Anton Faber

Anton Faber (2012)

Anton „Toni“ Faber (* 18. März 1962 in Wien[1]) ist ein österreichischer römisch-katholischer Priester, Dechant sowie Domkapitular und Dompfarrer des Wiener Stephansdoms.

Leben und Wirken

Faber wuchs in Rodaun, einem Stadtteil im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing, mit drei Geschwistern[2] in einem Gemeindebau auf. Seine Mutter erzog die Geschwister unter einfachen Verhältnissen, nachdem sich der Vater 1970 von ihr scheiden und der Familie keine weitere finanzielle Unterstützung zukommen hatte lassen.[3] In seiner Kinder- und Jugendzeit war Faber Ministrant. Als er 1979 mit einem drohenden Nierenversagen konfrontiert wurde, entschloss sich der 17-Jährige, ein anspruchsloses Leben zu führen[4] und sein Leben Gott zu weihen.[5]

Er trat nach dem Gymnasium in das Wiener Priesterseminar ein und absolvierte ein Theologiestudium. In seiner Diplomarbeit 1987 analysierte Faber die Lehrbeanstandung innerhalb der katholischen Kirche sowie die Prüfung von Lehrfragen der Kongregation für die Glaubenslehre.[6] 1988 wurde er zum Priester geweiht und 1989 mit dem Amt des erzbischöflichen Zeremoniärs beauftragt, zunächst bei Kardinal Hans Hermann Groër und ab 1995 bei Erzbischof Christoph Schönborn. 1997 wurde er zum Dompfarrer des Stephansdoms und zum Dechanten des ersten Bezirks ernannt.[7] Im November 2000 folgte die Aufnahme zum Domkapitular,[8] 2018 die Investitur als Geistlicher Rat in den elitären St.-Georgs-Orden der Familie Habsburg-Lothringen.[9]

Als Dompfarrer setzte Faber den Stephansdom wiederholt mit künstlerischen Installationen in Szene. Zuletzt erregte 2020 ein überdimensionaler violetter Pullover, das Fastentuch von Erwin Wurm,[10][11] sowie die beleuchtete Himmelsleiter von Billi Thanner mediale Aufmerksamkeit.[12][13] Im August 2021, während der COVID-19-Pandemie in Österreich, weihten Kardinal Schönborn, der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig und Faber in der Barbara-Kapelle des Stephansdoms eine Impfstraße ein,[14][15] die innerkirchlich zum Teil umstritten war und als Verletzung der Sakralität des Gotteshauses empfunden wurde.[16][17][18][19][20][21][22]

Opposition zum Vatikan

Faber widersprach der Glaubenskongregation des Vatikans[23] in Interviews mit weltlichen Medien im März 2021 und beteuerte, weiterhin homosexuelle Paare in seinem Amt als Wiener Dompfarrer segnen zu wollen.[24][25] Bereits 2011 hatte er in einem Interview behauptet, dabei keine Hemmungen zu haben: „Ich würde auch alles segnen“, sagte er im news.at-Gespräch mit Niko Alm.[26]

Im Dezember 2021 bezeichnete Faber in einem Podcastinterview der Tageszeitung Der Standard die Zölibatsverpflichtung als „dehnbaren und interpretierbaren Begriff“.[27]

Medienberichte über persönliches Verhalten

Im Juni 2009 wurde Faber wegen Alkohols am Steuer der Führerschein entzogen; wenige Monate danach am 16. Februar 2010 machte er Witze darüber in einer Veranstaltung der Österreichischen Marketing-Gesellschaft, die dem Thema „Kirche, Musik und Wein“ gewidmet war. Die Einladung versprach Fabers „humorvolle Einblicke in die Entwicklung der Dompfarre St. Stephan“. Darüber berichtete Der Standard.[28]

2014 häuften sich kritische Stimmen bezüglich Fabers exponierter Dienstwohnung im Dachgeschoß des Curhauses, die er in medial aufbereitenden Interviews präsentierte.[29][30][31] Die Wiener Erzdiözese reagierte mit einer Klarstellung, worin die 2007 bewerkstelligte Generalsanierung des Curhauses mit der Wohnsituation Fabers in Verbindung gebracht wurde.[32]

