BLS Schifffahrt

BLS Schifffahrt AG
(BLS navigation SA)
RechtsformAktiengesellschaft
Gründung16. Dez. 2021 (als BLS Schifffahrt AG); 1913 (als Geschäftsbereich der BLS, später BLS AG); zuvor Vereinigte Dampfschifffahrts-Gesellschaft für den Thuner- und Brienzersee
SitzThun, Schweiz Schweiz
LeitungRené Anliker (Geschäftsführer ad interim)
Jan Cermak
Daniel Hofer (VR-Präsident)
BrancheTourismus- und Transportunternehmen
Websitewww.bls-schiff.ch

Die BLS Schifffahrt AG (amtliche Initialen BLSSF) ist ein Ende 2021 gegründetes Schweizer Schifffahrtsunternehmen mit Sitz in Thun. Als eidgenössisch konzessioniertes Transportunternehmen erbringt es auf Basis einer Personenbeförderungskonzession des Bundesamts für Verkehr (BAV) Fahrleistungen auf dem Thunersee und dem Brienzersee.

Aufgenommen wurde die Passagierschifffahrt 1835 auf dem Thunersee und 1839 auf dem Brienzersee. Die Vereinigte Dampfschifffahrts-Gesellschaft für den Thuner- und Brienzersee (VDG) wurde 1912 von der Thunerseebahn (TSB) übernommen, die ihrerseits 1913 mit der Berner Alpenbahngesellschaft Bern–Lötschberg–Simplon (BLS) fusionierte. Die folgenden 100 Jahre wurde der Schifffahrtsbetrieb als rechtlich unselbständiger, integrierter Teil der BLS geführt, ehe er Ende 2021 aus dem Nachfolgeunternehmen BLS AG in die neu gegründete BLS Schifffahrt AG (BLS navigation SA) ausgegliedert wurde.

Geschichte

Aktie über 500 Franken der Vereinigten Dampfschiffahrts-Gesellschaft des Thuner- und Brienzersee’s vom 1. Juli 1843[1]

Die BLS betrieb ab 1913 die Schifffahrt auf dem Thuner- und dem Brienzersee. Damals übernahm sie die Thunerseebahn, die sich ein Jahr zuvor mit der von Johannes Knechtenhofer und seinen Brüdern gegründeten «Vereinigten Dampfschiffahrtsgesellschaft des Thuner- und Brienzersee’s» zusammengeschlossen hatte.

2021 wurde die BLS-Schifffahrt, infolge der Ertragsausfälle wegen der Covid-19-Pandemie, mit rund 1,3 Millionen Franken Bundes- und Kantonsgeldern unterstützt.[2] Operativ wurde die BLS-Schifffahrt per 1. Januar 2022 in die BLS Schifffahrt AG, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der BLS AG, ausgelagert.[3] Der seit 2014 als Geschäftsführer tätige Claude Merlach gab im Januar 2023 seinen Rücktritt bekannt. Infolge führt René Anliker, Leiter Betrieb, die BLS Schifffahrt AG seit dem 7. April 2023 ad interim.[4] Per 1. November 2023 wurde Jan Cermak zum Geschäftsführer ernannt.[5]

Angebot

Die Schifffahrt Berner Oberland hat mittlerweile nur noch touristischen Charakter und fährt vorwiegend im Sommer. Die Thunerseeschiffe dienen als Zubringer zu den Beatushöhlen und der Bergbahn nach Beatenberg-Niederhorn, jene auf dem Brienzersee erschliessen die Giessbachfälle und haben in Brienz Anschluss Richtung Brünig-Luzern, Brienzer Rothorn und zum Freilichtmuseum Ballenberg. Es existiert kein Schiffskanal zwischen dem Thuner- und dem Brienzersee (d. h. zwischen Interlaken West und Ost), weshalb eine Zweiseenfahrt nur mit Umsteigen in West und Ost (Schiff-Bahn, respektive umgekehrt) möglich ist. Eine Kombination beider Raddampfer (Lötschberg auf dem Brienzersee und Blümlisalp auf dem Thunersee) ist (Fahrplan 2011) nur mit Start in Brienz möglich. Die BLS bietet zurzeit von Mitte Mai bis Ende Oktober auf dem Thunersee sechs, auf dem Brienzersee fünf bis sieben Kurspaare an. Dies, nachdem der Fahrplan seit 2003 wegen rückläufiger Frequenzen und des Wegfalls der finanziellen Unterstützung durch den Kanton (2008) ausgedünnt worden ist. Infolge der Fahrplankürzungen gingen die ohnehin schon tiefen Frequenzen noch weiter zurück. Den bisherigen Tiefststand (seit 1946) stellt das Jahr 2011 mit gerade 896'000 Passagieren auf beiden Seen dar. Auf dem Thunersee wurden die höchsten Frequenzen aller Zeiten 1971 mit 1'392'730 Passagieren und auf dem Brienzersee 1989 mit 640'150 Gästen verzeichnet. Frequenzstärkstes Jahr seit 2000 war 2009 mit total 1'324'000 Passagieren auf beiden Seen. In den Jahren 2012 und 2013 wurde das Angebot ausgebaut, die Frequenzen erreichten jedoch nicht wieder das Niveau der Jahre vor 2011. Auf dem Thunersee bedienen die Kursschiffe heute, abgesehen von Gwatt, Spiez, Faulensee und Leissigen nur noch das rechte Ufer. Die übrigen Anlegestellen am linken Ufer wurden aufgegeben oder gar nie realisiert, wie beispielsweise jene in Dürrenast. Neben der Kursschifffahrt werden diverse kulinarische Rundfahrten angeboten, hauptsächlich abends.

