Agio
Agio (italienisch aggio) oder Aufgeld ist die Differenz zwischen dem Nominalwert einer Münze oder Banknote und dem tatsächlichen Kurswert. Im Finanzwesen bezeichnet Agio einen Aufschlag, der bei bestimmten Geschäftsarten zusätzlich zum Kaufpreis oder Kurswert verlangt werden kann. Es ist ein Aufschlag auf den Nennwert und wird in der Regel in Prozent angegeben.
Das Gegenteil des Agios ist das Disagio oder Abschlag.
Anwendung
Im Finanzwesen ist Agio ein Aufschlag zum Nennwert, der bei der Emission von Wertpapieren oder der Ausgabe von Sorten vereinbart werden kann.
Anleihen
Bei Anleihen erfolgt zwar meist eine Emission zum Nennwert (100 %) oder mit Disagio, aber auch die Ausgabe von Anleihen über dem Nennwert (beispielsweise 105 %) ist möglich. Agio oder Disagio wirken sich auf den Effektivzins aus, da der Nominalzins vom Nennwert der Anleihe berechnet wird. In Finanzkreisen wird das Konto 'Agio-Reserven' oftmals als buchhalterisches schwarzes Schaf des Kontoplans bezeichnet, da es bei Buchhaltern manchmal Verwirrung auslöst.
Aktienemission
Bei der Emission von Aktien ist das Agio der Betrag, um den der Ausgabebetrag von Aktien deren Nennbetrag übersteigt (§ 272 Abs. 2 Nr. 1 HGB). Das Agio ist im Aktienrecht ausdrücklich als ein Fall der Überpariemission (§ 9 Abs. 2, § 36a Abs. 1 AktG) geregelt. Es ist als Teil des Ausgabebetrags in der Satzung (§ 23 Abs. 2 Nr. 2 AktG) und bei der Kapitalerhöhung im Kapitalerhöhungsbeschluss (§ 182 Abs. 3 AktG) unter Wahrung der Form der notariellen Niederschrift (§ 130 Satz 1 AktG) sowie im Zeichnungsschein anzugeben (§ 185 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 AktG). Das gesamte Agio muss vor der Anmeldung der Durchführung der Kapitalerhöhung zum Handelsregister eingezahlt sein (§ 36a Abs. 1 Halbsatz 2, Abs. 2 Satz 1 AktG).
Investmentfonds
Bei Investmentfonds wird vom Ausgabeaufschlag gesprochen. Dies ist eine einmalige Gebühr, die beim Erwerb von Fondsanteilen anfällt. Er wird von der jeweiligen Fondsgesellschaft festgelegt und muss im Verkaufsprospekt erwähnt sein. Er beträgt im Regelfall bei Geldmarktfonds bis 1 %, bei Rentenfonds 2–4 %, Aktienfonds 3–6 % und offenen Immobilienfonds 5–5,5 %. Der Ausgabeaufschlag wird auf die Nettoanlagesumme aufgeschlagen, ist also im Ausgabepreis enthalten und dient zur Finanzierung der Vertriebskosten des Fonds.
Wird der Ausgabeaufschlag reduziert oder entfällt er gar, so spricht man von einem Fondsdiscount.
Bei börsengehandelten Fonds (ETF) entfällt der Ausgabeaufschlag normalerweise vollständig. Neben einer möglichen Ordergebühr (vergleichbar mit einer Aktienorder) der beauftragten Bank fällt dabei meist noch eine Gebühr der Börse bzw. des ausführenden Börsenmaklers (Maklercourtage) an.[1]
Abgrenzung
Aufgeld in einem engeren Sinne ist auch die Provision, die ein Ersteigerer an das Auktionshaus zusätzlich zum Zuschlagspreis zu zahlen hat. Die Höhe des Aufgelds ist unterschiedlich und hängt von den Versteigerungsbedingungen ab. Je nach Versteigerungsgegenstand kann das Aufgeld zwischen 15 % und 25 % des Zuschlagspreises betragen.
Beispiel
Um ein Wertpapier mit einem Nennwert von 1.000 Euro mit einem Agio von 5 % kaufen zu können, müssen 1.050 Euro, also 105 % des Nennwertes, bezahlt werden.
Siehe auch
- Agio und Disagio (urbane Legende)
Literatur
- Helmut Kahnt, Bernd Knorr: Alte Maße, Münzen und Gewichte. Ein Lexikon. Bibliographisches Institut, Leipzig 1986, ISBN 3-411-02148-9, S. 381 (Lizenzausgabe Mannheim/Wien/Zürich 1987).