Der ORF beschrieb Faber in einer Überschrift als „Societylöwe“. Seine vielen Auftritte in der Wiener High Society bezeichnete er im Interview allerdings als Arbeit.[3]

Im Mai 2021 berichtete Der Standard wiederum über Fabers üppige Essensgewohnheiten. „Mein Kühlschrank ist in der Regel aber nur mit Wein gefüllt“, beteuerte er und ergänzte: „Supermärkte kenne ich nur vom Segnen, nicht vom Einkaufen. Ich wüsste nicht mal, wo ich dort Milch oder Butter finde.“[33]

Im Dezember 2021 kritisierte der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück ein Oe24-Fernsehinterview Fabers,[34] in dem er kundtat, für die Ausgangsbeschränkungen ungeimpfter Menschen kein Mitleid zu empfinden.[21][35][36][37][38] Im selben Medienformat sprach sich Faber im November 2020 gegen einen „Lockdown der Herzen“ aus.[39]

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Weblinks

Commons: Anton Faber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dompfarrer Toni Faber
  2. Faber: „Auferstehung überstrahlt alles“. In: oe24.at, 19. April 2014,
  3. a b Gottes Societylöwe Toni Faber ist 50. In: ORF.at. 18. März 2012, archiviert vom Original; abgerufen am 4. Mai 2021.
  4. Toni Faber: Nie hat es eine Wurstsemmel gegeben. In: Die Presse. 8. Februar 2016, abgerufen am 24. Mai 2021.
  5. "Ich verliebe mich öfter!: Dompfarrer Toni Faber im WOMAN-Interview. In: Woman. 2. März 2012, abgerufen am 25. Mai 2021.
  6. Hochschulschrift. Faber. In: OBVSG. Abgerufen am 4. Mai 2021.
  7. a b ORF: Großes Ehrenzeichen für Dompfarrer Faber.@1@2Vorlage:Toter Link/oesterreich.orf.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: österreich.ORF.at, abgerufen am 15. Februar 2010.
  8. Domkapitel zu St. Stephan. (Memento vom 6. Juli 2011 im Internet Archive) In: Website der Stephanskirche, abgerufen am 15. Februar 2010.
  9. a b Geistlicher Rat. In: georgsorden.at. Abgerufen am 28. Oktober 2021.
  10. Michael Huber: Erwin Wurms Fastenpullover. Ein Medien-Coup im Stephansdom. In: Kurier (Tageszeitung). 20. Februar 2020, abgerufen am 25. Mai 2021.
  11. Rosa Nachthemd im Stephansdom beleidigt Augen. In: heute.at. 12. Februar 2021, abgerufen am 25. Mai 2012.
  12. 54 Sprossen in den Wiener Himmel. In: de.euronews.com. 4. April 2021, abgerufen am 25. Mai 2021.
  13. „Himmelsleiter“ am „Steffl“ präsentiert. In: orf.at. 1. April 2021, abgerufen am 25. Mai 2021.
  14. „Stephansdom ist ein guter Platz zum Impfen“. In: vaticannews. 17. August 2021, abgerufen am 6. November 2021.
  15. Bürgermeister Ludwig eröffnete Impf-Station im Steffl. In: APA-OTS. 11. August 2021, abgerufen am 6. November 2021.
  16. Faber reagiert auf Kritik an Impfstraße. In: orf.at. 16. August 2021, abgerufen am 6. November 2021.
  17. Beten und Impfen: Impfzentrum im Wiener Stephansdom eingeweiht. In: br.de. 11. August 2021, abgerufen am 6. November 2021.
  18. Wiener Dompfarrer verteidigt Impfaktion im Stephansdom. In: katholisch.de. 13. August 2021, abgerufen am 17. November 2021.
  19. Emanuela Sutter: Impfen im Stephansdom - ja oder nein? In: Die Tagespost. 20. August 2021, abgerufen am 6. November 2021.
  20. Christian Spaemann: Kirchlicher Impf-Aktivismus und geplante Impfsimulation von Priestern. In: kath.net. 10. August 2021, abgerufen am 6. November 2021.
  21. a b Österreich: Theologe kritisiert Impfstraße in Kirchen. In: vaticannews.va. 13. Dezember 2021, abgerufen am 13. Dezember 2021.
