Regiment

Sächsisches Regiment Aufstellung zur Parade 1912
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1985-0508-018 / Settnik, Bernd / CC-BY-SA 3.0
Wachregiment Friedrich Engels, Ost-Berlin (1985)
Taktisches Zeichen eines Infanterieregiments (IR)

Das Regiment (lateinisch regimen ‚Lenkung‘, ‚Herrschaft‘, ‚Regierung‘) ist eine militärische Formation mit einer Truppenstärke von etwa 1.000 bis 3.500 Soldaten. Die effektive Gliederung und Stärke der einzelnen Regimenter variieren abhängig von Waffengattung, Epoche und Land stark. In den meisten Fällen besteht ein Regiment aus mehreren Bataillonen oder aus vielen Kompanien. Ein Regiment ist seit napoleonischer Zeit in der Regel einer Brigade oder einer Division untergeordnet (wobei eine Division auch mehrere Brigaden führen kann), um eine Kommandoebene unterhalb des Korps zu schaffen.

In westlichen militärischen Organisationsformen des 21. Jahrhunderts hat sich die Art der klassischen Regimentsformation weitgehend überlebt. Selbst bei kleineren Truppenteilen wie Bataillonskampfgruppen werden die taktischen Konzepte des Gefechts der verbundenen Waffen als Voraussetzung für die Einsetzbarkeit gesehen.

Allgemeines

Früher war ein Regiment ein selbstständiger, aus Bataillonen (Fußtruppen), Eskadrons (Kavallerie) bzw. Batterien (Artillerie) bestehender Verband. Von dieser weitgehenden Unabhängigkeit des (beherrschten) Kommandos leitet sich auch die Bezeichnung her.

In der NATO ist der Kommandeur meist ein Oberst. Das militärische Symbol auf der NATO-Signatur sind drei senkrechte Striche. Der übergeordnete Großverband eines Regiments kann die Brigade sein, in der Bundeswehr und den Streitkräften Russlands ist es meist die Division.

Kennzeichnend für Regimenter ist, dass sie überwiegend von einer Truppengattung gestellt werden. Die Größe und Zahl der Einheiten pro Regiment variiert abhängig von Epoche, Armee und Waffengattung stark. Regimenter bestanden oft aus zwei bis vier Bataillonen oder aus mehreren Kompanien, in der Kavallerie waren rund fünf Eskadrons (oder Schwadronen) üblich. Entsprechend groß waren die Bandbreiten der Sollstärken, die vom britischen Kavallerie-Regiment des 19. Jahrhunderts mit zehn Troops (Halbschwadronen) zu 40 Mann bis hin zum Vier-Bataillone-Infanterie-Regiment der späten Zarenzeit mit 4.000 Mann reichte. Als grober Durchschnitt zu Sollstärken deutscher Einheiten kann man 800 Mann bei der Kavallerie bzw. 2500 Mann bei der Infanterieregimentern annehmen. Hinzu kamen der Stab und ggf. Ausbildungsformationen oder bis zum Ersten Weltkrieg auch oft eine eigene Militärkapelle. Manchmal hatten Infanterieregimenter auch eine eigene Feldartillerieabteilung wie z. B. bei Friedrich dem Großen oder einigen Korps der Armee Napoleons.

