Art Hodes

Art Hodes im Club Old South. (Foto: William P. Gottlieb, 1946)
Art Hodes mit Kaiser Marshall, Sandy Williams, Cecil Scott, Henry (Clay) Goodwin auf dem Times Square (Foto: Gottlieb, 1947)

Arthur W. Hodes (* 14. November 1904 in Nikolajew, Russisches Kaiserreich; † 4. März 1993 in Harvey, Illinois, USA) war ein Jazz-Pianist, -Komponist, -Bandleader und -Journalist. Als Barrelhouse-Stilist verknüpfte er „mit souveräner technischer Kontrolle Stilelemente von Jelly Roll Morton, James P. Johnson u. a. mit einer komplexeren Harmonik“.[1] Hodes war der originale Vertreter des Chicago-Jazz, der noch in den 1980er Jahren bis in die 1990er häufig in Deutschland und Europa Konzerte gab.

Leben und Wirken

Hodes, dessen Familie nach Amerika kam, als er Säugling war, wuchs auf in Chicago, wo er in Jane Addams’ Hull House Klavierunterricht erhielt. Zunächst 1926 spielte er bei den The Wolverines und ab 1927 in verschiedenen Gruppen mit dem Trompeter Wingy Manone, aber auch mit Gene Krupa, Bud Freeman und Frank Teschemacher. Bekannt wurde er mit den Titeln Ross Tavern Boogie und South Side Shuffle. 1938 siedelte er nach New York über, hatte dort eigene Gruppen und wurde Radiomoderator. 1943 bis 1947 gab er die hauptsächlich von Musikern gestaltete Zeitschrift The Jazz Record heraus und er hatte auch 1946/47 ein gleichnamiges Label (Jazz Record (Label)). Zwischen 1944 und 1949 war er als Hauspianist von Blue Note Records bei vielen wichtigen Aufnahmen der traditionelleren Jazzmusiker mit dabei. Seit 1950 lebte er wieder in Chicago, von wo aus er gelegentlich mit Allstar-Gruppen zu Festivals reiste und auch in den Colleges und nach Europa tourte.

Mitte der 1960er hatte er eine eigene, mit einem Emmy preisgekrönte Fernsehserie, die Jazzgeschichte mithilfe berühmter Musikergäste unterhaltsam präsentierte. Ab 1973 konzentrierte er sich zunächst auf eine Lehrtätigkeit in Chicago. 1982 war er auf großer Tournee mit Milt Hinton. In den 1980er-Jahren spielte er oft mit Reimer von Essen (cl) und Trevor Richards (dr), bisweilen auch mit der Frankfurter Barrelhouse Jazzband. Die LP von 1981 Blues to Save the Trees ist ein unschätzbares musikalisches Zeitdokument, das Titelstück ein leiser Protest gegen Abholzung (Startbahn West) und Baumsterben (Saurer Regen).

Insgesamt beträgt die Diskografie von Hodes über 100 Alben, darunter auch Soloalben. 1992 erschien seine Autobiografie Hot Man. Er starb an den Folgen eines Schlaganfalls.

Diskografische Hinweise

Blue Note-78er von Art Hodes mit Ray Conniff, Rod Cless, Jack Bland, Danny Alvin u. a.: Doctor Jazz
  • The Jazz Record Story (Black & White Records / Jazzology, 1943–46)
  • Tribute to the Greats (Selmark, 1976–78) solo
  • Someone to Watch over Me - Live at Hanratty’s 1981 (Muse Records, 1981) solo
  • Pagin’ Mr. Kelly (Candid, 1988)
  • Keepin’ Out of Mischief Now (Candid, 1988)
  • Art Hodes Blue Five and Six (Jazzology, 1987)


Trivia

  • Als in den späten 1970er Jahren seine Ehefrau Thelma starb, wollte sich Art Hodes aus dem Musikerleben zurückziehen. Er sagte alle Verpflichtungen ab und saß resigniert vor seinem TV-Gerät in Park Forrest bei Chicago. Nach mehreren Monaten kam ein Anruf des Klarinettisten Kenny Davern: „Ich weiß, Du spielst nicht mehr – aber Du mußt mich retten!! Ich habe ein Wochenengagement in Chicago und mein Pianist hat mich sitzen gelassen. Wenn ich nicht auftrete, muß ich eine riesige Konventionalstrafe zahlen – das kann ich mir nicht leisten!!!“

