Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
— BMEL —

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Staatliche EbeneBund
Stellungoberste Bundesbehörde
Gründung13. Februar 1919 als Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft
HauptsitzBonn, Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen
BehördenleitungCem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft
Bediensteteca. 900
Haushaltsvolumen7,68 Mrd. EUR (2021)[1]
Netzauftrittwww.bmel.de
© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (kurz BMEL, vormals BML) ist eine oberste Bundesbehörde der Bundesrepublik Deutschland. Sein Hauptsitz bzw. erster Dienstsitz befindet sich in der Bundesstadt Bonn, sein zweiter Dienstsitz in Berlin. Das Amt des Bundesministers und Behördenleiters bekleidet seit dem 8. Dezember 2021 Cem Özdemir von Bündnis 90/Die Grünen als Mitglied des Kabinetts Scholz.

Geschichte

Die ursprüngliche Bezeichnung war zwischen 1949 und 2001 „Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten“. In den Anfangsjahren spielte vor allem die sichere Versorgung der Bürger mit ausreichend Lebensmitteln eine große Rolle. Das hat sich im Lauf der Zeit geändert, so dass heutzutage hauptsächlich einerseits die Sicherheit und Gesundheit der Lebensmittel sowie die ökologischen Folgen der Lebensmittelproduktion, andererseits die wirtschaftlichen Belange der Landwirte die Hauptaugenmerke sind.

2001 wurde das Ministerium in „Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft“ umbenannt. Die Aufnahme des Verbraucherschutzes anstelle von Forsten im Namen geht auf Renate Künast zurück und ist vor dem Hintergrund des damaligen BSE-Skandals zu sehen. Die Umbenennung stellt dabei nicht nur eine Kompetenzerweiterung dar. Sie ist vielmehr Ausdruck von gesellschaftlichen Veränderungen, die sich sowohl hier als auch in anderen Ressorts, auf Ministerialebene widerspiegeln. So sah sich Ilse Aigner beispielsweise wesentlich stärker für die Belange des Datenschutzes verantwortlich, als dies bei ihren Vorgängern der Fall war. Durch Organisationserlass des Bundeskanzleramts wurde aus dem Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft das „Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz“ gebildet. Die Reihenfolge wurde alphabetisch geregelt, um die Gleichstellung der einzelnen Ressorts darzustellen.

Mit der Bildung des Kabinetts Merkel III ging die Zuständigkeit für den Verbraucherschutz 2013 an das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz über. Der am 7. November 2014 von diesem Bundesministerium gegründete, neunköpfige Sachverständigenrat für Verbraucherfragen berät jedoch auch das Ernährungsressort des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Die Reorganisation eines Heimatministeriums zum Innenministerium könnte für das Bundeslandwirtschaftsministerium Verluste im Bereich der Förderung des ländlichen Raums bedeuten.[2]

Erforschung der Geschichte des Bundesministeriums

2016 nahm eine von Christian Schmidt, dem damals amtierenden Minister des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, eingesetzte Unabhängige Historikerkommission ihre Arbeit auf.[3] Am 17. Juni 2020 gab das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf den Seiten seiner Internetpräsenz bekannt, dass der Abschlussbericht der Unabhängigen Historikerkommission Bundesministerin Julia Klöckner am gleichen Tag übergeben worden war. Der Abschlussbericht wurde als Buch publiziert.[4] Insbesondere folgende Aspekte wurden von der Unabhängigen Historikerkommission untersucht:

  • die Wiederbegründung des Ministeriums im Jahr 1949
  • die Geschichte seiner Vorgängerinstitutionen
  • die Frage nach der personellen und sachlichen Kontinuität bzw. Diskontinuität
  • die Haltung zu seinen Vorgängerinstitutionen
  • die Rolle der Verbände
  • die zeitlich parallelen Entwicklungen in der Deutschen Demokratischen Republik.

