Anton Zengeler

Anton Zengeler, auch Anton Zengler (* 17. November 1847 in Bonn[1]; † 16. September 1913 ebenda[2][3]:52), war ein deutscher Architekt, der vor allem in seiner Heimatstadt Bonn wirkte.

Leben

Zengeler wuchs in einem katholischen[3]:56, bürgerlichen Elternhaus als Sohn eines Dachdeckermeisters auf.[3]:51 1868 legte er sein Abitur ab und begann anschließend eine Ausbildung an der Berliner Bauakademie. 1874 legte Zengeler das erste Staatsexamen ab und hatte danach als Regierungsbauführer (Referendar in der öffentlichen Bauverwaltung) die Bauleitung bei verschiedenen Erweiterungsbauten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn inne. 1882 wurde er nach dem Bestehen des zweiten Staatsexamens zum Regierungsbaumeister (Assessor in der öffentlichen Bauverwaltung) ernannt und in Hannover, Hameln, Naumburg (Saale), Torgau, Merseburg, Erfurt und Kattowitz eingesetzt.[4] 1888 schied Zengeler aus dem Staatsdienst aus und ließ sich in Bonn als selbständiger Architekt nieder.[1] Unter anderem lieferte er wesentliche Anregungen für den 1892 fertiggestellten Neubau der Bonner Lese- und Erholungsgesellschaft am Rheinufer.[3]:52

Nachdem er 1896 Mitinhaber des Schloßbrunnen Gerolstein bei Pelm in der geworden war,[5] hielt er sich häufig in der Eifel auf. Dort widmete er sich unter anderem der Erforschung des ländlichen Bauwesens der Eifel und der Lebensgewohnheiten ihrer Bevölkerung sowie der Kasselburg bei Pelm, als deren bester Kenner er galt.[3]:51[4][6] Zengeler verfasste eine 1913 veröffentlichte Sonderschrift des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz, die in Zusammenarbeit mit dem Eifelverein erarbeitet und diesem zu seinem 25-jährigen Bestehen als Festgabe überreicht wurde. Darin beabsichtigte er, einen Überblick über die Baugeschichte und traditionelle Bauweise der Eifel zu geben sowie durch eine Darstellung sehenswerter und vorbildlicher Bauwerke der bis dahin vorherrschenden Sichtweise der Region als einer öden Landschaft mit schlechtem Baubestand zu begegnen.[7]

Zengeler war einer der zwölf Stifter[3]:25 des im Jahre 1889 gegründeten Vereins Beethoven-Haus Bonn. Er leitete auch die seinerzeitigen Wiederherstellungsarbeiten am Beethovenhaus und setzte sich erfolgreich für geringfügige Änderungen anstatt der ebenfalls vorgeschlagenen Rekonstruktion des vermuteten ursprünglichen Zustands des Gebäudes ein.[3]:51 Auf seine Initiative geht das heutige Erscheinungsbild der Gartenseite des Beethovenhauses zurück. Zengeler wurde 1894/1895 zum stellvertretenden Schatzmeister des Vereins und zum Mitglied der Musikkommission gewählt; er blieb bis zu seinem Lebensende Mitglied im Vorstand des Vereins. Zengeler wurde auf dem Alten Friedhof in Bonn beigesetzt.[3]:52

Werk

Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland führt eine Sammlung Zengeler. Sie umfasst Entwürfe, deren Zusammenhang mit ausgeführten Werken Ende der 1960er-Jahre noch ungeklärt war. Hierbei handelt es sich um Kamine, Möbel, Spiegel- und Gemäldeumrahmungen, Türrahmungen, Balkongitter, Vasen, Leuchter, Rocaillen, Wanddekorationen, Decken und Pavillons.[8]

Bauten in Bonn

BauzeitOrtsteilAdresse[9]BildObjektMaßnahmeAnmerkungen
1889GronauWörthstraße 5 (heute Tempelstraße)
Lage
Villa Friedrich König: Stall- und RemisengebäudeNeubau1900–1910 „Kronprinzenvilla“; 1952/53 abgebrochen
1889SüdstadtHeinrich-von-Kleist-Straße 7/9
Lage
DoppelwohnhausNeubauDenkmalschutz
1890SüdstadtAm Hofgarten 15
Lage

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VillaNeubauDenkmalschutz
um 1890Bonn-ZentrumBonngasse 20
Lage

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Beethoven-HausWiederherstellung[3]:51Denkmalschutz
1891SüdstadtKönigstraße 76[10]
Lage
(Kaffee)Rösterei und Verwaltung der Firma ZuntzNeubau (Bauherr: A. Zuntz sel. Wwe.)[11]1980 bis auf Fassade und zwei Säle abgebrochen, heute „Chateau Gothique“[12]; Denkmalschutz
1895–1896GronauRaiffeisenstraße 5
Lage
(c) Foto: Eckhard Henkel / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 DE

