Arno Wyzniewski

Arno Wyzniewski (* 9. Oktober 1938 in Berlin; † 14. September 1997 ebenda) war ein deutscher Film- und Theaterschauspieler sowie Synchronsprecher.

Leben

Grab von Arno Wyzniewski

Wyzniewski wollte ursprünglich Schiffbauingenieur werden, wurde aber von der Universität Rostock nicht angenommen.[1] Er begann seine Karriere in der Oberschule. Dort arbeitete er als Sprecher beim Kinder- und Pionierfunk. 1956 bewarb er sich an der Staatlichen Schauspielschule, die spätere Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, in Berlin-Schöneweide, die er bis 1959 besuchte. Er arbeitete anschließend unter anderem am Hans Otto Theater, Maxim Gorki Theater und ab 1977 am Berliner Ensemble.

Als Filmschauspieler wirkte Wyzniewski ab 1959 in diversen Film- und Fernsehproduktionen der DEFA mit. Der „hohlwangige, schmale, zäh und eigensinnig wirkende Mann, mit den tiefliegenden, grüblerischen Augen“, entwickelte sich zu einem der profilitiersten Charakterdarsteller der DDR.[2] Er brachte sich durch die Verkörperung der Figur des am Krieg zweifelnden Sepp Gomulka in Die Abenteuer des Werner Holt (1965) in Erinnerung. Herausragende schauspielerische Leistungen zeigte Wyzniewski außerdem in der Darstellung des Kardinal Thomas Cajetan im Film Martin Luther (1983), des Friedrich des Großen in der Reihe Sachsens Glanz und Preußens Gloria (1985) sowie des Propagandaministers Joseph Goebbels im Film Ernst Thälmann (1986). Einem jüngeren Publikum ist er bis in die Gegenwart durch seine Auftritte in den populären DEFA-Märchenfilmen bekannt, darunter: Schneewittchen (1961), König Drosselbart (1965), Der Hase und der Igel (1982) sowie Rapunzel oder der Zauber der Tränen (1988).

Als Synchronsprecher lieh er unter anderem Jeremy Brett in der Fernsehserie Sherlock Holmes von 1984 seine markante Stimme.

Nach der Wende setzte Wyzniewski seine Karriere fort und spielte in verschiedenen Film- und Theaterproduktionen mit, wie etwa im letzten DEFA-Film Novalis – Die blaue Blume (1995), Olli in der Unterwelt (1993) oder auch im Tatort: Der Phoenix-Deal. Seine letzte Darbietung hatte er kurz vor seinem Tod in dem TV-Film "Der Coup".

Wyzniewski war in erster Ehe mit seiner Schauspielkollegin Jutta Wachowiak verheiratet. Er litt unter der Alkoholkrankheit und starb am 14. September 1997, am selben Tag wie sein Kollege Dietmar Richter-Reinick, plötzlich im Alter von 58 Jahren an Herz-Kreislauf-Versagen.[3] Er ruht auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof (Abt. CE) in Berlin.

Filmografie (Auswahl)

