Büttenpapier
Büttenpapier oder kurz Bütten ist ein mit einem Sieb aus der Bütte, einem wannenförmigen Gefäß, geschöpftes Papier. Handwerklich stellt es die historisch ursprüngliche Herstellung von Papier dar.
Beschaffenheit und Herstellung
Büttenpapier wird aus einem verdünnten Faserbrei aus Hadern oder Zellstoff, dem sogenannten Ganzzeug (Ganzstoff), mit Hilfe eines Schöpfsiebes geschöpft. In der Regel besteht der Faserbrei aus einem großen Anteil von Hadern und ist zumeist holzfrei. Durch die Handhabung der Schöpfsiebe und dem Faseranteil in der Bütte entstehen häufig minimale Unterschiede der Papierdicke. Die Muster des Schöpfsiebes (die Rippung) sind mittels durchscheinenden Lichts erkennbar. Sind auf dem aus Draht bestehenden Schöpfsieb geformte Drahtstücke eingearbeitet, entstehen beabsichtigte Wasserzeichen. Bleiben die Papiere unbeschnitten, haben sie einen ungleichmäßig geformten und dicken Rand, den Büttenrand.
Seit der Erfindung der Rundsiebmaschine 1809 durch John Dickinson wird Büttenpapier meist industriell hergestellt (Industriebütten).[1] Im künstlerischen und musealen Bereich wird es indes noch manuell in geringen Stückzahlen gefertigt und von Hand geschöpft. Dabei können verschiedene Materialien in den Papierbrei gemischt werden, so zum Beispiel auch Blütenblätter. Büttenpapier wird heute meist für hochwertige Anwendungen in geringer Auflage (z. B. aufwändige Briefbögen), bei künstlerischen Drucken oder in der Papier- bzw. Buchrestaurierung verwendet.
Bei imitierten Büttenpapieren (DIN 6730) werden im Gegensatz zum echten Büttenpapier Rippung, Wasserzeichen und/oder der ungleichmäßige Rand durch nach der Papierherstellung vorgenommene Arbeitsschritte wie Prägung oder Stanzung geformt und somit nachgeahmt. Imitierte Wasserzeichen sind nicht wasserfest; da die Papierfasern bei ihrer maschinellen Herstellung lediglich verdichtet wurden, quellen diese unter Einwirkung von Wasserdampf wieder auf.
Büttenpapier mit typischem Büttenrand und Siebstruktur
Bedrucktes Büttenpapier mit sichtbarer Rippung, Carl von Linné: Systema naturae (1758)
Büttenpapier mit Wasserzeichen und Rippung
Flächig bedrucktes Büttenpapier mit sichtbarer Rippung, Randolph Caldecott (1887)
Büttenbriefpapier aus Königstein DDR Produktion um 1970
- Herstellung von Büttenpapier in einer Manufaktur in Myanmar
Zerklopfen von Baumrinde zu Zellstofffasern
Einlegen dekorativer Pflanzenblätter in die Bütt
Das fertig geschöpfte Papier im Schöpfsieb
Ablösen des getrockneten Papiers vom Sieb
Siehe auch
Literatur
- Severin Corsten (Hrsg.): Lexikon des gesamten Buchwesens. Band II, Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-7772-8911-6, S. 19.
Weblinks
- Hinweise zum Schöpfen und Färben von Kupferdruckbütten sowie zum Einarbeiten von Wasserzeichen
- Beispiel eines Herstellers von handgeschöpftem Büttenpapier
- Zerkall, Beispiel eines Herstellers von maschinell gefertigtem Büttenpapier
- Büttenpapier – Führer durch die Welt handgeschöpfter Papiere im Internet
Einzelnachweise
- ↑ Max Zieger: Papierkunde. Eine Einführung für Papierverarbeiter. Leipzig 1952, S. 44.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Exhibit in the Robert C. Williams Paper Museum, Atlanta, Georgia, USA. This work is old enough so that it is in the public domain. Photography was permitted in the museum without restriction.
Autor/Urheber: Thomas Schoch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Papierherstellung in Pindaya, Myanmar – Schlagen der Rindenfasern
Autor/Urheber: Thomas Schoch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Papierherstellung in Pindaya, Myanmar – Einlegen der dekorierenden Pflanzenblätter in das Wasserbecken
Autor/Urheber: Lupus in Saxonia, Lizenz: CC BY-SA 4.0
+Bütten Briefpapier aus Königstein in Sachsen - DDR Produktion um 1970 - Bild 001
Autor/Urheber: Carl von Linné , Lizenz: CC BY 2.5
Page 837 from the 10th edition of Linnaeus's Systema naturae (1758), explaining the so-called "sexual system" of plants. See also Image:Syst-sex.jpg.
(c) Alltagskulturen im Rheinland, CC BY 3.0
Herstellung von Papier mit dem Schöpfsieb und auf der Papiermaschine
Hagen, Bergisch-Gladbach 1988 – 28 min Aufnahme/Schnitt: Alois Döring, Sabine Schachtner Kommentar: Sabine Schachtner
Im Westfälischen Freilichtmuseum Hagen nachgestellte Aufnahmen schildern die Arbeitsgänge vorindustrieller Papiermacherei: Lumpen sortieren, schneiden und stampfen; Papier schöpfen mit dem Schöpfsieb; Pressen der Papierbögen. In der Papierfabrik Gohrsmühle wird der industrielle Produktionsablauf gezeigt: Zellstoffaufbereitung in Holländer, Pulper und Refiner; Entstehen einer Papierbahn auf der Langsiebpapiermaschine; Glätten von Papierbögen auf dem Kalander; Sortieren und Verpacken des Papiers. Historische Fotografien, die der Papierschöpfer Joseph Roth erläutert, halten die Arbeitssituation in einer Papierfabrik in der ersten Jahrhunderthälfte fest.
Einzelaspekte:
- ab Minute 6:14: Papierholländer
- ab Minute 8:06: Büttenpapier
- ab Minute 14:22: Langsiebpapiermaschine (PM 4 von 1889, heute im Papiermuseum Alte Dombach)
- ab Minute 17:59: Kalander
- ab Minute 19:45: Langsiebpapiermaschine (PM 1)
- ab Minute 22:48: Qualitätskontrollen, Sortierung, Verpackung
Autor/Urheber: Thomas Schoch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Papierherstellung in Pindaya, Myanmar – Entnahme des Rahmens mit dem geschöpften Papier
Autor/Urheber: Benutzer:Memnon, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Büttenpapier mit typischem Büttenrand und gut erkennbarer Siebstruktur.
Autor/Urheber: Thomas Schoch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Papierherstellung in Pindaya, Myanmar – Ablösen des trockenen Papiers vom Schöpfrahmen
Illustration from The complete collection of pictures & songs, "This is the House that Jack Built".