Antonia Visconti

Halbrelief der Antonia Visconti im Garten der Villa Visconti in Bietigheim, ein zwischen 2001 und 2003 entstandenes Werk des Bildhauers Jürgen Goertz, nachempfunden nach einem Original der um 1400 entstandenen Konsolbüste im Chor der Stadtkirche von Bietigheim

Antonia Visconti (* nach 1350 vermutlich in Mailand; † 26. März 1405 im Alten Schloss Stuttgart) war Gräfin von Württemberg.

Beatrice della Scala und ihr Ehemann Bernabò Visconti, die Eltern von Antonia Visconti, der späteren Gräfin von Württemberg, Gemahlin von Eberhard III., Ausschnitt eines Freskos von Andrea di Bonaiuto aus der Cappella Spagnuolo, Santa Maria Novella, Florenz

Leben

Antonia Visconti war eine der Töchter von 17 Kindern des Bernabò Visconti, Herr von Mailand. Antonia Visconti zählte zu den 13 ehelich geborenen Kindern aus seiner Ehe mit Beatrice della Scala aus dem Geschlecht der Scaliger, der Herren von Verona.

Antonia war zunächst König Friedrich III. von Sizilien als Ehefrau versprochen, jedoch verstarb Friedrich III. 1377, vor dem vereinbarten Beilager, woraufhin Bernabo Visconti am 1. Juli 1380 für Antonia eine Eheabrede mit Eberhard III. von Württemberg schloss.

Das Brautgut der Herzogin Antonia bezifferte sich auf 70.000 Gulden, eine für damalige Zeiten ungeheuer hohe Summe, nebst weiterer Kleinodien und Brautgut, die Antonia als Aussteuer nach Urach mitbrachte. Am 27. Oktober 1380 fand in Urach die Hochzeit von Antonia Visconti und Graf Eberhard III., mit vielen Tage andauernden Feierlichkeiten statt.[1]

Eberhard III. überschrieb Antonia Bietigheim und Brackenheim als Wittum. Als Gräfin von Württemberg förderte Antonia die Verbreitung von Musik, Literatur und allen schönen Künsten in Stuttgart, Bietigheim und ganz Württemberg. Der fraw von Mailant garten (der Herzogin von Mailands Garten), der südlich des Alten Schlosses in Stuttgart entstand, wurde nach den Vorstellungen von Gräfin Antonia entworfen, angelegt und gestaltet.

Aus der Ehe Eberhard III. mit Antonia Visconti gingen mehrere Kinder hervor, von ihnen erreichte nur der spätere Graf Eberhard IV. das Erwachsenenalter.

Von Antonias Geschwistern wurde Herzogin Taddea Gemahlin von Herzog Stephan III. von Bayern, Herzogin Maddalena wurde die Gemahlin des Herzogs Friedrich von Bayern, Herzogin Elisabetta die Gemahlin von Herzog Ernst von Bayern und Herzogin Viridis wurde die Gemahlin von Herzog Leopold III. von Österreich. Auch die Schwestern brachten eine ebenso kostbare Aussteuer über den Brennerpass nach Norden in ihre neue Heimat, wie Antonia.

Antonia Visconti, Gräfin von Württemberg, wurde im Chor der Stuttgarter Stiftskirche beigesetzt. Nach ihrem Tod vermählte sich Eberhard III. mit Elisabeth von Nürnberg.

Noch heute erinnert auch die im Jahr 2002 errichtete Villa Visconti in der Altstadt von Bietigheim an Antonia Visconti, die Gräfin von Württemberg.

Literatur

  • Gerhard Raff: Hie gut Wirtemberg allewege. Band 1: Das Haus Württemberg von Graf Ulrich dem Stifter bis Herzog Ludwig. 6. Auflage. Landhege, Schwaigern 2014, ISBN 978-3-943066-34-0, S. 213–221.
  • Matthias Miller: Antonia Visconti. In: Sönke Lorenz, Dieter Mertens, Volker Press (Hrsg.): Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. Kohlhammer, Stuttgart 1997, ISBN 3-17-013605-4, S. 42f.
  • Julia Lauxmann: Antonia Visconti, Gräfin in Württemberg. In: Peter Rückert (Hrsg.): Antonia Visconti († 1405) – ein Schatz im Hause Württemberg. Begleitbuch und Katalog zur Ausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg – Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Hauptstaatsarchiv, Stuttgart 2005, ISBN 3-00-015015-3, S. 52–55.
  • Peter Rückert, Sönke Lorenz (Hrsg.): Die Visconti und der deutsche Südwesten. Kulturtransfer im Spätmittelalter (= Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte. Band 11). Thorbecke, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7995-5511-1.