Das veröffentlichte Buch beinhaltet folgende Abschnitte:

  1. Vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende der Weimarer Republik […]
  2. Das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft in der Zeit des Nationalsozialismus […]
  3. Landwirtschaftspolitik unter alliierter Besatzung 1945–1949 […]
  4. Landwirtschaftsministerium und Agrarpolitik in der alten Bundesrepublik […]
  5. Das DDR-Landwirtschaftsministerium – Politik und Personal […]
  6. Sechzig Jahre Europäisierung der Agrarpolitik – Interessen, Konflikte, Weichenstellungen. Eine historisch-politische Betrachtung […][5]

Organisation

Der Dienstsitz Berlin im Gebäude des ehemaligen Geheimen Zivilkabinetts in der Wilhelmstraße

Neben der Ministeriumsleitung (inkl. Leitungsstab) besteht es aus weiteren acht Abteilungen (Stand: Januar 2021[6]):

  • Abteilung 1: Zentralabteilung
  • Abteilung 2: Gesundheitlicher Verbraucherschutz, Ernährung, Produktsicherheit
  • Abteilung 3: Lebensmittelsicherheit, Tiergesundheit
  • Abteilung 4: Agrarmärkte, Ernährungswirtschaft, Export
  • Abteilung 5: Wald, Nachhaltigkeit, Nachwachsende Rohstoffe
  • Abteilung 6: EU-Angelegenheiten, Internationale Zusammenarbeit, Fischerei
  • Abteilung 7: Landwirtschaftliche Erzeugung, Gartenbau, Agrarpolitik
  • Abteilung 8: Ländliche Entwicklung, Digitale Innovation

Dem BMEL unterstehen vielfältige Bundesoberbehörden, rechtlich selbstständige Anstalten des öffentlichen Rechts und Bundesforschungsanstalten, die mit Wirkung zum 1. Januar 2008 teilweise neu gegliedert wurden:

Bundesminister seit 1949

Eines der Gebäude (Haus 9) des Ministeriums in Bonn
Cem ÖzdemirJulia KlöcknerChristian SchmidtHans-Peter FriedrichIlse AignerHorst SeehoferJürgen TrittinRenate KünastKarl-Heinz FunkeJochen BorchertIgnaz KiechleJosef ErtlBjörn EngholmJosef ErtlHermann HöcherlWerner Schwarz (Politiker, 1900)Heinrich LübkeWilhelm Niklas

Nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition am 17. September 1982 übernahm der damalige Bundesminister für Bildung und Wissenschaft Björn Engholm zusätzlich das Landwirtschaftsministerium. Dieser Zustand hielt aber nur bis zum 1. Oktober 1982, als Helmut Kohl durch ein konstruktives Misstrauensvotum zum Bundeskanzler gewählt wurde.

Nr.NameLebensdatenParteiBeginn der AmtszeitEnde der AmtszeitKabinett(e)
Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
1Wilhelm Niklas1887–1957CSU20. September 194920. Oktober 1953Adenauer I
2Heinrich Lübke1894–1972CDU20. Oktober 195315. September 1959Adenauer II
Adenauer III
3Werner Schwarz1900–1982CDU30. September 195926. Oktober 1965Adenauer III
Adenauer IV
Adenauer V
Erhard I
4Hermann Höcherl1912–1989CSU26. Oktober 196521. Oktober 1969Erhard II
Kiesinger
5Josef Ertl1925–2000FDP22. Oktober 196917. September 1982Brandt I
Brandt II
Schmidt I
Schmidt II
Schmidt III
6Björn Engholm* 1939SPD17. September 19821. Oktober 1982Schmidt III
7Josef Ertl1925–2000FDP4. Oktober 198229. März 1983Kohl I
8Ignaz Kiechle1930–2003CSU30. März 198321. Januar 1993Kohl II
Kohl III
Kohl IV
9Jochen Borchert* 1940CDU21. Januar 199326. Oktober 1998Kohl IV
Kohl V
10Karl-Heinz Funke* 1946SPD27. Oktober 199812. Januar 2001Schröder I
Bundesminister für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
11Renate Künast* 1955Grüne12. Januar 20014. Oktober 2005Schröder I
Schröder II
Bis zur Bildung einer neuen Bundesregierung übernahm Bundesumweltminister Jürgen Trittin das Ressort geschäftsführend.
Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
12Horst Seehofer* 1949CSU22. November 200527. Oktober 2008Merkel I
13Ilse Aigner* 1964CSU31. Oktober 200830. September 2013Merkel I
Merkel II
Bis zur Bildung einer neuen Bundesregierung übernahm Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich das Ressort geschäftsführend.
Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft
14Hans-Peter Friedrich* 1957CSU17. Dezember 201317. Februar 2014Merkel III
15Christian Schmidt* 1957CSU17. Februar 201414. März 2018Merkel III
16Julia Klöckner* 1972CDU14. März 20188. Dezember 2021Merkel IV
17Cem Özdemir* 1965Grüne8. Dezember 2021im AmtScholz

Parlamentarische Staatssekretäre

Beamtete Staatssekretäre

Wettbewerbe

Das Ministerium veranstaltet alle drei Jahre den Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Ziel ist hierbei die Motivation der ansässigen Bevölkerung zu steigern eigene Projekte zur Sicherung der Zukunft des Dorfes zu verwirklichen. In diesem Rahmen bietet sich Orten, die durch Vorleistungen gute Platzierungen erreichen, im Anschluss, Förderungen zur Erhöhung des Bekanntheitsgrades und zu Projekten in ihrem ländlichen Raum zu erhalten.

