Archiv der Münchner Arbeiterbewegung
Das Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. sammelt Zeugnisse und Dokumente aus dem Alltag arbeitender Menschen, der Arbeiterbewegung, den neuen sozialen Bewegungen und der Industriekultur in München. Wichtige Ziele sind dabei,
- die Geschichte der arbeitenden Menschen und ihrer Organisationen vor dem Vergessen zu bewahren.
- Zeitzeugnisse und Dokumente vor Verfall und Vernichtung zu schützen, zu erhalten und zu archivieren.
- die Archivbestände durch Ausstellungen, Vorträge und Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
In Veranstaltungen und Veröffentlichungen sucht das Archiv die kritische Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart. Der Blick auf die Arbeiterbewegung beschränkt sich deshalb nicht nur auf Organisations- und Parteiengeschichte, sondern bezieht auch die Sozial- und Alltagsgeschichte mit ein.[1]
Im Jahr 2010 erhielt das Archiv den vollständigen Bestand des „Archiv 451“. Dabei handelte es sich um sämtliche Publikationsaktivitäten des ehemaligen Trikont-Verlages.[2]
Gründungsgeschichte und Aufgaben
Das Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. wurde 1987 gegründet und hat 2022 rund 150 Mitglieder. Den Anstoß dazu gab die Ausstellung „Empor zum Licht - Arbeitersänger und Arbeitersportler in München vor 1933“, veranstaltet vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München und vom DGB-Kreis München.
Seither übernimmt das Archiv die Aufgabe der Sicherung, Archivierung und Präsentation einer über 150-jährigen Sozialgeschichte der arbeitenden Menschen und ihrer Organisationen. In Briefen, Dokumenten, Lebenserinnerungen, Fotografien und Alltagsobjekten wird die Geschichte der „einfachen Leute“ in München dokumentiert und somit werden auch wichtige Aspekte der Stadt- und Regionalgeschichte beleuchtet. Die Sammlung, Aufbereitung und Katalogisierung erschließt die Archivbestände zudem der wissenschaftlichen Forschung. Die Lebensgeschichte von 200 Zeitzeugen wurde mit Video aufgenommen; seit 2009 werden die Akten des Münchner Rechtsanwalts Konrad „Konni“ Kittl zur Wiedergutmachung von Verfolgten ausgewertet, der in den 1950er und 1960er Jahren etwa 1500 Entschädigungsverfahren durchführte.[3] Seit 2018 werden jährlich Kalender unter dem Titel „Industriekultur in München – Zwischen Abriss und Bewahren“ herausgegeben, um das Bewusstsein für historische Gebäude zu wecken.
Langfristiges Ziel ist hierbei die Gründung eines Museum der Arbeit in München. Unterstützt wird das Archiv in seiner Arbeit vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.
1. Vorsitzende ist Simone Burger, Vorsitzende des DGB München, 2. Vorsitzender Ludwig Eiber. Langjährige Vorsitzende war Ingelore Pilwousek.[4] Das Archiv hat drei hauptamtlich Beschäftigte in Teilzeit und wird durch Ehrenamtliche unterstützt. In der Ebenböckstr. 11 in Pasing befindet sich die Geschäftsstelle des Archivs und eine kleine Ausstellung, das Archivdepot ist in der Haderunstraße in Großhadern untergebracht.[5]
Ausstellungen
- „Freundliche Grüße und Shalom!“ Gewerkschaftlicher Austausch zwischen dem DGB-Landesbezirk Bayern und der israelischen Histadrut Region Negev/Beer Sheva Israel-Reise
- Arbeiterbewegung und Erster Weltkrieg Eröffnung Gasteig München, Druck-Fahnen
- Hosgeldiniz: Türkische Kolleginnen und Kollegen: 50 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei hosgeldiniz
- Revolution in München: Alltag und Erinnerung, Katalog
- Fotoausstellung zur Geschichte des Gewerkschaftshauses München: „Heinz Riederer – Henri Maison. Fotografien“
Bestände
- Archiv 451 von Christine Dombrowsky mit Blatt (Magazin)-Beständen
- AG SPAK Bestände Büro München und AG SPAK Verlag Publikationen und Arbeitsmaterialien Neue Soziale Bewegungen
- Geschichte der Arbeiterbewegung und Gewerkschaften in München
- Materialien der Frauenbewegung
Veröffentlichungen
