BMX-Rennsport

BMX Supercross World Cup 2007 Fréjus

BMX-Rennsport oder BMX-Racing sind die Disziplinen im BMX-Sport, bei denen der Sieger als Schnellster im Vergleich zu anderen Teilnehmern ermittelt wird. Im Gegensatz zum BMX-Rennsport wird im BMX-Freestyle die Qualität der Ausführung einer Übung bewertet. Seit 2008 stehen BMX-Rennen der Männer und Frauen im Programm der Olympischen Sommerspiele.[1]

Geschichte

Seinen Anfang nahm der BMX-Rennsport wohl überall auf der Welt, wo Kinder und Jugendliche sich abseits von Straßen im Gelände mit ihren Fahrrädern die ersten Rennen lieferten, über Hügel sprangen und versuchten, es den Motocrossfahrern auf ihren Motorrädern gleichzutun. Die ersten Bahnen wurden in Kalifornien (USA) Anfang der 1970er Jahre gebaut und der BMX-Rennsport entwickelte sich von seinen Anfängen bis zum heutigen Tag kontinuierlich weiter. Die Bahnen wurden anspruchsvoller, mit größeren und technisch schwieriger zu fahrenden Hindernissen, betonierten Kurven und Starthügeln, und bekamen teilweise Flutlichtanlagen und Tribünen. Die erste offizielle BRD-Meisterschaft wurde 1982 ausgefahren. Die Meisterschaftsläufe fanden in Bremen, Magstadt, Herborn, Baunach, Remagen und Weiterstadt statt und wurden gleichzeitig als Qualifikation für die EM in Beek en Donk gewertet.

Weitere BMX-Bahnen in Deutschland entstanden in Rödermark, Schweinfurt, Sand, Erlangen und Peißenberg, wobei die Bahnen in Bremen, Erlangen und Peißenberg bis heute existieren und immer noch zu den besten Deutschlands zählen. Im Jahr 2008 war die Anzahl der Bahnen in Deutschland zwar nicht mehr so hoch wie in der Blütezeit des BMX-Sports Mitte der 1980er Jahre, aber die bestehenden Anlagen wie beispielsweise Kolbermoor, Betzingen, Königsbrunn, Weilheim, Weiterstadt, Bremen, Bispingen, Cottbus, Hamburg und Plessa zeichnen sich durch einen hohen Anspruch und ständige Weiterentwicklung aus.

Die deutschen Fahrer zählten Anfang bzw. Mitte der 1980er Jahre zu den besten Europas, und Namen wie Uwe Sturm, Ralf Früchtl, Andreas Tittmann, Ivi Vidakovic, Michael Schön, Bernd Eckenbach, Uli Maurer, Bert Rückert und Rainer Schadowski erreichten vordere Plätze in der Profiklasse bei internationalen Wettkämpfen. Aber auch der Nachwuchs zeichnete sich durch internationale Erfolge aus. So konnte Alexander Bohnenstengel aus München 1986 den Weltmeistertitel der 12-Jährigen erringen und auch Oliver Kienzle, Heiko Hirzbruch, Markus Blau und Fabian Muliwan erreichten in den Jugendklassen internationale Erfolge.

In den 1990er Jahren ließen die Erfolge der deutschen Herren und Damen im Profibereich nach. Umso höher ist die Leistung der Bremerin Kerstin Fritscher einzustufen, die in der Elite der Damen international über Jahre hinweg vordere Platzierungen erreichte. Bei der deutschen Elite der Herren (ehem. Superclass) gab es mit Frank Brix, Tibor Simai, Tarek Rasouli, Christian Schaller und Karsten Pfau zwar einige Talente, die jedoch den internationalen Durchbruch mit konstant erfolgreichen Wettkampfteilnahmen in der Profiklasse der Elitefahrer nicht schafften.

Seit 2000 ist die Anzahl deutscher Elitefahrer weiter zurückgegangen. International kämpfen mit Regula Runge bei den Damen und Markus Huber, Thorsten Lindemeier und Simon Schirle bei den Herren nur noch wenige Fahrer um internationale Titel, so dass sich der erhoffte Startplatz bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 für Deutschland nicht erreichen ließ.

BMX hat sich seit dem ersten offiziellen Wettkampf in Deutschland 1982 zu einem festen Bestandteil des Bundes Deutscher Radfahrer entwickelt. Die Rennveranstaltungen sind in ihrer Form einmalig, nehmen doch Sportler eines jeden Alters von 5-jährigen Mädchen über Elitefahrer bis zu den Senioren über 45 Jahren an einem Wettkampf teil, was BMX zu einer familienfreundlichen und bunten Sportart macht.