Weblinks

Commons: Antonia Visconti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Das genaue Datum ist nicht gesichert: Dem Jnventar ist ein aus 4 Blättern bestehendes Verzeichniß derjenigen Ländereien und Einkünfte des Hauses Wirtemberg angehängt, worauf die Braut versichert wurde; dieses Verzeichniß bezeugt der Notar Johannes Falconus aus Bergamo, in Gegenwart genannter italiänischer Edler (Dr. Faustinus Lantana und Paganinus de Blassano) im Saale des Schlosses zu Urach am 27. October 1380 angeheftet zu haben. Damals war wohl die Hochzeit. In: Paul Friedrich von Stälin: Geschichte Württembergs. Band 3. 1856, S. 356, zitiert nach Raff S. 219.

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Bernabò e Beatrice Visconti.jpg
Behind the preachers, in the right middleground, there is a group of worldly pleasure-seekers (above St. Thomas and the heretics) and two more Dominican figures (above St. Peter and St. Dominic).The faithful are being blessed and ushered to the gate of Heaven, where St. Peter welcomes them.
Württemberg im Spätmittelalter-10a.jpg

Mömpelgarder Genealogie (weibliche Ahnen Graf Eberhard d.Ä.)

Linke Spalte: der Vater, Ludwig I. von Württemberg (+1450)

die Großmutter, (Mutter Ludwigs): Henriette von Mömpelgard (+1419)

die Urgroßmutter, (Mutter Eberhard IV., also Vater Ludwig I): Antonia Visconti (+1402)

die Urgroßmutter (Mutter Henriette von Mömpelgards): Maria von Chatillion (+1393)

rechte Spalte, die Mutter Mechthild von der Pfalz (*1482)

die Großmutter (Mutter Mechthilds): Mechthild von Savoyen (+1438)

die Urgroßmutter, Mutter Ludwig III. von der Pfalz, Vater Mechthilds von der Pfalz): Elisabeth von Zollern-Nürnberg (+1409)

die Urgroßmutter, Mutter Mechthilds von Savoyen: Katharina von Genf
Villa Visconti-1-088.jpg
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Sculptures in Bietigheim, Germany, Baden-Wuerttemberg, - Juergen Goertz (artist), Prof. Jo Frowein and Dieter Schaeffer (architects), “Gesamtkunstwerk” Villa Visconti, 2001 – 2003, half relief head of Antonia Visconti
Urach Schloss Palmensaal 13.jpg
Schloss Urach, "Palmensaal" im 1. OG
900-49 Ratssitzung Eberhard der Milde.jpg

Count Eberhard the Clement (1392–1417) and his council.

Ölbild auf Holz. Kopie um 1540 nach einem Vorbild um 1440

Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart

Vorsitz: Graf von Württemberg (nicht mit Wappen gekennzeichnet)
zwischen dem (8) Bischof von Konstanz (links) und dem (7) Bischof von Augsburg (rechts)
es folgen im Uhrzeigersinn:
(9) Herzog von Teck (gab es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr), (10) Abt zu Ellwangen, (11) Graf Friedrich zu Helfenstein, (12) Graf von Nellenburg, (13) Graf Rudolf von Sulz, (14) Graf von Werdenberg, (15) Graf Rudolf von Sulz, (16) Graf von Eberstein, (17) Graf von Löwenstein, (18) Junker von Lupfen, (19) Herr Heinrich von Rechberg, (20) Herr Schweikhart von Gundelfingen, (21) Herr Gebhart von Rechberg, (22) Kaspar von Klingenberg, (23) Speth, (24) Wernher von Nothaft, (25) Ulrich von Stein, (26) Diepolt Speth, (27) Gültlingen, (28) Hans Sturmfeder, (29) Gültlingen, (30) Herr Hans von Zimmern, (31) Baschio von Gültlingen, (32) Friedrich von Sperberseck, (33) Herr Friedrich Sturmfeder, (34) Thumb von Neuburg, (35) Herr Konrad von Stamheim, (36) Herr Hans von Freiberg, (37) Herr Ulrich Speth, (38) Graf zu Fürstenberg, (39) Graf von Hohenberg, (40) Graf von Hohenlohe, (41) Graf von Kirchberg, (42) Graf von Zollern, (43) Markgraf von Baden, (44) Graf von Öttingen, (45) Herzog von Schiltach.

am linken Rand 5 Personen deren Wappen hier nicht dargestellt sind. Im Abgleich mit der anderen Version sind dies vermutlich:
Junker Walter von Geroldsegg, Herr Hans von Bodmann, Herr Siegfried von Zulnhart, Herr Georg von Wöllwarth,

und einer dieser drei Personen, welche auf der anderen Version namentlich zugeordnet sind, hier aber nicht erfasst sind:
Herr Stefan von Gundelfingen, Herr Georg von Rechberg, oder Herr Albrecht von Rechberg.

Die Wappen (1) Herzogtum Württemberg und (2) (? Dorothea Ursula von Baden-Durlach, Ehefrau von Herzog Ludwig von Württemberg ?) deuten auf ein Datum der Kopie nach 1575 hin.

Die Wappen im Lüster beziehen sich auf Eberhard III. (den Milden) von Württemberg. (3) Württemberg und (4) Teck für ihn und

(5) Mailand und (6) Burggrafen von Nürnberg für seine beiden Gattinnen Antonia Visconti und Elisabeth von Nürnberg