BSt Maximum 24

BSt Maximum 24
TDS 08/24
Historischer Triebwagen 218 auf der Waldstrecke der Woltersdorfer Straßenbahn anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Bahn, 2013
(c) Colin Smith, CC BY-SA 2.0
Historischer Triebwagen 218 auf der Waldstrecke der Woltersdorfer Straßenbahn anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Bahn, 2013
Nummerierung:SSB 1–28, 29II–41II, 42–49, 50II+51II, 60–77, 90–100, 201–235
BESTAG 133–140
BSt 4394–4399, 5323–5439
BVG 5315II–5322II, 5323–5437
Anzahl:123 Triebwagen
Hersteller:Falkenried, LHW, Lindner, Norddeutsche Waggonfabrik, S&H
Baujahr(e):1908–1919
Ausmusterung:1970
Achsformel:(A1)'(1A)'
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Länge:10.690 mm
Höhe:3.425 mm
Breite:2.150 mm
Drehgestellachsstand:1.300 mm
Dienstmasse:14,0 t
Stundenleistung:48–72 kW, 90 kW (ab 1924)
Stromsystem:600 V =
Stromübertragung:Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren:2×USL 323 (ab 1924)
Kupplungstyp:Trompetenkupplung, später Albertkupplung
Sitzplätze:24
Stehplätze:41

Zwischen 1908 und 1919 beschafften die Straßenbahnen der Stadt Berlin (SSB) sowie die Berliner Elektrische Straßenbahnen AG (BESTAG) eine Serie von insgesamt 123 Maximum-Triebwagen. 1920 gingen die Fahrzeuge in den Bestand der Berliner Straßenbahn (BSt) über, die sie unter der Typenbezeichnung Maximum 24 führte und 1924 umbauen ließ. 1934 erhielten sie die Bezeichnung TDS beziehungsweise TDS 08/24.[Anm. 1] Während bei der BVG-West alle Fahrzeuge bis 1955 ausgemustert wurden, versahen die bei der BVG-Ost verbliebenen Fahrzeuge bis 1970 ihren Dienst. Ein Teil der Wagen wurde in das Rekonstruktionsprogramm mit einbezogen.

Entwicklung

Auslieferung

Die erste Lieferung von 28 Wagen ging 1908 an die SSB, die am 1. Juli 1908 den regulären Fahrgastbetrieb aufnahm. Weitere Lieferungen erfolgten mit dem stetigen Netzausbau in den Jahren 1909, 1910, 1913 sowie 1919. Die BESTAG beschaffte zusätzlich im Jahr 1911 acht gleichartige Triebwagen für ihren Pankower Betriebsteil.

Der Wagenkasten hatte bei einer Länge von 7,2 Metern ohne Plattform je acht Seitenfenster, die im oberen Viertel geteilt waren. Die oberen Ecken der Fenster waren abgerundet. Die unteren, in Messingrahmen gefassten Scheiben konnten bei Bedarf herabgelassen werden. Der Innenraum wurde durch das Laternendach mit acht beweglichen Fenstern je Seite belüftet. Die Rahmen der Oberlichtfenster bestanden aus Mahagoniholz, die Scheiben aus braunem oder grünen Glas mit Sternchenmuster. Das Kastengerippe war aus Eichenholz gefertigt und ruhte auf einem hölzernen, mit Eisen verstärkten Bodenrahmen. Die Plattformen waren mit Ausnahme der 1919 gelieferten Serie offen. An den Stirnwänden waren Schutzwesten angebracht. Oberhalb der Stirnwände waren die drehbaren Zielschildkästen angebracht sowie links und rechts davon die Signalleuchten. Bei den Städtischen Straßenbahnen war anstelle der linken Signalleuchte eine größere Signaltafel zur Linienkennzeichnung angebracht.