- Arbeiterbewegung und Erster Weltkrieg, Eine Ausstellung des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung, der Projektgruppe Erster Weltkrieg, Katalogheft
- „Freundliche Grüße und Shalom!“ Gewerkschaftlicher Austausch zwischen dem DGB Bayern und der israelischen Histadrut Region Negev/Beer Sheva
- „Hosgeldiniz“ Türkische Kolleginnen und Kollegen – Fotoausstellung des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung, Katalogheft
- Günther Gerstenberg: Hiebe, Liebe und Proteste – München 1968 Einige Schlaglichter und Kommentare zur gleichnamigen Ausstellung im Münchner Gewerkschaftshaus, Ingolstadt 1991
- Günther Gerstenberg/Paul Gaedtke: Das alte Gewerkschaftshaus in der Pestalozzistr. 40–42, Ein Kapitel aus der politischen und kulturellen Geschichte Münchens. Broschüre zur gleichnamigen Ausstellung, München 1989
- Gerald Engasser: Krauss-Maffai: Lebenslauf einer Münchner Fabrik und ihrer Belegschaft, Kösching 1988. Schriftenreihe des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung e.V., Band 1
- Thomas Öchsner: Wenn gleich nicht ganz gelungen, Der Streik mit vollem Rechte... Geschichte der Arbeitskämpfe in München von der Gewerbefreiheit (1868) bis zum Ende des Sozialistengesetzes (1890), Ingolstadt 1992. Schriftenreihe des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung e.V., Band 2
- Ein Museum der Arbeit für München? Ingolstadt/München 1993. Schriftenreihe des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung e.V., Band 3
- Kaukasus: Die Geschichte der Ersten Deutschen Arbeiter-Kaukasus-Expedition 1932. Münchner und Dresdner Bergsteiger in der Sowjetunion, München 2002; Schriftenreihe Band 4
- Die erste kommunistische Landtags-Rede in Bayern – gehalten am 22. Juli 1920 von Otto Graf
- Metaller-Streik 1995 bei der Firma Wacker-Werke Ahlhorn 2001. Münchner Skizzen 13
- Günther Gerstenberg: Rosa Aschenbrenner – ein Leben für die Politik, München 1998. Münchner Skizzen 12
- Konrad Kittl; Rolf Eckart: Vom Sozialstaat zum Wirtschaftsstandort oder Betriebswirtschaft contra Grundgesetz: Grenzenlos. Hemmungslos. Eine Kritik des Neoliberalismus München 1997. Münchner Skizzen 11
- Das Ende von Weimar. Artikel aus dem „Freien Gewerkschafter“ Mitteilungsblatt des ADGB München 1997. Münchner Skizzen 10
- Mit ganzer Kraft für den Erfolg. Münchner Gewerkschafter berichten aus ihrem Leben, München 1997. Münchner Skizzen 9
- In der vereinten Kraft muß unserer Stärke liegen. Münchner Gewerkschafterinnen erzählen aus ihrem Leben, München 1997, Münchner Skizzen 8
- Claudia Brunner: „Wir sind wieder wer!“ Gewerkschaften in der Nachkriegszeit, München 1997. Münchner Skizzen 6
- Günther Gerstenberg: Eine rote Burg des Proletariats. Das alte Gewerkschaftshaus in der Pestalozzistraße, München 1997. Münchner Skizzen 5
- Hubert Schütz: Ewald Thunig 1897 bis 1991. Ein Leben für die Arbeiterbewegung, München 1997. Münchner Skizzen 3
- Günther Gerstenberg: Trümmer, Hunger, Solidarität, Gewerkschaften in München 1945 bis 1950, München 1997. Münchner Skizzen 2
- Michael Kühn: Das erste Münchner Arbeitersekretariat von der Gründung bis 1914, München 1997. Münchner Skizzen 1
- Arbeitskreis Industriekultur im Archiv der Münchner Arbeiterbewegung (Hrsg.): Industriekultur in München. Zwischen Abriss und Bewahren, Franz Schiermier Verlag, München 2021, ISBN 978-3-948974-13-8
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Flyer des Archives der Münchner Arbeiterbewegung e.V., ohne Datum
- ↑ taz blogs vom 28. Juli 2010: Die Seele des Archivs 451 ist gestorben, online abgerufen am 15. Dezember 2018 - online abrufbar
- ↑ Konrad Kittl - Die Akten. Abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ 25 Jahre Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, Druck Stadtkanzlei im Münchner Rathaus, München 2012, S. 5
- ↑ Flyer des Archives der Münchner Arbeiterbewegung e.V., ohne Datum
Koordinaten: 48° 8′ 45″ N, 11° 27′ 45″ O
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