Asen (Mythologie)

Mårten Eskil Winge: Thor, 1872

Die Asen (von altnordisch áss „Ase“, Plural: æsir „Asen“), eine nordische Bezeichnung der germanischen Götter,[1] sind nach Snorri Sturluson in der Prosa-Edda ein Göttergeschlecht der nordischen Mythologie. Dieses Geschlecht ist nach der Zahl der ihm zugehörigen Gottheiten größer als das ebenfalls nordische Göttergeschlecht der Wanen.

Die Asen werden von ihrer Mentalität als kriegerische und herrschende Götter geschildert, wohingegen die Wanen als Fruchtbarkeitsgottheiten stilisiert werden. Bei Snorri findet jedoch eine stringente Trennung der Geschlechter nicht statt. Zudem wird der Begriff „Ase“ in Quellen auch als ein genereller Begriff für (heidnischer) „Gott“ gebraucht (siehe auch: Abschnitt Etymologie im germanischen Sprachraum bei Gott).

Etymologie

Der Begriff „Ase“ ist inschriftlich zuerst fassbar belegt in einer Runeninschrift aus dem 2. Jahrhundert aus Vimose in Dänemark: asau wija „ich weihe dem Asen/Gott“. Ein weiterer Beleg ist die Form Ansis bei Jordanes (Getica 13,78), hier werden diese als mythische Vorfahren der Goten als semideos, lateinisch für „Halbgötter“, bezeichnet.

Vermutet wird, dass die Herkunft des Wortes Asen auf die Pfahlidole oder Pfahlgötter zurückgehen könnte.[2] Die Wurzel der heutigen Worte „Balken“ und „Pfosten“ haben eine nahe Verwandtschaft zu den Bezeichnungen æsir und áss.[3]

Das altisländische, beziehungsweise altnordische áss weist durch den runischen Beleg einen u-Stamm auf, wodurch auf ein germanisches *ansu-z zu schließen ist.[4][5] Durch den Beleg bei Jordanes wird in der Forschung diskutiert, ob durch die Form ansis, neben der altnordischen Form mit dem u-Stamm, berechtigt ein i-Stamm anzunehmen ist und in der Folge auf ein germanisches *ansi-z rückzuführen ist.[6][7]

Im deutschsprachigen Raum hat sich das Wort Asen (über āss entwickelt aus germanisch ans- „Gott“; vgl. auch anses „Halbgötter“, bei Jordanus um 550) als Bezeichnung der germanischen Götter im 19. Jahrhundert eingebürgert.[8]

Die Asen der Edda

Nach der Jüngeren Edda wohnen die Asen in Asgard (Sitz der Götter). Sie herrschen über die Welt und die Menschen. Ihnen werden Eigenschaften wie Stärke, Macht und Kraft zugeschrieben. Sie sind weitgehend vermenschlicht, haben also einen irdischen Alltag. Wie die Menschen sind sie sterblich. Nur durch die Äpfel der Idun halten sie sich jung, bis fast alle von ihnen zur Ragnarök getötet werden.

Stammbaum der nordischen Gottheiten

Die folgende Übersicht zeigt die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den bekanntesten nordischen Gottheiten aus den Geschlechtern der Asen und Wanen:

Stammbaum der Asen und Wanen
                                         
 Buri Bölthorn 
   
   
 Delling Nott Börr Bestla Fjörgyn 
    
       
 Dagr2.Jörd Vili  Odin1.Frigg Ivaldi 
     
        
       
 Thjazi Sif Thor Nanna Baldr Hödr Hermodr BragiIdun 
        
           
 Nerthus Njördr SkadiUllr Thrud Forseti 
  
   
 Gerda FreyrFreyja4.Grid Odin3.Rinda 
    
          
 Fjölnir Vidar Vali 
 

Das goldene Zeitalter

Tefldu í túni,
teitir váru,
var þeim vettergis
vant ór gulli,
uns þrjár kvámu
þursa meyjar
ámáttkar mjök
ór Jötunheimum.[9]

Das goldene Zeitalter wird beschrieben als eine glückliche Zeit, in der die Götter ohne Menschen auf einer grünen Erde wie Kinder lebten. In dieser Zeit legten sie Essensvorräte an, fertigten Zangen, Ambosse und Hämmer.[10]

Siehe auch

Literatur

  • Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte. 3., unveränderte Auflage. De Gruyter, Berlin/New York 1970, Reprint 2010, Band 1: ISBN 978-3-11-002678-8, Band: 2 ISBN 978-3-11-002807-2.
  • Alfred Bammesberger: Gotisch ansis und urgermanisch *ans(u)-. In: Beiträge zur Namenforschung. Band 31, 1999, S. 231–240.
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X.
  • Alexander Sitzmann, Friedrich E. Grünzweig: Die altgermanischen Ethnonyme. Fassbaender, Wien 2008, ISBN 978-3-902575-07-4.
  • Vladimir Orel: A Handbook of Germanic Etymology. Brill, Leiden/Boston 2003, ISBN 90-04-12875-1.

Einzelnachweise

  1. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 33 f.
  2. Delphin Verlag: Nordische Mythen streitbare Götter, sagenhafte Stätten, tragische Helden. Köln 2019, ISBN 978-3-96128-352-1, S. 175.
  3. Arnulf Krause: Die Götterlieder der älteren Edda. Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-018426-4.
  4. Alfred Bammesberger: Gotisch ansis und urgermanisch *ans(u), S. 233.
  5. Alexander Sitzmann, Friedrich E. Grünzweig: Die altgermanischen Ethnonyme, S. 34.
  6. Alexander Sitzmann, Friedrich E. Grünzweig: Die altgermanischen Ethnonyme, S. 34, 35
  7. Vladimir Orel: Handbook of Germanic Etymology, S. 21.
  8. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 33.
  9. Völuspá. Abgerufen am 25. Oktober 2021.
  10. Wilhelm Wägner: Asgard and the gods: the tales and traditions of our northern ancestors. S. 266.

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The modern Swedish word for atmospheric thunder - åska - "the god's ride" - retains the name. That Thor caused lightning and thunder was still a living tradition in the countryside when compulsory education started teaching what was known from the Eddas.