Avast

Avast PLC[1]

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RechtsformPublic limited company
Gründung1988
(als ALWIL Software Genossenschaft)
SitzLondon, Vereinigtes Königreich
LeitungOndrej Vlcek (CEO)[2]
Mitarbeiterzahl1.775 (2020)[3]
Umsatz696,3 Mio. GBP (2020)[3]
BrancheSoftware
Websitewww.avast.com
Firmensitz seit 2016: das Gebäude Enterprise in Prag-Nusle

Avast PLC ist ein Hersteller für Sicherheitssoftware und Dienstprogramme, der seit November 2022 Teil des Konzerns von Gen Digital (zuvor NortonLifeLock) ist.

Das Unternehmen geht auf eine 1988 in Prag unter dem Namen „Alwil“ gegründete Genossenschaft zurück, die 1991 privatisiert und 2010 zu „Avast Limited“ umbenannt wurde. Im Oktober 2016 übernahm Avast den Konkurrenten AVG Technologies aus Brünn, der selbst erst zwei Jahre zuvor die norwegische Norman Safeground aus Oslo aufgekauft hatte. Mitte 2017 folgte die Übernahme von Piriform, einem vor allem durch seinen CCleaner bekannten Hersteller von Hilfsprogrammen aus London. 2018 wurde das Unternehmen in „Avast PLC“ umbenannt.[1]

Die Aktionäre stimmten im November 2021 für einen Verkauf der Avast-Gruppe an die amerikanische NortonLifeLock. Der Zusammenschluss beider Softwareanbieter unter dem Dach des Käufers wurde im November 2022 abgeschlossen und das neue gemeinsame Unternehmen in Gen Digital umbenannt, das nun gemeinsam aus Tempe im Bundesstaat Arizona und Prag geführt wird.

Geschichte

1988–1991: Gründung

1988 entdeckte Pavel Baudiš, damals Wissenschaftler des Instituts für mathematische Maschinen in Prag, den Viennavirus und schrieb ein Programm, das den Virus entfernen konnte.[4] Mit seinem Kollegen Eduard Kučera gründete er die ALWIL Software Genossenschaft – zu diesem Zeitpunkt war es nicht möglich, ein Unternehmen statt einer Genossenschaft zu gründen.

1991–2009: Alwil Software

Ab 1989 brachte die Samtene Revolution erweiterte unternehmerische Möglichkeiten, wodurch es 1991 möglich wurde, Alwil Software in eine Personengesellschaft umzuwandeln. 1995 kam Ondrej Vlček zu Alwil und schrieb das erste Antivirenprogramm für Windows 95. 1996 gewann Avast Antivirus den Virus Bulletin VB100-Award. 1997 lizenzierte Alwil Software die Avast Antivirus-Engine an McAfee, nachdem Pavel Baudiš deren Übernahmeangebot für sein Unternehmen zurückgewiesen hatte.[4] In den nächsten sieben Jahren stieg die Nutzerzahl auf eine Million, vor allem durch die kostenfreie Antivirus-Version für Privatnutzer, die 2001 veröffentlicht wurde.

2005 kam es zur Partnerschaft von Alwil und SanDisk. Ende 2006 hatte Avast eine Reichweite von 20 Millionen Nutzern. Es erhielt die SC Awards in den Kategorien Best Antivirus, Anti-Malware (Europa) und Readers’ Choise (USA). Im darauffolgenden Jahr wurde Alwil eine Aktiengesellschaft, die Zahl der registrierten Avast-Nutzer erreichte 40 Millionen. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte das Unternehmen lediglich 38 Mitarbeiter.

2010–2016: Avast Software

2009 zählte das Unternehmen 100 Millionen Nutzer und 100 Mitarbeiter. 2010 änderte Alwil Software den Namen in Avast Software und die Investmentgesellschaft Summit Partners investierte 100 Millionen US-Dollar in Aktienanteile. In den darauffolgenden zwei Jahren veröffentlichte Avast seine Business Protection Line und die Avast Free Mobile Security, die in Google Play die bestbewertete Sicherheits-Anwendung wird.

2013 waren auf mehr als 200 Millionen PCs, Macs und Android-Geräten Avast-Programme installiert. Im gleichen Jahr übernahm Avast Software das deutsche Unternehmen secure.me.

