Placentia (Neufundland und Labrador)

Placentia/Plaisance
Spitzname: Pleasure
Ortsprospekt (2002)
Ortsprospekt (2002)
Lage in Neufundland und Labrador
Placentia/Plaisance (Neufundland und Labrador)
Placentia/Plaisance (Neufundland und Labrador)
Placentia/Plaisance
Staat:Kanada Kanada
Provinz:Neufundland und Labrador
Region:Census Division No. 1
Koordinaten:47° 15′ N, 53° 58′ W
Höhe:m
Fläche:58,09 km²
Einwohner:3496 (Stand: 2016)
Bevölkerungsdichte:60,2 Einw./km²
Zeitzone:UTC-3:30 (Newfoundland Time), bei Sommerzeit: UTC-2:30
Postleitzahl:A0B 2Y0
Bürgermeister:Keith Pearson
Website:www.placentia.ca

Placentia (frz. Plaisance) ist eine Gemeinde (Town) auf der zur kanadischen Provinz Neufundland und Labrador gehörenden Insel Neufundland. Der historische Hauptort in der Placentia Bay war im 17. Jahrhundert der befestigte Sitz der französischen Kronkolonie. Ab 1713 unter britischer Herrschaft, erlebte die von der Fischerei abhängige Stadt ihre Blütephase um 1800.

Geografie und Infrastruktur

Der Ort befindet sich im Westen der Halbinsel Avalon an der Ostküste der Placentia Bay, etwa 108 km südwestlich von St. John’s.[1] Das Gemeindegebiet umfasst mehrere Nachbarschaften und Stadtteile.

Neben Placentia zählen zur Gemeinde noch die Orte Argentia Industrial Park, Townside, Freshwater, Dunville und Jerseyside. Es existiert ein kleiner Hafen, der vorwiegend der Fischerei dient. In Argentia befindet sich einer der beiden Fährhäfen auf Neufundland, welche von North Sydney in Nova Scotia aus angesteuert werden.

Geschichte

Entstehung und französische Kolonialherrschaft

Karte von Plaisance Ende des 17. Jahrhunderts

Der Ort entstand im späten 17. Jahrhundert als baskisches Fischerdorf namens Plasencia.[2] Der Name könnte von der Hafenstadt Plentzia im Baskenland abgeleitet sein[2] oder einen Hafen im Schoß von Hügeln beschreiben.[3] Etwa ab 1650 überwinterten Menschen in Placentia.[4]

Zu dieser Zeit konkurrierten die Kolonialmächte Frankreich und England um Neufundland. Der von Hügeln umgebene Naturhafen, Fischgründe und die Strände machten den Ort militärisch und wirtschaftlich interessant.[3] 1655 wollte Frankreich den auf Französisch Plaisance genannten Ort zur Kronkolonie machen, scheiterte aber am Widerstand der bretonischen Ständeversammlung (États de Bretagne).[4][5] Ein zweiter Versuch im Jahr 1660 wurde ebenfalls gestoppt. 1662 brachte das Schiff Aigle d'Or 80 Menschen, die vor allem aus dem Baskenland und Saint-Malo kamen, als Siedler und Soldaten nach Plaisance. Dort errichteten sie eine erste Garnison.[3][6] Die Zustände waren schlecht, einige der etwa 30 Soldaten meuterten und töteten den Gouverneur Thalour du Perron und elf weitere Menschen.[4] In den folgenden Jahrzehnten unterstützte die Krone die Kolonie, die sich erst ab 1670 unter Gouverneur La Poippe stabilisierte.[4][7]

Nach dem Ausbruch des Kolonialkriegs im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 baute Frankreich zwei neue Festungen in Plaisance: zunächst 1691 das Fort Louis auf der Nordseite des Guts, 1693 dann das kleinere Fort Royal auf dem Castle Hill. Die Siedlung wurde mehrmals angegriffen und diente als Basis für Überfälle auf St. John’s. Im Spanischen Erbfolgekrieg blockierten britische Schiffe die Placentia Bay, etwa die Hälfte der Bevölkerung in Plaisance verhungerte. Mit dem Frieden von Utrecht verlor Frankreich die Kolonie, viele Loyale flohen nach Louisbourg auf der Kap-Breton-Insel.[3]