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Villa „Ingenohl“[1]Neubau[1]ab 1950/51 erster Sitz des Auswärtigen Amtes; Denkmalschutz
1897SüdstadtPoppelsdorfer Allee 62
Lage
Wohnhaus[1]Neubau[1]
1899SüdstadtArgelanderstraße 2a
Lage
WohnhausNeubau (Bauherr: Richard Zuntz)[11]Denkmalschutz

Denkmal zum Eisenbahnunglück in Pelm

Anton Zengeler lieferte den Entwurf für das 1898 eingeweihte Denkmal zum Eisenbahnunglück[13], das an den Eisenbahnunfall von Pelm 1897 erinnert.[14][15]

Schriften

Weblinks

Commons: Anton Zengeler – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b c d e f Landeskonservator Rheinland (Hrsg.); Eberhard Grunsky, Volker Osteneck: Die Bonner Südstadt (= Arbeitshefte des Landeskonservators Rheinland. Band 6). 2., veränderte Auflage, Rheinland-Verlag, Köln 1976, ISBN 3-7927-0265-7, S. 21.
  2. Traueranzeige, General-Anzeiger, 17. September 1913
  3. a b c d e f g h i 1889–1989. Verein Beethoven-Haus. (Festschrift zum 100-jährigen Bestehen) Verlag Beethoven-Haus, Bonn 1989.
  4. a b Mitteilungen des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz, 7. Jahrgang 1913, S. 8.
  5. Hillesheim. Bekanntmachung [zum Handelsregister, 11. August 1896]. In: Deutscher Reichsanzeiger. Nr. 194, 15. August 1896, Vierte Beilage, Nr. 30602 (digi.bib.uni-mannheim.de [abgerufen am 17. Juni 2022]).
  6. Malte Bischoff: Geschichte der Deutschen Burgenvereinigung 1889–1957. Die Ära Ebhardt. In: Burgen und Schlösser, Zeitschrift der Deutschen Burgenvereinigung e.V. für Burgenkunde und Denkmalpflege. Band 98/IV, 1998, S. 89.
  7. Maria-Regina Neft: Clara Viebigs Eifelwerke 1897–1914. Waxmann Verlag, ISBN 978-3-8309-5653-2, S. 94 f.
  8. Wilfried Hansmann: Das Treppenhaus und das Grosse Neue Appartement des Brühler Schlosses: Studien zur Gestaltung der Hauptraumfolge. In: Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust zu Brühl. Band 3, L. Schwann, Düsseldorf 1972, ISBN 3-508-00159-8, S. 40 (zugleich Dissertation Universität Bonn, 1969).
  9. bei nicht mehr bestehenden Bauten – falls bekannt – die zuletzt gültige Adresse
  10. bis 1904 Am Grünen Weg 78 (→ Eintrag im Bonner Straßenkataster)
  11. a b Franz Josef Talbot (mit Fotografien von Achim Bednorz): Bonner Südstadt. Emons Verlag, Köln 2018, ISBN 978-3-7408-0468-8, S. 176.
  12. Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.); Severine Delhougne: Zuntz (1837–1976), jüdische Unternehmerfamilie, Portal Rheinische Geschichte, 30. September 2010 (abgerufen am 24. November 2014)
  13. Artikel "Denkmal zum Eisenbahnunglück" in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, mit mehreren Bildern.
  14. Christopher Ernestus, „Vor 125 Jahren: Der schwere Eisenbahnunfall bei Gerolstein“, in: "Familienkundliche Blätter" der Bezirksgruppe Trier der Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde 46 (Juni 2022), S. 3–8, hier S. 6.
  15. Thea Merkelbach: Furchtbares Zugunglück in der Eifel. Ein Truppentransport von Wuppertal nach Metz entgleist. Nettetal 2021. ISBN 978-3-940062-46-8, S. 13–14.

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Fassade der Kaffeerösterei Zuntz in Bonn-Südstadt, Königstraße 78. Rachel Zuntz (geb. Hess, 1787–1874)[1] gründete 1837 zusammen mit ihrem Sohn Leopold (1814–1874) die Traditionsfirma A. Zuntz sel. Wwe (1879 Niederlassung in Berlin, danach in vielen anderen Städten). Der Gebäudekomplex in der Königstraße entstand ab 1891. Nazi-Terror und Bomben ruinierten die Firma. 1951 übernahm Dallmayr die Berliner Filiale. 1971 verließ der letzte Familienangehörige die Firma, die 1976 ganz an Dallmayr fiel. Von den Bonner Fabrik- und Kontorgebäuden blieben nur der abgebildete neugotische Giebel und zwei Säle erhalten (der Rest wurde 1980 abgerissen). Das Firmen-Logo Dame mit Schutenhut stammt von Julius Gipkens. Textquellen: Portal Rheinische Geschichte des Landschaftsverbandes Rheinland und Brückenhofmuseum virtuell.
  1. Rachel Zuntz ist die Tante des Schriftstellers Moses Hess und die Großmutter des Physiologen Nathan Zuntz.
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Freistehende Villa, Am Hofgarten 15, Bonn-Südstadt