Arabische Kalligrafie
Die arabische Kalligrafie (auch islamische Kalligrafie, türkisch Hüsn-i Hat) ist ein zentraler Aspekt der islamischen Kunst, der sich aus der arabischen Schrift in engem Zusammenhang mit dem Koran entwickelt hat. Sie ist, bedingt durch das Bilderverbot im Islam, die traditionelle bildende Kunst in der islamischen Welt und wegen der engen Verbindung zum Koran wichtigster Teil der religiösen islamischen Kunst.[1] Mit der eckigen Kufi- und der kursiven Naschī-Schrift entwickelten sich schon früh zwei Stilarten.
Die arabische Kalligrafie ist als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt.
Schriftarten
Name | Beschreibung | Beispiel(e) |
---|---|---|
Kufi (Kūfī) | Die Kufi-Schrift wird heute nur noch als Zierschrift verwendet. Die älteste Kufi-Inschrift befindet sich am Felsendom in Jerusalem. | |
Die sechs Schreibstile (al-ʾAqlām as-sitta) Die sechs Schreibstile (arabisch الأقلام الستة) bilden einen Kanon von sechs kursiven arabischen Schriftarten, welcher im 10. Jahrhundert von dem Kalligrafen Ibn Muqla, einem Wesir in Bagdad, definiert wurde. Es handelt sich um die folgenden Stile: | ||
Naschī (Nasḫ) | Die Naschi-Schrift (türkisch Nesih) hat sich im Alltag beim Druck durchgesetzt. | |
Muhaqqaq (Muḥaqqaq) | Muḥaqqaq ist eine großformatige, geradlinige Buch- und Monumentalschrift, die bis ins 16. Jh. v. a. unter den ägyptischen Mamluken und den Ilchanen beliebt war. | |
Rejhan (Raiḥān) | Kleinere, dünnere und feinere Variante der Muhaqqaq | |
Thuluth (Ṯuluṯ) | Die Thuluth (türkisch Sülüs), eine Kanzlei- und Monumentalschrift, war besonders im Osmanischen Reich populär. | |
Tauqi (Tauqīʿ) | Großformatige, v. a. in der abbasidischen Verwaltung gebrauchte Kanzleischrift, die der Thuluth ähnelt | |
Reqa (Riqāʿ) | Kleinere Variante der Tauqi | |
Taliq (Taʿlīq) | Die Kanzleischrift Taliq entstand aus der Tauqi und existiert in einer persischen (siehe Beispiel) und einer osmanischen Version. | |
Nastaliq (Nastaʿlīq) | Die Buchschrift Nastaliq entstand im 14. Jh. und wurde im 15. Jahrhundert zur bis heute meistgebrauchten Schrift Persiens. | |
Schekaste (Šekaste) | Vor allem in Persien gebrauchte kursive Buchschrift | |
Maghribi (Maġribī) | Der Maghribi-Duktus, eine Buchschriftart, wurde ab dem 10. Jh. in Nordwestafrika und al-Andalus gebraucht. | |
Diwani (Dīwānī) | Die Diwani-Schrift ist die osmanische Kanzleischrift. | |
Diwani dschali (Dīwānī ǧalī) | Spätere, dekorative Version der osmanischen Taliq | |
Ruqʿa | Die im 18. Jh. entstandene, kursive Gebrauchsschrift Ruqʿa wird heute meist als Handschrift im Maschrek verwendet. | |
Quadratkufi | Eine Art der Kufi-Schrift. Die Abbildung zeigt den Text der 112. Sure al-Iḫlāṣ, beginnt links unten mit der Basmala und geht dann im Uhrzeigersinn spiralförmig in die Mitte. |
- Wichtige Utensilien
- Proportionslehre
Berühmte Kalligraphen
- Ibn Muqla, gest. 939
- Ibn al-Bawwab (Bawwāb), gest. 1022
- Yaqut al-Mustaʿsimi, gest. 1298
- Şeyh Hamdullah, 1436–1520
- Ahmed Karahisari, 1468–1556
- Mir Ali Heravi, gest. 1544
- Alireza Abbassi, 16./17. Jahrhundert
- Mir Emad Ghazvini, gest. 1615
- Seyyid Kasim Gubari, gest. 1625
- Hâfız Osman, 1642–1698
- Mohammad Reza Emami, 17. Jahrhundert
Immaterielles Kulturerbe der Menschheit
2021 wurden die Arabische Kalligrafie (auf Antrag von 15 arabischen Staaten) sowie Hüsn-i Hat (auf Antrag der Türkei) in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[2][3]
Literatur
- Annemarie Schimmel: Islamic Calligraphy. Leiden 1970.
