Antijapanische Ressentiments in China

Dieser Artikel wurde auf der Qualitätssicherungsseite des Portals Soziologie eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel aus dem Themengebiet Soziologie auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Hilf mit, die inhaltlichen Mängel dieses Artikels zu beseitigen, und beteilige dich an der Diskussion. (Artikel eintragen)
Begründung: siehe Diskussionsseite --X2liro (Diskussion) 09:32, 8. Jan. 2025 (CET)

Antijapanisches Banner in Lijiang, Yunnan, um 2013

Die antijapanischen Ressentiments in China sind ein weit verbreitetes Phänomen in der heutigen Volksrepublik China. Sie haben ihren Ursprung in den historischen Konflikten zwischen China und Japan, wie dem Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg, dem Boxeraufstand und den damit verbundenen Vereinigten acht Staaten, der Belagerung von Tsingtau im Ersten Weltkrieg und insbesondere dem Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg. In diesen Konflikten beging das kaiserliche Japan Kriegsverbrechen gegen die Chinesen, wobei diese bis heute in den japanischen Geschichtsbüchern nicht auseinandergesetzt wird. Aus diesen Gründen tragen die Chinesen bis heute meist aus nationalistischen Gründen Verbitterung gegen Japan, was auch durch Japans Handlungen seit der Nachkriegszeit wie den Konflikt um den Senkaku-Inseln im Ostchinesischen Meer verschärft wurde.[1]

Geschichte

Frühgeschichte und Ursprung

Durch die Meiji-Restauration wurde Japan zu einer modernen Macht und strebte danach, seinen Einflussbereich in Asien, einschließlich China, auszudehnen. In der späten Phase der Qing-Dynastie beschlagnahmte das kaiserliche Japan Konzessionen in Teilen des chinesischen Festlands und annektierte Taiwan und die Penghu-Inseln von China. Zudem entfernte es das Ryukyu-Königreich und Korea aus Chinas Einflussbereich und annektierte die beiden Länder. Die antijapanischen Ressentiments nahmen mit der Unzufriedenheit der Chinesen mit der Einigung der Einundzwanzig Forderungen der kaiserlichen japanischen Regierung um 1915 zu, was zu einem Boykott japanischer Produkte in China führte.

Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg

Nach dem Mukden-Zwischenfall im Jahr 1931, der als Vorwand für die japanische Invasion in der Mandschurei diente, geriet die Mandschurei unter japanische Kontrolle. Daraufhin wurde ein Marionettenstaat namens Mandschukuo mit Kaiser Puyi als Staatsoberhaupt gegründet. 1937 verschlechterte sich die antijapanische Stimmung in China, der durch den Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke in Peking, der auch als Auslöser des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges galt, verursacht wurde. Durch den Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg, der zugleich ein wichtiger Schauplatz des Zweiten Weltkriegs war, erreichte die antijapanische Stimmung in China einen Höhepunkt. In diesem Krieg verloren ca. 7 bis 16 Millionen chinesische Zivilisten und 3 Millionen chinesische Soldaten ihr Leben, wobei japanische Truppen zahlreiche Kriegsverbrechen wie das Nanking-Massaker gegen die Chinesen verübten.[2][3]

Situation seit 1945

Chinesische antijapanische Demonstration in Shenzhen, China

Die Folgen des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges sorgen in China bis heute für Unmut. Diese werden einerseits über die Verehrung der kaiserlich-japanischen Kriegsveteranen im Yasukuni-Schrein, wo eine Reihe von Kriegsverbrechern wie Kami oder andere Geister aus dem Shintoismus verehrt werden.[4] Andererseits werden die chinesischen antijapanischen Ressentiments verstärkt, da es in einigen japanischen Geschichtsbüchern versucht wird, Japans Rolle im Krieg durch Abschwächung und Entfernung bestimmter Aussagen zu beschönigen.[5] Einige populäre Comics, Bücher, Filme oder Dokumentationen, die die japanische Beteiligung an Kriegsgräueltaten euphemistisch darstellen, trugen zur Verschärfung der antijapanischen Stimmung in China aufgrund nationalistischer oder populärer Stimmung bei. Als Beispiele für solche Werke nehmen Kritiker die Zurückziehung von Iris Changs The Rape of Nanking von der geplanten Veröffentlichung und die Zensur von Szenen des Massakers von Nanking aus der japanischen Kinoveröffentlichung von Der letzte Kaiser.[6]