Wandel bis zum Zweiten Weltkrieg

Modell des Bahnhofs von Placentia, der 1888 in Jerseyside gebaut wurde, im Railway Coastal Museum
Placentia um 1900

Auch unter britischer Herrschaft war der jetzt Placentia genannte Ort eine Garnisonsstadt, entwickelte sich aber immer mehr zu einem Handels- und Fischereizentrum.[2] Ende des 18. Jahrhunderts erlebte der Ort wohl seinen Höhepunkt und war mit etwa 700 Menschen wichtiger als St. John’s. 1811 wurde die Garnison aufgegeben und die verfallene Festung geschleift. Nach den Napoleonischen Kriegen verlor die Fischerei etwas an Bedeutung, Placentia war aber weiter der Hauptort in der Placentia Bay.

Seit 1855 ist Placentia über eine Straße mit St. John’s verbunden, 1888 entstand in Jerseyside, nördlich des Guts, der Endbahnhof einer Nebenbahnstrecke. Die wirtschaftliche Bedeutung hatte bis dahin weiter abgenommen, viele Kaufleute hatten den Ort verlassen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung allerdings an, bis zur Einführung der Dampfschiffe war der Schiffbau ein wichtiger Wirtschaftszweig.[3] Der Ort war von 1870 bis 1891 Sitz der Apostolischen Präfektur Placentia.[8] Die Eisenbahn wurde 1919 bis Argentia verlängert.[3]

Modernes Placentia

1940–41 bauten die USA in Argentia einen Marinestützpunkt (Naval Station Argentia), der die weitere Entwicklung des Ortes dominierte.[2] Damit änderte sich das Leben im Ort, viele Menschen hatten nun erstmals eine Lohnarbeit.[3] 1945 gründete sich Placentia als Gemeinde.[2] Durch staatliche Umsiedlungsprogramme zogen viele Menschen aus der Placentia Bay in die Gegend, vor allem in die Siedlungen Dunville, Freshwater und Jerseyville auf der Nordseite. Seit 1961 gibt es in Placentia eine Brücke über den Gut.[3]

1969 und 1974 verkleinerte die US-Marine den Stützpunkt, womit die Fischerei wieder an Bedeutung gewann.[2] Mit der Einführung der Fährverbindung nach North Sydney 1967 und der Erschließung von Castle Hill als National Historic Site of Canada 1973 begann auch die Entwicklung des Tourismus.[3]

1992 kollabierte Kabeljaufischerei, die Marinebasis wurde 1994 komplett aufgegeben. Die Gemeinde geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten und vereinigte sich im gleichen Jahr mit Jerseyside, Freshwater, Dunville und dem Gebiet des ehemaligen Stützpunkts.[2]

Bevölkerungsentwicklung

Ergebnisse der Volkszählungen 1951–91[9]
Gemeinde (town) mit

Gründungsjahr (incorporation)

Placentia

1945

Dunville

1963

Jerseyside

1950

Freshwater

1950

1951614563554*810*
19581233*8697131048
19611610*11219231396
196818471622*9531310
19712211174210611562
19762209190910271426
1981220418176411276
1986201618337641219
1991195416887151037
* 
Grenzänderung

Placentia hatte beim Zensus 2016 3.496 Einwohner.[10] Fünf Jahre zuvor waren es noch 3.643 Einwohner.[10] Somit ist die Bevölkerungszahl leicht abnehmend.

Siehe auch

Commons: Placentia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Placentia (Newfoundland) – Reiseführer (englisch)

