Arnold von Melchtal
Arnold von Melchtal war nach der Schweizer Befreiungstradition der Abgesandte des Urkantons Unterwalden, der zusammen mit Walter Fürst für Uri und Werner Stauffacher für Schwyz beim Rütlischwur die Alte Eidgenossenschaft begründete.
Herkunft und Name
Im Gegensatz zu Walter Fürst und Werner Stauffacher gibt es für Arnold von Melchtal keine zeitgenössischen Quellen, die ihn als historische Persönlichkeit ausweisten. Das Weisse Buch von Sarnen (1470) berichtet, dass Knechte des Reichsvogts Landenberg zu Sarnen dem Bauern im Melchi die Ochsen wegnehmen wollten. Dessen Sohn habe sich dagegen gewehrt und dem Knecht des Landvogts einen Finger entzweigeschlagen. Daraufhin liess der Landvogt den Vater blenden und enteignen, und der Sohn musste fliehen, um sich der Verhaftung zu entziehen.[1] Robert Durrer ordnete 1921 den Herkunftsnamen Melchtal, der auf einer Verwechslung beruht, dem Heimwesen Melchi zu,[2] das nahe der Hohen Brücke über die Melchaa, rund einen Kilometer nördlich von Flüeli, liegt (46° 52′ 57,7″ N, 8° 16′ 3″ O ). Das Weisse Buch nennt den dritten Eidgenossen nur der usser Melche von Underwalden (‹der aus dem Melchi von Unterwalden›), während Stoupacher von Switz und einer der Fürsten von Ure mit ihrem Geschlechtsnamen vertreten sind. In der Chronik von Petermann Etterlin (1507, fol. 12v) ist erstmals von einem «Landmann in Melchtal» statt vom Melchi die Rede.
Im Urner Tellenspiel von 1513 wird erstmals der Vorname Arnold genannt. Im 18. Jahrhundert wurde noch der in Obwalden gebräuchliche Familienname Anderhalden hinzugefügt.[2]
Rezeption
Aegidius Tschudi (um 1570) übernimmt den Namen Arnold von Melchtal. Tschudis Wiedergabe der Befreiungstradition wird bestimmend für die Frühmoderne, für Friedrich Schillers Wilhelm Tell und für die Zeit der Nationalromantik. Der Vater heisst hier Heinrich von Melchtal, der Vogt Beringer von Landenberg. Der Sohn, Arnold von Melchtal, sei «noch ein junger Mann» gewesen (Tschudi s. a. 1307, p. 234). Entsprechend wird in Darstellungen des Rütlischwurs Arnold von Melchtal oft als junger Mann dargestellt, Walter Fürst als alter Mann und Werner Stauffacher in mittlerem Alter.
Für die Premiere von Rossinis Wilhelm Tell malte 1829 Eugène Du Faget den Sänger Adolphe Nourrit in der Rolle von Arnold von Melchtal. Der blinde Melchtal von Anton Butler (Ölgemälde, 1852) zeigt den geblendeten Vater. Von Ferdinand Hodler gibt es eine Farbstift-Studie von 1897, die den erzürnten Arnold von Melchtal zeigt, der mit einem Knüppel die Knechte des Vogts angreift.
Richard Kissling schuf 1891 eine Melchtal-Gruppe als Gipsskulptur, die seit 2015 im Gerichtsgebäude an der Poststrasse in Sarnen steht.[3]
Literatur
- Willi Studach: Die Sprache des Weissen Buches von Sarnen. Graphematik, Morphologie, Syntax und Stilistik. Staatsarchiv des Kantons Obwalden, Sarnen 1993, S. 319.
- Robert Durrer: Bruder Klaus. Die ältesten Quellen über den sel. Nikolaus von Flüe, sein Leben und seinen Einfluss. Sarnen 1917–1921 (Nachdruck 1981), Band 2, S. 1119–1123.
Weblinks
- Niklaus von Flüe: Arnold von Melchtal. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 3. November 2009.
Einzelnachweise
- ↑ Das Weisse Buch von Sarnen. Wortlaut und Übersetzung des Chroniktextes von Bruno Meyer. ( vom 24. November 2020 im Internet Archive) (PDF; 2,2 MB), Regierungsrat des Kantons Obwalden (Hrsg.), Sarnen 1984, S. 35 ff.
- ↑ a b Niklaus von Flüe: Arnold von Melchtal. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 3. November 2009, abgerufen am 15. April 2024.
- ↑ Karin Portmann: «Melchi-Gruppe» erhält nach Jahren einen Ausstellungsort. srf.ch, 3. Februar 2015, abgerufen am 15. April 2024.
Personendaten | |
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NAME | Arnold von Melchtal |
ALTERNATIVNAMEN | Anderhalden, Arnold |
KURZBESCHREIBUNG | Führer von Unterwalden am Rütlischwur |
GEBURTSDATUM | vor 1307 |
STERBEDATUM | nach 1307 |
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Arnold vom Melchtal aus Friedrich Schillers Schauspiel Wilhelm Tell, als Stahlstich gestochen um 1859 nach einer Zeichnung von Friedrich Pecht
Interpretation des Rütli-Schwurs. Öl auf Leinwand.
Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr. Wir wollen frei sein, wie die Väter waren, eher den Tod, als in der Knechtschaft leben. Wir wollen trauen auf den höchsten Gott
und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.