Aufklärungsgeschwader der Bundeswehr
Als Aufklärungsgeschwader wurden Verbände der Luftwaffe der Bundeswehr bezeichnet, die mit Aufklärungsflugzeugen Informationen für die militärische Aufklärung beschafften.
Auftrag
Auftrag im Frieden
Die Aufträge im Frieden sind die Herstellung und Erhaltung der personellen und materiellen Einsatzbereitschaft, die Beteiligung an Einsätzen zur Landes- und Bündnisverteidigung, die Beteiligung an Einsätzen unter dem Mandat der Vereinten Nationen, Hilfe im Rahmen des Katastrophenschutzes, Demonstration der militärischen Präsenz, Flüge im Rahmen der Amtshilfe für Behörden des Bundes und der Länder sowie Einsätze im Rahmen von Search and Rescue.
Auftrag in der Krise
Die zusätzlichen Aufträge während einer Krise sind die Erhöhung der personellen und materiellen Einsatzbereitschaft, die Intensivierung der taktischen Ausbildung zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft und die Einsatzbereitschaft im Rahmen der Krisenbewältigung.
Auftrag im Einsatz / Verteidigungsfall
Der Auftrag eines Aufklärungsgeschwader umfasst im Einsatz- oder Verteidigungsfall die Unterstützung der militärischen Operationen durch Aufklärung der gegnerischen Land- und Seestreitkräfte, Kampfanlagen und Führungs- und Versorgungseinrichtungen. Darüber hinaus gehören auch die Zielaufklärung und die Feststellung der eigenen Waffenwirkung zum Aufgabenbereich.[1]
Geschichte
Die Luftwaffe verfügte über vier reine Aufklärungsgeschwader. Die Erstaufstellung aller Aufklärungsgeschwader erfolgte im Zeitraum von 1959 bis 1963 auf dem Fliegerhorst Erding in Bayern aus der hierfür vorgesehenen Waffenschule der Luftwaffe 50.
Das erste AG 51
Das Aufklärungsgeschwader 51 (a. D.) wurde am 7. Juli 1959 in Erding unter dem Kommodore Oberstleutnant Walter Grasemann, einem ehemaligen Kampfflieger und Ritterkreuzträger[2] der Wehrmacht, in Dienst gestellt. Es war für den südlichen Bereich der Bundesrepublik Deutschland und somit den Einsatzbereich der 4. ATAF vorgesehen. Das Geschwader wurde 1960 zunächst auf den Fliegerhorst Manching aufgestellt und 1969 nach Bremgarten verlegt, wo es bis zu seiner Außerdienststellung am 17. März 1993 verblieb. Der Flugplatz Bremgarten hatte den ICAO-Code EDSG (1990).[3] Den Beinamen „Immelmann“ (nach Max Immelmann) erhielt das Geschwader im Jahr 1961.
Das zweite AG 51
In der Nachfolge zum AG 51 entstand im April 1993 auf dem Fliegerhorst Schleswig das Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ (AG 51 „I“). Die Bezeichnung des Geschwaders und der Traditionsname „Immelmann“, sowie der Panther als Geschwaderwappen wurde von den beiden aufgelösten Geschwadern übernommen. Die feierliche Indienststellung des AG 51 „I“ erfolgte im Januar 1994 durch den damaligen Inspekteur der Luftwaffe Generalleutnant Jörg Kuebart im Januar 1994. Seit der Übernahme des Pantherkopfes in das Geschwaderwappen nahm das AG 51 regelmäßig am NATO Tiger Meet teil.
Mit einem Fototag/Spottersday, sowie einem großen Familientag, feierte am 14. Juli 2009 das Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ das 50-jährige Bestehen der Taktischen Luftaufklärung der Luftwaffe.
Am 3. März 2010 wurde die 2. Staffel für unbemannte Aufklärungssysteme mit einem Geschwaderappell in Dienst gestellt.[4]
Am 1. Oktober 2013 wurde das Aufklärungsgeschwader 51 in Taktisches Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ (TaktLwG 51 „I“) umbenannt. Seit diesem Zeitpunkt gibt es bei der Bundeswehr kein, als solches bezeichnetes, Aufklärungsgeschwader mehr.
AG 52
Am 12. Dezember 1959 wurde das Aufklärungsgeschwader 52 in Dienst gestellt; erster Kommodore des Geschwaders war Major Metz.[5] Im Oktober 1960 wurde das AG 52 nach Eggebek, und 1964 auf den Flugplatz in der Nähe von Leck verlegt. Das AG 52 beendete seinen Dienst am 15. Dezember 1993.