Die Infanterieregimenter hatten meist drei Bataillone, die Kavallerieregimenter vier bis sechs (im 18. und 19. Jahrhundert bis zu zehn) Eskadrons, die Fuß- und Festungsartillerieregimenter zwei Bataillone, die Feldartillerieregimenter zwei bis vier Abteilungen zu je zwei bis vier Batterien. Die einzelnen Bataillone des Regiments wurden von einem Major und seinem Stab geführt. Ein Infanterieregiment der preußischen Armee um ca. 1888 hatte eine Gesamtstärke, bei drei Bataillonen, von 2364 Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften. In dieser Art von Regimentsstruktur war der kommandierende Offizier zumeist ein Oberst mit einem Oberstleutnant als Stellvertreter. Der Stab des Regiments setzte sich des Weiteren aus dem Regimentsadjutanten, einem Oberstleutnant oder Major und mehreren Majoren, sog. „Majore beim Stabe“, zusammen. Die medizinische/veterinärmedizinische Versorgung der Regimentsangehörigen wurde vom Regimentsarzt, einem Oberstabsarzt, und den beigeordneten Stabs-, Ober- und Assistenzärzten durchgeführt. Im Auftrage und in Vertretung des Regimentskommandeurs war der Zahlmeister, in Preußen ein Militärbeamter, und die Unterzahlmeister, Soldaten, für die Versorgung des Regiments und die Besoldung der Soldaten zuständig. Die Musik bei Märschen und zu gesellschaftlichen Anlässen wurde von 37 Hoboisten und Hilfshoboisten unter der Leitung eines Stabshoboisten (ab 1908 Musikmeister) gespielt, diese bildeten im Kriegsfalle das Sanitäts- und Krankenträgerpersonal.

Geschichte

Von der frühen Neuzeit bis zum 19. Jahrhundert

Mit dem Niedergang der klassischen Feudalheere und der zunehmenden Kommerzialisierung der Kriegsführung entwickelte sich zum Ende des 16. Jahrhunderts das Regiment als eine neue Verbandsorganisation. Das Regiment war ursprünglich, wie die Kompanie, eine Verwaltungseinheit im Sinne einer Körperschaft und kein taktischer Truppenkörper. Eine Kompanie wurde damals als Gewalthaufen oder Gevierthaufen, ab der Mitte des 17. Jahrhunderts auch als Bataillon bezeichnet.[1][2]

Die Inhaber eines Regiments waren Kriegsunternehmer, die wie später paramilitärische Truppen im Auftrag der kriegführenden Fürsten auf eigene Rechnung Söldner warben, bewaffneten, ausrüsteten und bezahlten, um sie unter ihrem Kommando dann dem Auftraggeber gegen Geld zur Verfügung zu stellen. Der Regimentschef stellte in der Regel auch die Versorgung seines Regiments auf eigene Rechnung sicher, der Preis für Verpflegung und die (ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts übliche) Uniformierung wurde dann den Soldaten vom Sold abgezogen. Durch Großeinkauf oder eigene Herstellung dieser Güter konnte der Regimentschef erhebliche Preisvorteile erreichen und somit beträchtliche Gewinne erzielen. Prototyp eines solchen Unternehmers war Wallenstein, der böhmische Feldherr und kaiserliche Generalissimus im Dreißigjährigen Krieg, der für den Kaiser sogar ein Heer von 20.000 Mann nach diesem Muster organisierte und dann für den Einsatz als offizielle staatliche Verbände zur Verfügung stellte.

Mit dem Übergang zu den stehenden Heeren verfestigte sich diese Regimentswirtschaft, auch wenn der Regimentschef nunmehr primär ein Offizier seines Fürsten war. Auf Kompanieebene wirtschafteten die Hauptleute als Subunternehmer des Regimentschefs, den man bezeichnenderweise auch Regimentsinhaber nannte. Stieg ein Oberst in den Generalsrang auf, so behielt er in der Regel die Inhaberschaft seines Regiments, da die daraus erzielten Einkünfte nicht selten den Generalssold überstiegen. Das Regiment wurde dann von einem Oberstleutnant kommandiert. Die Inhaberstellen wurden zunehmend auch zivilen Angehörigen der Fürstenhäuser oder ausländischen Monarchen ehrenhalber übertragen, zumal manchmal mit dieser Stellung als Ehrenoberst auch Einkünfte aus dem Regiment verbunden waren.

Gegenwart

(c) Photo: Corporal Paul Shaw/MOD, OGL v1.0
Trooping the Colour: Die britischen Garde-Regimenter bei der Geburtstagsparade der Königin 2013

In vielen Armeen, in denen die Regimenter formal abgeschafft sind, existiert die Bezeichnung für Verbände in Bataillonsstärke weiter, um im Frieden Bataillone gleicher Gattung, die ansonsten gemischten Brigaden unterstellt sind, zusammenzufassen oder in Bataillonsstärke die Bezeichnung aus Traditionsgründen weiter zu führen. Dies betrifft insbesondere die British Army, die US-Armee sowie die französische Armee. In der britischen Armee sind Mitglieder des Königshauses repräsentative Regimentsinhaber, und haben die Aufgabe der Traditionspflege.