  22. „Profanierung“: Kritik an Impfstraßen in Kirchen. In: religion.orf.a. 13. Dezember 2021, abgerufen am 13. Dezember 2021.
  23. Luís F. Kardinal Ladaria: Responsum ad dubium der Kongregation für die Glaubenslehre über die Segnung von Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts. In: vatican.va. Kongregation für die Glaubenslehre, 22. Februar 2021, archiviert vom Original; abgerufen am 3. Mai 2021.
  24. Robert Treichler, Gernot Bauer, Sebastian Hofer, Elena-Ligia Crisan, Thomas Migge: Kirche und Homosexualität: Für immer Nein. In: profil (Zeitschrift). 31. März 2021, abgerufen am 25. Mai 2021.
  25. Trotz Verbot: Faber segnet weiterhin homosexuelle Paare. In: weekend.at. Archiviert vom Original; abgerufen am 3. Mai 2021.
  26. "Ich würd auch alles segnen." Toni Faber und Niko Alm im NEWS-Streitgespräch. In: news.at. 4. April 2011, archiviert vom Original; abgerufen am 14. Mai 2021.
  27. Dompfarrer Toni Faber: "Der Zölibat ist ein interpretierbarer Begriff". In: derstandard.at. 15. Dezember 2021, abgerufen am 18. Dezember 2021.
  28. Der Dompfarrer und der Wein: Toni Faber zu Gast im Club Cuvée. In: DerStandard.at. 3. Februar 2010, archiviert vom Original; abgerufen am 4. Mai 2021.
  29. Ein Glaserl Wein und hundert Engerln. In: Der Standard. 5. Mai 2014, abgerufen am 25. Mai 2021.
  30. Toni Fabers Wohnung und die Erzdiözese. In: orf.at. 8. Mai 2014, abgerufen am 25. Mai 2021.
  31. Elias Natmessnig: In der teuersten Wohnung Wiens. In: Kurier (Tageszeitung). 12. Mai 2013, abgerufen am 25. Mai 2021 („Nur der Toni Faber kann noch höher über Wien blicken, als der Käufer dieser Wohnung.“).
  32. Erzdiözese Wien verteidigt Dienstwohnung von Dompfarrer Faber. In: vienna.at. 8. Mai 2014, abgerufen am 25. Mai 2021.
  33. Michael Steingruber: Toni Faber: "Supermärkte kenne ich nur vom Segnen, nicht vom Einkaufen". In: DerStandard.at. 2. Mai 2021, archiviert vom Original am 6. Mai 2021; abgerufen am 4. Mai 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.derstandard.at
  34. Toni Faber über Lockdown für Ungeimpfte. In: youtube.com. 14. November 2021, abgerufen am 14. November 2021.
  35. Theologe Tück kritisiert Impfaktionen in Kirchen: Sie verfehlen ihre Mission. In: domradio.de. 13. Dezember 2021, abgerufen am 13. Dezember 2021.
  36. Theologe kritisiert Impfaktionen in Kirchen. In: neuesruhrwort.de. 13. Dezember 2021, abgerufen am 13. Dezember 2021.
  37. Wiener Dompfarrer: Habe kein Mitleid mit Ungeimpften. In: katholisch.de. 15. November 2021, abgerufen am 15. November 2021.
  38. Gudrun Trausmuth: Die Pandemie der Sprachverwirrung. In: die-tagespost.de. 4. November 2021, abgerufen am 4. November 2021.
  39. Toni Faber: Lockdown der Herzen darf nicht sein. In: oe24.at. 24. November 2020, abgerufen am 24. November 2020.
  40. „Wir senden eine Botschaft der Einheit in die Welt hinaus“. In: Chronik auf der Website des St. Georgs-Orden, Bericht vom Ordenstag in Wien am 21. April 2018, abgerufen am 13. Mai 2019: „Auf die Messe folgte die festliche Investitur, an deren Beginn zunächst vier Persönlichkeiten zu Ehrenrittern ernannt wurden, und zwar der bekannte Wiener Dompfarrer Anton „Toni“ Faber, …“

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Anton Toni Faber, fotografiert anläßlich des 1. Steffl-Turmlauf in Wien.