Verbraucherlotse

Der Verbraucherlotse wurde am 10. Dezember 2012 von Ilse Aigner mit dem Ziel ins Leben gerufen, Bürgern und Bürgerinnen Fragen zu ihren Verbraucherrechten zu beantworten.[7] Verbraucher können sich telefonisch oder per E-Mail an den Verbraucherlotsen wenden und erhalten entweder direkt die gewünschte Information oder werden an die zuständige Stelle gelotst. Individuelle Rechtsberatung darf der Verbraucherlotse nicht übernehmen.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband sieht Potenzial in dem Projekt des Bundesverbraucherministeriums, wenn die Verbraucherlotsen tatsächlich den richtigen Ansprechpartner nennen können. Andere Parteien wie die Grünen und die SPD halten diese Form des Verbraucherservices jedoch für überflüssig.[8] Das Handelsblatt Online hat in einem stichprobenartigen Test sechs Wochen nach dem Start des Verbraucherlotsen feststellen müssen, dass die Hilfe der Lotsen in vielen Fällen oberflächlich blieb.[9]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bundeshaushalt. Abgerufen am 23. Mai 2021.
  2. Merkel will Klöckner als Landwirtschaftsministerin vorschlagen
  3. Möller, Horst; Bitterlich, Joachim; Corni, Gustavo; Kießling, Friedrich; Münkel, Daniela; Schlie, Ulrich (Hrsg.): Agrarpolitik im 20. Jahrhundert. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und seine Vorgänger. De Gruyter Oldenbourg. Berlin/Boston 2020. S. 1
  4. Horst Möller, Joachim Bitterlich, Gustavo Corni, Friedrich Kießling, Daniela Münkel, Ulrich Schlie (Hrsg.): Agrarpolitik im 20. Jahrhundert. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und seine Vorgänger. De Gruyter Oldenbourg. Berlin/Boston 2020, ISBN 978-3-11-065116-4.
  5. [1] Zuletzt aufgerufen am 15. Januar 2021
  6. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Organigramm. In: bmel.de. Januar 2021, abgerufen am 7. März 2021.
  7. Verbraucherlotse des BMELVs (Memento vom 8. Juli 2013 im Internet Archive), Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, zuletzt abgerufen am 5. Juli 2013.
  8. Verbraucherlotse enttäuscht, finanzen.de, zuletzt abgerufen am 5. Juli 2013.
  9. Verbraucherschutz: Hier werden Sie nicht geholfen, Handelsblatt Online, zuletzt abgerufen am 5. Juli 2013.

Koordinaten: 50° 43′ 10,5″ N, 7° 3′ 41,3″ O

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(c) Wo st 01 / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 de
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (zum Zeitpunkt der Aufnahme Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz), Rochusstraße 1, Bonn-Duisdorf
Hart aber fair - 2020-02-10-4295.jpg
© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Pressetermin nach der Sendung „Hart aber Fair“ am 10. Februar 2020. Thema der Sendung: „Jetzt auch die CDU: Stürzt die nächste Regierungspartei ins Chaos?"
Foto: Cem Özdemir, Bündnis 90/Die Grünen
Berlin, Mitte, Wilhelmstraße, Geheimes Civilkabinett des Kaisers 01.jpg
Autor/Urheber: Jörg Zägel, Lizenz: CC BY-SA 3.0
"Geheimes Civil-Cabinett des Kaisers" in der Wilhelmstraße 54 in Berlin, erbaut 1900-1901 von Architekt Carl Vohl. Dies ist eines der wenigen Gebäude des ehemaligen Regierungsviertels der Reichshauptstadt, die den Zweiten Weltkrieg überstanden haben. Außer dem Civil-Kabinett residierte hier auch das Preußische Staatsministerium und die Generallotteriedirektion sowie ab 1936 die Reichsleitung der NSDAP. Seit 2000 wird das Gebäude vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz genutzt.
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