- Ernst Kühnel: Islamische Schriftkunst. Berlin 1942.
- Martin Lings: The Qur'ānic Art of Calligraphy an Illumination. London 1976.
- Yasin Hamid Safadi: Islamic Calligraphy. London 1978.
- Ghazi al-Delaimi: Arabische Kalligraphie für Einsteiger. Alphabete, Anleitungen, Anwendungen. Knaur, München 2006, ISBN 3-426-64224-7, ISBN 978-3-426-64224-5.
- Deniz Erduman (Hrsg.): Geschriebene Welten. Arabische Kalligraphie und Literatur im Wandel der Zeit. (anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, 7. Oktober 2004 bis 30. Januar 2005; =A written cosmos). DuMont, Köln 2004, ISBN 3-8321-7508-3, ISBN 3-8321-7507-5.
- Jürgen Wasim Frembgen (Hrsg.): Die Aura des Alif. Schriftkunst im Islam. Zur Ausstellung Staatliches Museum für Völkerkunde München, 2010/2011. Prestel, München ISBN 978-3-7913-5065-3. (Inhaltsangabe (PDF)) (Bietet moderne Kalligraphien zeitgenössischer Künstler)
Siehe auch
Weblinks
- Selections of Arabic, Persian, and Ottoman Calligraphy, Library of Congress (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Calligraphy in Islamic Art, The Metropolitan Museum of Art; New York 2001
- ↑ Arabic calligraphy: knowledge, skills and practices. UNESCO Intangible Cultural Heritage, 2021, abgerufen am 24. November 2023 (englisch).
- ↑ Hüsn-i Hat, traditional calligraphy in Islamic art in Turkey. UNESCO Intangible Cultural Heritage, 2021, abgerufen am 22. Januar 2024 (englisch).
Auf dieser Seite verwendete Medien
Logo of Convention for the Safeguarding of the Intangible Cultural Heritage
Page from a Quran manuscript, Andalusian style. Cordoba, 14th century.
(c) Mtdashti in der Wikipedia auf Englisch, CC BY-SA 3.0
Nastaliq proportions
Autor/Urheber: Baba66, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Animierte Tughra Mahmuds II, die die Struktur der Kalligrafie zeigt.
Die Tugra bedeutet: „Mahmud Han bin Abdulhamid muzaffer daiman“ („Mahmud Khan, Sohn des Abdulhamid ewig siegreich“).
Nicht alle Linien werden während der Animation eingefärbt. Diese Linien wurden nur zu dekorativen Zwecken eingefügt. Einige der Linien können je nach Interpretation auch als Name gesehen werden, aber einige sollen nur den leeren Raum zwischen anderen Linien aus dekorativen Gründen füllen.
Siehe auch: Image:Tugra Mahmuds II.png für eine nicht animierte, hoch auflösende Version oder Image:Tughra Mahmud II.svg für eine Vektordarstellung.Autor/Urheber: Baba66, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Beschreibung: Vierzeiler Omar Chayyams. Der Text ist gegen den Uhrzeigersinn von rechts oben beginnend zu lesen. Der Duktus ist persisches Schekaste.
Autor/Urheber: Aieman Khimji, Lizenz: CC BY 2.0
The work of a student of Arabic calligraphy, using bamboo pens (qalams) and brown ink, tracing over the teacher's work in black ink.
The text is:
",كل يوم عاشورا وكل أرض كربلا"
Translation: "Every day is Ashura and every land is Karbala,"
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Baba66 als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Drawing of a Bismillah in kufic script. 9th century from the Islamic Museum in Cairo. (Nr. 7853)
This elegant folio is written in a script known as ta`liq or "hanging," notable for its great fluidity, which belies its highly sophisticated and strict rules. The script was particularly favored for copying Persian poetry after the fifteenth century in Iran and India.
This calligraphic sheet states that "whoever writes the bismillah ("in the name of God, the Beneficent, the Merciful") in a beautiful writing enters Paradise without judgment." This kind of framed calligraphic inscription pasted onto a pasteboard is called a lawha (Arabic) or levha (Turkish), which means literally "tablet." These kinds of compositions pasted onto cardboards are typical of Ottoman calligraphic practices during the 18th-19th centuries.
This Qur'anic fragment includes the bismillah and verses 1-14 of surah 81, entitled al-Takwir (The Folding up), in Rayhani script. Probably 13th century Iran
Naskh-Basmala as normally seen in Qur'an manuscripts. It is written as “