Einzelnachweise

  1. Placentia (Neufundland und Labrador). In: Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 9. August 2022 (englisch).
  2. a b c d e f g Janet E.m. Pitt, Robert D. Pitt: Placentia. In: The Canadian Encyclopedia. 4. März 2015, abgerufen am 4. August 2022 (englisch, französisch).
  3. a b c d e f g h i Placentia. In: Cyril F. Poole, Robert Cuff (Hrsg.): Encyclopedia of Newfoundland and Labrador. Band 4. Harry Cuff Publications Ltd., St. John’s 1993, S. 317–319 (englisch, mun.ca).
  4. a b c d The French Settlement of Placentia. In: Newfoundland and Labrador Heritage Web Site. Abgerufen am 4. August 2022 (englisch, französisch).
  5. Sieur de Kéréon. In: Newfoundland and Labrador Heritage Web Site. August 2000, abgerufen am 4. August 2022 (englisch, französisch).
  6. Thalour du Perron. August 2000, abgerufen am 4. August 2022.
  7. La Poippe. In: Newfoundland and Labrador Heritage Web Site. August 2000, abgerufen am 4. August 2022 (englisch, französisch).
  8. GCatholic - ecclesiastical history
  9. Newfoundland Statistics Agency Executive Council, Government of Newfoundland & Labrador: Historical Statistics of Newfoundland and Labrador. II (VII), November 1994 (englisch, nl.ca [PDF]).
  10. a b Placentia, Census 2016. Statistics Canada, abgerufen am 30. November 2018 (englisch).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of Canada (Pantone).svg
Flag of Canada introduced in 1965, using Pantone colors. This design replaced the Canadian Red Ensign design.
Carlb-placentia-nfld-2002.jpg
Placentia as viewed from the site of a former fortress, now a national historic site from a travel photo by user:carlb July 1, 2002
Plan du port, du fort et des environs de Plaisance vers 1680-1700.jpg
Plan du port, du fort et des environs de Plaisance, sur l'île de Terre-Neuve à la fin du XVIIème siècle.
Newfoundland at the beginning of the 20th century - a treatise of history and development (1902) (14587327289).jpg
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Identifier: newfoundlandatbe00harv (find matches)
Title: Newfoundland at the beginning of the 20th century : a treatise of history and development
Year: 1902 (1900s)
Authors: Harvey, M. (Moses), 1820-1901
Subjects: George V, King of Great Britain, 1865-1936
Publisher: New York : The South Publishing Co.
Contributing Library: Robarts - University of Toronto
Digitizing Sponsor: University of Toronto

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Text Appearing Before Image:
h itbrings, these lands must have remained valueless indefinitely.These land grants, it should be noticed, are accepted by Mr.Reid instead of an annual subsidy in money as payment foroperating the line for the first term of years when of necessitythe revenue from passenger and goods traffic must be small.The colony thus escapes the heavy cost of operating the line atfirst by the concession of these lands which are entirelyunprofitable. Moreover, Mr. Reid engages to sell his lands atthirty cents an acre—the Government upset price to all bonafide settlers. Other advantages are the conveyance of mails three timesa week instead of fortnightly as formerly, with an increase ofbusiness. The connection at North Sydney with the Americanrailway system opens a desirable route for tourists and travelers,and gives a quick route of transit for goods. That a smallcolony, by no means wealthy, has discovered such spirit andenergy as to undertake and carry out such an enterprise and 172 NEWFOUNDLAND.
Text Appearing After Image:
Placentia. to make provision for payment of interest on its cost iscertainly greatly to its credit; and it is now quite certain thatit can shoulder the burden of debt incurred by its constructionwithout any undue strain. Before the great innovator, therailway, old things will pass away and a new and better socialand industrial life will begin. In 1898 the Government entered into a new contract withMr. Reid, which was ratified by the Legislature, the bill beingpassed by an overwhelming majority. According to this newagreement Mr. Reid undertakes to operate all the railways forfifty years, stringent conditions as to management, number oftrains, rates, etc., being laid down. For the reversion of the NEWFOUNDLAND. 173 railway at the end of fifty years he agrees to pay $1,000,000within one year. Thus the colony is forever relieved of theheavy expense of operating the railway which for many yearswould otherwise be a drain on the revenue. The main benefitof the railway is the opening up of t

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Please note that these images are extracted from scanned page images that may have been digitally enhanced for readability - coloration and appearance of these illustrations may not perfectly resemble the original work.
Model of Placentia station (27595328655).jpg
Autor/Urheber: shankar s. from Dubai, united arab emirates, Lizenz: CC BY 2.0
Some of the erstwhile stations on the Nfl. Railway were very elegant pieces of art, and most of these have unfortunately either been abandoned, or worse, demolished. Displayed in the Railway Coastal Museum then is this model of Placentia station. (we have had more than our share of weird place names like Dildo etc. that we almost read this name as Placenta!) This was apparently a rail and ferry combined station. I could not find any information about the current fate of Placentia station. (St. John's, Newfoundland and Labrador, Canada, June 2015)