Arbeit 4.0

Der Begriff Arbeit 4.0 schließt an die Diskussion über die vierte industrielle Revolution (Industrie 4.0) an, legt dabei aber den Schwerpunkt auf Arbeitsformen und Arbeitsverhältnisse – nicht nur im industriellen Sektor, sondern in der gesamten Arbeitswelt.[1] Die Gesellschaft steht insofern vor der Herausforderung, dass technologischer Fortschritt nicht ausgebremst werden darf (kann), selbiger aber auch nicht dazu führen soll, dass Schutzstandards und Wesentlichkeiten der Arbeitswelt keine Berücksichtigung mehr finden.[2]

Zusammenfassend kann der Begriff damit beschrieben werden, dass die zum Teil heute schon gelebten Arbeitsweisen, vor allem aber die in den nächsten Jahren aufkommenden Arbeitsweisen, von den mit der Organisation von Arbeit betrauten Verantwortlichen an die Herausforderungen und Möglichkeiten der digitalen Welt angepasst werden.[3] In diesem Zusammenhang umspannt Arbeit 4.0 den Veränderungsprozess der Arbeitswelt im digitalen Zeitalter.[4]

Jüngere Entwicklungen

Mit dem bis Ende 2016 angelegten Dialogprozess Arbeiten 4.0 schafft das Bundesministerium für Arbeit und Soziales einen Rahmen für einen teils öffentlichen, teils fachlichen Dialog über die Zukunft der Arbeitsgesellschaft. Es geht dabei nicht nur um ein Arbeiten in den neuen Produktionswelten der Industrie 4.0. Es geht auch darum, auf Basis des Leitbilds „Guter Arbeit“ vorausschauend die sozialen Bedingungen und Spielregeln der künftigen Arbeitsgesellschaft zu thematisieren und mitzugestalten.[5]

Dialogprozess Arbeiten 4.0

Nachdem die damalige Arbeitsministerin Andrea Nahles, gegenwärtig Leiterin der Bundesagentur für Arbeit, im November 2016 ihre Ergebnisse und Vorschläge in ihrem Weißbuch der Öffentlichkeit präsentiert hat, soll nun der damit geschaffene Dialogprozess auf einer weiteren Ebene starten.[6] Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales will damit einen Rahmen für einen teils öffentlichen, teils fachlichen Dialog über die Zukunft der Arbeitsgesellschaft schaffen.[7] Es geht dabei nicht nur um ein Arbeiten in den neuen Produktionswelten der Industrie 4.0. Es geht auch darum, auf Basis des Leitbilds „Guter Arbeit“ vorausschauend die sozialen Bedingungen und Spielregeln der künftigen Arbeitsgesellschaft zu thematisieren und mitzugestalten. Von den Möglichkeiten des „Desk-Sharing“, „Bring your own device“ über „Crowdworking“ und anderen Formen des „hybriden Arbeitens“ machen viele Unternehmen bereits Gebrauch.

