahnhof (S-Bahn) |
Bauform | Durchgangsbahnhof (S-Bahn) |
Bahnsteiggleise | 2 (Fernbahn) 2 (S-Bahn) |
Abkürzung | BLIH (Fernbahn) BLIO (S-Bahn) |
IBNR | 8011041 (Fernbahn) 8089113 (S-Bahn) |
Preisklasse | 3[1] |
Eröffnung | 20. September 1868 28. Mai 1995 |
Auflassung | 9. Januar 1984 |
Webadresse | sbahn.berlin |
bahnhof.de | Berlin-Lichterfelde-Ost-1029830 |
Architektonische Daten | |
Architekt | Karl Cornelius, Alfred Lücking |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Berlin |
Ort/Ortsteil | Lichterfelde |
Land | Berlin |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 52° 25′ 48″ N, 13° 19′ 44″ O |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Berlin |
Der Bahnhof Berlin-Lichterfelde Ost ist ein Bahnhof im Berliner Ortsteil Lichterfelde und befindet sich im östlichen Bereich des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Betrieblich besteht er heute aus einem von Regionalzügen bedienten Haltepunkt an der Strecke Berlin–Halle („Anhalter Bahn“) sowie einem Bahnhof an der parallel verlaufenden Anhalter Vorortbahn, der von den Zügen der S-Bahn Berlin angefahren wird.
Geschichte
Der erste Lichterfelder Bahnhof wurde am 20. September 1868 an der Bahnstrecke Berlin–Halle (Saale) unter dem Namen Lichterfelde als Haltepunkt für Fernzüge eröffnet und von dem Unternehmer und Stadtentwickler J. A. W. von Carstenn finanziert. Die Gleise der Anhalter Bahn lagen damals noch auf Geländeniveau und der Bahnhof hatte nur einen Bahnsteig. Ab 1876 hielten dort auch Vorortzüge. 1881 erbaute Siemens & Halske als erste elektrisch betriebene Straßenbahn der Welt die Straßenbahn Lichterfelde–Kadettenanstalt, deren Endpunkt vor dem Bahnhof lag. Am 15. Juli 1884 wurde die Station in Groß-Lichterfelde umbenannt, nachdem Lichterfelde, Giesensdorf und ihre Güter eine Gemeinde gebildet hatten. Wegen ihrer Lage an der Anhalter Bahn von Berlin nach Halle (Saale) wurde sie bereits zwei Jahre später in Groß-Lichterfelde B. H. umbenannt, um Verwechselungen mit dem Bahnhof Groß-Lichterfelde B. M. an der Bahnstrecke Berlin–Magdeburg zu verhindern, der heute als Bahnhof Lichterfelde West die Wannseebahn bedient.
Schließlich änderte man nochmals am 1. Januar 1899 den Namen auf Groß-Lichterfelde Ost und eröffnete zeitgleich einen zweiten Bahnsteig, der ausschließlich dem Fernverkehr diente. 1901 gingen die separaten Vorortgleise zum Potsdamer Ring- und Vorortbahnhof in Betrieb.
Zwischen 1913 und 1916 wurde der Bahnhof hochgelegt und auf drei Bahnsteige mit sechs Bahnsteiggleisen ausgebaut. Darüber hinaus gab es noch fünf Gütergleise. Neben dem heute noch erhaltenen Mittelbahnsteig für die S-Bahn, lag der Mittelbahnsteig für den Nahverkehr, daneben der Mittelbahnsteig für den Halt von Fernverkehrszügen. Der Neubau nach den Plänen von Karl Cornelius unter Mitarbeit von Alfred Lücking erhielt ein mit Pilastern gegliedertes Empfangsgebäude an der Nordwestseite mit einem mit Uhrgiebel geschmückten Eingang, der nach dem Zweiten Weltkrieg vereinfacht ohne Steildächer wieder aufgebaut wurde. An seiner Fortführung gibt es einen Fußgängertunnel, der mit Oberlichtern beleuchtet ist. Ebenfalls an der Südostseite endet er mit einem repräsentativen neoklassizistischen Portal, das mit einem Tympanon versehen ist und von zwei kannelierten Pilastern flankiert wird. Auf den Bahnsteigen gab es hölzerne, einstielige, nach innen geneigte Dächer auf einer Stahlunterkonstruktion, die nur auf dem S-Bahnsteig bis heute erhalten sind. Westlich vom Bahnhof wurden eine Straßenunterführung zwischen der Königsberger Straße und dem Oberhofer Weg erstellt sowie ein prägnanter, viergeschossiger, mit Klinkern verkleideter Stellwerksturm aus Stahlbeton gebaut. Der Bahnhof mit Fußgängerunterführung und das Stellwerk stehen unter Denkmalschutz.