Theater

Hörspiele

  • 1960: Rosel Willers: Gelegenheit macht Liebe – Regie: Werner Wieland (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1964: Alexander Kent: Grenzstation – Regie: Wolfgang Brunecker (Rundfunk der DDR)
  • 1964: Martine Monod: Normandie-Njemen – Bearbeitung und Regie: Fritz Göhler (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1967: Gerhard Stübe: John Reed. Dramatische Chronik in drei Teilen (Erzähler) – Regie: Fritz Göhler (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1967: Alfred Schrader: Eine alte Geschichte (Robert) – Regie: Herbert Molegg (Rundfunk der DDR)
  • 1967: Klaus Beuchler: Alltag eines Arztes (Dr. Schmelz) – Regie: Uwe Haacke (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1970: Horst Liepach: Der Dichter und seine Fabeln (Rauné) – Regie: Christa Kowalski (Rätselörspiel (4 Teile) – Rundfunk der DDR)
  • 1970: Wolfgang Kießling: Es gibt nur einen Weg (Wladimir Iljitsch Uljanow) – Regie: Maritta Hübner (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1970: Dieter Müller: Die Richter des Friedrich Ludwig Jahn (Hoffmann) – Regie: Theodor Popp (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1970: Horst Bastian: Deine Chance zu leben – Regie: Detlef Kurzweg (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1971: Hans-Jörg Dost: Passio Camilo – Regie: Barbara Plensat/Detlef Kurzweg (Rundfunk der DDR)
  • 1971: Zofia Posmysz: Ave Maria (Janan) – Regie: Helmut Hellstorff (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1972: Jan Klima: Der Tod liebt die Poesie (Dr. Vaclav Dohnal) – Regie: Werner Grunow (Kriminalhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1973: Hans Siebe: In Sachen Rogge (Spohn) – Regie: Fritz-Ernst Fechner (Hörspielreihe: Tatbestand Nr. 2 – Rundfunk der DDR)
  • 1976: Heinrich von Kleist: Prinz Friedrich von Homburg (Reuss) – Regie: Joachim Staritz (Rundfunk der DDR)
  • 1980: Fritz Rudolf Fries: Der fliegende Mann – Regie: Horst Liepach (Biographie – Rundfunk der DDR)
  • 1981: Christoph Hein: Jakob Borgs Geschichten (Falscher Prinz, Teil 1–2) – Regie: Flora Hoffmann (Kinderhörspiel (5 Teile) – Rundfunk der DDR)
  • 1981: Günter Eich: Träume – Regie: Peter Groeger (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1981: Alexander Kuprin: Olessja (Alexander) – Regie: Norbert Speer (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1981: Arne Leonhardt: Jazz am Grab – Regie: Werner Grunow (Hörspielpreis der Kritiker für Autor und Regie 1982 – Rundfunk der DDR)
  • 1983: August Strindberg: Ein Traumspiel (Dichter) – Regie: Peter Groeger (Märchen für Erwachsene – Rundfunk der DDR)
  • 1983: Wera und Claus Küchenmeister: Elend und Glanz des Wilhelm Knaupe, genannt Bello – Regie: Achim Scholz (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1985: Wilhelm Jacoby/Carl Laufs: Pension Schöller (Ernst Kißling) – Regie: Norbert Speer (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1985: Brüder Grimm: Hans im Glück (Reiter) – Regie: Norbert Speer (Kinderhörspiel – Litera)
  • 1985: Volksbuch: Till Eulenspiegels mehrsteils wohlige Nacht in der Herberg zu Kneiteln (Soldat) – Regie: Andreas Scheinert, Jürgen Schmidt (Hörspiel – Litera)
  • 1986: Călin Gruia: Das Märchen vom König Florin – Bearbeitung (Wort): Bodo Schulenburg; Regie: Norbert Speer (Hörspielbearbeitung, Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1986: Franz Fühmann: Ein Sommernachtstraum – Regie: Norbert Speer (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1986: Armenisches Volksmärchen: Anahit (Erzähler) – Regie: Uwe Haacke (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1986: Aleksandar Obrenović: Der süße Duft der Erneuerung (Erzähler) – Regie: Aleksandar Obrenović (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1987: Bodo Schulenburg: Das Kälbchen und die Schwalbe (Lienhart) – Regie: Manfred Täubert (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1987: Maraike Böhm: Holzkrawatte – Regie: Karlheinz Liefers (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1987: Fred Rodrian: Weihnachtsgeschichten (Erzähler) – Regie: Karin Lorenz (Kinderhörspiel – Litera)
  • 1989: Alexej Tolstoi: Gevatter Naúm (Ratsherr) – Regie: Rainer Schwarz (Kinderhörspiel – Litera)
  • 1990: Lew Lunz: Die Stadt der Gerechtigkeit (Kommissar) – Regie: Peter Groeger (Rundfunk der DDR)
  • 1991: Holger Teschke: Der Schatzhüter im Burgwall – Regie: Gerda Zschiedrich (Kinderhörspiel – Funkhaus Berlin)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Artikel vom 17. September 1997: Zum Tode von Arno Wyzniewski: Schauspieler von anrührender Präzision, In: nd-aktuell.de, abgerufen am 23. Mai 2025.
  2. Artikel vom 17. September 1997: Plötzlich alte Garde, In: berliner-zeitung.de, abgerufen am 23. Mai 2025.
  3. Artikel vom 16. September 1997: Zwei Mimen und ein Schicksal: Sie starben beide am gleichen Tag, In: berliner-kurier.de, abgerufen am 21. Mai 2025.

Auf dieser Seite verwendete Medien