Aquila (Bibelübersetzer)

Aquila war ein jüdischer Gelehrter aus dem 1./2. Jahrhundert n. Chr., der zum Judentum konvertiert war (Proselyt). Er gilt als Revisor der griechischen Septuaginta, der die jüdische Bibel 125 erneut wortgetreu ins Griechische übersetzt hat.

Person

Über Person und Leben Aquilas ist wenig bekannt. Unsicherer Überlieferung nach stammt er aus Sinope (heute Türkei); ebenfalls unsicher ist die oft angenommene Schülerschaft bei dem berühmten jüdischen Lehrer Akiba (50/55–135 n. Chr.). Die Lebensdaten Aquilas lassen sich nur anhand seiner Übersetzungen schätzen, die er um 125 n. Chr. fertigstellte. Die Übersetzung Aquilas ist heute hauptsächlich als christliche Schriftüberlieferung in griechischer Sprache erhalten, woher er auch seine Bedeutung für die alttestamentliche Wissenschaft erbt.

Werk und Bedeutung

Aquila nahm eine eigenwillige Neuübersetzung der hebräischen Bibel ins Griechische vor. Sie ist wortwörtlich, so dass der Sinn des Ausgangstextes in dem von Aquila Wort für Wort interpretierten und übertragenen Text oft schwer zu erkennen ist. Diese Art der Übersetzung war offenbar als Ergänzung oder auch als Gegenbild zu der bereits rezipierten hellenisierten Septuaginta gemeint, die im Judentum wegen zunehmender Fehlübersetzungen und eingewanderter hellenistischer Irrlehren unrein geworden war und abgelehnt wurde.[1]

Möglicherweise war die Übersetzungsweise Aquilas inspiriert durch bestimmte jüdische Auslegungstraditionen, nach denen jedem einzelnen Wort des hebräischen Ausgangstextes eine besondere Bedeutung zukommt. Um eine solche authentische, am einzelnen hebräischen Gotteswort orientierte Auslegung wieder auch für die griechische Septuaginta, die zunehmend ungenaue Übertragungen des hebräischen Textes und Übersetzungsfehler sammelte,[1] bereitzustellen, war eine wortwörtliche Wiedergabe des hebräischen Textes erforderlich. Aquilas Übersetzungen wurden von den meisten damaligen Christen abgelehnt, da sie ihm vorwarfen, die messianischen Textstellen unkorrekt übersetzt zu haben, während sich aber Hieronymus und Origenes positiv über sie äußerten und Letzterer sie in die Hexapla aufnahm.[2]

Der Übersetzung Aquilas kommt eine hohe Bedeutung für die Textkritik des christlichen Alten Testaments zu, sowohl des hebräischen wie auch des griechischen Alten Testaments. Die Lesarten Aquilas lassen Schlüsse auf seine hebräische Vorlage ebenso zu, wie sich Parallelen zu Revisionen der Septuaginta ziehen lassen, insbesondere zur Kaige-Revision.

Quellen

Die Texte des Aquila sind, wie zumeist die Texte der Septuaginta generell, als christliche Schriftüberlieferung in griechischer Sprache erhalten. Wie alle offiziellen und von damals führenden jüdischen Auslegern autorisierte Übersetzungen der jüdischen Bibel in die altgriechische Sprache, sind auch die griechischen Texte des Aquila nur wenig und meist nicht als Originalquelle erhalten. Eine vollständige Handschrift der Übersetzung Aquilas ist nicht erhalten. Zahlreiche Fragmente seiner Übersetzung sind in Fragmenten und Zitaten der christlichen Hexapla erhalten, in deren dritter Spalte die Übersetzung Aquilas vollständig verzeichnet war. Darüber hinaus wurden auf Palimpsesten längere Abschnitte der Übersetzung Aquilas gefunden.

Eine (inzwischen veraltete) Zusammenstellung der bekannten Lesarten Aquilas bietet die Ausgabe Frederick Fields. Eine neue Zusammenstellung erfolgt zurzeit im Rahmen des internationalen Hexapla-Projekts.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b „(...) die griechische Bibelübersetzung, die einem innerjüdischen Bedürfnis entsprang (...) [von den] Rabbinen zuerst gerühmt (...) Später jedoch, als manche ungenaue Übertragung des hebräischen Textes in der Septuaginta und Übersetzungsfehler die Grundlage für hellenistische Irrlehren abgaben, lehte man die Septuaginta ab.“ Verband der Deutschen Juden (Hrsg.), neu hrsg. von Walter Homolka, Walter Jacob, Tovia Ben Chorin: Die Lehren des Judentums nach den Quellen. Band 3. Knesebeck, München 1999, S. 43 ff.
  2. Chisholm, Hugh, Art. "Aquila". Encyclopædia Britannica. 2, Cambridge 1911, S. 248.