Stationen

Stationen Brienzersee

Schiffslände Iseltwald

Stationen Thunersee

Schifflände Neuhaus

Flotte

Flotte Brienzersee

Brienzerseeflotte der BLS Schifffahrt
NamePers.Be­satzungJahrAnmerkungenBild
Lötschberg8006 Mann1914generalsaniert 20012011
Brienz10004 Mann1981tonnagemässig das grösste Schiff auf dem Brienzersee
2016
© Roland Fischer, Zürich (Switzerland) – Mail notification to: roland_zh(at)hispeed(dot)ch / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
Jungfrau7003 Mann1954erbaut für den Thunersee, auf den Brienzersee verlegt und generalsaniert 19992018
Interlaken5503 Mann19562017
Iseltwald3002 Mann1969ausgemustert 20212014
Harderausgemustert 2000
Rothornausgemustert1970

Flotte Thunersee

Thunerseeflotte der BLS Schifffahrt
NamePers.Be­satzungJahrAnmerkungenBild
Blümlisalp7504 Mann1906Stilllegung 1971, generalsaniert und wieder in Betrieb genommen 19922006
Berner Oberland10004 Mann1996grösstes Schiff der BLS (Rumpf), sollte mit seiner modernen Architektur 1996 ein neues Schifffahrtszeitalter einläuten2014
Stadt Thun11004 Mann1971generalsaniert 2004, tonnagemässig grösstes Schiff; ex Blümlisalp2008
Bubenberg8004 Mann1962Generalsanierung voraussichtlich ca. 2013 (?)2019
Beatus6003 Mann1963MS Beatus in Interlaken West
Schilthorn3002/3 Mann20022019
Stockhorn2502 Mann1974generalsaniert 2008
Spiez2002 Mann1901erbaut als Schraubendampfer, Umbau zum Motorschiff 1952, provisorische Stilllegung 2008, Generalsanierung und Wiederinbetriebnahme mit neuer Dampfmaschine 2021, ältestes Schiff der BLS[6]; das erneuerte Spiezerli ist für den Charterbetrieb vorgesehen[7]1903
Stadt Bern10004 Mann1956Stilllegung 2004 wegen Überkapazität nach der Reaktivierung der Blümlisalp, wurde im Sommer 2020 in der Werft Dürrenast abgebrochen[8]
Oberhofen1939als Ente als Landiboot auf dem Zürichsee in Dienst, Übernahme durch BLS 1940, Stilllegung 1999, wieder in Betrieb seit 2014 für kleine Kursfahrten und für den Charterbetrieb[9], ausgemustert 2021[10]1952
Niederhorn5003 Mann1959ausgemustert 20212014
Guntenausgemustert 1998
Niesenausgemustert 2001; seither Werkstattschiff
Jungfrau1954auf den Brienzersee verlegt, vgl. #Flotte Brienzersee1975

Flottenentwicklung seit 1990

1992 war der Thunersee-Salondampfer Blümlisalp wieder in Betrieb genommen worden. Damit verbunden waren auch die Umbenennungen der Motorschiffe von Blümlisalp in Stadt Thun und von Thun in Kyburg. Der Komfort auf den Motorschiffen wurde erhöht (zunächst vor allem Beatus und Bubenberg, deren neue Erste-Klass-Salons sich stark an der neuen «Weggis-Klasse» auf dem Vierwaldstättersee orientieren).

Ein umfassendes Flottenerneuerungsprogramm (Flottenkonzept 2000) sah vor, alle Motorschiffe, die zu jener Zeit älter als fünfzig Jahre waren (evtl. mit Ausnahme von Spiez), bis ins Jahr 2000 zu ersetzen. In einer ersten Etappe sollte ein neues Thunersee-Grossmotorschiff mit tausend Personen Tragkraft und über vierhundert Bankettplätzen (Berner Oberland) die Kyburg (ex Thun) und die in die Jahre gekommene Jungfrau ersetzen. Für die Jungfrau war eine Verlegung auf den Brienzersee mit gleichzeitiger Totalrenovation und Reduktion auf 700 Passagiere vorgesehen. Die Jungfrau sollte auf dem Brienzersee die Rothorn ersetzen. Die Inbetriebnahme der Berner Oberland verzögerte sich dann bis 1996 und jene der Jungfrau auf dem Brienzersee bis 1999. Vorgesehen war weiter, zwei bis drei Kleinschiffe auf dem Thunersee durch zwei neue Einheiten mit einer Kapazität von 200 bis 300 Personen für Extrafahrten im Sommer und Kursfahrten im Winter zu ersetzen. Nur die Schilthorn ging 2002 nach diesem Konzept in Betrieb. Gleichwohl wurden mehrere kleine Schiffe stillgelegt: Gunten (1998), Oberhofen (1999), Niesen (2001, seither Werkstattschiff) sowie Harder (Brienzersee, 2000) und schliesslich Spiez (2008, provisorisch).