Seit 2016: Avast-Gruppe

Am 7. Juli 2016 gab Avast Software seine Pläne bekannt, eine Mehrheit an der in den Niederlanden und in New York börsennotierte Holding AVG Technologies N.V. zu übernehmen. Der Holding gehörte die ebenfalls tschechische AVG Technologies s.r.o. aus Brünn und die von ihr im November 2014 übernommene norwegische Norman Safeground A.S. aus Oslo. Für den Hersteller der Konkurrenzprodukte AVG Antivirus bot Avast einen Kaufpreis von etwa 1,3 Milliarden US-Dollar.[5] Das auf 100 Millionen US-Dollar Eigenkapital und 1,69 Milliarden US-Dollar von drei Banken gestützte Angebot an die Aktionäre lag 33 % über dem Börsenkurs.[6]

AVG Technologies war ein 1990 in Brünn von Jan Gritzbach und Tomáš Hofer zunächst unter dem Namen Grisoft gegründetes Unternehmen.[7] An dem tschechischen Hersteller von Sicherheitslösungen beteiligte sich 2005 der amerikanische Chiphersteller Intel mit 16 Millionen US-Dollar.[8] Der Name Grisoft wurde in AVG Technologies abgeändert und der Hauptsitz wurde nach Amsterdam in den Niederlanden verlegt. Die Aktien des Unternehmens notierten seit 2012 an der New Yorker Börse unter dem Börsenkürzel AVG.[9]

Am 3. Oktober 2016 teilte Avast Software in einer Presseerklärung mit, nach Abschluss der Erstemissionsfrist mit 87,3 % der Aktien die Mehrheit an AVG Technologies erworben zu haben.[10] Gary Kovacs, der ehemalige CEO von AVG Technologies, verließ das Unternehmen im Dezember. Bis 16. März 2017 übernahm Avast auch die übrigen Aktien durch Squeeze-out.[11] So wie AVG Technologies die Norman-Software neben ihren eigenen Produkten weitergeführt hatte, entschied sich Avast auch die vormals konkurrierende AVG-Antivirus-Produktlinie weiterzuführen. Die Norman-Antivirus-Produktlinie lief dann aber in den folgenden Monaten aus.

Im Juli 2017 gab Avast Software die Übernahme von Piriform Ltd. (Entwickler von CCleaner u. a.) bekannt.[12] Im Mai 2018 ging Avast an die London Stock Exchange und erreichte mit einer Notierung am unteren Ende der vorgesehenen Preisspanne einen Börsenwert von 2,5 Milliarden Britischen Pfund.[13][14]

NortonLifeLock

Im August 2021 kündigte der Konkurrent NortonLifeLock an, die Avast-Gruppe für einen Kaufpreis von etwa 7 Milliarden Euro, zum Teil in Bargeld, teilweise im Tausch gegen eigenen Aktien, von ihren bisherigen Aktionären zu übernehmen.[15] Nach Zustimmung der Aktionäre Anfang November 2021 gab zur Monatsmitte auch die amerikanische Regulierungsbehörde grünes Licht. Der Zusammenschluss nach britischem Recht folgt einer am 28. Oktober 2021 veröffentlichten, gerichtlich genehmigten Übernahmevereinbarung und sollte bis Mitte 2022 abgeschlossen werden.[16] Die britische Regulierungsbehörde Competition and Markets Authority kündigte im März 2022 jedoch eine tiefgreifende Untersuchung der Übernahme an, da Sorgen hinsichtlich der Wettbewerbssituation bestünden. Sollte die Prüfung positiv verlaufen, könne die Übernahme wahrscheinlich bis Ende 2022 abgeschlossen werden.[17][veraltet]

Kontroverse um Nutzerdaten

Das Lifestylemagazin Vice berichtete Anfang 2020, eine Tochtergesellschaft der Avast würde von den Nutzern gesammelte Daten zu jeder Suche, jedem Klick und jedem Kauf auf jeder Seite („Every search. Every click. Every buy. On every site.“) an Abnehmer wie Home Depot, Google, Microsoft, Pepsi und McKinsey verkaufen. Mit den AGB-Vereinbarungen stimmten die Anwender der Software dieser Verwendung zu.[18]

Das Nachrichtenportal heise online meldete kurz darauf, Avast lese seit Jahren in großem Stil Browserverläufe aus und verkaufe die Daten an Drittunternehmen. Im Pressematerial werde damit geworben, man sei das einzige Unternehmen, das geschlossene Systeme („Walled Gardens“) aufschließen könne.[19] Nach öffentlicher Kritik des Adblock-Plus-Gründers Wladimir Palant hatte Mozilla schon im Dezember 2019 vorübergehend die Firefox-Add-ons von Avast und AVG aus dem Add-on-Katalog entfernt.[20] Nachdem das Entwicklerteam Anpassungen vorgenommen und das Unternehmen erklärt hatte, die Erweiterungen müssten den Surf-Verlauf mitlesen, um den Nutzer wirksam vor Attacken schützen zu können, die Identifikation eines Benutzers werde nicht erfasst oder gespeichert, wurden die Add-ons wieder in den Katalog aufgenommen.

