Axel Huber (Heimatforscher)

Axel Huber um 2013
Links der einstweilen demolierte Millstätter Hof, das Geburtshaus von Axel Huber

Hans Axel Huber (* 21. Juni 1942 in Millstatt am See; † 27. Juli 2019 in Spittal an der Drau[1]) war ein österreichischer Chronist, Heimatforscher und Taucher. Sein Interesse galt der Geschichte Kärntens. Er veröffentlichte rund 70 Fachbeiträge, viele davon in der geschichtswissenschaftlichen Zeitschrift Carinthia, sowie drei Bücher. Zwei große thematische Schwerpunkte seiner Arbeit waren Steindenkmäler, insbesondere Felsritzungen (Petroglyphen) und Fastentücher in römisch-katholischen Kirchen.

Leben

Kreuzstein am Fratresberg

Hans Axel Huber entstammte einer alteingesessenen Hoteliersfamilie in Spittal und ist im 2010 demolierten Millstätter Hof (davor Hotel Burgstaller) geboren. In Millstatt und Spittal besuchte er die Volksschule und maturierte in Klagenfurt. Er studierte einige Zeit Vermessungswesen an der Universität Graz und wechselte 1966 in das Straßenbauressort des Landes Kärnten zur im Aufbau befindlichen Abteilung Autobahnbau. Huber nutzte seine langen Zugfahrten als Pendler nach Klagenfurt zur Erarbeitung seines umfangreiches geschichtliches Wissen.[2] Ab 1986 war er im Straßenbauamt Spittal tätig. Ende 1997 wurde er aus gesundheitlichen Gründen pensioniert. Von 1971 bis 2019 lebte er in Seeboden am Millstätter See.

Millstätter Fastentuch

In jungen Jahren war Huber auch aktiver Sporttaucher. 1967 wurde er Vize-Europameister im Orientierungstauchen am Lago Maggiore. Später war er als Funktionär beim Ersten Kärntner Unterwasser-Sportklub EKUS tätig. Reisen aufgrund historischen Interesses und sportlicher Aktivitäten brachten ihn früh in Kontakt mit einem Forschungsprojekt über die kanarischen Guanchen.[3] Deren Steindenkmäler inspirierten ihn zur Analyse besonderer Steine in Kärnten wie dem Kreuzstein[4] am Millstätter-See-Rücken in der Nähe des Egelsees. 2015 schlug er den Kreuzstein für das Listing als mögliches UNESCO-Welterbe vor.[5] Weitere Publikationen über Steindenkmäler sind jene über die Hundskirche in Kreuzen bei Paternion[6] oder den Knappenstein in der Leppener Alm bei Irschen, ein Walenstein (Markierung eines Bodenschatzes) aus der der frühen Neuzeit.[7] Immer wieder arbeitete er an einem Kataster der Felsritzungen in Kärnten. In dieses Interessensgebiet fällt auch die Herausgabe Arbeitsblätter über Steinmetzzeichen von Hamböck oder Arbeiten über Schalensteine.[8] Wie bei anderen Interessenbereichen pflegte er Kontakte mit ähnlichen Forschungsprojekten wie z. B. mit Franz Mandl mit ANISA zur Erforschung hochalpiner Wüstungen im oberen Ennstal. 1996 organisierte und dokumentierte er ein Symposium zum Kärntner Fürstenstein im europäischen Vergleich.

1. Kärntner Fischereimuseum

Als Folge einer intensiven fotografischen Dokumentation des Millstätter Fastentuchs begann er sich mit der Geschichte der Fastentücher zu beschäftigen.[9] Über das Millstätter Fastentuch entstand ein Buch. Ein weiteres Fastentuch, dessen Geschichte er analysierte ist jenes von Maria Bichl bei Lendorf im Drautal.[10] Anlässlich 400 Jahre Millstätter Fastentuch organisierte er 1993 eine Tagung.

Soweit es ihm zeitlich möglich war, engagierte er sich bei lokalen Ausgrabungsprojekten z. B. am Ringwall Hochgosch (Denkmallisteneintrag) oder bei der Ausgrabung des ältesten Kärntner Klosters in Molzbichl. Einige Beiträge entstanden über die Filialkirche Baldersdorf.[11] Er steuerte mehrere Beiträge zum „Symposium zur Geschichte von Millstatt und Kärnten“ von Franz Nikolasch bei.[12] Die Herausgabe von Robert Eislers Geschichte von Millstatt, die erste zusammenfassende Ortsgeschichte, die infolge des Ersten Weltkriegs nicht erschienen ist, war ihm ein Anliegen.