Das Dampfschiff Lötschberg erhielt im Winter 2000/2001 eine umfangreiche Generalrevision mit Kesselersatz, die Kosten von über vier Millionen verursachte. Dagegen wurde das Thunersee-Motorschiff Stadt Bern seit 1998 nur noch reservemässig verwendet (wie zuvor schon während zweier Jahre die auf den Abtransport auf den Brienzersee wartende Jungfrau), da der Blümlisalp-Sonderkurs von 1992 (mit Dampfzuschlag) 1998 wieder aus dem Fahrplan gestrichen und der Dampfer einer bisherigen Motorschiff-Tour zugeteilt worden war. Für die Stadt Bern war zunächst der Umbau zu einem Zweideckschiff als Alternative für den oft an Kapazitätsgrenzen stossenden Beatus vorgesehen. Wegen rückläufiger Frequenzen (auf beiden Seen ab circa 1995) ist dieser Umbau jedoch nie realisiert und das Schiff Ende 2004 stillgelegt worden. Seither wartet es in der Werft auf den wahrscheinlichen Abbruch.

Generalsaniert wurden stattdessen die Motorschiffe Stadt Thun (2004) und Stockhorn (2008). Als Nächstes dürfte die Bubenberg folgen. Aufgrund der anhaltend schwierigen finanziellen Lage müssen diese und andere dringende Investitionen hinausgeschoben werden. Infolge der Fahrplaneinschränkungen (insbesondere Brienzersee 2007, Thunersee 2011) werden gewisse Schiffe nur noch selten eingesetzt, etwa die Niederhorn und die Interlaken.

Die Oberhofen wurde nach der Ausmusterung (1999) nach Amsterdam verkauft. 2013 kauften Kurt und Ursula Matter aus Oberhofen die Oberhofen zurück und schenkten sie der BLS, welche das Schiff im Frühjahr 2014 wieder in Betrieb nahm.[11]

Commons: BLS Passagierschiffe – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Aktiensammler 02/12, S. 9, ISSN 1611-8006.
  2. Kanton unterstützt die Berner Schifffahrt. Regierungsrat des Kantons Bern. 25. März 2021, abgerufen am 25. März 2021.
  3. BLS Schifffahrt wird eine eigene AG. In: bls.ch. 10. Dezember 2021, abgerufen am 8. April 2022.
  4. Wechsel in der Leitung der BLS Schifffahrt AG. In: bls-schiff.ch. 19. Januar 2023, abgerufen am 19. Januar 2023.
  5. Jan Cermak wird Geschäftsführer der BLS Schifffahrt AG. In: radiobeo.ch. 28. April 2023, abgerufen am 12. Mai 2023.
  6. Website Verein Rettet das Spiezerli.
  7. Roger Waller: DS Spiez Testfahrt mit Fernbedienung. In: Youtube. DLM AG Dampflokomotiv- und Maschinenfabrik, 16. Februar 2021, abgerufen am 25. Februar 2021.
  8. MS Stadt Bern (II) – Thunersee. In: Dampferzeitung. September 2020, abgerufen am 5. März 2021.
  9. Oberhofen feiert kleines Schiff mit grossem Fest. In: SRF. 3. Mai 2014.
  10. Thunersee: Historisches Schiff MS Oberhofen kehrt im Herbst zurück. In: baerntoday.ch. 19. Juli 2024, abgerufen am 21. Juli 2024.
  11. Marco Zysset: MS Oberhofen kehrt heuer zurück. In: Berner Zeitung. 3. Oktober 2013, abgerufen am 26. Dezember 2021 (Vorschau/teilweise lesbarer Artikel).

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Motorschiff "Bubenberg" der BLS auf dem Thunersee. Das 1962 auf der Bodan-Werft in Kressbronn erbaute 51 m lange Schiff kann 800 Fahrgäste transportieren.
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Iseltwald am Brienzersee: Schiffslände und das um 1920 erbaute Strandhotel
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MS "Oberhofen", von Escher Wyss zusammen mit 3 weiteren Schwesterschiffen für den Querverkehr an der "Landi 1939" erbaut, 3 blieben auf dem Zürichsee, das vierte Schiff namens "Ente" wurde von der BLS erworben und nach dem Aufbau einer geräumigen Kabine als MS "Oberhofen" am 15. September 1940 auf dem Thunersee in Betrieb genommen
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Schraubendampfer "Spiez" im Ursprungszustand auf dem Thunersee in Interlaken.
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Lake Thun passenger ship Stadt Thun at the head of the Interlaken ship canal at Interlaken West station. For more information, see the Wikipedia articles Interlaken ship canal and Interlaken West railway station
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The MS Interlaken, a boat that travels on Lake Brienz between Brienz and Interlaken, Switzerland.
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Dampfschiff BLÜMLISALP auf dem Thunersee