Atom Heart Mother

Atom Heart Mother
Studioalbum von Pink Floyd

Veröffent-
lichung(en)

10. Oktober 1970

Label(s)ursprünglich:

Neuauflagen:

Format(e)

CD, LP

Genre(s)

Progressive Rock

Titel (Anzahl)

5

Länge

52:44

Besetzung

Produktion

Studio(s)

März – August 1970, Abbey Road Studios

Chronologie
Ummagumma
(1969)
Atom Heart MotherRelics
(1971)

Atom Heart Mother ist das am 10. Oktober 1970 erschienene fünfte Studioalbum der britischen Rockband Pink Floyd. Es war das erste Album der Band, das speziell für Quadrophonie aufgenommen wurde, und war damit für weitere Arbeiten von Pink Floyd in dieser Hinsicht wegweisend.

Entstehung

Das Album wurde von Februar bis August 1970 in den Londoner Abbey Road Studios aufgenommen.

Das fast 24 Minuten lange Titelstück Atom Heart Mother war die bis dahin längste und wahrscheinlich ambitionierteste Komposition der Band. Es basierte größtenteils auf instrumentalen Passagen, welche die Band im Vorfeld komponiert hatte (wie der Akkordfolge Theme for an Imaginary Western, das das Hauptthema der Suite darstellte[1]), und nun zu einem einzelnen Stück kombinierte. Nach Aufnahme von Atom Heart Mother in klassischer Pink-Floyd-Besetzung (Gitarre, Keyboards, Bass und Schlagzeug), engagierte die Band den Komponisten und Arrangeur Ron Geesin, um eine orchestrale Begleitung anzufertigen. Geesin beschrieb das als „verdammt viel Arbeit“, da kein Pink-Floyd-Mitglied in der Lage war, Noten zu lesen oder genau zu formulieren, was man eigentlich von seinem Arrangement erwartete.[2]

Geesin schrieb Arrangements jeweils für eine Blechbläser-Sektion, ein Cello und auch für einen 16-köpfigen Chor. Bei den Aufnahmen kam es zu Auseinandersetzungen zwischen ihm und den Studiomusikern (welche laut Geesin „uninspiriert“ spielten), weshalb Chorleiter John Alldis die Orchesterführung übernahm.[2]

Auch beim Zusammenfügen der verschiedenen Aufnahmen gab es Probleme: Da Waters und Mason gezwungen waren, das gesamte Stück in einem einzigen Take aufzunehmen (um Tonbänder zu sparen), kam es zu deutlichen Temposchwankungen.[3] Weiter resultierten unterschiedliche Auslegungen von Masons eigens kreierter Schlagzeug-Notation darin, dass der Chor auf der Aufnahme um einen Schlag später einsetzte, als Geesin ursprünglich geplant hatte. Dieser Fehler wurde erst über 35 Jahre später korrigiert, als Geesin bei Live-Aufführungen sowohl die veröffentlichte als auch alternativ die originale Version spielen ließ.[2]

Der Arbeitstitel des Liedes lautete während der Aufnahmen und erster Live-Auftritte zunächst Untitled Epic[2], dann The Amazing Pudding.[3] Als sich die Band bei einer Radioaufnahme bei BBC Radio 1 allerdings nicht im Klaren darüber war, wie Moderator John Peel das Stück ankündigen sollte, schlug Ron Geesin vor, in einer herumliegenden Ausgabe des Evening Standards nach einem Titel zu suchen. Dort fand sich ein Artikel über eine Mutter mit einem nuklear betriebenen Herzschrittmacher, überschrieben mit „ATOM HEART MOTHER NAMED“.[2] Danach entschied man, auch das komplette, in Produktion befindliche Album so zu benennen.

Inhalt

Das Titelstück, die Suite Atom Heart Mother, ist das längste ungeschnittene Musikstück Pink Floyds, da das ursprünglich noch längere Shine On You Crazy Diamond für die Veröffentlichung geteilt wurde – zu Beginn und zum Ende des Albums Wish You Were Here.

Weiter enthält das Album drei Stücke, die jeweils von einem Bandmitglied federführend komponiert wurden: Roger Waters schrieb eine bukolisch-folkige Ballade mit dem Titel If, die er in späteren Jahren auf seinen Solokonzerten zur Radio-KAOS-Tour spielte. Rick Wright schrieb das Stück Summer '68, in dem er sich kritisch mit dem Rock-'n-Roll-Lebensstil der Band auseinandersetzte. David Gilmour steuerte Fat Old Sun bei, das bis 1971 oft bei Konzerten aufgeführt wurde und auch auf Gilmours Live-DVDs In Concert (2002), Remember That Night (2007), Live in Gdansk (2008) und Live at Pompeii (2017) zu hören ist.

Das Album schließt mit dem dreizehnminütigen instrumentalen Alan's Psychedelic Breakfast, einem experimentellen, avantgardistischen Stück, durch das der Roadie Alan Styles geehrt werden sollte und in dem dieser auch sporadisch durch verschiedene Geräusche zu hören ist.