AG 53
Das Aufklärungsgeschwader 53 wurde am 1. Oktober 1960 in Erding aufgestellt. Das Geschwader war ab Mai 1962 auf dem Flugplatz Leipheim stationiert. Der Einsatz als reines Aufklärungsgeschwader endete mit der Umstrukturierung zum Leichten Kampfgeschwader 44 am 1. Juni 1965.
AG 54
Das AG 54 wurde am 1. April 1962 als letztes Aufklärungsgeschwader in Erding aufgestellt. Ab Januar 1963 war der Fliegerhorst Oldenburg Standort des Geschwaders. Die Auflösung erfolgte am 1. Oktober 1964 aufgrund von Personalmangel.[6]
Aus dem Restpersonal des AG 54 und des von Leck nach Oldenburg verlegten Jagdgeschwader 72 wurde im Oktober 1964 das Jagdbombergeschwader 43 aufgestellt. Ab Mai 1966 erfolgte die Umrüstung von der Sabre Mk.6 auf die Fiat G.91, ein Jahr später die Umbenennung in Leichtes Kampfgeschwader 43.
Das Geschwader war dem Kommando der 3. Luftwaffendivision unterstellt und auf dem Fliegerhorst Oldenburg stationiert, der 1962 von den dort stationierten Teilen der Waffenschule der Luftwaffe 10 geräumt wurde. Für den Verteidigungsfall waren als Ausweichflugplätze (NATO Dispersed Operating Bases (DOB)) die Flugplätze Wunstorf und Bückeburg und die Führung durch die 2. Allied Tactical Air Force (2. ATAF) vorgesehen. Zum 31. März 1980 wurde der Verband wieder in das Jagdbombergeschwader 43, das ab 1981 mit dem Alpha Jet ausgerüstet wurde, umgegliedert.
Ausrüstung
Die Erstausstattung der Aufklärungsgeschwader 51 und 52 bestand zunächst aus 36[7] Luftfahrzeugen der taktischen Aufklärerversion der Republic F-84 „Thunderflash“ (insgesamt wurden 108 RF-84 beschafft)[8] und aus vier Strahltrainern Lockheed T-33A, genannt „T-Bird“. Im Jahr 1964 wurden die AG 51 und 52 mit der RF-104G ausgerüstet; diese jedoch wurde von Anfang 1971 bis Ende 1972 von je 44 Luftfahrzeugen McDonnell F-4 in der Version RF-4E abgelöst. Die unbewaffnete RF-4E wurde im Rahmen des Projekts „Kampfwertsteigerung“ 1979/1980 befähigt, auch als Jagdbomber eingesetzt zu werden. In den Aufklärungsgeschwadern 53 und 54 kam ausschließlich die Fiat G.91 zum Einsatz. Ferner waren die AG 51 und 52 ab dem Jahr 1974 mit je einer Dornier Do 28 D-2 als Verbindungsflugzeuge ausgestattet; diese Aufgabe erfüllte zuvor die Dornier Do 27.[9]
Das TaktLwG 51 „I“ ist zurzeit ausgerüstet mit Flugzeugen vom Typ Panavia Tornado Recce und ECR. Neben bemannten Kampfflugzeugen setzt die Luftwaffe heute und in Zukunft auch unbemannte Luftfahrzeuge für Luftaufklärung ein.[10] Zurzeit werden IAI Heron 1, jedoch nur auf Leasing-Basis im Rahmen des ISAF-Einsatzes betrieben.
Weblinks
- Offizielle Nato Tigermeet-Website
- Traditionsgemeinschaft AufklG 52 e.V.
- Traditionsverein Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ Bremgarten e.V.
Literatur
- Bernd Lemke; Dieter Krüger; Heinz Rebhan; Wolfgang Schmidt: Die Luftwaffe 1950 bis 1970. Konzeption, Aufbau, Integration. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2006, ISBN 3-486-57973-8
- Aufklärungsgeschwader 52 Chronik, 1. Aufl. 1993.
Einzelnachweise
- ↑ Informationen über den Auftrag bei luftwaffe.de Abgerufen am 23. Oktober 2010
- ↑ Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2.