Ein weiterer Grund für die antijapanische Stimmung in China ist die Entsorgung japanischer chemischer Waffen, die kaiserlich-japanische Truppen am Ende des Krieges in China zurückgelassen hatten. Die Chemiewaffenkonvention (CWC), die im April 1997 in Kraft trat, und das am 30. Juli 1999 unterzeichnete Memorandum über die Vernichtung japanischer weggeworfener chemischer Waffen in China verpflichteten Japan, schätzungsweise 700.000 zurückgelassene chemische Waffen nach japanischer Schätzung zu entsorgen. Japan konnte die Arbeiten nicht rechtzeitig abschließen und beantragte eine Verlängerung um fünf Jahre, was eine Verschlimmerung der chinesisch-japanischen Beziehung auslöste. Chinesische Kläger, die die japanische Regierung wegen Unfällen aufgrund giftiger chemischer Waffen verklagten, hatten vor japanischen Gerichten Schwierigkeiten, dass ihre Klagen zufriedengestellt waren. 43 Menschen, die bei einem Unfall im Jahr 2003 verletzt wurden, und fünf Angehörige eines Verstorbenen blieben mit ihren Forderungen auf 1,43 Milliarden Yen sowie auf medizinische Kosten und Einkommensverluste aufgrund gesundheitlicher Probleme erfolglos.[7]

Mehrere Geschäfte, Restaurants, öffentliche Einrichtungen und Krankenhäuser in China weigern die Bedienung japanischer Kunden.[8] Seit der Amtsübernahme Xi Jinpings haben die Hassreden gegen die Japaner im Internet zugenommen.[9] Im Juli 2024 veranlasste ein Messerangriff auf eine Japanerin und ihr Kind an der Japanischen Schule von Suzhou einige chinesische Nutzer auf sozialen Medien dazu, dem Angreifer ihre Unterstützung zu zeigen.[10] Diese Posts wurden jedoch verurteilt und umgehend entfernt. Eine Chinesin, die in diesem Fall eingegriffen hatte, um den Angreifer aufzuhalten, erlag später ihren Verletzungen.[11]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Andrew Chubb: The East China Sea Dispute: China’s and Japan’s Assertiveness from Mao to Xi. In: Asia Society. 14. November 2024, abgerufen am 30. Dezember 2024 (englisch).
  2. Finn Mayer-Kuckuk: China und Japan finden keinen Frieden. In: Frankfurter Rundschau. 6. Januar 2019, abgerufen am 28. Dezember 2024.
  3. Berthold Seewald: Nanking 1937: Sie zwangen Väter, ihre Töchter zu vergewaltigen. In: Die Welt. 13. Dezember 2017, abgerufen am 28. Dezember 2024.
  4. Seelenregister mit Kriegsverbrechern. In: Deutsche Welle. 29. Dezember 2016, abgerufen am 28. Dezember 2024.
  5. Thomas Hahn: Debatte um Schulbücher in Japan: Es geht um das, was nicht drinsteht. In: Süddeutsche Zeitung. 22. Februar 2021, abgerufen am 28. Dezember 2024.
  6. Joseph Chapel, "Denial of the Holocaust and the Rape of Nanking" (2004). Abgerufen am 28. Dezember 2024.
  7. William Underwood, Kang Jian: Japan’s Top Court Poised to Kill Lawsuits by Chinese War Victims. In: Japan Focus. Archiviert vom Original am 30. September 2007; abgerufen am 28. Dezember 2024 (englisch).
  8. Yunnan hotel refuses service to Japanese guest, leading to confrontation and evacuation. In: Dimsum Daily Hong Kong. 9. November 2024, abgerufen am 30. Dezember 2024 (amerikanisches Englisch).
  9. Li Yuan: Is Xenophobia on Chinese Social Media Teaching Real-World Hate? In: The New York Times. 4. Juli 2024, abgerufen am 30. Dezember 2024 (amerikanisches Englisch).
  10. Franka Lu: Wie eine Messerattacke Chinas Hetze gegen Japan verändert. In: Die Zeit. 13. Juli 2024, abgerufen am 30. Dezember 2024.
  11. China: Japanische Frau und Kind an einer Schulbushaltestelle erstochen. In: Agenzia Nova. 25. Juni 2024, abgerufen am 30. Dezember 2024.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Antijapanese demonstration4.jpg
Autor/Urheber: Yuri Palamarchuk, Lizenz: CC BY-SA 3.0
antijapanese manifest in Shenzhen
Anti-japanese banner Lijiang.jpeg
Autor/Urheber: User:metal.lunchbox, Lizenz: CC BY-SA 3.0
An anti-japanese banner hung on a wall in Lijiang old town in Yunnan, China. This photo was taken in February 2013.