Böse Wetter – Das Geheimnis der Vergangenheit

Film
OriginaltitelBöse Wetter – Das Geheimnis der Vergangenheit
ProduktionslandDeutschland
Erscheinungsjahr2016
AltersfreigabeFSK 12[1]
Stab
RegieJohannes Grieser
DrehbuchNicholas Hause,
Michael Gebhart
ProduktionMichael Gebhart
MusikJens Langbein,
Robert Schulte-Hemming
KameraAnton Klima
SchnittEsther Weinert
Besetzung
Hauptschauplatz Schacht Wiemannsbucht
Bahnhof „Buchenrode“ (= Bahnhof Elend)

Böse Wetter – Das Geheimnis der Vergangenheit ist ein deutscher Fernsehfilm, der am 3. Oktober 2016 im Ersten ausgestrahlt und von der Produktionsfirma Radical Movies Production im Harz produziert wurde.

Handlung

Der Geophysiker Dr. Leonard Gehra soll helfen, das unrentable Bergwerk des Unternehmers Friedrich Türnitz zu retten. Damit kommt Gehra nach langer Zeit in seinen Geburtsort Buchenrode im Harz, nahe der früheren innerdeutschen Grenze, zurück, in dem noch immer seine Mutter lebt. Bei Eintreffen am Bergwerk trifft er auf seine Sandkastenfreundin Kathrin, die ihn für die Suche nach Silber engagiert hat.

Der Regina-Stollen, den er untersuchen soll, ist seit 1978 vom Bergamt gesperrt und diese Sperre wird wegen weiterer Einsturzgefahr auch nicht aufgehoben. Bei einem Grubenunglück soll Leonards Vater im Juni 1978 dort ums Leben gekommen sein.

Als Leonard trotz der Sperrung von einem Seiteneingang einen Roboter zur Untersuchung in den Hohberg schickt, stellt er fest, dass dort nichts eingestürzt ist. Auch sind die Risse der Grube unvollständig. Bei seinen Recherchen, die nun der Vergangenheit gelten, stößt er auf die Stasiakte seines Vaters, die dessen Tod bei der Flucht aus der DDR und den Verrat durch IM Brocken dokumentiert. Niemand will Leonard jedoch sagen, wer dieser IM war. Erst als Leonard mit Türnitz auf der Suche nach dessen Sohn im Grubengebäude allein ist, erfährt er, dass er selbst – als Kind im Sandkasten – seiner Freundin Kathrin die geplante Flucht verraten hatte. Kathrin hatte dies ihrerseits ihrem Vater, einem Polizisten, bei dem es sich um IM Brocken handelte, erzählt; beide Kinder hatten die Bedeutung dieser Information nicht erfassen können. Nur durch den Einfluss Türnitz’ kam Leonard in ein Internat statt ins Heim, und seine Mutter konnte das Gefängnis früher verlassen.

Hintergrund

Als böse Wetter bezeichnet der Bergmann giftige Gase, die untertage auftreten können.

Die Dreharbeiten fanden vom 9. Juni 2015 bis zum 10. Juli 2015 im Harz statt.[2] Als Drehort für die Untertage-Aufnahmen diente unter anderem die historische Grube Roter Bär in Sankt Andreasberg im Oberharz.[3] Als Kulisse für die „Harzer Pyrit Bau“ (HPB) dienten die Tagesanlagen des Wiemannsbuchtschachtes der Grube Bad Grund. Weitere Außenaufnahmen fanden u. a. in Elbingerode (Schulstraße, Besucherbergwerk Drei Kronen & Ehrt), Elend (Harz) (Bahnhof der Harzquerbahn), Schierke (Friedhof) und Braunlage (Volksbank) statt.

Rezeption

Kritiken

„Die Auflösung überrascht in dem komplexen Drama, das mit einer realistischen Schilderung über die wirtschaftliche Situation der wenigen, verbliebenen Minen in Deutschland beginnt. Es entwickelt sich zu einer Geschichte von zerstobenen Hoffnungen, einer gescheiterten Flucht, Verrat, Anpassung und zivilem Ungehorsam. […] Zugleich nimmt Götz George, einer der Großen des deutschen Schauspiels, mit diesem Film Abschied vom Bildschirm. Mit Typen wie Türnitz hat er sich ins Herz der Zuschauer gespielt. Türnitz ist grantig; ein Macher, der eine weiche und verletzliche Seite hat. Für diese Rolle brach der sensible Schauspieler, der im Juni nach kurzer Krankheit überraschend verstarb, mit seinem Vorhaben, der Kamera Ade zu sagen. George hätte sich wohl keinen besseren Stoff für seinen letzten Auftritt wünschen können als dieses Drama um die Vielschichtigkeit des Lebens in Diktaturen, über Anpassung und leisen Widerstand.“