Aber auch der BMX-Hochleistungssport hat sich in den letzten Jahren zu einem Wettkampf höchsten Anspruchs entwickelt mit einer World-Cup-Serie auf anspruchsvollen, spektakulären Bahnen mit Liveübertragungen im Internet und hohen Preisgeldern bis hin zum Höhepunkt des Jahres 2008, wo es bei den Olympischen Spielen erstmals die Disziplin BMX Race gab.

Einzeldisziplinen

Die Union Cycliste Internationale (UCI) beschreibt in ihrem Reglement drei Einzeldisziplinen:

in der Radklasse Standard (20 Zoll Laufradgröße)
  • BMX-Rennen
  • BMX-Zeitfahren
in der Radklasse Cruiser (24 Zoll Laufradgröße)
  • BMX-Rennen (häufig wird die Disziplin selbst auch als Cruiser bezeichnet.)

Die wichtigste Disziplin sind die BMX-Rennen in der Radklasse 20 Zoll, in der Welt- und Europameisterschaften sowie der Weltcup ausgetragen werden. Auch bei den meisten Landesmeisterschaften werden nur noch Meister in dieser Disziplin ermittelt. So wurden in Deutschland letztmals im Jahr 2013 Meister im Cruiser ermittelt, 2017 im BMX-Zeitfahren.[2]

Praktisch spielen Wettkämpfe im Zeitfahren und im Cruiser eine untergeordnete Rolle, so dass sich häufig der Begriff BMX-Rennen unmittelbar auf Rennen in der Radklasse 20 Zoll bezieht.

Wettkampfformate

BMX-Rennen

sBei einem BMX-Rennen treten standardmäßig acht Fahrer in einem Lauf im direkten Duell gegeneinander an. Die Platzierung in einem Lauf ergibt sich aus der Reihenfolge, in der die Ziellinie überfahren wird. Ein Wettkampf besteht aus den Phasen Vorläufe, Qualifikation und Finale.

Bei einem BMX-Rennen werden drei Vorläufe ausgetragen. Durch eine Setzliste wird verhindert, dass die besten Fahrer bereits in den Vorläufen aufeinander treffen. In jedem Vorlauf erhält jeder Fahrer Punkte, die seiner Platzierung im jeweiligen Lauf entsprechen und für alle drei Vorläufe addiert werden. Die punktbesten Fahrer (d. h. die Fahrer mit den wenigsten Punkten) sind für die nächste Phase qualifiziert.

In der Qualifikation werden in Abhängigkeit von der Anzahl der Teilnehmer Zweiunddreißigstel-, Sechzehntel-, Achtel-, Viertel- und Halbfinals ausgetragen. Die jeweils vier besten Fahrer sind für die nächste Runde qualifiziert, die besten vier Fahrer der beiden Halbfinals für das Finale. Jeder Fahrer tritt in jeder Runde nur einmal an. Bei weniger als 17 Teilnehmern entfällt die Qualifikation und die acht Besten der Vorläufe bestreiten direkt das Finale.

Das Finale besteht aus einem einzigen Lauf. Gewinner eines BMX-Rennens ist, wer im Finale als Erster die Ziellinie überquert.

Abweichend nimmt im UCI-BMX-Supercross-Weltcup bei mehr als 16 Teilnehmern jeder Fahrer nur an einem Vorlauf (1. Runde) teil, die vier Besten gehen direkt in die Phase der Qualifikation. Die unterlegenen Fahrer haben noch die Möglichkeit, sich in Hoffnungsläufen für die Phase der Qualifikation zu qualifizieren.

BMX-Zeitfahren

Beim BMX-Zeitfahren wird die Wettkampfstrecke durch die Teilnehmer einzeln absolviert und die dafür benötigte Zeit gemessen. Ein Wettkampf besteht aus zwei Phasen:

  • Qualifikation und
  • Superfinale.

In der Qualifikation wird durch jeden Teilnehmer die Wettkampfstrecke einmal absolviert. Die Zeitbesten qualifizieren sich für das Superfinale, die Anzahl der Qualifizierten hängt von der Gesamtzahl der Teilnehmer ab:

  • 16 Fahrer bei 24 und mehr Teilnehmern
  • 8 Fahrer bei 16 bis 23 Teilnehmern
  • 6 Fahrer bei 12 bis 15 Teilnehmern
  • Bei weniger als 12 Teilnehmern wird kein Superfinale ausgetragen.

