Antiochia am Mäander

Antiochia oder Antiocheia am Mäander (altgriechisch Ἀντιόχεια τοῦ Μαιάνδρου oder πρὸς Μαιάνδρω, lateinisch Antiochia ad Maeandrum) war eine antike karische Stadt am Mäander in Kleinasien, die vor allem wegen ihrer bei Strabon[1] erwähnten steinernen Brücke über den Mäander von überregionaler Bedeutung war.

Lage

Die Stadt lag an der Einmündung des Flüsschens Morsynos (heute Dandalas Su) in den Mäander, am Südrand der Mäanderebene. Heute befindet sich an dieser Stelle das Dorf Yenişer, das wiederum einige Kilometer südöstlich von Kuyucak in der Provinz Aydın, Türkei, in der Nähe der heutigen Stadt Başaran liegt. Rund 30 km südlich davon, im Morsynos-Tal, lag die bedeutendere antike Stadt Aphrodisias. Ein archäologischer Survey unter Christopher Ratté 1994 konnte nur noch wenige Reste der Stadt feststellen, darunter Teile der Stadtmauer und einer Zitadelle, wie auch das Stadion.

Geschichte

Die Stadt wurde vom Seleukidenherrscher Antiochos I. wohl auf dem Wege eines Synoikismos gegründet, existierte aber als Siedlung bereits zuvor. Einige Zeit trug sie auch den Nebennamen Pythopolis.[2] Dank ihrer Brücke und ihrer Lage an der wichtigen Handelsstraße entlang dem Mäander erlangte die Heimatstadt des Sophisten Diotrephes insbesondere in römischer Zeit überregionale Bedeutung, die sich in der mehrfachen Abbildung der monumentalen Mäanderbrücke auf Münzprägungen der Stadt im 3. Jahrhundert n. Chr. widerspiegelt. Nach Titus Livius[3] zog 189 v. Chr. der Konsul Gnaeus Manlius Vulso während seines Kampfes gegen die Galater durch die Stadt, die in der Kaiserzeit zur Festung ausgebaut wurde. Im Winter 113 besuchte Kaiser Trajan Antiochia, das insbesondere unter den Kaisern Decius, Valerian und Gallienus im Zusammenhang mit den Sassanideneinfällen eine zentrale strategische Rolle bekommen haben dürfte. In christlicher Zeit war Antiochia Bischofssitz, noch heute besteht ein Titularbistum. Die Stadt wird im Zusammenhang mit der Schlacht bei Antiochia am Mäander (1211) noch im Mittelalter als befestigt beschrieben; wann sie aufgegeben wurde, ist ungewiss.

Literatur

  • Richard Talbert (Hrsg.): Barrington Atlas of the Greek and Roman World, Princeton University Press, 2000, Karte 65, H5 and Map-by-map Directory, p. 997.
  • Gustav Hirschfeld: Antiocheia 16. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 2446 f.
  • George Ewart BeanAntioch on the Maeander, Turkey. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3.
  • Hans Kaletsch: Antiocheia [6]. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 1, Metzler, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-01471-1, Sp. 765–766.
  • Antiocheia 5. In: William Smith (Hrsg.): Dictionary of Greek and Roman Geography. London 1854 (online).
  • Blue Guide, Turkey: The Aegean and Mediterranean Coasts, ISBN 0-393-30489-2, S. 359.
  • Archeological Research at Aphrodisias in Caria, 1994. In: American Journal of Archaeology, Bd. 100, S. 5–33.
  • Johann Samuel Ersch: Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1852) S. 116–117.
  • Johannes Nollé: 8. Die Brücke von Antiocheia am Mäander. In: Johannes Nollé, Sencer Şahin (Hrsg.): Gephyra. 9, Beiträge zur Kleinasiatischen Münzkunde und Geschichte 6–9, München 2010, S. 29–47.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Strabon, Geographie 13, 4, 15.
  2. Plinius, Naturalis historia 5, 108; Stephanos von Byzanz, s. Antiocheia.
  3. Livius, Ab urbe condita 38, 13.

Koordinaten: 37° 52′ 24,4″ N, 28° 34′ 27,3″ O