Bünau

August Wilhelm Bernhardt von Uechtritz: Diplomatische Nachrichten adelicher Familien. Beygangische Buchhandlung, Leipzig 1793, S. 9 (Volltext in der Google-Buchsuche).

Das Wappen derer von Bünau

Die Familie von Bünau ist ein altes und geographisch weit verzweigtes deutsches Adelsgeschlecht, das in Kursachsen, den Thüringischen Staaten, Altpreußen, Altwürttemberg und Böhmen Besitzungen hatte.

Geschichte

Grabplatte von Rudolf von Bünau in Liebstadt

Die Familie von Bünau gehört zum Naumburger Uradel. Als namensgebende Orte diskutiert werden Beuna, heute ein Ortsteil von Merseburg, Bonau, heute ein Ortsteil von Teuchern, und Büna, heute ein Ortsteil der Stadt Zeulenroda-Triebes im Landkreis Greiz.

Ihre ältesten nachweisbaren Familienmitglieder dienten als Ministeriale unter den Bischöfen des Bistums Naumburg. Rudolfus de Bunowe, Kastellan der Burg Schönburg in ebendiesem Bistum, wurde am 10. März 1166 als erstes Familienmitglied urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit besaßen die Bünau unter anderem in Köttichau mehrere Hufen als Lehen, wovon am 17. Januar 1206 Berthold II. im Auftrag von Günther von Bünau zwei Hufen an das Kloster St. Stephan zu Zeitz übertrug, dessen Tochter dort als Nonne aufgenommen werden sollte.[1]

In den folgenden Jahrzehnten traten von Bünaus als Burggrafen und Vögte auch im Vogtland in Erscheinung, bevor sich das Adelsgeschlecht ab dem Hochmittelalter infolge der natürlichen Entwicklung immer mehr verzweigte und geographisch ausbreitete. Durch den Erwerb zahlreicher Güter und Herrschaften verästelte sich die Familie im Laufe der Jahrhunderte auf 15 Haupt- und 28 Nebenlinien. Trotz oder gerade aufgrund dieser breiten Fächerung waren die von Bünaus nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen bemüht, nach außen hin geschlossen aufzutreten. Dazu fanden seit 1507 regelmäßige Treffen und Beratungen der männlichen Familienmitglieder statt.[2] Die dabei getroffenen Vereinbarungen sind als Familiengesetz bekannt geworden. Sie regelten vor allem eigentumsrechtliche Fragen und legten unter anderem zu befolgende Gewohnheiten bei Veranstaltungen, Eheschließungen und Todesfällen fest.

Gegenüber anderen Adelsgeschlechtern heben sich die von Bünaus besonders durch die Wahl der Vornamen ihrer männlichen Familienmitglieder ab. Der Sage nach sollen in den Hussitenkriegen (1420–1434) 200 Abkömmlinge der Familie ums Leben gekommen sein. Nur drei Brüder oder – das ist fraglich – Vettern mit Namen Heinrich, Günther und Rudolf überlebten die Kriegsgräuel. Ihnen zum Andenken sollten alle männlichen Nachkommen ausschließlich einen der drei Vornamen führen. Der Wahrheitsgehalt dieser Überlieferung ist nicht bekannt. Fakt ist aber, dass die von Bünaus durch eine Erbeinigung 1517 tatsächlich beschlossen, männlichen Mitgliedern nur noch einen der drei Vornamen zu geben.[3] Denkbar ist, dass mit der einheitlichen Namenswahl die Geschlossenheit der Familie auch nach außen hin dokumentiert werden sollte.

Wappen

Die Existenz eines Bünauischen Wappens mit Leopardenkopf und Lilie lässt sich erstmals 1301 nachweisen. Das heute noch gebräuchliche viergeteilte Wappen wurde erstmals 1487 verwendet. Es zeigt seit 1495 im ersten und vierten Feld einen rot-silber gespaltenen Schild, im zweiten und dritten Feld eine goldene Löwenmaske mit Lilie im Rachen. Die Verzierungen wurden später hinzugefügt.