- ↑ mil-airfields.de: Military Airfield Directory: Flugplatz/Fliegerhorst Bremgarten (Luftwaffe, AG 51), Zugriff am 6. Januar 2011
- ↑ luftwaffe.de: Ein neues Zeitalter beginnt, Zugriff am 6. Januar 2011
- ↑ Aufklärungsgeschwader 52 Chronik, 1. Aufl. 1993, S. 24 ff.
- ↑ Heinz Rebhan: „Aufbau und Organisation der Luftwaffe 1955 bis 1971“; In: Bernd Lemke; Dieter Krüger; Heinz Rebhan; Wolfgang Schmidt: Die Luftwaffe 1950 bis 1970. Konzeption, Aufbau, Integration. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2006, ISBN 3-486-57973-8
- ↑ Aufklärungsgeschwader 52 Chronik, 1. Aufl. 1993, S. 24
- ↑ Aufklärungsgeschwader 52 Chronik, 1. Aufl. 1993, S. 139
- ↑ Aufklärungsgeschwader 52 Chronik, 1. Aufl. 1993, S. 144.
- ↑ Deutscher Bundestag: Drucksache 16/12193 vom 9. März 2009 – Einführung und Bedeutung unbemannter militärischer Fahrzeuge und Luftfahrzeuge
Auf dieser Seite verwendete Medien
Wappen des Jagdbombergeschwader 44 (na) bzw. des Leichten Kampfgeschwader 44 der Luftwaffe der Bundeswehr
Pilots discuss the photo mission which they will be conducting aboard a German Dornier 28D Skyservant aircraft at Leck Air Base during exercise "Reforger-Crested Cap I". The photo was taken at Leck air base, Schleswig-Holstein, Germany, the home of the Aufklärungsgeschwader 52 (AG 52) (52nd Reconnaissance Wing) which flew the McDonnell Douglas RF-4E Phantom II, and a few Do 28Ds until the wing was disbanded in 1993.
Wappen des Jagdbombergeschwaders 43 bzw. zeitweise des Leichten Kampfgeschwaders 43 der Luftwaffe der Bundeswehr
ehemaliges Wappen des Aufklärungsgeschwaders 51 der Bundeswehr
Luftwaffenmuseum der Bundeswehr; Airforce Museum of the Bundeswehr; Berlin-Gatow, Lockheed T-33A
Wappen der Aufklärungsverbände der Bundesluftwaffe
ehemaliges Wappen des Aufklärungsgeschwaders 52 der Bundeswehr
Autor/Urheber: ILA-boy, Lizenz: CC BY-SA 3.0
ILA 2010, am Samstag aufgenommen, meist erhöht von einer Leiter fotografiert
Autor/Urheber: Przemyslaw "Blueshade" Idzkiewicz, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Panavia Tornado IDS of Luftwaffe on static display at Radom Air Show 2005.
A McDonnell Douglas RF-4E Phantom II (s/n 35+02) of the German Luftwaffe's Aufklärungsgeschwader 52 (52nd reconnaissance wing) on display at Ramstein Air Base, Rhineland-Palatinate (Germany) on 24 June 1984.
Wappen der Waffenschule der Luftwaffe 50 (bis 1964) in Fürstenfeldbruck
Autor/Urheber: TKN, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Picture of Euro Hawk; European Version of US Global Hawk UAV
A U.S. Air Force McDonnell RF-101C-55-MC Voodoo (s/n 56-206) from the 17th Tactical Reconnaissance Squadron, 66th Tactical Reconnaissance Wing at Upper Heyford (UK), flying in formation with a West German Luftwaffe Lockheed RF-104G Starfighter (24+01) from Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ (51st Reconnaissance Wing) at Bremgarten, Germany, in the 1960s. The new McDonnell RF-4E Phantom II in Tactical Recce Role with 4 ATAF in AG 51 "I" since 1971.
Note: RF-101C-55-MC, s/n 56-206, suffered a double afterburner flameout on takeoff from RAF Upper Heyford and crashed in field near end of runway on 12 May 1969. The pilot was killed. (USAF Serial Number Search Results )
Autor/Urheber: Michael Wolf, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Fiat G.91R/3 im Museum für Luftfahrt und Technik in Wernigerode
Autor/Urheber: Wusel007, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Republic RF-84F Thunderflash beim Fliegerhorst in Jagel, bei Schleswig in Schleswig-Holstein. Aufgrund der Kennung 'EA' befand sich diese RF-84F im Bestand des Aufklärungsgeschwaders AG 51 'Immelmann' in Erding ab 05.1958, bzw. in Manching b. Ingolstadt von 05.1960 bis 06.1965.