Die Drehgestelle und Seitenträger bestanden aus Gusseisen. Bei einigen SSB-Wagen sowie bei den Wagen der BESTAG waren die Seitenträger jedoch aus gekanteten Stahlblechprofilen gefertigt.[1]

Im Innern der Wagen befanden sich acht Sitzreihen in der Anordnung 2+1, die insgesamt 24 Fahrgästen Platz boten. Die Lehnen waren umklappbar und erlaubten es so, immer in Fahrtrichtung zu sitzen. Die Sitze waren gepolstert und mit grünem Plüsch bezogen, die Gestelle bestanden aus verziertem Grauguss. Als Innenverkleidung wählte man wiederum Mahagoni. Die Wagendecke wurde dagegen aus Vogelaugenahorn gefertigt und mit Ornamenten verziert. Der Wagenbeleuchtung dienten ein dreiarmiger und zwei zweiarmige Kronleuchter mit tropfenförmigen geschliffenen Kristallglocken. Haltestangen, Griffe und Beschläge wurden allesamt aus Messing gefertigt.

Die elektrische Ausrüstung lieferte Siemens & Halske. Als Antrieb dienten zwei Tatzlagermotoren, die die Kraft über ein Zahnradvorgelege auf die Treibachsen übertrugen. Es kamen hierbei verschiedene Motortypen mit einer Leistung zwischen 24 Kilowatt und 36 Kilowatt zum Einbau.[2] Als Betriebsbremse wurden Druckluftbremsen gewählt, die auf alle vier Achsen eines Wagens wirkten. Die benötigte Luft wurde dazu von einem Achskompressor erzeugt, der von einer der beiden Laufachsen angetrieben wurde. Vor dem Verlassen des Betriebshofs wurden die Luftbehälter von einem fahrbaren Kompressor aufgefüllt. Als Feststellbremse diente eine Kurbelbremse, die auf alle acht Räder wirkte. Die Stromabnahme erfolgte über einen Lyrabügel. Bei der „Städtischen“ war dieser drehbar, bei der „Elektrischen“ hingegen nach hinten umklappbar.[1]

Die Wagen waren bei den Städtischen Straßenbahnen ockergelb lackiert und schwarz abgesetzt. Die einzelnen Felder der Seiten- und Stirnwände waren ferner mit rotbraunen Zierlinien abgesetzt. Die Beschriftung wurde aus Blattgold mit rotbraunen Schattierungen hergestellt. Drehgestelle und Dach waren grau lackiert. Bei der BESTAG kam eine ähnliche Lackierung zur Anwendung.

Erster Umbau

(c) Willy Pragher, CC BY 3.0
TDS 08/24 auf dem Kurfürstendamm (1935).

1920 wurden die Fahrzeuge in das Nummerierungsschema der BSt eingereiht und als Typ Maximum 24 geführt. Mit der Anpassung der Fahrleitungsanlagen erhielten sie bis 1922 Rollenstromabnehmer. Ab 1924 wurden alle Wagen einem umfangreichen Umbau unterzogen. Die Plattformen wurden verlängert und durch die Berliner Einheitsbauart ersetzt. Anstelle der Druckluftbremsen kam die bei einheitlich verwendete Kurzschlussbremse zum Einbau. Da diese nur auf die Treibachsen wirkt, kam in jedem Drehgestell ein Schienenbremspaar mit einem Anpressdruck von 250 Kilonewton zum Einbau, das elektrisch in den Bremsstromkreis integriert war. Die Handbremse wurde so umgebaut, dass sie nun auf Bremstrommeln wirkte, die wiederum auf die Ankerwelle der Fahrmotoren wirkte. Anstelle der unterschiedlichen Motortypen wurde einheitlich das Modell USL 323 mit 45 Kilowatt Leistung eingebaut, die Triebwagen konnten damit doppelt behängt verkehren. Die Lackierung wurde dem neuen Schema der Berliner Straßenbahn angepasst: chromgelbe Schürze, weißes Fensterband und graues Dach.[2] Die Drehgestelle der vormaligen BESTAG-Wagen wurden durch herkömmliche Maximum-Drehgestelle ausgetauscht, so dass keine Unterschiede mehr zu den Wagen der vormaligen SSB bestanden.[1] Ein Teil der Wagen erhielt nach dem Umbau eine neue Wagennummer, so dass die gesamte Bauart die durchgehenden Nummern von 5315 bis 5437 erhielt.