Nach längeren Hin und Her willigte Art ein und fuhr nach Chicago. Nach dem Ersten Set sagte er zu Kenny: „Es geht – ich kann wieder spielen. Es ist herrlich! Wann kommt Dein ursprünglich vorgesehener Pianist?“ „Überhaupt nicht“, grinste Kenny, „ich hatte gar keinen engagiert – ich wollte Dich nur aus Deiner Lethargie holen!“ Und das war ihm gelungen – Art Hodes begann eine neue Karriere, spielte regelmäßig, nahm einige grandiose LPs (auch mit Kenny) auf, schloss im hohen Alter sogar noch eine zweite, sehr glückliche Ehe und ging auf Tournee – im Jazzland in Wien erzählte er mir diese Story … (Axel Melhardt)

  • Eine weitere Anekdote betreffend Art Hodes findet man unter Blind John Davis.

Literatur

  • Nachruf. In: New York Times, 6. März 1993
  • Martin Kunzler: Jazz-Lexikon. Band 1: A–L (= rororo-Sachbuch. Bd. 16512). 2. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2004, ISBN 3-499-16512-0.
  • Art Hodes, Chadwick Hansen: Hot Man: The Life of Art Hodes. University of Illinois Press, Chicago 1992, ISBN 978-0-252-01753-7
  • Leonard Feather, Ira Gitler: The Biographical Encyclopedia of Jazz. Oxford University Press, New York 1999, ISBN 0-19-532000-X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martin Kunzler: Jazz-Lexikon. Band 1: A–L (= rororo-Sachbuch. Bd. 16512). 2. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2004, ISBN 3-499-16512-0, S. 565.

Auf dieser Seite verwendete Medien

(Portrait of Art Hodes, Ole South, New York, N.Y., ca. Oct. 1946) (LOC) (4843132387).jpg

Gottlieb, William P., 1917-, photographer.

[Portrait of Art Hodes, Ole South, New York, N.Y., ca. Oct. 1946]

1 negative : b&w ; 2 1/4 x 2 1/4 in.

Caption from Down Beat: Piano: Art Hodes: Cover the left third of this picture, then lay the picture on its side. Brother Hodes really looks "stretched out." But it's just that lost look Art gets when he plays. Only thing dead about the set-up is business at the Ole South where Art leads his orchestra. Hodes and the management courageously brought a "mixed" unit into the brand new Broadway spot. But they timed their opening with the music business's own private depression.

Notes: Gottlieb Collection Assignment No. 408 Reference print available in Music Division, Library of Congress. Purchase William P. Gottlieb Forms part of: William P. Gottlieb Collection (Library of Congress). In: The Record Changer, v. 5, no. 10 (Dec. 46, 1946), p. 11.

Subjects: Hodes, Art, 1904- Jazz musicians--1940-1950. Pianists--1940-1950. Ole South

Format: Portrait photographs--1940-1950. Film negatives--1940-1950.

Rights Info: Mr. Gottlieb has dedicated these works to the public domain, but rights of privacy and publicity may apply. lcweb2.loc.gov/diglib/ihas/html/gottlieb/gottlieb-copyrig...

Repository: (negative) Library of Congress, Prints & Photographs Division, Washington D.C. 20540 USA, hdl.loc.gov/loc.pnp/pp.print (reference print) Library of Congress, Music Division, Washington D.C. 20540 USA, loc.gov/rr/perform/

Part Of: William P. Gottlieb Collection (DLC) 99-401005

General information about the Gottlieb Collection is available at lcweb2.loc.gov/diglib/ihas/html/gottlieb/gottlieb-home.html

Persistent URL: hdl.loc.gov/loc.music/gottlieb.04171

Call Number: LC-GLB23- 0417

Public domain Dieses Werk stammt aus der William P. Gottlieb Sammlung der Library of Congress. Rechte und Einschränkungen.
In accordance with the wishes of William Gottlieb, the photographs in this collection entered into the public domain on February 16, 2010.
US-LibraryOfCongress-BookLogo.svg
Kaiser Marshall, Art Hodes, Sandy Williams, Cecil (Xavier) Scott, Henry (Clay) Goodwin, Times Square(William P. Gottlieb).jpg
Kaiser Marshall, Art Hodes, Sandy Williams, Cecil (Xavier) Scott, Henry (Clay) Goodwin, Times Square, ca. July 1947. Photograph by William P. Gottlieb
Art Hodes Doctor Jazz Blue Note.jpg
Art Hodes Docot Jazz - Blue Note records