Herrschaften und Besitzungen (Auswahl)

weitere Güter im heutigen Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt) und Landkreis Leipzig (Sachsen):

sowie im heutigen Thüringen (Saale-Holzland-Kreis):

Bekannte Familienmitglieder

"Günther" von Bünau, Epitaph in Naumburg
(c) Deutsche Fotothek‎, CC BY-SA 3.0 de
Günter von Bünau, Epitaph in Naumburg
Rudolf von Bünau (vorn) 1580
  • Heinrich von Bünau auf Paaren (1544), Hofgerichtsassessor zu Jena, gräflicher Schöneburger Rat und Amtshauptmann zu Glauchau[4]
  • Heinrich von Bünau (Kammerherr, 1656) (1656–1729), deutscher Kammerherr und Amtshauptmann
  • Heinrich von Bünau († 1744), deutscher Rittergutsbesitzer und Hofbeamter
  • Heinrich von Bünau (1665–1745), deutscher Beamter
  • Heinrich von Bünau (1542-1605), kursächsischer Rat, Amtshauptmann zu Colditz und Obersteuereinnehmer, Hofrat 1580, Herr auf Treben
  • Heinrich von Bünau (Historiker) (1697–1762), deutscher Staatsmann und Historiker
  • Heinrich von Bünau (Landkammerrat) (vor 1701–1772), deutscher Landkammerrat und Kriegskommissar
  • Heinrich von Bünau (Kammerherr, 1732) (1732–1768), deutscher Kammerherr
  • Heinrich von Bünau (General, 1778) (1778–1834), deutscher Generalmajor
  • Heinrich von Bünau (General, 1789) (1789–1864), deutscher Generalmajor
  • Heinrich von Bünau (General, 1850) (1850–1919), deutscher Generalmajor
  • Heinrich von Bünau (General, 1873) (1873–1943), deutscher General der Infanterie und SS-Oberführer
  • Heinrich von Bünau (Politiker) (1906–1992), deutscher Politiker (FDP)
  • Rudolph von Bünau (der Versorgende) (1593–1647), deutscher Adliger und Hofbeamter, Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft
  • Rudolph von Bünau (Obristleutnant) (1604–1640), deutscher Obristleutnant
  • Rudolph von Bünau (der Gesellige) (1613–1673), deutscher Adliger und Hofbeamter, Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft
  • Rudolph von Bünau (Amtshauptmann) (1659–1709), deutscher Amtshauptmann und Oberst
  • Rudolph von Bünau (Kammerherr) (1711–1772), deutscher Kammerherr und Domherr
  • Rudolf von Bünau (1547-1622), deutscher Adliger
  • Rudolf von Bünau (Oberhofmarschall) (1532–1615), kursächsischer Oberhofmarschall, Bergrat, Hauptmann zu Pirna
  • Rudolf von Bünau, der Ältere (1603–1634), deutscher Adliger
  • Rudolf von Bünau (General, 1762) (1762–1841), deutscher Generalmajor
  • Rudolf von Bünau (Politiker) (1804–1866), deutscher Rittergutsbesitzer und Politiker
  • Rudolf von Bünau (General, 1852) (1852–1911), deutscher Generalleutnant
  • Rudolf von Bünau (General, 1890) (1890–1962), deutscher General der Infanterie

Literatur

Epitaph der Bünaukapelle in der Stadtkirche Lauenstein (von Lorenz Hörnig um 1610)
  • Maria Emanuel Herzog zu Sachsen: Mäzenatentum in Sachsen, Verlag Weidlich, Frankfurt am Main 1968, S. 12–14, 31, 42
  • anonym: Des Wohl-löblichen Geschlechts, Derer Reichs-Grafen und Herren von Bünau Uhr-alte und Anno 1650. renovirte Geschlechts-Ordnung. (Digitalisat)
  • Valentin König: Genealogischer Adelskalender. Band 2: Genealogische Adels-Historie oder Geschlechts-Beschreibung derer im Chur-Sächsischen und angräntzenden Landen Adligen Geschlechter. Leipzig 1729, S. 200–288 (Volltext).
  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser 1903, S. 221ff
  • Geschichte des oberlausitzischen Adels und seiner Güter, III. Abteilung. / Die Adelsgeschlechter, Bünau, auch Grafen, S. 219ff
  • Max Julius Büttner: Chronik der alten Bergstadt Lauenstein nebst einer Geschichte der Burg und ihrer Besitzer und der Beschreibung des Gotteshauses und seiner Kunstschätze. Leipzig 1902.
  • Martina Schattkowsky (Hrsg.): Die Familie von Bünau. Adelsherrschaften in Sachsen und Böhmen vom Mittelalter bis zur Neuzeit (= Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Band 27). Leipzig 2008.
  • Iniciativa pro decinsky zamek (Hrsg.): Die Herren von Bünau in Sachsen und Böhmen. Decin 2006, ISBN 80-239-6852-1.
  • Martin Wittig: Die Herren von Bünau auf Weesenstein. Soziale und wirtschaftliche Verhältnisse einer sächsischen Adelsfamilie im 16. und 17. Jahrhundert. In: Mitteilungen des Vereins für sächsische Landesgeschichte. Heft 1/2003, S. 7–20.