Nach der Eingemeindung von Groß-Lichterfelde nach Berlin durch das Groß-Berlin-Gesetz von 1920 erhielt der Bahnhof im Jahr 1925 den Namen Lichterfelde Ost, seit 1936 trägt er seinen heutigen Namen Berlin-Lichterfelde Ost.
Bereits im Juni 1903 begann der elektrische Versuchsbetrieb zwischen dem Potsdamer Ringbahnhof und Groß-Lichterfelde Ost mit zu Triebwagen umgebauten vierachsigen Abteilwagen, von oben bestrichener Stromschiene und 550 Volt Gleichspannung. Weil sich die Betriebsform bewährte, wurde sie als Regelbetrieb beibehalten. 1929 wurde die Strecke in die entstehende S-Bahn eingegliedert, nachdem man die technischen Einrichtungen und die Spannung an das S-Bahn-System angepasst hatte.
Mit der Stilllegung des Anhalter Bahnhofs 1952 gingen auch die Fernbahnsteige in Lichterfelde Ost außer Betrieb und der Bahnhof wurde nur noch von der S-Bahn bedient, die von der Deutschen Reichsbahn betrieben wurde. Auch nach dem Reichsbahnerstreik 1980 bestand noch die Linie nach Lichterfelde Süd. Erst nach der Übernahme des West-Berliner S-Bahn-Betriebs durch die BVG wurde der Betrieb 1984 eingestellt. In den späten 1980er Jahren plante man eine bis heute nicht verwirklichte Verlängerung der U-Bahn-Linie U9 über Lankwitz nach Lichterfelde Süd. Die Strecke sollte in Lankwitz in die ungenutzten Vorortgleise eingebunden werden.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden die S-Bahn-Strecke wieder aufgebaut und der Bahnhof mit einem Inselbahnsteig am 28. Mai 1995 wiedereröffnet. Die Wiedereröffnung der Fernbahnstrecke erfolgte zusammen mit der Nord-Süd-Fernbahn zum Fahrplanwechsel am 28. Mai 2006. Dabei wurde keiner der beiden ehemaligen Mittelbahnsteige für den Nah- und Fernverkehr rekonstruiert, sondern neue Seitenbahnsteige an den zwei neu errichteten Durchgangsgleisen gebaut sowie ein neuer Aufgang für Reisende in Richtung Innenstadt errichtet. Reisende nach Süden werden dagegen über den Aufgang des ehemaligen Mittelbahnsteigs für Fernzüge geführt, zum nach Südosten versetzten neuen Seitenbahnsteig. Verschlossen ist bis heute der Aufgang zum ehemaligen Nahverkehrsbahnsteig.
Im Zuge des geplanten durchgängigen Ausbaus auf vier Gleise (je zwei für den Nah- und Fernverkehr) zwischen Berlin Südkreuz und Ludwigsfelde muss auch der Bahnhof Lichterfelde Ost erneut umgebaut werden. Die Fernbahngleise sollen in Mittellage gelegt werden, flankiert von den beiden Nahverkehrsgleisen mit Bahnsteig. Der westliche Seitenbahnsteig müsste dafür abgerissen werden und das Nahverkehrsgleis würde wieder an die alte Mittelbahnsteigkante herangeführt.[2][3]
Anlagen
Der Bahnhof hat drei Bahnsteige: einen Inselbahnsteig der S-Bahn im Nordwesten und zwei nicht überdachte Seitenbahnsteige des Regionalverkehrs an der südöstlichen Seite. Es gibt eine Kehranlage für die S-Bahn, die zum Abstellen von Zügen benutzt wird. Beim Regionalbahnhof handelt es sich im betrieblichen Sinn um einen Haltepunkt.
Das ehemalige Stellwerk wurde bis 2017 als Restaurant genutzt. Eine weitere Gaststätte befindet sich im nordwestlichen Zugangsgebäude. Das Bahnhofsgebäude und die Fußgängerunterführung stehen unter Denkmalschutz.