1934 erhielten die Wagen mit der Einführung des Typenschlüssels der Berliner Verkehrsbetriebe die Bezeichnung TDS beziehungsweise TDS 08/24.[Anm. 1]

Wagen 5330 (ex SSB 9) musterte die BVG nach einem Unfall im Jahr 1938 aus.[2][3] 17 Wagen gingen unmittelbar im Zweiten Weltkrieg verloren, die Wagen 5324 und 5437 wurden darüber hinaus kurz nach Kriegsende ausgemustert.[3]

Verwaltungstrennung und Ausmusterung

Historischer Triebwagen 68 im Jahr 1979 anlässlich der Jubiläen „100 Jahre elektrische Lokomotive“, „50 Jahre Raw Dessau“ und „30 Jahre DDR“ vor dem Dessauer Hauptbahnhof

Bei der Verwaltungstrennung der BVG im August 1949 verblieben 56 Wagen bei der BVG-Ost und 47 Wagen bei der BVG-West. Bis 1955 erhielten die Wagen im Zuge der Fahrleitungsumstellung Scherenstromabnehmer.[2] Die in West-Berlin stationierten Wagen mussten gemäß den neuen Auflagen der BOStrab, die den Einsatz von Straßenbahnen mit Holzaufbauten untersagte, bis 1955 ausgemustert werden. Sie wurden anschließend bis 1956 ausnahmslos verschrottet. Die BVG-Ost hingegen baute ihre Fahrzeuge zu Beginn der 1950er Jahre um. Das Laternendach wurde durch ein Tonnendach ersetzt und die Zielschilderkästen in dieses integriert, die Bestuhlung wurde geringfügig geändert und bot nun 26 Fahrgästen Platz.[2] 1958/59 erhielten 35 Wagen im Rahmen ihrer Hauptuntersuchung Fahrersitze.

Wagen 5348 wurde 1964 nach Potsdam abgegeben, wo der unter der Nummer 126III ein Jahr lang verkehrte und anschließend ausgemustert wurde.[2][4] Im gleichen Jahr erfuhr Wagen 5416 einen Umbau. Der originale Triebwagen wurde bei einem Unfall beschädigt und anschließend ausgemustert. Auf die vorhandenen Drehgestelle und Fahrmotoren wurde dann der Wagenkasten des Wagens 5231 (Typ TD 07/25) gesetzt und die Wagennummer 5416 beibehalten.[1][5]

Ein Teil der Wagen wurde noch 1967 für den OS-Betrieb umgerüstet.

Ab 1968 begann die Ausmusterung der bei der BVG-Ost verbliebenen Wagen. 34 Fahrzeuge wurden in das Rekoprogramm einbezogen. Die übrigen Wagen wurden bis 1970 ausgemustert. Die drei Triebwagen 5339 (ex SSB 18), 5366 (ex SSB 68) und 5403 (ex SSB 218) blieben erhalten gingen zunächst in die Rechtsträgerschaft des Märkischen Museums über. Wagen 5339 wurde kurz darauf verschrottet. Wagen 5366 wurde 1973 in den Auslieferungszustand von 1910 unter seiner originalen Wagennummer zurückversetzt und war bis 1993 als fahrfähiges Exemplar unterwegs. Er kam anschließend in die Fahrzeugsammlung des Deutschen Technikmuseums. Die Aufarbeitung von Wagen 5403 zum historischen Fahrzeug ist derzeit im Gange.[6]

Wagenliste

Die nachfolgende Tabelle bietet eine Übersicht über sämtliche Fahrzeuge des Typs, ihre Nummerierung sowie den Verbleib nach 1949 an. Für während des Zweiten Weltkrieges verloren gegangene Fahrzeuge ist das Kürzel KV (Kriegsverlust) angegeben, die Kürzel O und W geben an, ob das Fahrzeug nach 1949 bei der BVG-Ost oder BVG-West verblieb. Für in das Rekoprogramm einbezogene Fahrzeuge wird nach dem Ausmusterungsjahr der Klammerzusatz (Reko) angegeben.

Zur besseren Übersicht sind diverse Einträge farblich hervorgehoben. Die von der BESTAG beschafften Wagen sind grau unterlegt. Rot unterlegte Wagen sind ausgemustert und nicht mehr erhalten, gelb unterlegte Fahrzeuge wurden in das Rekoprogramm mit einbezogen, grün unterlegte Fahrzeuge sind noch erhalten.