Tochterunternehmen


Produkte

Privatkunden

  • Avast Antivirus in den Versionen Free Antivirus und Premium Security (früher: Premier) (die Versionen Pro und Internet Security werden nicht mehr weiterentwickelt)
  • Avast Secure Browser (auch als Pro-Bezahl-Version mit eingebauter VPN-Funktion und besseren Schutz- und Beschleunigungsoptionen verfügbar)
  • Avast SecureLine VPN
  • Avast Driver Updater
  • Avast AntiTrack
  • Avast Cleanup Premium
  • Avast Battery Saver
  • Avast BreachGuard (schützt persönliche Informationen im Internet vor Datenlecks und vor Erfassung durch Dritte.)
  • Avast One (derzeit [November 2021] nur in 11 Ländern verfügbar [darunter Deutschland, Österreich, Schweiz], Kombination aus Viren- und Internetschutz, VPN und Tools zur Steigerung der PC-Leistung)
  • AVG Antivirus in den Versionen FREE, Internet Security und Ultimate
  • Piriform CCleaner und Systemwerkzeuge Defraggler, Recuva, Speccy

Nicht mehr weiterentwickelte Programme:

  • Avast Passwords (Avast Premium Security und Avast Secure Browser haben jetzt eine integrierte Funktion zum Managen von Passwörtern)
  • Avast Omni (war nur in den USA verfügbar, seine Online- und Offline-Kinderschutzfunktionen gab es jedoch auch in einer gesonderten App, Avast Family Space, [für Android und iPhone], die auch für Nutzer aus Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien angeboten wurde)

Unternehmens-Lösungen

  • Avast Endpoint Protection, Managed Workplace und CloudCare
  • AVG AntiVirus Business Edition, Internet Security Business Edition und File Server Business Edition

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b AVAST PLC overview. In: Find and update company information - GOV.UK. Abgerufen am 16. November 2021 (englisch).
  2. Leadership team. In: Avast.com. Abgerufen am 6. Juni 2020 (englisch).
  3. a b AVAST AKTIE Bilanz GuV – Umsatz und Gewinn. In: Finanzen.net. Abgerufen am 16. November 2021.
  4. a b Thomas Brewster: The Czech Cyber Billionaire Who Built A Fortune On Free Software. In: Forbes, 12. Juli 2019. Abgerufen am 6. Juni 2020 (englisch).
  5. Axel Kannenberg: Antiviren-Software: Avast schluckt AVG für 1.3 Milliarden US-Dollar. In: Heise online, 7. Juli 2016. Abgerufen am 7. Juli 2016
  6. Rodrigo Orihuela: Avast to Buy AVG for $1.3 Billion to Add Security Software. In: bloomberg.com. 7. Juli 2016, abgerufen am 10. August 2016 (englisch).
  7. Jan Cienski: Anti-virus makers spring from an unexpected source. In: Financial Times. 8. Dezember 2009, abgerufen am 1. April 2018 (englisch).
  8. Andreas Donath: Intel investiert in tschechisches Anti-Virus-Unternehmen. In: golem.de. 7. September 2005, abgerufen am 2. Oktober 2016.
  9. AVG Technologies sees IPO priced at $16-$18 apiece. Reuters, 17. Januar 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. November 2012; abgerufen am 19. August 2013 (englisch).
  10. Stephan Ehrmann: Antivirenhochzeit: Avast schließt Übernahme von AVG ab. In: Heise Security, 1. Oktober 2016, abgerufen am 2. Oktober 2016
  11. Avast Software B.V. completes squeeze-out process of minority shareholders of AVG Technologies B.V.. Pressemitteilung des Unternehmens, 16. März 2016, abgerufen am 26. Dezember 2018 (englisch)
  12. Vince Steckler: Avast welcomes Piriform, creator of CCleaner, to its team. In: Avast Blog, 19. Juli 2017, abgerufen am 12. September 2017 (englisch)
  13. Antivirus-Hersteller Avast bringt Aktien nur zum Mindestpreis unter. In: Der Standard, 9. Mai 2018, abgerufen am 26. Dezember 2018
  14. Leoš Rousek: Vstup Avastu se zapíše do historie londýnské burzy. S akciemi původně české firmy půjde obchodovat ale i na pražské burze. In: Hospodářské noviny 9. Mai 2018, abgerufen am 6. Juni 2020 (tschechisch).
  15. Antiviren-Firmen NortonLifeLock und Avast schließen sich zusammen. In: it-business.de. 10. August 2021, abgerufen am 11. August 2021.
  16. NortonLifeLock - Avast Deal Gets U.S. Regulatory Approval. In: RTTNews. 12. November 2021, abgerufen am 16. November 2021 (englisch).
  17. Yadarisa Shabong: NortonLifeLock's $8.6 bln Avast deal hits snag as UK raises concerns. In: Reuters. 16. März 2022, abgerufen am 13. Juli 2022 (englisch).
  18. Joseph Cox: Leaked Documents Expose the Secretive Market for Your Web Browsing Data. In: Vice (Magazin), 27. Januar 2020, abgerufen am 6. Juni 2020 (englisch).
  19. Eva-Maria Weiß: Avast Antivirus verkauft massenhaft Browser-Daten seiner Nutzer. In: heise online. 28. Januar 2020, abgerufen am 1. Februar 2020.
  20. Daniel Berger: Mozilla blockiert Firefox-Addons von Avast und AVG . In: heise online, 3. Dezember 2019, abgerufen am 6. Juni 2020.

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