August Jung

August Jung (* 8. November 1927 in Manderbach[1][2]; † 22. Dezember 2020 in Iserlohn) war ein deutscher freikirchlicher Pastor, Kirchenhistoriker und Autor sowie erster Neviandt-Preisträger (2008).

Leben und Wirken

Frühes Leben

August Jungs Familie besuchte die Gottesdienste und Versammlungen der Landeskirchlichen Gemeinschaft.[2] Im Zweiten Weltkrieg wurde Jung als 16-Jähriger zur Flugabwehr eingezogen.[2] Am Ende des Krieges geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft und erlebte die sog. „Hungerwiesen“ von Remagen mit.[2] Zu Ostern 1945 legte er Gott ein Gelübde ab: „Wenn ich hier einmal lebend herauskomme, dann will ich dein Diener sein.“[2]

Ausbildung und Tätigkeit

Von 1947 bis 1951 wurde Jung an der Predigerschule Ewersbach zum Pastor ausgebildet.[2] Sein erster Einsatzort war Frankfurt am Main.[2] Karl Glebe (1885–1966), Bundesvorsteher des Bundes Freier evangelischen Gemeinden in Deutschland, war damals sein Mentor.[2] 1952 heiratete er Heidi Weber (1928–2009); sie bekamen vier Kinder.[2] 1955 wurde Jung Pastor in Hamm (Westfalen), wo er für die Gemeinden in Unna, Schwerte und Münster mit zuständig war.[2] Ab 1962 war er Pastor in Wuppertal-Barmen.[2] Durch Kontakt zu Wilhelm Wöhrle (1888–1986), dem Leiter des Bundes-Verlags, kam es zu ersten Archivrecherchen und Quellensammlungen zur Geschichte der FeG.[2] In dieser Zeit begann er an der wissenschaftlichen Erschließung der Tagebücher von Hermann Heinrich Grafe (1818–1869), Gründervater der FeG in Deutschland, mitzuwirken.[2] Ab 1972 war er Pastor in Iserlohn,[2] ab 1984 in Duisburg-Wanheimerort.[2] In dieser Zeit wurde er zum Mitgründer des Historischen Arbeitskreises zur Geschichte der Freien evangelischen Gemeinden, der ab 1988 die Reihe „Geschichte und Theologie der Freien evangelischen Gemeinden“ herauszugeben begann.[2]

Ruhestand, Freikirchenforscher und Autor

Mit Eintritt in den Ruhestand erfolgte nochmals ein Wohnortwechsel nach Iserlohn.[2] Ab dieser Zeit entstanden im Wesentlichen seine Publikationen zur Kirchengeschichte und zu Einzelpersonen (Julius Anton von Poseck, Israel Johannes Rubanowitsch[3]). Den Schwerpunkt seiner Forschungen bildeten Geschichte, Entwicklung und Umfeld der Freien evangelischen Gemeinden in Deutschland.[2]

2008 war er erster Träger des Neviandt-Preises. Professor Wolfgang E. Heinrichs von der Universität Wuppertal sagte in seiner Laudatio, man spüre August Jung ab, „dass die Geschichte unserer Gemeinden […] kein toter Gegenstand ist, sondern lebendige Wirklichkeit, ein Schatz, den es zu entdecken und zu heben gilt“.[1] Im Dezember 2020 starb Jung in Iserlohn.[1]

Publikationen

  • Vom Kampf der Väter: Schwärmerische Bewegungen im ausgehenden 19. Jahrhundert (Geschichte und Theologie der Freien evangelischen Gemeinden. Band 5.1). Bundes-Verlag, Witten 1995, ISBN 978-3-926417-27-5
  • Als die Väter noch Freunde waren: Aus der Geschichte der freikirchlichen Bewegung (TVG Kirchengeschichtliche Monographien. Band 5). R. Brockhaus Verlag, Wuppertal 1999, ISBN 978-3-417-29435-4
  • Julius Anton von Poseck: Ein Gründervater der Brüderbewegung (TVG Kirchengeschichtliche Monographien. Band 9). R. Brockhaus, Wuppertal / Bundes-Verlag, Witten 2002, ISBN 978-3-417-29473-6
  • Israel Johannes Rubanowitsch: Judenchrist – Evangelist – KZ-Opfer (Geschichte und Theologie der Freien evangelischen Gemeinden. Band 5.2). Bundes-Verlag, Witten 2005. ISBN 978-3-933660-25-1
  • Das Erbe der Väter: Die „Wittener Richtung“ und „Wuppertaler Richtung“ zwischen Dichtung und Wahrheit (Geschichte und Theologie der Freien evangelischen Gemeinden. Band 5.3). Bundes-Verlag, Witten 2007, ISBN 978-3-933660-94-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Friedhelm Groth: Pastor August Jung (1927–2020) in memoriam! Februar 2021, abgerufen am 24. Dezember 2021.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Wolfgang Dietrich: August Jung Frömmigkeit und Theologie – Eine Antwort aus dem Evangelium. In: Erhard Diehl, Wolfgang Heinrichs (Hrsg.): Christsein heute forum. Nr. 66. Bundes-Verlag GmbH, Witten 8. November 2017.
  3. Kritisch rezensiert von Franz Graf-Stuhlhofer in der Zeitschrift Theologisches Gespräch