August Leskien
Johann Heinrich August Leskien (* 8. Juli 1840 in Kiel; † 20. September 1916 in Leipzig) war ein deutscher Indogermanist und Slawist. Er gilt auf dem Gebiet der Indogermanistik als Begründer der sogenannten Leipziger Schule.
Leben
Leskien studierte von 1860 bis 1864 Klassische Philologie in Kiel und Leipzig. Die Promotion zum Dr. phil. erfolgte 1864 ebenda.
Von 1864 bis 1866 unterrichtete er Latein und Griechisch an der Leipziger Thomasschule.
1866 begann er Studien der vergleichenden indogermanischen, baltischen und slawischen Sprachwissenschaft bei August Schleicher in Jena. 1867 erfolgte die Habilitation und der Wechsel an die Universität Göttingen als Privatdozent.
Bereits ein Jahr später, 1868, wurde er zum außerordentlichen Professor der vergleichenden Sprachkunde und des Sanskrit in Jena ernannt. Ab 1870 lehrte er als außerordentlicher Professor für Slawistik in Leipzig, wo er 1875 zum ordentlichen Mitglied der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften gewählt wurde. Seine Ernennung zum Ordinarius erfolgte 1876. Er wurde Direktor des Indogermanischen Institutes ebenda.[1]
1877 widmete Aleksander Brückner sein Buch Die Slavischen Lehnwörter im Litauischen seinem „hochvererten lerer August Leskien“. Weitere Sprachforscher haben ebenfalls von Leskien gelernt.
Leskien war einer der Mitbegründer der Junggrammatiker der Leipziger Schule. Er war als Theoretiker von der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze, dem wichtigsten Prinzip der Veränderung, überzeugt. Der Schwerpunkt seiner Forschungen war neben dem Südslawischen und dem Altbulgarischen das Litauische.
Auszeichnungen
- Förderpreis der Bopp-Stiftung (1869)
- Ehrendoktor der Universität Kristiania[1]
- Korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften[2]
- Auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1892)[3]
- Mitglied der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala (1914)
- Komtur II. Klasse des sächsischen Zivilverdienstordens
- Komtur II. Klasse des sächsischen Albrechts-Ordens
- Großoffizier des serbischen St.-Sava-Ordens[1]
- Sonderausstellung der Universitätsbibliothek Leipzig (Februar/März 2017)[4]
Schriften
- (Hrsg. von) A. Schleicher. Laut- und Formenlere der polabischen Sprache. St. Petersburg : Russ. Akademie der Wissenschaften 1871 Internet Archive - Oxford University
- Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen, Preisschrift der Societas Jablonoviana. Leipzig 1876. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Handbuch der altbulgarischen (altkirchenslavischen) Sprache. Weimar : H. Böhlau 1871. Digitalisat BSB München
- 2. völlig umgearbeitete Aufl. Weimar : H. Böhlau, 1886 Hathitrust Harvard University = Internet Archive dass., Internet Archive - Oxford University
- 3. Aufl. Weimar: H. Böhlaus Nachfolger 1898 Hathitrust University of California, Hathitrust University of California = Internet Archive dass.
- 5. Aufl. Weimar: H. Böhlaus Nachfolger 1910 Hathitrust Pennsylvania State University
- 6. Aufl. Heidelberg: C. Winter 1922 Hathitrust University of Michigan
- Grammatik der altbulgarischen (altkirchenslavischen) Sprache. Heidelberg 1909. Digitalisat Hathitrust University of California, Hathitrust University of Michigan
- Grammatik der serbo-kroatischen Sprache. Heidelberg : C. Winter, 1914. Internet Archive University of Toronto
- Litauisches Lesebuch mit Grammatik und Wörterbuch. Heidelberg : C. Winter, 1919. (= Idg. Bibliothek, hrsg. v. H. Hirt und W. Streitberg. 1. Abt., 1. Reihe: Grammatiken 12). Hathitrust University of California = Internet Archive dass., Internet Archive University of Toronto
- Tagebücher 1892–1916, hrsg. v. T. Fuchs und B. Staude. Dresden 2016. (= Bausteine aus dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, hrsg. v. E. Bünz u. a. Band 36).
Literatur
- Harald Wiese: Eine Zeitreise zu den Ursprüngen unserer Sprache. Wie die Indogermanistik unsere Wörter erklärt. Logos Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-8325-1601-7.
- Wilhelm Streitberg: August Leskien. In: Indogermanisches Jahrbuch, Jg. 1 (1913), S. 216–218.
- Wilhelm Streitberg: August Leskien. In: Indogermanisches Jahrbuch, Jg. 7 (1919), S. 138–143.
- E. W. Enking: August Leskien. In: Die Heimat. Bd. 27 (1917), Heft 3, März 1917, S. 57–61 (Digitalisat).
- Heinz Dieter Pohl: Leskien, August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 329 f. (Digitalisat).
- Walther Killy, Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 6: Kogel – Maxsein. K.G. Saur, München (u. a.) 1997, S. 342 (mit Verzeichnis der wichtigsten Werke August Leskiens).
Weblinks
- Literatur von und über August Leskien im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von August Leskien an der Universität Leipzig (Wintersemester 1870 bis Sommersemester 1914)
- TITUS-Galeria: Bild von August Leskien
- August Leskien im Professorenkatalog der Universität Leipzig
Einzelnachweise
- ↑ a b c Richard Sachse, Karl Ramshorn, Reinhart Herz: Die Lehrer der Thomasschule zu Leipzig 1832–1912. Die Abiturienten der Thomasschule zu Leipzig 1845–1912. B. G. Teubner Verlag, Leipzig 1912, S. 9 f.
- ↑ Korrespondierende Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Лескин, Август (Leskien, August). Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 21. Oktober 2021 (russisch).
- ↑ August Leskien Nachruf von Wilhelm Streitberg bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (PDF-Datei).
- ↑ Angaben auf der Seite der Bibliothek, abgerufen am 1. Februar 2017
Personendaten | |
---|---|
NAME | Leskien, August |
ALTERNATIVNAMEN | Leskien, Johann Heinrich August (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Indogermanist und Slawist |
GEBURTSDATUM | 8. Juli 1840 |
GEBURTSORT | Kiel |
STERBEDATUM | 20. September 1916 |
STERBEORT | Leipzig |
Auf dieser Seite verwendete Medien
(c) Exspectabo in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0
Grabstätte August Leskien