Weblinks

Commons: Bünau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Martina Schattkowsky: Die Familie von Bünau. Adelsherrschaften in Sachsen und Böhmen vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Leipziger Universitätsverlag, 2008, S. 136.
  2. vgl. Iniciativa pro decinsky zamek 2006; nach anderen Angaben fand das erste Familientreffen erst 1508 statt (vgl. http://www.von-buenau.de/ [11. August 2006])
  3. vgl. Iniciativa pro decinsky zamek 2006; nach anderen Angaben wurden die drei Taufnamen bereits ausschließlich seit dem ersten Auftreten des Geschlechts geführt (vgl. http://www.von-buenau.de/ [11. August 2006])
  4. August Wilhelm Bernhardt von Uechtritz: Diplomatische Nachrichten adelicher Familien. Beygangische Buchhandlung, Leipzig 1793, S. 9 (Volltext in der Google-Buchsuche).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Seusslitz Schloss1.jpg
Autor/Urheber: Radler59, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Schloss Seußlitz
Lauenstein Bünauwappen (03) 2006-08-03.jpg
Autor/Urheber: Norbert Kaiser, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lauenstein: Bünauisches Wappen (1556) am Schloss
Liebstadt Kirche Rudolf von Bünau (01) 2006-09-04.jpg
Autor/Urheber: Norbert Kaiser, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Das Bild zeigt die Grabplatte von Rudolf von Bünau in der Kirche von Liebstadt.
Grabkammerrelief aus Sandstein im Detail.jpg
Autor/Urheber: Jens Jäpel, Lizenz: CC BY 2.5
Lauensteiner Kirche, Bünau - Grabkammerrelief aus Sandstein im Detail
Illustrierte Geschichte d. sächs. Lande Bd. II Abt. 1 - 115 - Herzog Christian zu Sachsen (cropped).jpg
Beschreibung des gegenüberstehenden Bildes. Darstellung aus einem Album in der Königl. Bibliothek zu Dresden, enthaltend 67 Blatt kolorierte Kupferstiche im Querformat. Betitelt: Contrafaktur des Ringkrennens, so auf des Durchläuchigenn Hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn Christiani Hertzogen in Sachsen etc. Fürstlichen Beilager denn 25 Aprillis Anno [15]82 in dem Churfürstlichen Schloß zu Dresden gehalten worden, mit wasserley invention eine jede Part uff die Bahn kommen und daselbst gantz ritterlich zierlich und herrlich vollbracht.
Bünau Wp.jpg
Autor/Urheber:

unbekannt

, Lizenz: Bild-PD-alt

Wappen von Bünau

Fotothek df roe-neg 0002384 003 Reliefdarstellung Günter von Bünaus.jpg
(c) Deutsche Fotothek‎, CC BY-SA 3.0 de
Originale Bildbeschreibung von der Deutschen Fotothek
Reliefdarstellung Günter von Bünaus
Geising Kirche Bünauwappen (1) 2005.jpg
Autor/Urheber: Norbert Kaiser, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Das Bild zeigt das Wappen der Familie von Bünau über dem Portal der Stadtkirche in Geising.
Bünau Wappen.jpg
Wappenbuch des Heiligen Römischen Reiches - BSB Cod.icon. 390 Nürnberg um 1554 - 1568
Schloss Weesenstein im Müglitztal, Ansicht von Norden.jpg
Autor/Urheber: Norbert Kaiser, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Schloss Weesenstein im Müglitztal, Ansicht von Norden
Weesenstein Schloß Bünau-Wappen (1) 2006-04-26.jpg
Autor/Urheber: Norbert Kaiser, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Schloß Weesenstein: Wappen der Familie von Bünau über dem Schloßtor