Die Förderung lokaler Geschichtsprojekte war ihm ein großes Anliegen, wie des 1. Kärntner Fischereimuseums in seinem Heimatort[13] oder die Zugänglichkeit archäologischer Stätten wie die frühchristliche Kirche in Laubendorf, deren Ruinen wieder zugeschüttet wurden.[14] 2014 beschäftigte sich Huber mit einer alten Kapelle in Dellach, die von den Jesuiten als Zeichen des Triumphs nach dem Millstätter Bauernaufstand (Paul Zopf) erbaut wurde und später noch einmal politischen Zwecken diente.[15] Weitere Aktivitäten waren die Zugänglichkeit Millstätter Jesuitengruft im Untergeschoß der gotischen Fronleichnamskapelle (Siebenhirter Kapelle) im Stift Millstatt (2015)[16] oder die Errichtung eines Gedenksteins für die Opfer des Millstätter Sees (2018).[17]

1999 erhielt er für seine Verdienste um die historische Landeskunde Kärntens die Ehrenmedaille des Geschichtsvereins für Kärnten.[18]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Axel Huber: Das Millstätter Fastentuch – 12 Szenen aus dem Alten Testament und 29 Szenen aus dem Neuen Testament. Heyn, Klagenfurt 1987, ISBN 3-85366-526-8.
  • Robert Eisler: Geschichte von Millstatt: [Festschrift] 75 Jahre Österreichische Bundesforste 1925–2000. Hrsg.: Axel Huber. Marktgemeinde Millstatt, Millstatt am See 2000 (251 S.).
  • Erich Hamböck: Arbeitsblätter über Steinmetzzeichen: Versuch einer flächendeckenden Bestandsaufnahme im Bundesland Kärnten, durchgeführt in den Jahren 1950–1965. Hrsg.: Axel Huber. Seeboden 1993, S. 264.
  • Axel Huber (Hrsg.): 400 Jahre Millstätter Fastentuch: ein Tagungsbericht sowie Bildtexte zu jeder Szene des Millstätter Fastentuches in italienischer Sprache; [Tagungsbericht über das am 4. April 1993 in Millstatt veranstaltete Symposium 400 Jahre Millstätter Fastentuch]. Seeboden 1993 (69 S.).
  • Axel Huber (Hrsg.): Der Kärntner Fürstenstein im europäischen Vergleich: Tagungsbericht; Symposium Gmünd, 20. bis 22. September 1996. Seeboden 1997 (246 S.).
  • Axel Huber: Andreas Bühler aus Gmünd in Kärnten und seine spätgotischen Kirchenbauten in Graubünden. In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 196. Jahrgang. Klagenfurt 2006, S. 305–328.
  • Axel Huber: Überlegungen zur Wasserversorgung von Teurnia. Ein römische Quellfassung in Seeboden. In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 208. Jahrgang. Klagenfurt 2018, S. 67–94.
  • Axel Huber: Die erste deutschsprachige Beschreibung der Insel Malta durch Hieronymus Megiser (1557–1619). In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 208. Jahrgang. Klagenfurt 2018, S. 249–258.
  • Axel Huber: Die Chronik des Michael Gothard Christalnick und Hieronymus Megisers Annales Carinthiæ. Zum 400. Todestag Megisers (1557–1619). In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 208. Jahrgang. Klagenfurt 2018, S. 259–268.
Commons: Axel Huber (Heimatforscher) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. TrauerHilfe Bestattungs GesmbH: Axel Huber. Archiviert vom Original am 29. Juli 2019; abgerufen am 30. Juli 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.trauerhilfe.at
  2. Camilla Kleinsasser: Nachruf. Heimatforscher Axel Huber ist verstorben. Axel Huber aus Seeboden war begeisterter Heimatforscher und Chronist der regionalen Geschichte. In: Kleine Zeitung. 30. Juli 2019, abgerufen am 2. August 2019.
  3. Europameistertitel für den Klagenfurter Oskar Habenicht. Weitere Spitzenplätze für Axel Huber, Georg Gindl und Ing. Franz Medlitsch. Russen als Titelhamsterer. In: Kärntner Tageszeitung. Klagenfurt 8. August 1967, S. 7.
  4. Axel Huber: Der „Kreuzstein“ am Fratres. In: Die Kärntner Landsmannschaft (KML). Band 1993/3. Klagenfurt 1993, S. 14–16.
  5. Michael Thun: Verfügt Seeboden demnächst über ein UNESCO-Weltkulturerbe? meinbezirk.at, 12. August 2015, abgerufen am 27. Juli 2019.
  6. Axel Huber: Hundskirchen in Österreich, Schlesien, Nordböhmen und im Elbesandsteingebirge sowie ein Exkurs über das Eggerloch bei Warmbad Villach und die „Entrische Kirche“ im Gasteinertal. Hrsg.: Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten (= Carinthia I – Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten. Band 200). 2010, ISSN 0008-6606, S. 307–352 (Online [abgerufen am 27. Juli 2019] Details und Inhaltsverzeichnis (hier: S. 1)).
