Börsenkrach

Als Börsenkrach (oder Börsencrash) wird ein extremer Kurseinbruch an der Börse bezeichnet. Er dauert einige Tage bis hin zu wenigen Wochen. In dieser Zeit dominieren – meist panikartige – Verkäufe, die einen großen Angebotsüberhang erzeugen und so zu drastisch fallenden Kursen führen.
Börsenkräche treten meist am Ende einer Spekulationsblase auf. Aber auch bei unerwarteten, negativen Ereignissen – z. B. die Insolvenz Lehman Brothers –, in extremen Fällen – z. B. dem Flash Crash – auch vollkommen ohne Nachrichten. Dann kann es zu einer positiven Rückkopplung kommen: einige Marktteilnehmer verkaufen, wodurch die Kurse zu fallen beginnen. Das treibt weitere Teilnehmer ebenfalls zu Verkäufen und die Kurse fallen weiter.
Es gibt keine eindeutige Definition eines Börsenkrachs. Im Gegensatz zur Baisse fallen die Kurse schneller und plötzlicher, ein Ausdruck von Panikverkäufen.
Geschichte

Börsenkrisen bis zur Großen Depression
- Am 7. Februar 1637 kam es zum ersten überlieferten Zusammenbruch einer Börse: Nachdem viele niederländische Anleger anlässlich der großen Tulpenmanie in Erwartung weiterer Preissteigerungen zu extrem hohen Preisen Tulpenzwiebeln (bzw. entsprechende Optionsscheine) gekauft hatten, blieben bei der jährlichen Versteigerung in Alkmaar schließlich die Käufer aus und die Preise fielen um 95 Prozent.
- Im Jahr 1700 konnte die Darién-Gesellschaft ihre Anteile nach dem Scheitern ihres Kolonialisierungs-Projekts in Panama nicht mehr einlösen.
- Börsenkrach im Jahr 1847, die Bankenkrise in Frankreich und England im Vorfeld der revolutionären Unruhen von 1848.
- Der Schwarze Freitag vom 24. September 1869, der von Goldspekulationen der Unternehmer Jay Gould und James Fisk und Gegenmaßnahmen der Regierung der Vereinigten Staaten ausgelöst wurde
- Am 9. Mai 1873 stürzten die Aktienkurse an der Wiener Börse ins Bodenlose (Gründerkrach). Auch in Deutschland und den Vereinigten Staaten stürzten die Aktienkurse ab.
- Am 5. Mai 1893 kam es aufgrund der Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten zu erheblichen Kursverlusten an der New York Stock Exchange, die besonders Eisenbahnaktien trafen.
- Am 13. März 1907 kollabierten die Preise an der New York Stock Exchange. Als Ursachen werden ausgetrocknete Geldströme als Folge des Russisch-Japanischen Kriegs, des Wiederaufbaus von San Francisco nach dem großen Erdbeben von 1906 und eine Über-Expansion bei einigen großen Eisenbahngesellschaften betrachtet. Dazu kam eine sehr späte Ernte welche den Farmern zu schaffen machte.[1]
- Der Schwarze Freitag am 13. Mai 1927 ließ den Aktienindex des Statistischen Reichsamtes an der Börse Berlin um 31,9 Prozent einbrechen.[2]
- Der Schwarze Donnerstag am 24. Oktober 1929 gilt als einer der Auslöser der Weltwirtschaftskrise.
Börsenkrisen nach Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems
- Am 19. Oktober 1987 stürzte der Dow Jones am sogenannten Schwarzen Montag um über 20 Prozent ab. Die Kurse erholten sich jedoch innerhalb eines Jahres wieder, nach 15 Monaten hatte der Dow Jones wieder den Stand vor dem Krach.
- Von Januar 1990 bis Ende September 1990 verlor der japanische Aktienmarkt gemessen am Nikkei-Index, mehr als 40 Prozent seines Wertes.[3]
- Am 19. August 1991, nach dem Putsch gegen den sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, verlor der DAX 9,4 Prozent an einem Tag.
- Im März 2000 platzte die Dotcom-Blase. Der NASDAQ Composite Index sank im März 2000 von 5132 Punkten bis zum Oktober 2002 um knapp 80 Prozent auf nur noch etwa 1110 Punkte.
- Die Terroranschläge am 11. September 2001 führten zu einer viertägigen Handelsunterbrechung. Der DAX verlor an diesem Tag rund 8,5 Prozent. Unmittelbar nach der Wiedereröffnung fiel der Dow-Jones-Index um gut sieben Prozent.[4]
- Im Rahmen der Finanzkrise ab 2007 fiel der Nikkei-Index am 16. Oktober um 11,4 Prozent und erlebte den zweitgrößten Tagesverlust in der gesamten Geschichte des Index. Einzelne Fonds, z. B. ein Flaggschiff von Goldman Sachs, verzeichneten noch größere Einbußen und legten durch die Deklaration als 25-Sigma-Ereignis die Fragwürdigkeit des verwendeten finanzmathematischen Modells offen.[5]
- Im Rahmen des Aufkommens des Coronavirus brach der DAX am 9. März 2020 innerhalb eines Tages von 11.550 (Vortagesschluss) auf 10.300 Punkte um gut 10 Prozent ein. Kurz darauf erfolgte am 12. März 2020 ein weiterer Kurseinbruch um weitere 12 % auf 9.200 Punkte. Mit über 40 % Kursverfall binnen Monatsfrist erlebten Anleger den historisch größten Rückgang des DAX innerhalb solch kurzer Zeit.[6][7]
Siehe auch
- Aussetzung des Handels
- Finanzkrise
- Spekulationsblase
- Verhaltensökonomik, Wirtschaftspsychologie
- Wirtschaftskrise
- Dead-Cat-Bounce
- Dienstmädchenhausse
Literatur
- Beverly Rae Kimes: Pioneers, Engineers, and Scoundrels: The Dawn of the Automobile in America. Herausgeber SAE (Society of Automotive Engineers) Permissions, Warrendale PA 2005, ISBN 0-7680-1431-X (englisch).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Kimes: Pioneers, Engineers, and Scoundrels (Hardcover), S. 221.
- ↑ Karl Erich Born: Als Deutschlands Banken krachten (II): Der Schwarze Freitag. In: Die Zeit, Nr. 14/1967
- ↑ Die Japan-Krise (1990). in: boerse.de, online, abgerufen am 5. September 2019
- ↑ Dax-Chronik: Achterbahnfahrt im Schatten des Terrors. In: handelsblatt.com. 4. Oktober 2001, archiviert vom Original am 25. Januar 2013; abgerufen am 4. September 2018.
- ↑ Kevin Dowd, John Cotter, Chris Humphrey, Margaret Woods: How Unlucky is 25-Sigma? (PDF; 77 kB) In: arXiv. 24. März 2008, abgerufen am 4. September 2018 (englisch).
- ↑ Steffen Preißler: Aktien kaufen trotz Corona? Was Anleger jetzt wissen müssen. In: Morgenpost.de. 10. Mai 2020, abgerufen am 25. Mai 2020.
- ↑ Die Verluste seit Beginn des Börsen-Crash im Februar summieren sich mittlerweile auf über 5100 Dax-Punkte. In: fr.de. Frankfurter Rundschau, 15. Mai 2020, abgerufen am 25. Mai 2020.
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Dow Jones Industrial Average crash in 2008
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