Arngast

Arngast war ursprünglich ein Kirchspiel und zeitweilig auch eine Insel im Gebiet des heutigen Jadebusens.

Geschichte

Fortschreitender Flächenverlust der Insel
siehe Gesamtansicht der Region

Der Jadebusen entstand als Ergebnis mehrerer Sturmfluten im Mittelalter, bei denen große Landverluste zu verzeichnen waren. Das Kirchspiel Arngast erlitt während der Clemensflut vom 23. November 1334 große Schäden und musste aufgegeben werden. Die verlassene Kirche wurde jedoch noch 1428 erwähnt. Spätestens 1509, wohl während der Zweiten Cosmas- und Damianflut am 25./26. September, brach die Verbindung mit dem Festland bei Dangast. Arngast wurde zu einer Insel im Jadebusen. Mit sechs Quadratkilometern war Arngast zeitweilig die größte von etwa 45 Inseln im Jadebusen, verlor aber immer wieder an Fläche, bis sie annähernd vierhundert Jahre später ganz verschwand.

Die Kirche von Arngast stürzte 1613 ein. 1645 war die Insel nur noch rund zwei Quadratkilometer groß. Reste der Kirche konnten noch 1661 gesehen werden. Um 1800 war Arngast eine schmale Insel von etwa 1½ km Länge. Im Jahr 1883 wurde der Jadebusen inklusive Arngast dem Reichskriegshafen Wilhelmshaven zugeschlagen. Laut Reichskriegshafengesetz[1] durften „ohne die Genehmigung des Marinestationschefs“ keine Eindeichungen oder Aufschüttungen vorgenommen werden, „welche die Sand- oder Schlickablagerung oder die Verlandung befördern“. Damit durften auch keine Maßnahmen zum Schutz der Inseln im Jadebusen getroffen werden, da mit der Wattfläche auch die Tidenströme möglichst groß gehalten werden sollten. 1898 waren von Arngast noch drei kleine Restinseln übrig, Groß Arngast , Klein Arngast und dessen Nebeninsel. Der Abstand zwischen diesen Inseln war fast so groß wie der Durchmesser der zusammenhängenden Insel im 17. Jahrhundert. Im Frühjahr 1904 war noch ein schmaler grüner Streifen übrig geblieben, der etwa „60 Meter lang, aber nur wenige Meter breit war“, die „Peilbake hing nur noch mit einer Strebe auf der Sandhöhe.“[2] Nach weiteren Sturmfluten versank die Insel im Winter 1904/1905.[3] Nach dem Ersten Weltkrieg beschrieb Wilhelm Kuck noch „die langgestreckte Düne von Klein-Arngast, die bei jeder Flut überspült wurde“, sowie Groß-Arngast, das „noch etwa drei Meter aus der gewöhnlichen Flut als sichelförmige Sanddüne“ hervorragte, etwa 150 Meter lang und 30 Meter breit war und zahlreichen Vögeln als Nistplatz diente.[4] Auch im Messtischblatt von 1940 sind die beiden Inseln verzeichnet.[5]

Leuchtturm

In den Jahren 1909/1910 erbaute man auf einer Sandbank mitten im Jadebusen den Leuchtturm Arngast. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung steht er nicht im Bereich der ehemaligen Insel, sondern annähernd doppelt so weit von Dangast entfernt auf demselben Wattrücken.[5] Er dient sowohl Schiffen mit dem Ziel Wilhelmshaven als Richtungsmarkierung der Innenjade als auch der Orientierung in den Fahrwassern (Tonnen- und Prickenwegen) nach Varel und Dangast.

Ansichten

Einzelnachweise

  1. Gesetz, betreffend die Reichs-Kriegshäfen und die Feststellung eines Nachtrages zum Reichshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1883/84. Vom 19. Juni 1883. (Wikisource)
  2. H. Schütte: Die untergegangene Insel Arngast. In: Naturwiss. Verein Bremen, XIX. Band 3. Heft, 1909, zitiert nach baken-net.de
  3. Hansjörg Streif: Das ostfriesische Küstengebiet. Nordsee, Inseln, Watten und Marsche. In: Sammlung geologischer Führer. 2. Auflage. Band 57. Gebr. Borntraeger, Berlin / Stuttgart 1990, ISBN 3-443-15051-9, S. 288.
  4. Wilhelm Kuck: Die Straßen von Varel. Zitiert nach: Arngast vom Meer verschluckt. Nordwestzeitung, 31. Oktober 2009.
  5. a b Messtischblatt von 1940 (Memento desOriginals vom 12. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/greif.uni-greifswald.de mit den Inseln Gr. Arngast und Kl. Arngast sowie dem Leuchtt. Arngast.

Koordinaten: 53° 28′ 5″ N, 8° 10′ 54,9″ O

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Oberahnesche Felder + Hoben1645.png
Die Inseln „Oberahnesche Felder" im Jadebusen, der verlandete und gerade fertig abgedeichte Meeresarm „Hoben" (das „Lockfleth" nach dessen Unterbrechung), der Ahnefluss als Priel im Jadebusen, nach Osten anschließend, aber durch den „Ahnezuschlag" abgetrennt, die „Alte Ahne" im Festland nördlich des Hoben; Messlinien und Wassertiefen, aus denen sich ein Tidenhub von 12 Fuß ergibt. Im Vergleich mit der unten verlinkten Archiv Nr. 652 b ist die Karte hier ungenauer genordet. Da in der Legende dort eine "Alte (Mess-) Linie" benannt wird, dürfte hier die ältere, geometrisch ungenauere Version vorliegen, dort die jüngere, geometrisch nachgebesserte. Die Insel Arn(e)gast (rechts unten) ist an den Rand geklemmt, wesentlich näher und wesentlich kleiner dargestellt, als in anderen Karten desselben Autors
Leuchtturm Arngast.jpg
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Leuchtturm 'Arngast' im Jadebusen vor Wilhelmshaven
JadeWeser-arngast.png
(c) Ulamm, CC BY-SA 3.0
Die Insel Arngast, Ausschnitt aus Datei:JadeWeser.png: Jadebusen und zeitweiliges Weserdelta: Entstehung und Eindeichung des Jadebusens, Entstehung und Abdeichung der Gewässerarme zwischen Jadebusen und Unterweser, sowie die Verlandung und Abdeichung der Maadebucht sind konsequent mit ihren Zwischenstufen dargestellt. Bei der Unterweser ist die Entwicklung der Winterdeiche und Landgewinnung am linken Ufer in mehreren Stufen dargestellt, die Geschichte von Inseln, Sandbänken und des rechten Ufers dagegen vereinfacht. Hier wurde nur versucht, dem heutigen Zustand eine Darstellung für das 17. Jahrhundert gegenüberzustellen. Für alle Teilgebiete wurden nur dort Konturlinien gezeichnet, wo sie sich aus erhaltenen Strukturen oder Sedimenten oder glaubhaften zeitnahen Kartendarstellungen herleiten lassen. Flächenfarben wurden konsequent für neu entstandene Wasserflächen und für die Verlandung „ursprünglicher“ Wasserflächen verwendet. Auf die Farbmarkierung der Rückgewinnung seit etwa 1200 verlorener Landflächen wurde größtenteils verzichtet.
Jadebusen 1805-1814.png
Karte des Jadebusens und der Oberahneschen Felder