Arsen Sergejewitsch Pawlow

Arsen Pawlow, 2015

Arsen Sergejewitsch Pawlow (russisch Арсе́н Серге́евич Па́влов, häufig als Arseni Pawlow bezeichnet; * 2. Februar 1983 in Uchta, ASSR der Komi, Sowjetunion; † 16. Oktober 2016 in Donezk, Ukraine[1]), auch Motorola (Моторола) genannt, war ein russischer Söldner im Ukraine-Krieg. Er führte offiziell das prorussische Bataillon Sparta an.[2]

Leben

Pawlow diente in der russischen Armee und war im Zweiten Tschetschenienkrieg im Einsatz. Vor seinem Kriegseintritt in der Ostukraine im April 2014 hatte er seinen Wohnsitz in Rostow am Don[3][4] und arbeitete in einer Autowaschanlage.[5] Nach Konflikten mit dem russischen Gesetz (Autodiebstahl und Trunkenheitsfahrt)[6] und drohender Haftstrafe soll er sich infolgedessen für den Kampf in der Ostukraine entschieden haben.[3]

Im Ukraine-Krieg war Pawlow als sichtbarer Befehlshaber unter anderem an der Zweiten Schlacht um den Flughafen Donezk und der Schlacht um Ilowajsk beteiligt. Kritiker sahen in ihm eine für die Medien inszenierte Figur, welche im Kampf nicht wirklich kommandierte.[2] Im Weiteren soll Pawlow zeitweise in Kontakt zum russischen Rechtsextremisten Wladimir Schirinowski gestanden haben.[3] Pawlow trat oft in Propagandaveröffentlichungen der Separatisten mit dem prorussischen Milizenführer Michail Tolstych auf. Bei beiden Milizenkommandeuren zweifelten Beobachter an ihren Fähigkeiten und wiesen auf ihre offenbar wichtigere Rolle in den russischen Medien hin.[7] Es werden Pawlow Kriegsverbrechen vorgeworfen.[8] Sein Kampfname Motorola spielt auf seine Zeit als Funker in der russischen Armee an.[9] Im Februar 2015 wurde Pawlow auf die Sanktionsliste der Europäischen Union gesetzt.[10][11]

Tod

Pawlow starb bei der Explosion eines Sprengsatzes im Aufzug seines Wohnhauses,[12] woraufhin die Führung der sogenannten Volksrepublik Donezk eine dreitägige Trauerzeit (vom 17. bis 19. Oktober 2016) ausrief.[13]

Wie die New York Times am 25. Februar 2024 in einem Artikel über die umfangreichen Tätigkeiten der Central Intelligence Agency (CIA) in der Ukraine seit 2014 berichtete, habe die CIA bereits kurz nach dem Tod von Sergejewitsch Pawlow erfahren, dass es sich bei den Attentätern um Mitglieder des Fifth Directorate handle. Das ist eine von der CIA ausgebildete Spionagegruppe. Der ukrainische Inlandsgeheimdienst habe den Beteiligten am Sprengstoffanschlag Erinnerungsabzeichen ausgehändigt, auf denen das Wort „Lift“, die englische Bezeichnung für „Aufzug“, aufgestickt gewesen sei.[14]

Vorwurf von Kriegsverbrechen

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft Pawlow und seiner Einheit „Sparta“ vor, in der Zweiten Schlacht um den Flughafen Donezk mehrere Kriegsverbrechen verübt zu haben. Darunter soll auch der Fall des ukrainischen Soldaten Ihor Branowyzkyj sein, der zuvor gefangen genommen worden war und am 21. Januar 2015 von Pawlow mit zwei Kopfschüssen ermordet worden sein soll. Pawlow selbst gab später in einem Interview mit ukrainischen Journalisten zu, mindestens 15 gefangene ukrainische Soldaten erschossen zu haben.[15] Amnesty trug dazu in einem Bericht vom 22. Mai 2015 Beweise zusammen.[16]

Nachwirkung

Am 20. Mai 2022 zeichnete Wladimir Putin Pawlow posthum mit dem Tapferkeitsorden aus.[17]

