Atlas Suisse

Der Atlas Suisse von Johann Rudolf Meyer und Johann Heinrich Weiss (1758/1759–1826), auch Meyer-Weiss-Atlas genannt, ist das älteste Kartenwerk, das die gesamte Schweiz umfasst und auf wissenschaftlicher Vermessung beruht. Er entstand in den Jahren 1786 bis 1802.
Der Industrielle Johann Rudolf Meyer aus Aarau entschloss sich, auf eigene Kosten eine Karte der Schweiz zu erstellen. Er engagierte zu diesem Zweck 1786 den Geometer Johann Heinrich Weiss aus Strassburg. Grundlagen für dieses Werk waren die Basismessungen durch den Naturwissenschaftler Johann Georg Tralles und das von Joachim Eugen Müller modellierte Landschaftsrelief, nach welchem Weiss die Karten zeichnete.
Das Resultat dieser Arbeiten erschien in den Jahren 1796 bis 1802 und umfasst 16 Karten sowie eine Übersichtskarte. Die 16 Blätter messen 70 × 51 cm und zeigen die Schweiz im Massstab von ca. 1:120'000. Die Kupferstiche der Kartenblätter wurden von Christophe Guérin (Blätter 3, 4, 6, 8, 10, 12, 16, 17), Jakob Samuel Johann Scheuermann (Blätter 2, 5, 13 [ausländischer Teil], 17, 18 [italienischer Grenzabschnitt]) und Matthias Gottfried Eichler (Blatt 11) ausgeführt.[1]
Neben den regulären 16 Kartenblättern ging dem Atlas Suisse das Voraus- beziehungsweise Probeblatt, „Carte d'une partie très intéressante de la Suisse“ voraus, das einen besonders eindrucksvollen Ausschnitt des Alpenraums zeigt.[2] Dieses wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von Christophe Guérin gestochen.[3]
Bis zum Erscheinen der Dufourkarte (1845–1865) blieb der Atlas Suisse das exakteste flächendeckende Kartenwerk der Schweiz.
Eine Besonderheit des Atlas Suisse ist der gezielte Einsatz einer zweiten Druckfarbe: Um die Gletscherflächen deutlicher hervorzuheben, wurden sie auf den entsprechenden Kartenblättern mit blauer Farbe gedruckt, während die übrigen Elemente in Schwarz gehalten waren. Dies stellte eine frühe Innovation im mehrfarbigen Kartendruck dar und verbesserte die Lesbarkeit der alpinen Landschaften erheblich.
Literatur
- Georges Grosjean: Der „Atlas von Meyer-Weiss“ (1796–1802). In: Geschichte der Kartographie. [= Geographica Bernensia, U8. 3. neubearb. Aufl. 2013]. S. 148–151.[4]
- Gerhard Amman: 200 Jahre "Atlas Suisse". In: Aarauer Neujahrsblätter. 78, 2004. S. 75-–94.[5]
- Thomas Klöti: Das Probeblatt zum "Atlas Suisse" (1786). In: Cartographica Helvetica 16, 1997, S. 23–30.[2][6]
- Übersicht des Weissisch-Meyerschen Atlas Suisse. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. 10, 1802.[7]
Weblinks
- Atlas Suisse bei e-rara.ch - PDF-Download des kompletten Kartenwerks
- Atlas Suisse – Atlas Suisse online auf landkartenarchiv.de
- Alte Landkarten der Schweiz – Atlas Suisse – Die beiden Meyer-Weiss-Karten des Kantons Bern online.
Einzelnachweise
- ↑ Staatsarchiv St. Gallen: Karte der Schweiz in 16 Teilblättern („Atlas Suisse“ bzw. „Meyer-Weiss-Atlas“), Exemplar 1, KPH 7/29, online: https://dls.staatsarchiv.sg.ch/records/469902
- ↑ a b Thomas Klöti: Das Probeblatt zum "Atlas Suisse" (1796). In: Cartographica Helvetica: Fachzeitschrift für Kartengeschichte. Band -, Nr. 16, 1997, ISSN 1015-8480, S. 23, doi:10.5169/seals-9071 (e-periodica.ch [abgerufen am 6. Juli 2025]): „Die Carte d'une partie très intéressante de la Suisse, die auch als Probeblatt oder Extrablatt bezeichnet wird, nimmt einen wichtigen Platz in der Entstehung des Atlas Suisse ein. Auf Grundlage des zuvor erstellten Reliefs erhielt Johann Rudolf Meyer von der Berner Regierung die Erlaubnis zur Veröffentlichung sowie zur Fortsetzung der Arbeiten auf Berner Gebiet [...].Mit der Veröffentlichung kam Meyer dieser Bewilligung nach. Das Blatt galt auch als Musterblatt, mit dem Werbung für den Atlas gemacht werden konnte, obwohl es noch nicht dem endgültigen Blattschnitt und der Ausrichtung des ab 1796 erscheinenden nordorientierten Atlas Suisse entsprach, in dem dann noch diverse Signaturen abgeändert und der Inhalt überarbeitet wurde. Es diente ebenfalls als eigenständige Touristenkarte für den aufkommenden Fremdenverkehr im Berner Oberland.“
- ↑ Stil, Dokumentation und Verteilung der Stiche im Atlas Suisse sprechen für Guérin, während Scheuermann und Eichler für andere Blätter zuständig waren und stilistisch nicht passen.
- ↑ Georges Grosjean: Der „Atlas von Meyer-Weiss“ (1796–1802). In: Geographica Bernensia. 3. neubearb. Auflage. U8, S. 148–151 (unibe.ch [PDF]).
- ↑ Gerhard Ammann: 200 Jahre "Atlas Suisse". In: Aarauer Neujahrsblätter. Band 78, 2004, ISSN 1664-8323, S. 75-, doi:10.5169/seals-559310 (e-periodica.ch [abgerufen am 2. Juli 2025]).
- ↑ Thomas Klöti, Christophe von Werdt: Cartography over the last 1200 years - Treasures of the Burghers' Library of Berne and the University Library of Berne. Abgerufen am 6. Juli 2025: „A second printing ink was used to colour the glaciers.The borderlines, in contrast, are still hand-tinted.“
- ↑ Übersicht des Weissisch-Meyerschen Atlas Suisse. In: Allgemeine geographische Ephemeriden. 10. 1802. Digitalisat | MDZ, 1802, abgerufen am 11. Juli 2025.
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