Bei den Erstausgaben des Albums hört man auf der Auslaufrille einen tropfenden Wasserhahn am Ende des letzten Titels, mit dem dieser Titel auch beginnt. Das Tropfen läuft weiter, bis der Plattenspieler abgestellt wird.

Werbeaktionen

Zur Promotion des Albums wurde von der Plattenfirma EMI großer Aufwand getrieben. Die vielfältigen Werbeaktionen beinhalteten unter anderem das Verschicken von aufblasbaren Plastikeutern an Journalisten bis hin zu einer Kuhherde, die durch die teilweise gesperrte Innenstadt Londons getrieben wurde. Von dem Album existiert auch eine Quadrofonie-Version, in etwa vergleichbar mit 4.0-Surround.

Erfolg

Atom Heart Mother erreichte als erstes Album der Gruppe Nummer 1 in den englischen und Nummer 55 in den US-Charts. Im Jahr 1994 erschien eine neu gemasterte CD des Albums.

Rezeption

Stephen Thomas Erlewine verlieh dem Album in Allmusic lediglich drei Sterne und schrieb, nach dem weitläufigen, unkonzentrierten Doppelalbum „Ummagumma“ hätte „Atom Heart Mother“ vielleicht mehr Fokus, sogar ein Konzept, aber das bedeute nicht, dass es zugänglicher sei. Wenn überhaupt, sei dies das undurchdringlichste Album, das Pink Floyd auf Harvest veröffentlicht habe, was es auch zu einem der interessantesten der Ära mache. Es würde zwar überall auf der Platte verstreut interessante Momente geben, doch dieser Mangel an Fokus bedeute, dass es letztendlich hauptsächlich für Hardcore-Fans lohnenswert sei.[4]

Cover

Das originale Albumcover zeigt auf der Vorder- und Rückseite lediglich Kühe auf einer Weide ohne Text oder sonstige Hinweise darauf, was das Album enthält. Das Cover wurde von der Londoner Designergruppe Hipgnosis gestaltet. Die Band erklärte, das sei eine Reaktion auf das „Space-Rock“-Image, das sich zu dieser Zeit um Pink Floyd rankte. Die Band wolle nicht auf einen bestimmten Stil oder eine bestimmte Optik festgelegt werden, weshalb sie für dieses Album um ein einfaches Cover bat. Am Ende einigte man sich auf das Bild einer Kuh auf einer Weide.

Titel

  1. Atom Heart Mother (Mason, Gilmour, Waters, Wright & Geesin) – 23:39 min
    1. Father’s Shout – 5:25 min
    2. Breast Milky – 4:47 min
    3. Mother Fore – 5:16 min
    4. Funky Dung – 2:20 min
    5. Mind Your Throats Please – 1:57 min
    6. Remergence – 3:54 min
  2. If (Waters) – 4:30 min
  3. Summer ’68 (Wright) – 5:28 min
  4. Fat Old Sun (Gilmour) – 5:23 min
  5. Alan’s Psychedelic Breakfast (Waters, Mason, Gilmour & Wright) – 13:00 min
    1. Rise and Shine – 4:29 min
    2. Sunny Side up – 3:49 min
    3. Morning Glory – 4:42 min

Musiker

Pink Floyd

Zusätzlich:

Trivia

  • Das Cover ist im Film Uhrwerk Orange in der Szene im Musikladen im Hintergrund zu sehen. Ursprünglich wollte Regisseur Stanley Kubrick Musik aus dem Album in seinen Film einbauen, sein Antrag wurde aber von der Band abgelehnt.
  • Der Neuauflage des Albums aus dem Jahr 1994 ist ein beidseitig bedruckter Zettel beigelegt. Auf der einen Seite befindet sich ein deutsches Rezept für „Original Fränkisches Kuh Hirn“, auf der anderen ein englisches Rezept für „Traditional Bedouin Wedding Feast“.
  • Am 15. Juni 2008 wurde Atom Heart Mother in der Cadogan Hall in London unter der Leitung von Ron Geesin aufgeführt. David Gilmour trat als Gastmusiker auf.
  • Morning Glory hat verschiedene Bedeutungen. So kann es eine Prunkwinde, deren Samen für ihre psychoaktive Wirkung bekannt sind, bezeichnen oder auch die umgangssprachliche Morgenlatte bedeuten.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nicholas Schaffner: Saucerful of Secrets: The Pink Floyd Odyssey. Helter Skelter, London 2005, ISBN 1-905139-09-8 (englisch).
  2. a b c d e Ron Geesin: The Flaming Cow. The Making Of Pink Floyd's Atom Heart Mother. The History Press, Gloucestershire 2013, ISBN 978-0-7509-5180-7 (englisch).
  3. a b Nick Mason: Inside Out. Mein persönliches Porträt von Pink Floyd. Edel Books, 2013, ISBN 978-3-8419-0251-1.
  4. Besprechung des Albums von Stephen Thomas Erlewine bei AllMusic (englisch). Abgerufen am 16. Dezember 2023.