Commons: Arsen Sergejewitsch Pawlow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Update: Russian Arseniy Pavlov, a.k.a. ‘Motorola,’ killed in Donetsk blast; Kremlin separatists blame Kyiv. Kyiv Post, 16. Oktober 2016 (englisch).
  2. a b A shot away (Memento vom 24. März 2022 im Internet Archive), ukrainnianweek, 21. Februar 2018; Motorola, the infamous field commander murdered in the past years, were mostly playing a media role, and not actually commanding the unit. This was often something their unit members complained about, especially after difficult operations.
  3. a b c Jambul Tsulaia:Who is „Motorola“, a Man Glorified by the Russian Media? Exclusive: A Chilling Interview with a Notorious Separatist who Keeps Coming Back from the Dead. (Memento desOriginals vom 13. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.georgianjournal.ge Georgian Journal, 19. März 2015, abgerufen am 16. Oktober 2016 (englisch).
  4. Jambul Tsulaia: Hit or Myth? Real Tal with Russias Fakte Super Soldier. Georgian Journal, auf: The Daily Beast, 29. März 2015, abgerufen am 16. Oktober 2016 (englisch).
    Sabrina Tavernise, Noah Sneider: For a Weekend, Ukraine Rebels Make Love, Not War. nytimes.com 13. Juli 2014, abgerufen am 16. Oktober 2016 (englisch).
  5. Bomb Kills Pro-Russian Rebel Commander in Eastern Ukraine. nytimes.com 17. Oktober 2016, abgerufen am 17. Oktober 2016 (englisch).
  6. Donezk: Kommandeur der Separatisten in Ost-Ukraine getötet. In: rp-online.de. 18. Oktober 2016, abgerufen am 8. Februar 2024.
  7. The Ukrainian Week. 24. März 2022, archiviert vom Original am 24. März 2022; abgerufen am 7. Juni 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ukrainianweek.com
  8. Oleg Sukhov: Kremlin backed fighters confesion if killing prisoners might become evidence of war crimes audio. Kyiv Post, 6. April 2015, abgerufen am 16. Oktober 2016 (englisch).
    New evidence of summary killings of Ukrainian soldiers must spark urgent investigations. Amnesty International, 9. April 2015, abgerufen am 16. Oktober 2016 (englisch).
  9. Christina Hebel: Ukraine: Separatistenchef "Motorola" bei Anschlag getötet. In: Der Spiegel. 17. Oktober 2016, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. März 2022]).
  10. Beschluss (GASP) 2015/241 des Rates vom 9. Februar 2015 zur Änderung des Beschlusses 2014/145/GASP über restriktive Maßnahmen angesichts von Handlungen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen. EUR-Lex. 16. Februar 2015, abgerufen am 16. Oktober 2016.
  11. Rikard Jozwiak: EU Expands Ukraine-Crisis Sanctions List. Radio Free Europe/Radio Liberty, 16. Februar 2016, abgerufen am 16. Oktober 2016 (englisch).
  12. Один из командиров ополчения ДНР Моторола убит в Донецке. TASS, 16. Oktober 2016, abgerufen am 18. Oktober 2016 (russisch; „Motorola, einer der Kommandeure der DNR in Donetsk getötet“).
    Explosion in Donezk: Separatistenführer Pawlow getötet. tagesschau.de, 17. Oktober 2016, abgerufen am 18. Oktober 2016.
  13. В ДНР объявили трехдневный траур по Мотороле. Interfax, 17. Oktober 2016, abgerufen am 18. Oktober 2016 (russisch; „Die Donezker Volksrepublik rief drei Tage Trauer für Motorola aus“).
  14. Adam Entous und Michael Schwirtz: The Spy War: How the C.I.A. Secretly Helps Ukraine Fight Putin. In: New York Times. 25. Februar 2024, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. März 2024; abgerufen am 8. März 2024 (englisch).
  15. Benjamin Bidder: Separatisten-Kommandeur „Motorola“: Der Henker vom Donezk Airport. Spiegel Online, 23. Mai 2015, abgerufen am 16. Oktober 2016.
    Ukraine: Separatisten-Kommandeur „Motorola“ bei Bombenanschlag getötet. Euronews, 17. Oktober 2016, abgerufen am 18. Oktober 2016.
  16. Ukraine: Breaking Bodies: Torture and Summary Killings in Eastern Ukraine. Amnesty International, 22. Mai 2015, abgerufen am 16. Oktober 2016 (pdf, 482 kB, englisch).
  17. Путин посмертно наградил Моторолу Орденом мужества. Interfax, 20. Mai 2022, abgerufen am 21. Mai 2022 (russisch).

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2015-05-05. Репетиция парада Победы 206 (cropped).jpg
(c) Andrew Butko, CC BY-SA 3.0
Арсений Павлов на репетиции парада в честь дня Победы в Донецке