Im Herbst 2007 wurde der östliche Bahnhofsvorplatz an der Lankwitzer Straße umgestaltet, da für das neue Einkaufszentrum LIO (früheres Bahnhofskürzel im Betriebsstellenverzeichnis der Deutschen Reichsbahn) eine Zufahrt zur Parkpalette benötigt wurde. Diese Zufahrt, die den Fußgängerverkehr stark störte, wurde nach nur wenigen Jahren zurückgebaut. Ein Teil der Flächen wird heute für Radabstellanlagen genutzt.
- S-Bahnsteig (westlich), 2006
- Regionalbahnsteig (östlich), 2006
- Aufgang zum 2006 neu gebauten Regionalbahnsteig, 2006
- Stellwerksgebäude Lio, 2012
- Ehemalige Fernbahnsteige, 1979
Verkehrsanbindung
Der Bahnhof wird von den S-Bahn-Linien S25 und S26 bedient. Im Regionalverkehr halten drei Regional-Express-Linien pro Stunde und Richtung.
Am Kranoldplatz vor dem Bahnhof halten mehrere Buslinien:
- 184 (S Südkreuz – Teltow/Warthestraße)
- 284 (S+U Rathaus Steglitz – S Lichterfelde Süd)
- X11 (Expressbus; S Schöneweide – U Krumme Lanke)
- M11 (Metrobus; S Schöneweide – U Dahlem-Dorf)
- N84 (Nachtbus; Zehlendorf Eiche – S+U Tempelhof)
Literatur
- Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten, Teil X, Band B Anlagen und Bauten für den Verkehr (2) Fernverkehr. Berlin (West), 1984, ISBN 3-433-00945-7.
- Jürgen Meyer-Kronthaler, Wolfgang Kramer: Berlins S-Bahnhöfe: Ein dreiviertel Jahrhundert. Berlin-Brandenburg, 1999, ISBN 3-930863-60-X.
- Michael Günther: Berliner Verkehrsorte im Wechsel der Zeiten: Lichterfelde – Groß-Lichterfelde – Lichterfelde Ost. Ein Vorortbahnhof wird 150 Jahre alt. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Nr. 5, 2018, S. 122 ff. (Leseprobe [abgerufen am 11. Dezember 2022]).
- Lutz Röhrig: Rund um den Bahnhof Lichterfelde Ost. In: Berliner Verkehrsblätter. Nr. 8, 2019, S. 147 ff. (Artikel auf zeit-fuer-berlin.de [abgerufen am 1. Oktober 2019]).
Weblinks
- Umgebungsplan des Bahnhofs
- Eintrag 09065692 in der Berliner Landesdenkmalliste
- Bahnhof Berlin-Lichterfelde Ost auf stadtschnellbahn-berlin.de
- Bahnhof Berlin-Lichterfelde Ost auf bsisb.de
- Das Stellwerk „LIO“ und der Bahnhof Lichterfelde-Ost. Bei: zeit-fuer-berlin.de
Einzelnachweise
- ↑ Stationspreisliste 2020. (PDF) In: Deutsche Bahn. Deutsche Bahn, 1. Januar 2020, abgerufen am 11. Juli 2020.
- ↑ Bündnis-Schiene-Berlin-Brandenburg, Anhalter Bahn
- ↑ Tagesspiegel, Bund plant Ausbau Südkreuz nach Ludwigsfelde
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Regionalbahnsteig des Bahnhofs Lichterfelde-Ost; Aufnahme aus NO, rechts über den Bäumen: Schornsteine des Kraftwerks Lichterfelde
Liniennummer der Berliner S25
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nördlicher Aufgang zum Regionalbahnsteig
Liniennummer der Berliner S26
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Bahnsteigdach des S-Bahnhofs Lichterfelde-Ost, Aufnahme von SO
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Berlin-Lichterfelde Jungfernstieg Bahnhof Lichterfelde Ost
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Berlin-Lichterfelde Bahnhof Lichterfelde-Ost Stellwerk
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Lichterfelde Bahnhof Lichterfelde-Ost
Bf Lichterfelde Ost, S-Bahn-Kehranlage auf der Nordostseite vor dem Übergang in den wegen der Teltowkanalbrücke eingleisigen Abschnitt Richtung Lankwitz und Südende.
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Die ehemaligen Fernbahnsteige im Jahr 1979