In diesem Zusammenhang wird derzeit wohl am meisten über die Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort diskutiert. Start-Ups leben diese flexiblen Arbeitsweisen bereits. Mit Laptop und Schreibtisch kann heute in vielen Berufen theoretisch von jedem beliebigen Ort auf der Erde im Team oder an einem Projekt gearbeitet werden. Das ist im Grunde genommen ein Vorteil, birgt aber auch nicht unerhebliche Risiken und Schwierigkeiten. Diese sowohl in gesundheitlicher Hinsicht, als auch in rechtlicher Hinsicht.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Richard Giesen, Jens Kersten: Arbeit 4.0: Arbeitsbeziehungen und Arbeitsrecht in der digitalen Welt. C. H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-71779-6.
  • Mathias Greffrath: Ausbeutung 4.0 – Die Digitalisierung des Menschen. In: Blätter für deutsche und internationale Politik. (ISSN 0006-4416) Bd. 66, H. 1 (2021), S. 105–113.
  • Norbert Huchler: Komplementäre Arbeitsgestaltung: Grundrisse eines Konzepts zur Humanisierung der Arbeit mit KI. In: Zeitschrift für Arbeitswissenschaft. (ISSN 0340-2444) Bd. 76 (2022), S. 158–175.
  • Andreas Boes, Tobias Kämpf, Alexander Ziegler: Arbeit im Informationsraum – Informatisierung als Perspektive für ein soziologisches Verständnis der digitalen Transformation. In: Sabine Maasen, Jan-Hendrik Passoth (Hrsg.): Soziologie des Digitalen – Digitale Soziologie? (Soziale Welt. Sonderband; 23) Nomos Verlagsges., Baden-Baden 2020, ISBN 978-3-8487-5323-9, S. 307–325.
  • Winfried Hacker: Menschengerechtes Arbeiten in der digitalisierten Welt: eine wissenschaftliche Handreichung. (Mensch, Technik, Organisation; 49) vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, Zürich [2018], ISBN 978-3-7281-3937-5.
  • Norbert Huchler: Die Grenzen der Digitalisierung: Begründung einer Arbeitsteilung zwischen Mensch und Technik und Implikationen für eine humane Technikgestaltung. In: Josephine Hofmann (Hrsg.): Arbeit 4.0: Digitalisierung, IT und Arbeit. Springer Vieweg, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-21358-9, S. 143–162.
  • Andreas Boes, Barbara Lange (Hrsg.): Die Cloud und der digitale Umbruch in Wirtschaft und Arbeit: Strategien, Best Practices und Gestaltungsimpulse. Haufe, Freiburg [2019], ISBN 978-3-648-12473-4.
  • Wolfgang Saaman: Leistungskultur im Fokus der digitalen Transformation: Maschinen übernehmen keine Verantwortung. (essentials) Springer Gabler, Wiesbaden [2018], ISBN 978-3-658-19795-7.
  • Christian Papsdorf: Digitale Arbeit: eine soziologische Einführung. Campus Verl., Frankfurt a. M. [2019], ISBN 978-3-593-51130-6.
  • Wolfgang Dunkel: Dienstleistungsfacharbeit - noch notwendig in der digitalen Transformation? In: Gerhard Ernst et al. (Hrsg.): Digitale Transformation: Arbeit in Dienstleistungssystemen. (Dienstleistungsmanagement, Dienstleistungsmarketing; 5) Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2020, ISBN 978-3-8487-6225-5, S. 145–154.
  • Manuela Maschke: Arbeiten 4.0 – Positionen zum Reformbedarf. In: Regine Romahn (Hrsg.): Arbeitszeit gestalten: Wissenschaftliche Erkenntnisse für die Praxis. 2. Aufl., Metropolis-Verlag, Marburg 2019, ISBN 978-3-7316-1355-8, S. 19–24.
  • Kerstin Jürgens, Reiner Hoffmann, Christina Schildmann: Arbeit transformieren! Denkanstöße der Kommission »Arbeit der Zukunft«. transcript, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-8376-4052-6. (online-PDF 4,4 MB)
  • Hartmut Hirsch-Kreinsen: Digitale Transformation der Arbeit: Entwicklungstrends und Gestaltungsansätze. W. Kohlhammer, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-17-034106-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jens Günther, Matthias Böglmüller: Arbeitsrecht 4.0 - Arbeitsrechtliche Herausforderungen in der vierten industriellen Revolution. In: NZA • Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht. 33. Jahrgang. C.H. Beck, 2015, ISSN 0943-7525, S. 1025.
  2. Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V.: DGUV - Prävention - Arbeiten 4.0. In: www.dguv.de. Abgerufen am 16. Januar 2017.
  3. Glossar | Arbeiten 4.0. In: www.arbeitenviernull.de. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, abgerufen am 16. Januar 2017.
  4. Ralf Steffan zur Fussnote: Arbeitszeit(recht) auf dem Weg zu 4.0. In: NZA • Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht. 33. Jahrgang. C.H. Beck, 2015, ISSN 0943-7525, S. 1409.
  5. Ralph Conrads et al.: Gute Arbeit 4.0: was könnte "gute Arbeit" unter Bedingungen des Arbeitens 4.0 bedeuten? In: Thomas Freiling et al. (Hrsg.): Zukünftige Arbeitswelten: Facetten guter Arbeit, beruflicher Qualifizierung und sozialer Sicherung. Springer, Wiesbaden [2020], ISBN 978-3-658-28262-2, S. 3–39.
  6. Darum geht's | Arbeiten 4.0. In: www.arbeitenviernull.de. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, abgerufen am 16. Januar 2017.
  7. Grünbuch | Arbeiten 4.0. In: www.arbeitenviernull.de. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, abgerufen am 17. Januar 2017.
  8. DGB - Bundesvorstand: DGB - Bundesvorstand | Digitalisierung der Arbeitswelt: Das muss passieren. In: www.dgb.de. Abgerufen am 16. Januar 2017.