Deutschland

In der Bundeswehr wurden die Bataillone die taktische Führungsebene und waren direkt in der Operationsführung einer Brigade unterstellt. Regimenter existierten in der Bundeswehr als ein homogener militärischer Verband, der sich aus Bataillonen bzw. Kompanien nur einer Waffengattung zusammensetzte. Dies ist zum Beispiel beim Pionierregiment, dem Instandsetzungsregiment und dem Transportregiment der Logistiktruppe, dem Artillerieregiment und dem Lazarettregiment der Fall. Zeitweilig waren auch Panzerregimenter als Schwerpunktwaffe aufgestellt worden, die den Korps unterstellt waren. Jedoch verfügten diese Regimenter über keine hinreichenden eigenen logistischen Kapazitäten und wurden daher wieder aufgelöst. In der Gliederung Neues Heer für neue Aufgaben waren den Divisionen Regimenter der Führungs- und Kampfunterstützungstruppe als Divisionstruppen unterstellt. Seit dem 1. Juli 2006 bestand das Jägerregiment 1 in der Luftbeweglichen Brigade 1. Im Heer der Zukunft gibt es nach der Auflösung der Truppengattungsbrigaden wieder einzelne Regimenter. Im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr wurden die beiden Fallschirmjägerbrigaden in das Fallschirmjägerregiment 31 in Seedorf (bei Zeven) und Fallschirmjägerregiment 26 in Zweibrücken unter einer Brigade umgegliedert. In der heutigen Bundeswehr gliedert sich ein Regiment meist nicht in mehrere Bataillone, sondern in eine Anzahl von Kompanien, die im Vergleich zum Bataillon höher ist. In diesem Sinne handelt es sich faktisch um ein verstärktes Bataillon.

Schweiz

Die Schweizer Armee schaffte mit der Reform Armee XXI per Beginn 2004 die Stufe Regiment ab. Neu sind die, wie bei der Bundeswehr, direkt den Brigaden unterstellten Bataillone.

Österreich

Das Österreichische Bundesheer stellte bereits mit der Strukturanpassung 1998 von Regimentern auf den Brigaden unterstellte Bataillone um, derzeit führt nur das Versorgungsregiment 1 in Graz und Gratkorn die Bezeichnung Regiment im Verbandsnamen.

USA

Die Regimenter der US-Armee stellen demgegenüber vielmehr eine alternative, gattungsreine Organisation der Bataillone dar, die aber hierarchisch nicht unbedingt einer Division unterstehen. In der Führungsstruktur unterstehen die Bataillone auch hier direkt den Brigaden. Außerhalb der Divisions- bzw. Brigadestruktur bestehen drei aktive Regimenter:

Äquivalente Truppenbezeichnung bei schwimmenden und fliegenden Truppenteilen

Bei den Luftstreitkräften werden fliegende Verbände auf Regimentsebene als Geschwader bezeichnet. Weitere Regimentsäquivalente in der deutschen Luftwaffe sind die Flugabwehrraketengeschwader und die Einsatzführungsbereiche.

In der Marine bezeichnete hingegen ein Geschwader meist einen (Groß-)Kampfverband, vergleichbar der Regimentsebene. Bei nichtschwimmenden Verbänden wie dem inzwischen aufgelösten Küstenraketenregiment 18 der Volksmarine und dem Marinesicherungsregiment der Bundesmarine kommt der Begriff „Regiment“ zur Verwendung.

