Aphorismen (Corpus Hippocraticum)

Die Aphorismen (griechisch Ἀφορισμοί, Aphorismoí), lateinisch später auch Sententiae[1] genannt, sind eine Textsammlung innerhalb des Corpus Hippocraticum.

Sie gehören zu den weitestverbreiteten Teilen der hippokratischen Schriften, d. h. sie sind seit der Antike oft kommentiert und herausgegeben worden. In sieben Kapiteln (bzw. Büchern), die der koischen Ärzteschule zugerechnet werden[2] sind 422 kurze Aussagen über unterschiedlichste medizinische Gebiete und Themen (so über Nosologie, Therapie, Physiologie und Gynäkologie)[3] überliefert. Die bekannteste Sentenz der Aphorismen ist Vita brevis, ars longa („Die Kunst ist lang, das Leben kurz“), wie sie etwa in Goethes Faust (Der Tragödie erster Theil, 558 f.) vom Famulus Wagner zitiert wird („Ach Gott! die Kunst ist lang; Und kurz ist unser Leben“).

Die Aphorismen sind literaturgeschichtlich namensgebend für die Tradition der Aphorismen als literarischer Gattung. Dominierende Themen der Schrift sind therapeutische und prognostische, auf die Einschätzung des Krankheitsverlaufs bezogene Themen.

Erste im Mittelalter verbreitete Übersetzungen stammen von Constantinus Africanus (eine an den Universitäten benutzte frühmittelalterliche Übersetzung aus dem Arabischen) und von Burgundio oder Niccoló (eine direkte Übersetzung aus dem Griechischen). Eine 1490 fertiggestellte Übersetzung durch Poliziano hatte dieser nicht drucken lassen.[4]

Literatur

  • Hans Gossen: Hippokrates 17. In: Pauly-Wissowa (RE). Band 8,2, 1913, Sp. 1801–1853, v. a. 52. Aphorismoi, Sp. 1844–1846.
  • Paul Potter, Beate Gundert: Hippokrates 6. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 5, Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-01475-4, Sp. 590–599.
  • Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1. Mit Teilübersetzungen.

Einzelnachweise

  1. Vgl. etwa Gerhard Baader: Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft während der Renaissance. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim 1984 (= Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung. Band 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 51–66, hier: S. 58.
  2. Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. 1989, S. 176.
  3. Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. 1989, S. 176.
  4. Gerhard Baader: Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft während der Renaissance. 1984, S. 58.