Fahrzeugübersicht[1][2][3]
BaujahrNr.ab 1920ab 1924O/WAusmusterungBaujahrNr.ab 1920ab 1924O/WAusmusterungBaujahrNr.ab 1920ab 1924O/WAusmusterung
1908143995437IIKV1910655363O1969 (Reko)19132105395O1967
25323W1955665364W19552115396O1968 (Reko)
35324KV675365O1968 (Reko)2125397O1969 (Reko)
45325O1970685366O1969 (hist. Tw)2135398W1955
55326W1955695367O1970 (Reko)2145399W1955
65327KV705368W19552155400O1969 (Reko)
75328W1955715369W19552165401KV
85329KV725370W19552175402KV
953301938735371KV2185403O1970 (hist. Tw)
105331W1955745372W19552195404KV
115332KV755373O1968 (Reko)2205405KV
125333O1970 (Reko)765374O1970 (Reko)2215406O1969
135334W1955775426W19552225407O1970
145335O1969 (Reko)191113354325315IIW19552235408O1970 (Reko)
155336KV13454335316IIO1969 (Reko)2245409W1955
165337W195513554345317IIW19552255410KV
175338O197013654355318IIO1969 (Reko)2265411O1969
185339O197013754365319IIW19552275412O1969 (Reko)
195340W195513854375320IIW19552285413W1955
205341W195513954385321IIW19552295414W1955
215342W195514054395322IIKV2305415KV
225343O1968 (Reko)1913905375W19552315416O1965
235344W1955915376O1969 (Reko)2325417W1955
245345O1970 (Reko)925377W19552335418W1955
255346W1955935378O1968 (Reko)2345419O1970
265347O1968 (Reko)945379O1968 (Reko)2355420O1969 (Reko)
275348O1965955380O1969 (Reko)191929II5427O1968 (Reko)
285349W1955965381O1969 (Reko)30II5428W1955
1909425350O1970 (Reko)975382O196231II5429O1966
435351O1970 (Reko)985383O196232II5430W1955
445352W1955995384O197033II5431W1955
455353W19551005385O196634II5421O1970 (Reko)
465354W19552015386W195535II5422W1955
475355W19552025387W195536II5423KV
485356O1970 (Reko)2035388O1968 (Reko)37II5424O1968 (Reko)
495357KV2045389KV38II5425O1969 (Reko)
1910605358O19532055390O1968 (Reko)39II43945432IIW1955
615359O1968 (Reko)2065391O195840II43955433IIKV
625360W19552075392KV41II43965434IIW1955
635361W19552085393O1969 (Reko)50II43975435IIO1970
645362O1968 (Reko)2095394O1968 (Reko)51II43985436IIW1955

Anmerkungen

  1. a b Bei der BVG-West wurden die Wagen als TDS geführt, bei der BVG-Ost/BVB als TDS 08/24.

Literatur

  • Joachim Kubig: Der Wagenpark der Städtischen Straßenbahnen in Berlin. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Heft 1, 1984.
  • Siegfried Münzinger: Straßenbahn-Steckbrief. Folge 21. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 11, 1976.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Joachim Kubig: Zur Entwicklung des Maximumwagens. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Heft 5, 1981, S. 120–126.
  2. a b c d e f g Joachim Kubig: Der Wagenpark der Städtischen Straßenbahnen in Berlin. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Heft 1, 1984, S. 3–9.
  3. a b c Siegfried Münzinger: Straßenbahn-Steckbrief. Folge 21. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 11, 1976, S. 225–226.
  4. Michael Dittrich: Fahrzeuglisten der Fremdfahrzeuge nach dem 2. Weltkrieg. In: Straßenbahnen in Potsdam. Abgerufen am 20. Februar 2016.
  5. Sigurd Hilkenbach, Wolfgang Kramer: Die Straßenbahn der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG-Ost/BVB) 1949–1991. 2. Auflage. transpress, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-71063-3, S. 25–49.
  6. Aufarbeitung Triebwagen 218 (ex 5403). Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin e.V., 19. November 2010, abgerufen am 6. Februar 2012.

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Eisenbahnsonderfahrt Dresden-Dessau 1979
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Woltersdorfer Strassenbahn - Triebwagen 218

Strassenbahnwagen in der Naehe vom Bahnhof S-Rahnsdorf. 100 Jahre Woltersdorfer Straßenbahn 2013.
Berlin Kurfürstendamm 007631B.jpg
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Familie überquert den Kurfürstendamm.