Katharina Dockhorn: Badische Zeitung[4]

„Eine schöne Rolle in einem DDR-Vergangenheitsdrama wurde dann die letzte für Götz George. „Böse Wetter“, geschrieben von Nicholas Hause und Michael Gebhart, erzählt eine bodenständige, nur ganz leicht verträumte Geschichte. Der Film macht sich keine Illusionen, mag aber auch nichts ausschließen. Manchmal, denkt man selbst auch schon bald, muss man halt noch tiefer in den Berg hinein. […] 'Böse Wetter' wird ruhig erzählt, bleibt über weite Strecken ein Kammerspiel, dessen Personal ab und an Stirnleuchten benötigt. Der untergehenden Welt der Kumpel widmet sich die Geschichte mit Zuneigung. […] Ein seltsam optimistisches Ende, aber es gibt einen Clou, auf den man nicht vor der Hauptfigur kommt, was schon gut ist.“

Judith von Sternburg: Frankfurter Rundschau[5]

„Die Dramaturgie des Malocher-Opus um Erz und Schmerz […] ist konventionell, streckenweise ein bisschen arthritisch steif. Aber das macht nichts, umso ehrlicher abgerungen scheinen Schweiß und Ruß auf der Stirn des körperbetont aufspielenden Darstellerensembles. Götz George jedenfalls läuft in diesem Film, dessen Ausstrahlung angemessen staatstragend auf den Tag der deutschen Wiedervereinigung programmiert wurde, noch einmal zu großer Form auf. […] Der Mann im Berg, der Berg von Mann, so wollen wir Götz George in Erinnerung behalten.“

„Dass altes Unheil wie ein böser Fluch auf Leo, Buchenrode und der ‚Pyrit Bau‘ lastet, trieft aus jedem Pixel dieses Films. Dafür sorgen nicht nur die Flashbacks. Hier winkt ständig der Zaunpfahl. In Überfluss noch auf einen alten Gedichtband stoßen und zu unheilschwangerer Musik irgendetwas über irgendeinen ‚Wolf der Dämonen‘ lesen - reine Effekthascherei ohne tieferen Sinn. Glaubt Regisseur Johannes Grieser, dass ‚Das Geheimnis der Vergangenheit‘, so der Untertitel, umso geheimnisvoller und düsterer wird, je öfter man betont, wie geheimnisvoll und düster doch alles ist? […] Der Harz erscheint als abgehängte Provinz: überaltert, ausgestorben, ziemlich trostlos. In der Buchenroder Kneipe trinken nur Hinterwäldler und Sonderlinge in Nachwendezeit-Chic ihr Bier. […] Impulsiv, grantig, ein bisschen halbseiden gibt George den Patriarchen… Ein routinierter letzter Auftritt, aber nichts, was man so oder ähnlich nicht schon von ihm gesehen hätte. Etwas Eigenes, darüber Hinausgehendes hatte man mit der Rolle offenbar nicht vor.“

Andreas Eberhard: Braunschweiger Zeitung[7]

Einschaltquoten

Die Erstausstrahlung von Böse Wetter am 3. Oktober 2016 wurde in Deutschland von 5,06 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte einen Marktanteil von 14,5 % für das Erste.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Böse Wetter – Das Geheimnis der Vergangenheit. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Böse Wetter – Das Geheimnis der Vergangenheit bei crew united
  3. ARD-Film „Böse Wetter“: KM war zu Gast am „Set“ in St. Andreasberg. In: Kornmagazin. Medienbüro Uwe Lowin, abgerufen am 18. Juni 2017.
  4. Katharina Dockhorn: „Böse Wetter“: Götz George in seiner letzten Fernsehrolle. In: Computer & Medien. Badische Zeitung, 1. Oktober 2016, abgerufen am 18. Juni 2017.
  5. Judith von Sternburg: „Böse Wetter“, ARD. Götz George in seiner letzten TV-Rolle. In: TV-Kritik. Frankfurter Rundschau, 3. Oktober 2016, abgerufen am 18. Juni 2017.
  6. Christian Buß: Götz George in seinem letzten Film. Scheiß Globalisierung! Spiegel Online, 3. Oktober 2016, abgerufen am 18. Juni 2017.
  7. Andreas Eberhard: Dunkle Geheimnisse in Harzer Gruben. In seinem letzten Film spielt Götz George einen zwielichtigen Bergbauunternehmer. In: Kultur. Braunschweiger Zeitung, 5. Oktober 2016, abgerufen am 18. Juni 2017.
  8. Fabian Riedner: Primetime-Check: Montag, 3. Oktober 2016. Quotenmeter.de, 4. Oktober 2016, abgerufen am 18. Juni 2017.

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Erzbergwerk Grund - Schachtanlage Wiemannsbucht (Aufnahme 2014)
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