  7. Axel Huber: Der Knappenstein in der Leppener Alm. In: Die Kärntner Landsmannschaft (KML). Band 1988/4. Klagenfurt 1988, S. 12–16.
  8. Axel Huber / Johann Viertler: Neue Funde von Schalensteinen in Kärnten. Hrsg.: Carinthia I. 173. Jahrgang. Mitteilungen des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt 1983, S. 119–144.
  9. Axel Huber: Cranachs Holzschnitt-Passion von 1509 – ihre Wirkung auf das Millstätter Fastentuch von 1593. In: Die Kärntner Landsmannschaft (KML). Band 1991/3. Klagenfurt 1991, S. 3–8.
  10. Axel Huber: Druckgraphische Vorlagen für das Fastentuch von Maria Bichl. Hrsg.: Carinthia I. 189. Jahrgang. Mitteilungen des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt 1999, S. 201–216.
  11. Axel Huber: Der „Schatzgräber“ Friedrich Bliem und die Stollen bei der Magdalenenkapelle. In: Die große Geschichte einer kleinen Kirche. Die Magdalenenkapelle von Baldersdorf in Kärnten. 1991, S. 174–191.
  12. Franz Nikolasch: Symposien zur Geschichte von Millstatt und Kärnten. Tagungsberichte 1981–2017. Stiftsmuseum Millstatt, 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Juli 2019; abgerufen am 26. Juli 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stiftsmuseum.at
  13. Camilla Kleinsasser: Seebodener Holzprobe zur Analyse in US-Labor. In: Kleine Zeitung. 24. Juni 2017, abgerufen am 28. Juli 2019.
  14. Wikimedia Commons contributors: Laubendorf Gemeinde Millstatt Frühchristliche Kirche 2012 zugeschüttet Protest Parte. 25. Dezember 2012, abgerufen am 13. August 2019.
  15. Eine Kapelle mit Geschichte. In: Kleine Zeitung. 26. August 2014, abgerufen am 26. Juli 2019.
  16. Michael Thun: Millstätter Jesuitengruft bald für die Öffentlichkeit zugänglich? meinbezirk.at, 2. Februar 2016, abgerufen am 26. Juli 2019.
  17. Michael Thun: Gedenkstein erinnert an Opfer des Millstätter Sees. In: meinbezirk.at. 29. Oktober 2018, abgerufen am 26. Juli 2019.
  18. Wilhelm Wadl: Axel Huber (*1942, †2019). In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 209. Jahrgang. Klagenfurt 2019, S. 771–772 (783 S.).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Millstätter Fastentuch Weltgericht.jpg
Millstätter Fastentuch, Weltgerich (nach Matthäus 25,31-33); gemalt von/painted by Oswalt Kreusel 1593
Millstatt Oberer Platz 01.JPG
Oberer Marktplatz von Millstatt um 1903 (Correspondenz-Karte) in Kärnten / Österreich / Europäische Union. Die Karte zeigt den heute denkmalgeschützten Marktbrunnen und im Hintergrund das heutige Gemeindeamt. Links das einstweilen demolierte Hotel I. Burgstaller, mit CAFE, SPEISE-SALON, FRISEUR und GARTEN. Aufschrift: "Millstatt am See - Oberer Marktplatz"
Seeboden Fischereimuseum 10 2006.JPG
Autor/Urheber: Joadl, Lizenz: CC BY-SA 3.0 at
1. Kärntner Fischereimuseum am Seeausfluss des Millstätter Sees in SeebodenKärnten / Österreich / Europäische Union. Ansicht gegen Norden. Im Hintergrund der Tschiernock (2.082 m). Das Gebäude für den Fang von Seelachs an der Seebodener Bucht wurde 1638 erstmals urkundlich erwähnt. 1980 wurde das Museum von Helmut Prasch, Gründer des Museums für Volkskultur in Spittal, aufgebaut und ausgestattet. 2008 wurde es an die Gemeinde Seeboden verkauft, die es 2009 geschlossen hat. Ende August 2011 wurde das Museum aufgrund einer Privatinitiative der Familien Dr. Wolfgang Leitner und Karl Winkler wieder eröffnet.
Axel Huber Fische 2013 1028.jpg
Autor/Urheber: Joadl, Lizenz: CC BY-SA 3.0 at
Der Lokalhistoriker Axel Huber in der Nähe des Millstättersees in Kärnten / Österreich / Europa.
Kreuzstein 03 am Fratresberg, Spittal an der Drau.jpg
Autor/Urheber: Naturpuur, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Bereits 1533 wurde der Stein mit den eingemeißelten Kreuzen (daher kommt auch sein Name) als Grenzpunkt zwischen der Grafschaft Ortenburg und dem Stift Millstatt erwähnt. Der Kreuzstein ist ein Teil des Systemes von Grenzsteinen am Fratresberg im Gebiet des Egelsees in Spittal an der Drau