Im Superfinale wird durch alle Fahrer die Wettkampfstrecke ein zweites Mal einzeln absolviert. Gewinner ist, wer im Superfinale die schnellste Zeit erzielt. Die weitere Rangfolge wird ebenso anhand der Zeit im Superfinale bestimmt. Für Fahrer, die sich nicht für das Superfinale qualifiziert haben, zählt der Rang in der Qualifikation.

Wettkampfstrecke

Die Wettkampfstrecke für BMX-Rennen und Zeitfahren ist eine eigens dafür angelegte Wettkampfbahn. Diese soll eine kompakte, in sich schlüssige Wettkampfanlage mit einer Länge zwischen 300 und 400 Metern sein. Die Bahn muss mindestens 5 Meter breit sein, beim Start 8 Meter.

Der Start erfolgt auf einem Starthügel von mindestens 2,50 Meter Erhöhung über der ersten Geraden. Für den Start muss ein elektronisch kontrolliertes Startgatter mit zwei Lichtzeichenanlagen vorhanden sein. Die Abschrägung bis zur ersten Geraden darf nicht länger als 12 Meter sein und muss aus festem Material (Asphalt, Beton etc.) bestehen.

Eine BMX-Wettkampfbahn muss mindestens 3 Kurven haben, jede Kurve der Bahn muss von innen nach außen erhöht sein. Die Startgerade bis zur ersten Kurve muss mindestens 40 Meter lang sein. Darüber hinaus kann die Bahn zusätzliche Einfach- und Mehrfachhindernisse, meist Sprünge, enthalten.

Wettkämpfe

Seit 1996 werden durch die UCI die UCI-BMX-Race-Weltmeisterschaften (UCI BMX Race World Championships) ausgetragen. Derzeit (2021) werden nur Weltmeister im BMX-Rennen mit den 20 Zoll-Rädern in der Elite und bei den Junioren ermittelt. Bis 2010 wurden auch Weltmeister mit den Cruisern und von 2011 bis 2016 im BMX-Zeitfahren gekürt. Europameister werden bei den UEC BMX Race European Championships ermittelt.

Die wichtigste Rennserie im BMX-Renssport ist der Weltcup (UCI BMX Supercross World Cup), der seit 2003 ausgetragen wird und sich aus 4 bis 5 Stationen mit jeweils zwei Rennen pro Station zusammensetzt. Unterhalb des Weltcups ist der Europacup (BMX European Cup) eingeordnet, der analog dem Weltcup aus 4 bis 5 Stationen mit jeweils zwei Rennen besteht und in die horse class eingestuft ist.

Die wichtigsten nationalen und internationalen Wettbewerbe im BMX-Rennsport sind Bestandteil des Rennkalenders der UCI.[3]

Ranglisten

Die UCI führt jeweils für Männer und Frauen ein BMX Elite Ranking und ein BMX Juniors Ranking. Zusätzlich gibt es für den Weltcup das BMX Elite World Cup Standing und das BMX Under 23 World Cup Standing.

Teams

BMX-Teams können sich bei der UCI als UCI BMX Team registrieren lassen. Ein Team besteht aus 2 bis 10 Fahrern, die einen festen Vertrag haben müssen. Registrierte Teams genießen eine Reihe von Vorteilen beim Weltcup und bei Weltmeisterschaften, z. B. Online-Registrierung, Teamzelt, Parkplätze etc.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. BMX: Der olympische Kampf um die Jugend der Welt. faz.net, 22. August 2008, abgerufen am 17. Juli 2021.
  2. Wettkampfbestimmungen BMX, Anhang D, Meisterschaften. Bund Deutscher Radfahrer e. V., abgerufen am 17. Juli 2021.
  3. Rennkalender der UCI. uci.org, abgerufen am 17. Juli 2021.

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BMX Supercross World Cup 2007 Fréjus -166 Tomáš Slavìk (CZE) -69 Damien Godet (FRA) -316 Tyler Brown (USA) -149 Patrick Lebel (CAN) -27 Arno Kanis (NED) (1576386356).jpg
Autor/Urheber: Fabrizio from Cortazzone (near Asti), Italy, Lizenz: CC BY-SA 2.0
  1. 166 Tomáš Slavìk (CZE)
  2. 69 Damien Godet (FRA)
  3. 316 Tyler Brown (USA)
  4. 149 Patrick Lebel (CAN)
  5. 27 Arno Kanis (NED)