Siehe auch

Literatur

  • George Usher: Dictionary of British Military History. 2. Auflage. A&C Black, London 2006, ISBN 978-0-7136-7507-8 (englisch).
  • Gerhard Papke: Von der Miliz zum Stehenden Heer. Wehrwesen im Absolutismus. In: Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden. 1648–1939. Band 1. Pawlak, München 1983, ISBN 3-88199-112-3, getrennte Zählung.
  • Georg Ortenburg: Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Landsknechte (= Heerwesen der Neuzeit. Abt. 1: Das Zeitalter der Landsknechte. Bd. 1). Bernard & Graefe, Koblenz 1984, ISBN 3-7637-5461-X.
  • Theodor Fuchs: Geschichte des europäischen Kriegswesens. Band 1: Vom Altertum bis zur Aufstellung der stehenden Heere (= Truppendienst-Taschenbuch. Bd. 19, ZDB-ID 525144-8). Ueberreuter, Wien 1972.

Weblinks

Wiktionary: Regiment – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen

  1. Zitiert nach Fuchs, S. 196 und nach Ortenburg, S. 183.
  2. Usher: British Military History. 2006, S. 206.

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Bundeswehr Kreuz Black.svg
Eisernes Kreuz als nationales Erkennungszeichen der Bundeswehr.
Infantry Regiment Nato.svg
Standard NATO symbol for a friendly infantry regiment.
Trooping the Colour MOD 45155754.jpg
(c) Photo: Corporal Paul Shaw/MOD, OGL v1.0
The Queen's Birthday Parade also known as Trooping the Colour, Horse Guards Parade, London, June 2013.

More than a thousand soldiers and horses from the Household Division paraded in front of their Colonel in Chief, Her Majesty The Queen, 15th June 2013, with the immaculate precision, colour and pageantry that marks them as truly World Class.

Later as the last shot of a 41 gun Royal Salute was fired from The Green Park to mark The Queen's Official Birthday, the skies roared with an impressive fly past from the RAF featuring 32 aircraft of 13 different types.

The centuries old tradition of Trooping The Colour has been held on Horse Guards Parade to honour the Sovereign's Birthday almost annually since 1805. Each year the Five Foot Guards Regiments take it in turns to Troop their Colour in front of the Sovereign. Colour is the name given to regimental flags of the British Army, and were used as rallying points as long ago as the Kings of Babylon.

In the Middle Ages, each Lord or Baron flew his banner as a sign by which his followers could distinguish him in battle. Colours were last carried into action by the 58th Foot in South Africa in 1881. Up to that time they participated in all the varying fortunes of their Regiment; were often torn by enemy fire and acquired an almost religious significance.

Even today, uncased Colours are invariably carried by an officer and accompanied by an armed escort.

This year, the Colour being trooped in the presence of Her Majesty The Queen, was that of the 1st Battalion Welsh Guards. The Welsh Guards have recently returned from operational service in Afghanistan where they worked as part of the Afghan Police Advisory Team assisting the country to achieve self governance. The Field Officer in Brigade Waiting, Lieutenant Colonel Dino Bossi, Welsh Guards, commanded the Parade.

  • Organization: MOD
  • Object Name: DMOC-2013-036-376
  • Supplemental Categories: People, Army, Operations, Ceremonial
  • Keywords: Ceremonial, HM The Queen's Birthday Parade, Army, Trooping the Colour, Personnel, Identifiable, Soldiers, Trooping, Colour, Queens, Birthday, Parade, Horse, Guards
  • Country: United Kingdom
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
ADN-ZB/Settnik/8.5.85

Berlin: 40. Jahrestag der Befreiung

Der Große Wachaufzug der NVA fand anläßlich der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag des Sieges und der Befreiung Unter den Linden statt. Eine Ehrenkompanie des Wachregiments der NVA, das Stabsmusikkorps und der Spielmannszug der Stadtkommandantur Berlin waren aufmarschiert.
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Arms of the Kingdom of France (Moderne)
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Großes Wappen des Kaiser Joseph II.
AprA – gelb AK.jpg
Fahne der Linien-Infanterie-Regimenter der gelben Achselklappen ab 1891 mit Ausnahme der Jäger-Bataillone (leichte Infanterie)
Pavillon royal de France.svg
A white flag sown with fleurs de lis, which served as the flag of the royal family of France according to the royal decree of Charles X of the du 11th of june 1828. Some consider it as the flag of the kingdom of France from 1815-1830, but that claim is contested.